Blutschwur (Stefanie Mühlsteph)

blutschwur

Verlag Tosten Low (März 2014)
Taschenbuch, 382 Seiten, 13,90 EUR
ISBN: 978-3-940036-23-0

Genre: Urban Fantasy


Klappentext

Cathrin ist Geschichtsstudentin und glaubt nur an das, was sie sieht und historisch belegt werden kann. Als ihr Hund brutal umgebracht und sie von zwei merkwürdigen Männern mit Schwertern gerettet wird, begreift sie, dass ihre Welt nicht so ist, wie sie zu wissen glaubt.

Denn seit Jahrhunderten tobt ein Krieg. Die unsterblichen Kresniks kämpfen gegen ihre blutrünstigen Brüder, um die Auferstehung ihres Schöpfers zu verhindern. Cathrin schlittert unfreiwillig in diesen Kampf hinein. Sie ist der Schlüssel, weil sie am entsetzlichsten Tag ihres Lebens überlebte. So muss sie nicht nur lernen mit einem Schwert umzugehen, sondern auch ihre Emotionen im Zaun zu halten, denn die Kudlaks haben einen gefürchteten, gewissenlosen Anführer, der seinem Herren treu ergeben ist. Und er wird vor nichts und niemandem Halt machen, um sein Ziel zu erreichen …

Nicht einmal vor Cathrins Liebsten.


Rezension

Cathrin führt ein unbeschwertes Studentenleben, in dem sie viel Zeit mit ihren Freunden verbringt, nebenbei in einer Bar jobbt und dabei auch noch gute Noten schreibt. Geschichte ist das Fach ihrer Wahl und sie kann ganze Nächte damit verbringen, wichtige Daten und historische Personen zu recherchieren. Eines Abends begegnet sie auf der Arbeit einem mysteriösen Mann, der ihr zu Hilfe kommt, als ihr ein brühheißer Teller entgleitet. Er verletzt sich dabei die Hand, doch es scheint ihm nichts auszumachen. Kaum hat Cathrin ein kühles Tuch organisiert, ist der Fremde verschwunden. Nach dieser seltsamen, jedoch angenehmen Begegnung folgt ein grausamer Schock: Ihr Hund wird auf bestialische Art ermordet. Cathrin und ihre beste Freundin Jessica glauben an einen kranken Tiermörder und ahnen noch nicht, dass diese Gräueltat ein Gruß der blutrünstigen Kudlaks war – finsterer Wesen, die Cathrins Blut benötigen, um ihren Meister zu erwecken …

„Blutschwur“ spielt in London, wo die passende Atmosphäre schon mit wenigen Beschreibungen erzeugt werden kann. Jeder Leser spürt sofort den mysteriösen Charme der Stadt, die völlig zu Recht Schauplatz vieler Urban-Fantasy-Romane ist. Und so kann sich Stefanie Mühlsteph zunächst darauf konzentrieren, ihre Protagonistin vorzustellen. Sie zeichnet Cathrin als fleißige Studentin, die mit ihrer besten Freundin Jessica in einer WG lebt und zu ihrem Mentor einen guten Draht hat. Anfangs wirkt sie dabei wie eine graue Maus, die neben der lebensfrohen und oftmals überdrehten Jessica etwas untergeht. Im Laufe des Romans entwickelt sich Cathrin jedoch zu einer Kämpferin und macht dabei auch eine sehr finstere Phase durch, in der Trauer und Rachegedanken ihre Handlungen bestimmen. Auch wenn sie sich schnell mit dem Gedanken, dass es übernatürliche Wesen gibt, anfreundet, verzweifelt Cathrin zunehmend darüber, durch einen blöden Zufall in einen Krieg verwickelt worden zu sein.  

Wer den Klappentext liest, wird schnell an einen Vampirroman denken – und im Grunde genommen ist „Blutschwur“ das auch, wenn auch etwas anders, als gewohnt. Mit den Kresnik und Kudlaks stehen sich übernatürliche Wesen gegenüber, die durch ihre Geschichte eng miteinander verbunden sind. Doch beide könnten kaum unterschiedlicher sein: Während die Kresnik unerkannt und in Frieden unter den Menschen leben wollen, gieren die Kudlaks nach dem Blut der Menschen. Nur so können sie unerkannt unter ihnen leben und ihre Gier stillen. Leider lassen sich beide zu leicht in „gut“ und „böse“ einteilen, wobei man über die Kudlaks viel mehr erfährt als über die Kresnik. Die Kudlaks sind die klassischen Bösen (mit Ausnahmen), während die Kresnik die mysteriösen, herzensguten Retter sind. Viele Fragen, die man sich als Leser über die Kresnik stellt, bleiben dabei unbeantwortet.

