Verlag: Penhaligon Verlag (Mai 2012)
Broschiert: 832 Seiten; 16 €
ISBN-13: 978-3764531041
Genre: Fantasy
Klappentext
Das grösste Epos unserer Zeit
Neuntes Buch:
Der Sohn des Greifen
„Der amerikanische J.R.R. Tolkien.“
TIME Magazine
Rezension
Ein grimmiger Feind, ein treuer Freund
Auch wenn es aussieht, als ob sich die Sieben Königslande langsam wieder stabilisieren würden, geht der Verfall weiter. Tommen sitzt auf dem Thron, aber Cersei ist die wahre Königin und wird immer paranoider. Am Liebsten würde sie alle aus den Regierungsgeschäften heraushalten und ganz allein regieren, denn nur sie ist in ihren Augen unfehlbar.
Diesen Glauben kann sich Daenerys Targaryen nicht bewahren. Städte zu erobern ist einfach, sie zu regieren leider ein Vielfaches schwieriger. Nicht jeder der aus der Sklaverei Befreiten ist zwangsläufig auf ihrer Seite und die alten Herren sind auch nicht gerade erbaut von der neuen Situation, wegen der sie einiges an Einbußen zu ertragen haben. So bildet sich eine Widerstandsbewegung gegen Daenerys – die Harpyien. Ihre Mitglieder machen Jagd auf befreite Sklaven und nun steht die Mutter der Drachen vor der schier unlösbaren Aufgabe, ihr Volk zu schützen.
Vor einer ähnlich schweren Aufgabe steht auch Jon Schnee. Er muss die Mauer bemannen, hat dazu aber viel zu wenige Männer. Selbst auf Wildlinge muss er in seiner Not zurückgreifen und sich selbst schließlich die Frage stellen, wie weit er und Stannis sich gegenseitig unterstützen können, ohne, dass er seinen Eid verrät und die Nachtwache in die Konflikte Westeros involviert oder kann er sich gar nicht heraushalten.
Derweil muss Theon Graufreud auch weiterhin die Qualen Ramsays Boltons ertragen, die ihn gebrochen haben. Er ist nur noch ein Schatten seines früheren Selbst.
Und Tyrion hat mittlerweile die Meerenge überquert und befindet sich auf den Weg zu Daenerys, in Begleitung des eigentlich verbannten Ser Jorah, den die Königin aber mittlerweile, aufgrund seiner Ratschläge, die er immer zu geben wusste, vermisst. Dabei begegnet Tyrion auch Greif, der in Begleitung eines ganz besonderen Jungen ist, der den Machtkampf noch einmal in eine völlig neue Richtung lenken könnte.
Nachdem George R.R. Martin in vorhergehenden Büchern sein Hauptaugenmerk auf Schlachten oder Politik geworfen hat, wendet er sich in Der Sohn des Greifen verstärkt den Charakteren und ihrer Entwicklung zu. Auch wenn es sich so anhört, viel im Sinne der Handlung passiert hier nicht. Vielmehr tritt die Handlung auf das große Ganze bezogen mehr oder weniger auf der Stelle. Sicher, Stannis macht ein paar Schachzüge, indem er seine Hand auf die Suche nach Verbündeten schickt und auch das Auftauchen Greifs und die Ankunft dreier Ritter auf der anderen Seite des Meeres deuten weitere Entwicklungen und Verwicklungen an, aber diese stehen eben nicht im Mittelpunkt, sondern sind Nebenschauplätze. Im Zentrum steht, wie sich die einzelnen Figuren entwickeln und ein tieferer Einblick in ihren Charakter.
Tyrion ist anfangs desillusioniert ohne Ziel und ohne Grund weiterzuleben. Den bekommt er aber recht schnell: Rache an seiner Familie, die ihn soviel gekostet hat und so schließt er sich zuerst Greif und dann Ser Jorah an. Tyrion könnte ein großer Gewinn für Daenerys werden, besitzt er doch einen überaus scharfen Verstand und ist auf jeden Fall motiviert genug, um bei der Eroberung Westeros eine entscheidende Rolle spielen zu können.
