Mythos Academy - Frostkuss (Jennifer Estep)

Verlag: Ivi (März 2012)
Broschiert, 14,99 €, 400 Seiten
ISBN: 978-3492702492

Genre: Jugendbuch/Fantasy


Klappentext

» Mein Name ist Gwen Frost. Sobald ich einen Menschen berühre, sehe ich seine Erinnerungen und seine Vergangenheit vor mir - alles, was er erlebt oder gefühlt hat. Ich kenne seine geheimsten Wünsche und Sehnsüchte...

Doch diese Gabe ist ein Fluch. Wenn der Junge, den ich küsse, an eine andere denkt. Oder wenn ein Mädchen ermordet wurde, und ich die Einzige bin, die ihren Mörder kennt... «


Rezension

Nach dem Tod ihrer Mutter würde Gwen nichts lieber tun, als die Schuld an ihrem Ableben zu vergessen. Mit einem Schulwechsel ändert sich jedoch ihr Leben völlig: Denn von nun an geht sie auf die Mythos Academy, wo Nachfahren von Wikingern, Amazonen und vielen anderen bekannten Helden lernen, sich, ihr Leben und ihre Liebsten zu schützen. Gwen jedoch ist für all' diese verwöhnten Menschen Luft. Bis zu dem Tag, da vor ihren Augen die beliebteste Schülerin der Schule ermordet wird und niemand Aufhebens darum macht. Also beschließt sie, mit Hilfe ihrer Gypsi Gabe dem Tod der Schülerin auf den Grund zu gehen - und wird dabei in den Strudel von Ereignissen gezogen, welche plötzlich auch ihr eigenes Leben zu gefährden drohen.

Mit dem Auftakt der Mythos Academy, Frostkuss, zieht Autorin Jennifer Estep den Leser in eine Welt der Mythen und Legenden - mit einer Protagonistin, die weder an eben diese Legenden und Mythen glaubt, noch in irgendeiner Form etwas mit den Nachfahren dieser Helden, welche diese Mythos Academy  besuchen, zu tun hat. Einzig ihre Gypsi Gabe ist es, die sie dorthin brachte. Und am liebsten wäre sie von dort sofort wieder verschwunden. Ihre Situation ändert sich allerdings schlagartig, als eine Mitschülerin ermordet wird und niemand ihrer Todesursache nachgeht. Doch Gwens Ehrgefühl entscheidet für sie - auf eigener Faust macht sie sich auf die Suche nach Indizien, wer der Mörder gewesen sein könnte. Und innerhalb dieser Ereignisse begleitet der Leser Gwen auf ihrer Reise nach Verständnis, Mut und der Tatsache, dass nicht alles so zu sein scheint, wie sie von Anfang an geglaubt hat.

Während man dem Verlauf der Handlung folgt, wird schnell klar, was Gwen für ein Mensch und Charakter ist. Gwen ist geprägt vom Ehrgefühl, welches definitiv mit der Tatsache einhergeht, dass ihre Mutter Polizistin war - und Gwen sich für ihren Tod verantwortlich fühlt. Gefangen in ihrer eigenen Welt tritt sie als stiller Charakter auf, der so absolut dem Gegenteil vieler Figuren entspricht, welche sie auf der Mythos Academy trifft. Und mit ihrer Gypsi Gabe, der Fähigkeit, alle vergangenen Erinnerungen und Emotionen der betreffenden Personen von persönlichen Gegenständen zu sehen, ist sie auf ihrer neuen Schule einzigartig. Obgleich man nicht sofort einen Zugang zu ihr als Figur findet und auch etwas Zeit braucht, um mit ihr und den anderen Figuren warm zu werden, schließt man sie im Verlaufe ihrer Entwicklung langsam ins Herz - und fiebert auch mit, wenn es darum geht, sie auf ihren Ermittlungen und ihrem Weg, sich anderen gegenüber zu öffnen, zu begleiten. Neben ihr tritt Logan Quinn als ambivalenter Charmebolzen mit tiefgründigerer Miene auf, ebenso wie ihre angehende Freundin und Computerfreak Daphne Cruz, welche nicht nur der Leser, sondern auch Gwen vorläufig als Klischee-Tusse abstempelt. Mit diesen beiden Figuren ergeben sich Möglichkeiten und Entwicklungen innerhalb der Beziehungsstrukturen, welche einiges innerhalb des Spannungsbogens der Storyline ausmachen und auch sicherlich im weiteren Verlauf der Serie noch viel Einfluss haben werden.

Zur Handlung selbst lässt sich allerdings sagen, dass der Beginn der Geschichte zunächst holprig daherkommt - Erklärungen und Hintergrundgeschichte stehen zunächst im Mittelpunkt, ebenso wie die Schulstruktur und Gwens Tagesablauf als solcher. Erst nach gut einhundert Seiten kann einen die Story so wirklich packen und mitnehmen, während sich die Ereignisse zunächst einfach nur dahinschleppen. Die Idee hinter der Storyline ist keine schlechte, jedoch auch nicht besonders innovativ. Dennoch schafft die Autorin es, im Verlaufe der Ereignisse das Potenzial der Geschichte zu greifen und so für Spannung zu sorgen. Leider sind einige Aspekte der Geschehnisse einfach zu vorhersehbar und zu stereotyp, um den Leser wirklich überraschen zu können. Und auch das Finale, welches zum Ende des Romans hin viele Einzelpfade zusammenfügt, erzielt leider nicht unbedingt eine spannungsgeladene Atmosphäre. Alles in allem bietet sich innerhalb der Grundstory jedoch noch einiges an Potenzial, was die Autorin durchaus nutzen könnte, hier aber leider meist nicht richtig gegriffen und herausgearbeitet wurde, sodass sich zwar eine nette Unterhaltung ergibt, diese allerdings noch lange nicht aus der breiten Masse von Fantasy-Jugendbüchern herausstechen kann.


Fazit

Frostkuss von Jennifer Estep ist ein Auftakt mit Potenzial. Obgleich eben dieses mehr oder minder ungenutzt im ersten Band der Serie verstreicht und auch die Story erst nach einer gewissen Zeit an Fahrt gewinnt, wachsen einem die Charaktere immer mehr ans Herz. Wen die Thematik der Götter interessiert und kein Problem  mit einer vorhersehbaren Story hat, sollte definitiv einen Blick riskieren - denn Potenzial ist vorhanden und das Interesse zum Weiterlesen nach Band eins auf jeden Fall gegeben.


Pro & Contra

+ Potenzial
+ Entwicklung der Protagonistin
+ Fortschritt in der zweiten Hälfte des Romans
+ Fließender, klarer Schreibstil
+ Logan & Daphne

o Grundidee

- Ungenutztes Potenzial
- Vorhersehbar
- Kein direkter Zugang zu Gwen
- Fulminantes Finale zu lasch

Bewertung:

Handlung: 3/5
Charaktere: 3/5
Lesespaß: 3,5/5
Preis/Leistung: 3/5


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