„Blutschwur“ mangelt es zudem an Glaubwürdigkeit. Cathrins Beweggründe sind zwar jederzeit nachzuvollziehen, doch ihre Wandlung von der braven Studentin zur Kriegerin ist nicht glaubhaft. Ihre Schwertkampfstunden werden kurz eingeschoben, dann folgt eine ruhige Phase, in der sie sich in einen Feind verliebt. Nach einer tragischen Wendung ist sie eine rachsüchtige Kriegerin und den Moment, in dem Cathrin den Kresnik und Kudlak ebenbürtig wurde, hat man verpasst. Vielleicht gibt es ihn auch gar nicht, weil der Roman für seinen Inhalt zu wenige Seiten hat. Die ganze Geschichte wirkt komprimiert, jede Szene erfüllt eine Funktion, die sich dem Leser bald erschließt. Letztlich entsteht dabei der Eindruck, „Blutschwur“ sei wie ein Legohaus aufgebaut worden. Es fehlen Szenen, in denen die Geschichte einfach passiert, die keine handlungstragende Funktion haben, aber sich durch die Interaktion der Charaktere schlichtweg ergeben.

Auch die Liebesgeschichte fällt diesem Baukastenprinzip zum Opfer. Cathrins Love-Interest wird anfangs kurz eingeführt, dann spielt der mysteriöse Fremde lange Zeit keine Rolle. An seine Stelle tritt ein Kresnik, der Cathrin ständig auf die Palme bringt – man ahnt schnell, dass sich hinter seiner schroffen Art tiefergehende Gefühle verbergen. Doch dann taucht der mysteriöse Fremde wieder auf und zwischen ihm und Cathrin entwickelt sich eine zarte Verbindung, die den Leser mitten ins Herz trifft. Doch die Romantik bekommt einen hässlichen Riss, da sich Stefanie Mühlsteph für eine klischeehafte Dreiecksgeschichte entschieden hat, bei der einer der Männer die Rolle des gutmütigen Trottels, der als bester Freund, aber nicht zu mehr taugt, erfüllt. Irgendwann tut einem der Kerl nur noch leid und das Motiv ist in diesem Genre ziemlich ausgereizt.

Trotz dieser Schwächen gelingt es der Autorin, ihre Leser zu überraschen, insbesondere in der Mitte des Romans, in der sich die eigentliche Liebesgeschichte langsam entwickelt. Zum Ende hin werden die Seiten jedoch wieder zu knapp. Die letzten Kapitel lesen sich, als hätte Stefanie Mühlsteph unbedingt noch diese Szenen schreiben wollen und man kann nur schwer nachvollziehen, warum alles genau so verlaufen muss. Zufrieden ist man am Ende leider nicht, denn es bleibt das Gefühl, dass etwas fehlt.  


Fazit

„Blutschwur“ punktet mit einem originellen Plot, der das Vampir-Thema mit historischen Fakten verknüpft und daraus eigenständige, übernatürliche Wesen kreiert. Die Protagonistin Cathrin gerät dabei zwischen die Fronten eines uralten Krieges und muss ihr ruhiges Studentenleben aufgeben. Leider wirkt der Roman, als habe man ihn zu oft überarbeitet und zu viel gekürzt. Jedes Kapitel erfüllt seinen Zweck, wodurch die Geschichte konstruiert wirkt. Alles in allem dennoch unterhaltsame Urban Fantasy, die mit einer berührenden Lovestory aufwartet – der aber mehr Seiten sicher nicht geschadet hätten.     


Pro & Contra

+ origineller Plot
+ Vampir-Thema mal ganz anders aufgearbeitet
+ historische Hintergründe
+ zarte, tragische Liebesgeschichte
+ überraschende Wendungen
+ spannende Nebencharaktere

- Cathrins Wandlung ist nicht glaubwürdig
- Schwarz/Weiß-Malerei
- wirkt insgesamt zu konstruiert
- Dreiecksgeschichte
- zu viele offene Fragen

Wertung: sterne3

Handlung: 2,5/5
Charaktere: 3/5
Lesespaß: 3,5/5
Preis/Leistung: 3/5


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Tags: Vampire