Diese wird Daenerys natürlich auch zu kommen. Sie muss allerdings noch lernen, wie ein Volk beherrscht werden kann, ohne auf Blutvergießen zu setzen. Ihre Drachen stellen dabei ein weiteres Problem dar, schließlich wachsen sie immer schneller und im Einklang damit auch ihr Hunger.
Wie sie ihre Probleme löst, wird noch interessant werden.
Interessant ist auf jeden Fall jetzt schon Jon Schnee. Mehr und mehr zeigt sich, dass er eindeutig ein echter Stark ist und sehr viel von seinem Vater hat. Für ihn stehen mit Treue, Ehre und Pflicht unumstößliche Werte fest, die er nicht bereit ist zu opfern und dafür geht er auch ein ums andere Mal einen harten, aber notwendigen Weg, so ist sich auch zu erklären, warum er am Ende auf den Vorschlag der Roten Priesterin eingeht. Er ist bereit alles für sein Land zu tun und unterscheidet sich darin nicht von Ned Stark. Er ist sogar vielleicht noch viel mehr als Robb Stark es war, jemand den das Volk auf dem Königsthron des Norden akzeptieren würde, nur muss ihm dieser aus seinem Selbstverständnis verwehrt bleiben.
Auch alle anderen auftauchenden Charaktere werden von George R.R. Martin auf diese ausfürliche Art und Weise dargestellt. Und dieser Umstand ist dieses mal ein kleines Problem, denn die Handlung tritt, wie schon gesagt, etwas auf der Stelle. Dadurch bleibt die Spannung etwas auf der Strecke und Der Sohn des Greifen liest sich nicht so leicht weg, wie noch seine Vorgänger. Einige Szenen hätte es vermutlich nicht gebraucht und so muss George R.R. Martin aufpassen, dass er nicht in die gleiche Falle tappt, in die schon Robert Jordan beim Rad der Zeit geriet. Dieser verzettelte sich immer weiter, wurde immer detaillierter bis sich seine Reihe für wenige Bände praktisch um sich selbst drehte und nichts zur Geschichte beitrug. Die Anzahl der Bücher entfernte sich immer weiter von der ursprünglich geplanten. Erst als es fast zu spät war, riss er das Ruder wieder herum und brachte neuen Schwung hinein, den Brandon Sanderson dann aufnahm und die Reihe nach dem Tod des Autors vollendete.
George R.R. Martins Geschichte geht hoffentlich nicht diesen Weg, aber schon jetzt fällt es schwer zu glauben, dass zwei Romane auf Englisch reichen sollen, Das Lied von Eis und Feuer zu beenden. Dazu sind viel zu viele Handlungsstränge offen. Ohne einen etwas größeren Zeitsprung wird dies vermutlich nicht zu bewerkstelligen sein.
Ein Wort aber noch zur Übersetzung. Die ist nach wie vor sehr gut und an ihr gibt es auch nichts zu meckern, auch die Eindeutschung der Namen, wenn es sinnvoll ist, ist durchaus gut und richtig. Was allerdings der Lektor gemacht hat, bleibt unverständlich. In der ersten Auflage des Buches war eine große Masse an Fehlern enthalten, die das Buch kaum lesbar machten. Diese sind mit der zweiten Auflage größtenteils beseitigt, aber gerade gegen Ende hin, findet sich immer noch so mancher Fehler der den Lesefluss stört.
Fazit
All die Charaktere, die in den vorangehenden Büchern zu kurz kamen, stehen nun im Mittelpunkt und ihre Handlungsstränge sind mindestens meist interessant und spannend zu verfolgen, allerdings tritt die Haupthandlung so ziemlich auf der Stelle. Aber egal über wen George R.R: Martin schreibt, das hohe Niveau seiner Reihe bei der Charakterentwicklung hält er immer.
Pro & Contra
+ Tyrion ist wie immer in Höchstform
+ Ser Jorah kehrt zurück
+ ein neuer Spieler betritt das Feld
+ Jon Schnee entwickelt sich zu einem wahren Anführer
0 George R.R. Martin verzettelt sich etwas, so dass der große Handlungsbogen etwas auf der Stelle tritt
- schlecht lektoriert
Bewertung:
Charaktere: 5/5
Handlung: 4/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 3,5/5
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