B.U.A.P. Bd. 1 - Hohle Erde (Mike Mignola u.a.)

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Cross Cult (August 2008)
152 Seiten, Hardcover Din A5, 19,80 EUR
ISBN: 978-3936480528

Genre: Horror / Mystery


Klappentext

Die Behörde zur Untersuchung und Abwehr paranormaler Erscheinungen (B.U.A.P.) setzt alles daran, ihre Agentin Liz Sherman zu retten, die von geheimnisvollen Mächten ins Innere der Erde entführt worden ist.
Dabei müssen sich die Agenten um den Fischmenschen Abe Sapien auch an ein Leben ohne Hellboy gewöhnen, der die Behörde am Ende des „Sieger Wurm“-Einsatzes verlassen hat. Und dann ist da noch ihr neuer Kollege, der deutschstämmige ektoplasmische B.U.A.P.-Agent Johann Kraus. 
Weitere Abenteuer führen Abe Sapien in die unheimlichen Tiefen der Südsee, Liz und Roger versuchen das Geheimnis eines Geisterzuges zu lüften und der legendäre Held Lobster Johnson bekommt es mit einem verrückten Wissenschaftler zu tun.


Rezension

Mit „Hohle Erde“ liegt der erste Band der B.U.A.P. vor und damit auch gleichzeitig der erste Band mit Geschichten aus dem Hellboy-Universum Mike Mignolas, in denen der große Rote nicht die zentrale Figur ist. Er hat die Behörde zur Untersuchung und Abwehr paranormaler Erscheinungen verlassen und die vier abgeschlossenen Geschichten von „Hohle Erde“ handeln ausschließlich davon, wie die verbliebenen Mitglieder der Behörde ohne ihn zurecht kommen.
Einen übergeordneten Erzählstrang gibt es noch nicht.

Wie Mignola selbst erzählte, stellten die Geschichten ein Experiment in zweifacher Hinsicht dar. Es sollte herausgefunden werden, ob die B.U.A.P. alleine, ohne Hellboy, überhaupt funktioniert und wie Geschichten aus dem Hellboy-Universum mit anderen Autoren und Zeichnern wirken. Denn bei den vorliegenden Geschichten gab Mignola meist einen der beiden Posten mindestens auf.
Vorab kann man schon feststellen: Das Experiment ist geglückt.
Jede Geschichte fügt eine weitere Facette der Welt oder eines Charakters ein und ist somit ein Gewinn.
Generell fällt auf, dass sich die Geschichten sehr stark auf die Charaktere und ihre Gefühlswelt beziehen und weniger auf das Äußere. Natürlich kommt dies nicht zu kurz und die Elemente der Comics fügen sich wieder nahtlos zusammen und wissen zu fesseln, aber vor allem erfährt man hier viel über die Hintergründe der einzelnen Personen. Vor allem Abe Sapien, der neue Anführer der Gruppe nach dem Weggang Hellboys, bekommt viel Raum.
Aber auch die anderen kommen nicht zu kurz. Allen voran Liz Sherman und Roger der Homunkulus.

Hohle Erde

Die Titelstory ist auch gleichzeitig die längste.
In dieser wird ein neues Teammitglied eingeführt: Johann Kraus, der ohne große Wartezeit direkt ins kalte Wasser geworfen wird, um Liz Sherman wiederzufinden. Gemeinsam mit Abe Sapien, dem Fischmenschen, und Roger, dem Homunkulus, macht er sich auf in den Ural zum Ort ihres Verschwindens. In der Folge vermischen die Autoren Christopher Golden, Tom Sniegoski und Mike Mignola die Legende der hohlen Erde mit dem Lovecraft'schen Mythos und den Geheimnissen eines alten Klosters. Mignolas Einfluss besteht dabei allerdings rein aus Ideen zum Handlungsverlauf, ausgearbeitet wurde die Geschichte von seinen Co-Autoren. Da das Team anfangs auseinander zu brechen droht, bekommt jedes Teammitglied einen persönlichen Grund, weiterhin bei der B.U.A.P. zu bleiben. 
Gezeichnet wurde diese Geschichte von Ryan Sook, dessen Stil dem Mignolas nahe kommt und der vermutlich auch gut in schwarz-weiß wirken könnte. In der Erstauflage des Bandes war die Geschichte tatsächlich nicht in Farbe. Für die vorliegende neue Auflage ist sie aber mittlerweile koloriert worden. 
„Hohle Erde“ ist definitiv die interessantes Geschichte des Bandes und die in der man einen großen Einblick in die einzelnen Charaktere bekommt. Verbunden werden diese Charaktermomente mit einer ebenso faszinierenden Handlung. 
Direkt im Anschluss findet man den dreiseitigen Teaser zu B.U.A.P., der erklärt, warum Johann Kraus keinen realen Körper mehr besitzt, sondern nur noch einen ektoplasmischen.

