Sonnensturm Band 2 (Yuiji Aniya)

sonnensturm band2

Egmont Manga (Dezember 2013)
Originaltitel: Tempest
Taschenbuch, 160 Seiten, 6,50 EUR
ISBN: 978-3770481521

Genre: Science Fiction / Romance


Klappentext

Die geheimnisvolle Epidemie, die vor 2000 Jahren das Y-Chromosom und damit alle Männer ausrottete, fordert nun auch unter den Frauen Opfer. Das fehlende SRY-Gen scheint der Auslöser zu sein.

Kou, die mit den Kindern infizierter Frauen in Kontakt geriet, landet in Quarantäne – und hat keine Ahnung, dass sich hinter dem „Maulwurf“, der ihr regemäßig Briefe schreibt, ihre Jugendliebe Hime verbirgt: Der einzige Mann auf dieser Welt …


Rezension

In einer weit entfernten Zukunft haben sich die Frauen ein friedliches Paradies geschaffen. Die Männer sind längst ausgestorben und Kinder werden durch Eizellenverschmelzung gezeugt. Für das toughe Mädchen Kou ist schon früh klar: Ihre beste Freundin Hime soll die Mutter ihrer Kinder werden! Doch Hime kann keine Kinder bekommen – sie ist ein Mann. Der einzige in einer Welt, in der nun auch die Frauen bedroht sind. Sie sterben immer früher und eine mysteriöse Krankheit verbreitet sich. Forscherinnen gehen davon aus, dass es sich um „Sukkubus“ handelt, jene Epidemie, die vor zweitausend Jahren die Männer dahingerafft hat. Nachdem Kou sich von Hime abgewendet hat, arbeitet er in einem Labor und verbringt die meiste Zeit im Keller. So kann er seine geliebte Kou immerhin aus der Ferne betrachten und beschützen. Doch dann wird Kou unter Quarantäne gestellt, weil sie mit den Kindern erkrankter Frauen in Kontakt gekommen ist …

Im zweiten Band von „Sonnensturm“ erlebt der Leser einen deutlich selbstbewussteren Hime. Er scheint das Geheimnis um seine Männlichkeit bewahrt zu haben, da er lange Zeit nur aus dem Hintergrund agierte und sich voller Scham versteckte. Aber nun, da Kou in Gefahr ist, verlässt er seinen Keller und tritt den Forscherinnen selbstbewusst gegenüber. Er will Ergebnisse sehen und verzaubert ganz nebenbei die gesamte Belegschaft, die nicht ahnt, dass Hime ein Mann ist. Sie finden ihn allerdings unheimlich anziehend und bewundern seine starke Ausstrahlung. Auch wenn es schwer fällt, zu glauben, dass niemand Hime als Mann erkennt, ist es doch schön zu lesen, dass er endlich aktiv wird und handelt, statt sich weinend zu verkriechen. Denn nun ist Hime nicht nur körperlich ein Mann, sondern auch mit Herz und Verstand.

Kou erhält währenddessen Briefe von einem mysteriösen „Maulwurf“ und ahnt nicht, dass sich Hime dahinter verbirgt. Als Hime ihr beim Abschlussball offenbarte, dass er ein Mann ist, hat Kou die Flucht ergriffen, doch Hime hat sich nun einmal für sie entschieden und möchte sie unter allen Umständen beschützen. In der Quarantäne kommen in Kou Erinnerungen an ihre gemeinsame Zeit mit Hime hoch und man erfährt mehr darüber, wie ihre Freundschaft entstanden ist und wie ihr jugendliches Verhältnis zueinander war. Dabei bekommt man das Gefühl, dass Kou Hime ganz und gar so geliebt hat, wie sie / er war – umso unverständlicher, dass sie Hime letztlich aufgrund der Männlichkeit abgelehnt hat.

Eigentlich könnte „Sonnensturm“ soweit eine schöne, wenn auch komplizierte Liebesgeschichte sein – wäre da nicht die Laborleiterin Kirie Tsukikoji, die entfernt mit Hime verwandt ist und ihn bei sich aufgenommen hat. Auch Kirie ahnt nicht, dass Hime in Wahrheit ein Mann ist, und ist extrem eifersüchtig auf Kou. Allerdings kann man bei ihr nicht von echter Liebe sprechen, denn Kirie quält Hime, wo sie nur kann, damit sie ihn weinen sieht. Ihre krankhafte Zuneigung wird schließlich auch für Kou gefährlich, denn Kirie will die Konkurrentin um jeden Preis ausschalten – und sie dabei noch für wissenschaftliche Studien missbrauchen. Hier liegt das größte Spannungspotential der Geschichte, die mit einem fiesen Cliffhanger endet.  Leider sind die wissenschaftlichen Erklärungen für den sogenannten „Male Lost“ weiterhin diffus und teilweise widersprüchlich. Da muss die Mangaka noch eine Schippe Glaubwürdigkeit drauflegen.

Der erwachsene, handelnde Hime sieht deutlich besser aus als der ängstliche Junge aus dem ersten Band, doch der Zeichenstil von Yuiji Aniya bleibt eigen und nicht unbedingt „schön“. Zur Science-Fiction-Geschichte passen die schlanken Zeichnungen zwar gut, doch im Vergleich mit anderen Mangareihen fällt „Sonnensturm“ nur mittelmäßig aus. Mimik und Gestik der Charaktere transportieren jedoch ausreichend Emotionen und sind im zweiten Band deutlich besser gelungen als noch im ersten, wo viele Gesichtsausdrücke unpassend erschienen. Auch wartet der zweite Band mit mehr Details und schöneren Hintergründen auf.


Fazit

Der zweite Band von „Sonnensturm“ gibt der Geschichte um Hime, dem einzigen Mann in einer Welt voller Frauen, und seiner großen Liebe Kou eine neue Richtung. Hime tritt nun selbstbewusster auf und macht als erwachsener Mann mehr her als der weinerliche Junge aus dem ersten Band. Gleichzeitig kommt mehr Spannung in die Geschichte, die als Utopie begann und inzwischen zur Dystopie geworden ist – die wissenschaftlichen Erklärungen wirken jedoch immer noch an den Haaren herbeigezogen.  


Pro & Contra

+ Hime ist nun selbstbewusster und männlicher
+ spannende Entwicklungen
+ Kous Erinnerungen an die gemeinsame Zeit mit Hime
+ Verbesserungen im Zeichenstil
+ interessantes, dystopisches Setting

- kaum zu glauben, dass keiner bemerkt, dass Hime ein Mann ist
- wissenschaftliche Erklärungen weiterhin haarsträubend

Wertung: 

Handlung: 3/5
Charaktere: 3,5/5
Zeichnungen: 3,5/5
Lesespaß: 3,5/5
Preis/Leistung: 3,5/5


Rezension zu "Sonnensturm" (Band 1)