Teuflisches Genie (Catherine Jinks)

Droemer/Knaur; (1. Auflage, 1. Mai 2008)
Taschenbuch: 560 Seiten, € 12,95
ISBN-13: 978-3426500415

Genre: humoristischer Thriller


Klappentext

Regel Nummer 1: Lass dich nicht erwischen
Regel Nummer 2: Streite alles ab.
Regel Nummer 3: Traue niemandem.

Mit sieben Jahren lernt Cadel, wie man sich in Computernetzwerke hackt. Mit acht legt er schon ganze Städte lahm. Und mit vierzehn beginnt er, sich auf ein großes Ziel vorzubereiten: die Weltherrschaft! Da gibt es nur ein Problem: Cadel soll durch und durch böse sein – und ist eigentlich ein richtig netter Junge …


Rezension

Wer kennt sie nicht, die Blofelds dieser Erde, die nach der Weltherrschaft streben und James Bond und Co. das Leben schwer machen?
Aber woher stammen sie? Wer hat sie ausgebildet und vor allem wie? Verborgen vor dem Gesetz.

Catherine Jinks gibt in ihrem Roman „Teuflisches Genie“ zumindest einige Antworten auf diese interessanten Fragen, allerdings ohne die Anwesenheit eines Gegners wie den allseits bekannten Superspion. Der wird hier auch gar nicht benötigt.
Denn die Gegenspieler von Cadel, der nach dem Willen seines Vaters zum Weltherrscher ausgebildet werden soll, sind zugleich auch seine Lehrer und Mitschüler.
Die Grundkonstellation des Buches ist von Anfang an schon so absurd, dass die Geschichte allein hieraus einen gewissen Sarkasmus und schwarzen Humor bezieht, der im ganzen Buch zu finden ist.
Cadel lernt schon früh von seinem Psychiater Thaddeus Roth, zu dem ihm seine besorgten Eltern bringen, die wichtigsten Regeln für das kriminelle Geschäft. Vor allem Regel Nummer 1: Lass dich nicht erwischen.
Fortan fördert Thaddeus seine Fähigkeiten und seine Versuche sie praktisch auszuprobieren. Als Leser merkt man natürlich schnell, wozu der undurchsichtige Psychiater all dies tut, schließlich soll Cadel später einmal ebenso skrupellos agieren wie sein Vater. Aber Cadel, so intelligent er auf der einen Seite ist, ist auch gleichzeitig so naiv, nicht zu sehen, was er mit seinen Taten anrichtet. Für ihn sind es Experimente, Forschungsobjekte. Die Konsequenzen seines Handelns sind ihm zunächst nicht bewusst. 
Am Anfang des Buches zeichnet Catherine Jinks ihn als einen Jungen mit einfachem Gemüt, der nur in Ruhe gelassen werden will, um sich wissenschaftlich weiterzubilden und auszuprobieren. 
Als Leser ist man hier noch zwiegespalten, ob man Cadel sympathisch oder unsympathisch finden soll. Denn einerseits ist er in seiner Naivität und seinen Lebensumständen bemitleidenswert, andererseits ist sein Handeln dann teilweise schwer nachzuvollziehen für ein mitfühlendes Wesen.
Erst mit dem Wechsel ans Axis-Institut, offiziell eine private Universität gestiftet von Cadels Vater, in Wirklichkeit eine für Cadel extra eingerichtete Ausbildungsstätte, gelingt es Jinks, ihn immer sympathischer werden zu lassen. Dafür nimmt sie sich ausreichend und viel Zeit.
Ebenso ist bis dahin kein wirklicher roter Faden oder zugrunde liegender Plot zu sehen und auch hier am Axis-Institut nimmt sich Catherine Jinks erst die Zeit, alle Charaktere ausführlich vorzustellen. Sie erwähnt Umstände, die auf den ersten Blick nicht viel zur Geschichte beitragen und sehr charakterbezogen sind. Dadurch gewinnen die Figuren zwar an Tiefe, aber gleichzeitig lässt es einen auch ungeduldig werden, weil man endlich wissen will, worauf alles hinaus laufen wird.
Nach ungefähr der Hälfte des Buches kommt dann endlich der rote Faden zum Vorschein und die Handlung nimmt richtig Fahrt auf. Alle Puzzleteile, die vorher offensichtlich oder versteckt präsentiert wurden, fallen an ihren Platz. Von nun an wird Cadels Entwicklung durch die vorherigen Ereignisse und Erlebnisse gestützt, deren Notwendigkeit einem nun bewusst wird. Durch sie ist sein Handeln und seine Veränderung nachvollziehbar und verständlich und fällt nicht einfach vom Himmel, weil es Catherine Jinks für ihre Geschichte braucht.
Ein Umstand, der sehr angenehm ist, da doch allzu häufig zu wenig Wert auf solche Dinge gelegt wird. Cadel bleibt in seiner Welt nachvollziehbar und damit bleibt der Roman glaubwürdig.
„Teuflisches Genie“ spitzt sich dann zu einem Ende zu, das Lust auf mehr macht und noch einiges für kommende Bücher verspricht.

Catherine Jinks Stil ist gut und locker zu lesen. Auch wenn man nicht die ganze Zeit lacht und das Buch gegen Ende hin ernster wird, hat man doch meist ein Lächeln im Gesicht, aufgrund des Sarkasmus und des schwarzen Humors, der sich immer, mindestens zwischen den Zeilen, finden lässt.
Zudem weist schon die Gestaltung des Buches auf den ungewöhnlichen Inhalt hin. „Teuflisches Genie“ hat komplett schwarze Ränder und sticht dadurch hervor.


Fazit

Ein Buch mit einer ungewöhnlichen Idee und mit ebenso ungewöhnlichen Figuren. Dabei wird jeder Person ausreichend Platz für Charakterentwicklungen eingeräumt. Die Story entwickelt sich zwar langsam, wird dafür aber umso faszinierender, zentriert auf einen Helden, der so gar nicht dem Klischee entspricht. Für Leser, die sich auf etwas Ungewöhnliches einlassen können und sich nicht daran stören, dass sich Catherine Jinks die Zeit nimmt, ihre Geschichte langsam aufzubauen, auf jeden Fall einen Blick wert.


Pro & Contra

+ ungewöhnliche Idee
+ Charaktere sind glaubwürdig und durchdacht
+ unerwartete Wendungen

° anfangs technische Details, die nicht wichtig sind und verschrecken könnten
° langsamer Aufbau der Geschichte, „Teuflisches Genie“ braucht fast zu lange, bevor der rote Faden zum Vorschein kommt

Bewertung:

Handlung: 4/5
Charaktere: 4,5/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 4/5


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