Der Killer in meinem Kopf

Lobster Johnson wird eingeführt. Dieser ist allerdings nicht Mitglied der B.U.A.P., sondern seine Geschichte spielt vor dem Entstehen der Behörde und damit vor Ausbruch des zweiten Weltkrieges.
Inhaltlich geht es auf den neun Seiten um mysteriöse Morde mit Hirnstromwellen. 
Die ganze Geschichte atmet die Atmosphäre der alten Pulp-Magazine der dreißiger und vierziger Jahre, in denen der Wissenschaft alles zugetraut wurde und sie keine Grenzen zu haben schien. Inhalt und Erzählstil orientieren sich ebenso an den klassischen Horror- und Thrillerfilmen Hollywoods der entsprechenden Zeit. 
Noch nicht ganz der große Wurf, macht sie aber schon Spaß und zeigt einen neuen faszinierenden Charakter im Hellboy-Universum, dessen Entwicklungspotential schon zu sehen ist.
Zeichnerisch ist „Der Killer in meinem Kopf“ noch sehr nahe an Mignolas eigenem Stil, weswegen man sich gleich zuhause fühlt.
Verfasst wurde die Geschichte von Mike Mignola selbst, von Matt Smith stammen die Bleistiftzeichnungen und Ryan Sook hat getuscht.

Abe Sapien versus Wissenschaft

Von Mike Mignola geschrieben und getuscht und von Matt Smith wieder gezeichnet, bietet die 8-seitige Geschichte keinen großen Handlungsverlauf. Im Gegenteil. Kern der Geschichte ist allein das Freilassen Rogers aus dem Labor der B.U.A.P.- Wissenschaftler durch Abe Sapien.
Trotzdem verschafft sie einem tiefen Einblick in das Innere von Sapien, denn seine Entscheidung wird von seinen eigenen Erlebnissen, die in Form von Erinnerungen präsentiert werden, maßgeblich beeinflusst.
Sicher eine der wichtigsten und besten Geschichten um und mit Abe Sapien.
Zeichnerisch ist kein großer Unterschied zu Mike Mignolas eigenen Arbeiten zu bemerken.

Die Trommeln der Toten

Die einundzwanzig Seiten starke Geschichte von Texter Brian McDonald und Zeichner Derek Thompson fällt allein schon durch ihre Zeichnungen auf. Derek Thompson arbeitet weniger mit Flächen und gibt den Charakteren so ein neues ungewohntes Aussehen. Im Falle von Abe Sapien leider zu dessen Nachteil. Wirkte er bei Mignola und anderen Zeichnern noch sympathisch und als ausgeglichen, eben als jemand, der lieber erst denkt und dann handelt, hat er bei Thompson fast das Aussehen eines der Monster, die Hellboy und Co. sonst bekämpfen. Seine Gesichtszüge wirken bedrohlich und düster, etwas, das einfach nicht zu dem Fischmenschen passen will. Graphisch ist die Geschichte die schlechteste in „Hohle Erde“, auch wenn die Zeichnungen durchaus zu überzeugen wissen. Inhaltlich funktioniert sie besser. Die Geister von Sklaven suchen Mannschaften von Handelsschiffen heim, die einer bestimmten Route folgen. Erst Abe Sapien schafft es, die Geister zu beruhigen und die Seefahrt wieder sicher zu machen.
Insgesamt bleibt eine solide durchschnittliche Geschichte.

Nachtzug

Die letzte in diesem Sammelband verbleibende Geschichte hebt sich mehr als deutlich von den anderen ab. Die Zeichner Scott Kollins und Dave Stewart verwenden viele kräftige und bunte Farben. Ihr Stil orientiert sich stark an den üblichen Superhelden-Comics. 
Stören tut das nicht, für „Nachtzug“ scheint der neue Stil sogar äußerst passend. Denn die Handlung erinnert stark an alte Batman- und Superman-Comics zur Zeit des zweiten Weltkrieges.
Lobster Johnson taucht wieder auf und versucht, den Anschlag auf einen Zug zu verhindern, was ihm aber misslingt. Der Naziagent entkommt und erst in der heutigen Zeit findet die Geschichte durch Roger und Liz Sherman ihr Ende.
„Nachtzug“ ist inhaltlich wieder bedeutend besser als „Die Trommeln der Toten“ und hat auch überraschende Wendungen zu bieten. Zusammen mit „Hohle Erde“ und „Abe Sapien versus Wissenschaft“ das Highlight des Sammelbandes.
Dabei ist sie „nur“ als Bonusgeschichte vertreten, denn in der Erstauflage von „Hohle Erde“ war sie nicht vorhanden und wurde erst jetzt eingefügt.

Die Ausstattung ist, wie bei Cross Cult nicht anders zu erwarten, umfangreich und liebevoll. Es gibt Auszüge aus den Skizzenbüchern von Mignola und Sook, eine Galerie und zu jeder Geschichte eine Einführung.


Fazit

Ein starker erster Auftritt der Behörde zur Untersuchung und Abwehr paranormaler Erscheinungen (kurz: B.U.A.P.) mit vielen Charaktermomenten. Für Fans von Hellboy ein Muss, aber auch Neueinsteiger werden sich schnell zurecht finden und den Sammelband in einem durchlesen.


Pro & Contra

+ neue Charaktere, vor allem Johann Kraus
+ große Bandbreite der Geschichten
+ neue Autoren, die eine andere Sichtweise auf die Charaktere ermöglichen

° nicht alle Zeichner treffen die Charaktere 
° Hellboy wird noch vermisst, was vielleicht daran liegt, dass er immer wieder erwähnt wird

Bewertung:

Handlung: 4/5
Charaktere: 5/5
Zeichnungen: 4/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 4,5/5


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