Sonate des Schicksals (Kaoru Ichinose)

sonate des schicksals

Carlsen (März 2014)
Taschenbuch, 192 Seiten, 5,95 EUR
ISBN:  978-3-551-75595-7

Genre: Romantik / Drama / Kurzgeschichten


Klappentext

Die talentierte und extrem hübsche Geigerin Shoko wird von ihren Mitschülerinnen an einem kalten Wintertag in der Schulkirche eingesperrt. Verzweifelt und einsam fällt sie in einen unruhigen Schlaf – und als sie wieder aufwacht, merkt sie, dass mittlerweile zehn Jahre vergangen sind! In ihrer Verwirrtheit trifft sie Kei, der sich in einer ähnlichen Situation befindet und zudem noch unverschämt gut aussieht. Diese Liebesgeschichte zweier Musiker überwindet die Grenzen der Zeit.

Vier Kurzgeschichten voller Dramatik und Überraschungen von Kaoru Ichinose in einem Band!


Rezension

„Sonate des Schicksals“ enthält vier Kurzgeschichten aus der Zeichenfeder von Kaoru Ichinose, bekannt durch die Shoujo-Reihe „Mishonen Produce“. Im vorliegenden Band widmet sich die Mangaka der dramatischen Seite der Romantik und erzählt von verzweifelter Liebe, die die Zeit und den Tod überwindet:

Die namensgebende Geschichte „Sonate des Schicksals“ handelt von der jungen Musikerin Shoko, die für ihr Geigenspiel von ihren Mitschülerinnen beneidet wird. Sie sperren sie aus Gehässigkeit in eine alte Kirche, wo Shoko dem Geiger Kei begegnet – und erfährt, dass sie gestorben ist und er allein ihren Geist sehen kann. Shoko erkennt sich selbst in dem ehrgeizigen Kei, der unfassbares Talent besitzt, jedoch keine wirklichen Freunde hat. Es erblüht eine zerbrechliche Freundschaft zwischen Musikern, dann der leise Anklang von Lieb und schließlich die Überwindung des Todes. „Sonate des Schicksals“ ist eine hochemotionale Kurzgeschichte über die unerbittliche Konkurrenz zwischen Musikern und der Liebe zur Musik. Die Kürze schmälert das Lesevergnügen jedoch, denn für die sanften und berührenden Töne bleibt zu wenig Raum.

In „Ein Ruf aus dem Traumland“ muss Maomi mitansehen, wie der Junge, den sie jeden Tag am Bahnhof sieht, bei dem Versuch jemanden zu retten vom Zug erfasst wird. Plötzlich findet sie sich in der Vergangenheit wieder, in einem geheimnisvollen Land, wo der Stammesführer Kamura in einen Krieg verwickelt wird. Kamura sieht dem jungen Mann vom Bahnsteig unheimlich ähnlich. Wenn Maomi ihn schon nicht retten konnte, möchte sie wenigstens Kamura beschützen und ihn davon abhalten, sein Leben im Krieg zu opfern. „Ein Ruf aus dem Traumland“ hat ein völlig anderes Setting als die erste Geschichte und so fällt es anfangs schwer, Maomis Erlebnisse nachzuvollziehen. Besonders interessant wird die Fantasygeschichte mit dem Untertitel „The Call of Mahoroba“  durch die Anlehnung an den Mythos um Kojiki (vergleichbar mit Arkadien). Leider bleibt ebenso wie bei der ersten Story zu wenig Raum für die schöne Idee.

„Ipasha“ bietet wiederum ein gänzlich anderes Setting: Der Wüstenkönig Najim regiert einen kleinen Stadtstaat und muss sich der Königin des Großreichs Baldala unterordnen. Um Sanktionen gegen sein Land oder gar einen Krieg zu verhindern, muss Najim der Königin zu Gefallen sein und dafür sorgen, dass sie keinesfalls schlechte Laune bekommt. Doch dann verliebt er sich unsterblich in deren Sklavin Ipasha, die den gleichen Namen trägt wie die betörende Wüstenblume, aus der sein Land wertvolle ätherische Öle gewinnt. Doch die Blume ist auch giftig – und der letzte Ausweg für die Liebenden, die den Zorn der Königin auf sich ziehen. „Ipasha“ ist eine zauberhafte Kurzgeschichte aus 1001 Nacht und das Glanzstück dieser Sammlung, das als einziges auch in der Kürze erblühen kann. Dennoch hätte man gerne mehr über diese verzauberte Wüstenwelt gelesen.
 
„Das Lächeln der Sonne“ wirkt nach drei emotional mitreißenden Geschichten eher schwach: Die Schülerin Saho verliebt sich in den coolen Togusa, den sie jeden Tag mit einem wunderschönen Lächeln Blumen gießen sieht. Kurzerhand tritt sie in die Garten-AG ein, um ihm näherzukommen. Doch ihr Schwarm ist sauer auf Saho, weil sie die Meetings schwänzt und sich offenbar nicht richtig für die Blumen interessiert. Doch auch wenn Togusa gemein zu ihr ist, hält Saho an ihrer Liebe fest und bemüht sich fortan, ihr Blumenbeet zu seiner Zufriedenheit zu pflegen. Insgesamt eine süße und sanfte Liebesgeschichte, die im Vergleich zu den anderen allerdings belanglos daherkommt.  

Der Zeichenstil von Kaoru Ichinose passt mit seinen zarten, verspielten Linien sehr gut zu den dramatischen Liebesgeschichten. Shoujo-typisch wurde viel Wert auf die Augen und Mimik der Charaktere gelegt, wobei die Protagonistinnen (mit Ausnahme der Sklavin in „Ipasha“) oftmals etwas zu weinerlich dreinschauen. Dafür sind der Mangaka die neidischen Blicke der Musikschüler oder auch die arrogante Miene der Königin wunderbar gelungen. Zudem sind alle Protagonisten optisch sehr gut zu unterscheiden und jede Kurzgeschichte verfügt über eine ganz eigene Atmosphäre. Die Hintergründe fallen oftmals spärlich aus, sind jedoch völlig ausreichend, um die jeweiligen Settings zu umreißen. Jede Kurzgeschichte hat ihren eigenen Stil, wobei dennoch alle eindeutig Kaoru Ichinose zuzuordnen sind.


Fazit

„Sonate des Schicksals“ erfreut das Mangaherz mit vier gänzlich unterschiedlichen Kurzgeschichten voller Romantik, Dramatik und Magie. Zarte und verspielte Zeichnungen begleiten die Liebespaare durch verschiedene Zeiten und Welten – und über den Tod hinaus. Dabei entfalten leider nicht alle Geschichten in der Kürze ihren vollen Glanz; die meisten hätten gut und gerne einen ganzen Einzelband füllen können. Nichtsdestotrotz insgesamt ein zauberhafter Manga für Zwischendurch.


Pro & Contra

+ magische Wüstenatmosphäre in „Ipasha“
+ dramatische Liebe zwischen Musikern in „Sonate des Schicksals“
+ „Ein Ruf aus dem Traumland“ als spannendes Fantasy-Intermezzo
+ zarte, verspielte Zeichnungen mit schönen Schattierungen

- „Das Lächeln der Sonne“ wirkt im Vergleich belanglos
- in der Kürze bleibt für die meisten Ideen zu wenig Raum

Wertung: 

Handlung: 3,5/5
Charaktere: 3,5/5
Zeichnungen: 4/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 4/5