Verlag: Saltatio Mortis; (April 2014)
Gebundene Ausgabe: 55 Seiten; 17,90 €
ISBN-13: 978-3981613414
Genre: Steampunk
Klappentext
Die Welt von Erebeum ist dem Untergang geweiht.
Die alles verschlingenden Stahlstaaten walzen mit ihren ehernen Roboterarmeen über den Planeten – unterwerfen, versklaven, und vernichten. Doch noch ist nicht alle Hoffnung verloren.
Das Schicksal spielt den Spielleuten von Saltatio Mortis ein uraltes Geheimnis in die Hände, mit dessen Macht sie die Kriegsmaschinerie der finsteren Erzkanzlerin aufhalten können. Aber die Hybridoiden-Agenten des niederträchtigen Regimes haben längst Wind von dem Plan der rebellischen Vaganten bekommen und setzen ihre mächtigste Waffe in Gang, um den aufrührerischen Treiben ein für alle Mal Einhalt zu gebieten. Es entbrennt ein turbulenter Kampf um die Freiheit der Völker …
Basierend auf einer Story-Idee der Mittelalter-Rocker von Saltatio Mortis haben die drei renommierten britischen Zeichner Matt Dixon, Dave Kendall und Kevin Crossley dieses einzigartige Reich aus Zauberei, Dampf und Stahl zu schillerndem Leben erweckt und in drei stilistisch variierenden Kapiteln aus verschiedenen Blickwinkeln erzählt. Ein fantastisches, actiongeladenes Steampunk-Abenteuer!
Rezension
Die Beatles bekamen ihren eigenen Zeichentrickfilm und öffneten Musikern Wege in neue mediale Formate. Nebenbei wurde ihr Yellow Submarine zu einem Filmklassiker, der voller Absurdität und skurrilen Einfällen ist. Alice Cooper, Kiss, die Ärzte, Hammerfall und ein paar andere Bands traten in ihre Fußstapfen und brachten zwar keinen Zeichentrickfilm heraus, aber agierten selbst oder ihr Maskottchen als Protagonisten in einem Comic. Wobei Alice Coopers Auftritt zu den denkwürdigsten gehört und nicht nur als Fanartikel Bedeutung, sondern tatsächlich auch etwas zu sagen hat.
Und nun treten Saltatio Mortis in die Fußstapfen der eben Genannten und bringen mit Das Geheimnis des schwarzen 1*1 - Die Erzkanzlerin ihren ersten eigenen Comic heraus. Für die Band ein natürlicher und selbstverständlicher Schritt, ist der Großteil der Mitglieder Comicfan und Rollenspieler. Für ihr letztes Album Das schwarze 1*1 beschlossen Saltatio Mortis dann ein Gesamtkonzept zugrunde zu legen, welches sich durch alles, was mit Saltatio Mortis zu tun hat, durchziehen sollte. Und so wurden die Kostüme, Videos und co. auf das Schwarze 1*1 abgestimmt. Und damit auch das Albumcover, welches recht ungewöhnlich ist, zeigt es die Bandmitglieder als Comicfiguren. Einen ersten Hinweis, was es damit auf sich hat, gab die Band dann mit dem Artbook Arteficium, in dem das Konzept erläutert wird und der Leser Saltatio Mortis auf ihrem Weg begleiten kann. Dort fanden sich auch erste Zeichnungen aus dem Comic und – für alle Rollenspieler interessant – ein Charakterbogen für jedes Bandmitglied. Bis zum Erscheinen des Comics, dessen Veröffentlichung Saltatio Mortis selbst gestemmt hat, dauerte es bis April diesen Jahres. 55 Seiten stark ist er geworden. Und entgegen der Erwartungen spielt der Comic nicht in einer Fantasywelt, sondern in einer des Steampunks.
In der Welt von Erebeum.
Erebeum hat schon bessere Zeiten erlebt. Die Stahlstaaten haben fast alle anderen Länder erobert. Unter ihrer unbarmherzigen Herrscherin der Erzkanzlerin schicken sie Massen von Maschinen in den Kampf. Aber noch rührt sich Widerstand. Unter den tapferen Freiheitskämpfern sind die Spielleute von Saltatio Mortis, die mit dem Circus Arcensus ziehen und eine entscheidende Rolle spielen sollen. Als bei einem ihrer Konzerte Professor Rasmus von einem Attentäter ermordet wird, kommen die Ereignisse ins Rollen, an deren Ende sogar eine Konfrontation mit der Erzkanzlerin steht.
Eins vorweg, dieser Comic ist nicht nur für Fans, Saltatio Mortis betreiben hier keine Selbstbeweihräucherung, sondern liefern eine starke Geschichte in einer wohldurchdachten Welt ab. Die beiden Bandmitglieder Falk und Lasterbalk haben zusammen mit Peter „Pöda“ Sailer, Chefredakteur des Zillo Medieval, und Freund der Band, ganz offensichtlich viel Herzblut in dieses Projekt gesteckt. Ein Schnellschuss ist dieser Comicband mit Sicherheit nicht. Dafür bietet die Welt viel zu viel Interessantes, sind die Charaktere, auch wenn manche nur kurz auftauchen, zu gut ausgearbeitet. Jeder in der Band kommt zu seinem Recht als Comicfigur und hat tatsächlich auch was zur Handlung beizutragen. Dazu haben sie jeder einen kleinen Begleiter spendiert bekommen, der ihnen hilfreich unter die Arme greift und so kann eine spannende Geschichte verfolgt werden, die von der Kraft der Musik erzählt und dem Bösen in der Welt, personifiziert durch die Erzkanzlerin. Deren Beweggründe werden nicht völlig aufgedeckt, aber das kann immer noch in einer potentiellen Fortsetzung passieren, die am Ende angedeutet wird. Und die auch wünschenswert ist, denn Erebeum hat viel Potential für weitere gute Geschichten.
Zum Gelingen des Comics tragen mit Sicherheit die Zeichnungen von Matt Dixon, Dave Kendall und Kevin Crossley bei. Sie sind immer auf die Geschichte abgestimmt. Anfangs bunt und fröhlich beim Auftritt von Saltatio Mortis im Circus Arcensus gestaltet von Matt Dixon, wird es immer düsterer. Die Zeichnungen werden immer kälter und kantiger, eben genau passend. Sie spiegeln den Inhalt wieder und so bekommt der Leser eine Geschichte aus einem Guss präsentiert, obwohl sich die Zeichenstile stark voneinander unterscheiden, vor allem Matt Dixons Bilder heben sich deutlich vom Rest ab. Sie sind die Einzigen, die hell und freundlich sind. Die Panelaufteilung ist nicht konventionell, sondern ist ebenso dynamisch wie die Geschichte. Sie überlappen sich, es wird mit der Größe gespielt und so wird der Leser tiefer in die Geschichte gezogen. Ganzseitige Zeichnungen gibt es häufiger und bieten viel zu entdecken.
Auch das Bonusmaterial dieser Eigenproduktion von Saltatio Mortis kann sich sehen lassen. Die Dramatis Personae werden vorgestellt, der Hintergrund wird erläutert und es gibt ein Nachwort von Peter Sailer.
Fazit
Das Geheimnis des schwarzen 1*1 – Die Erzkanzlerin ist mehr als ein Merchandisingprodukt und Traum einer Band. Vielmehr bekommt der Leser einen spannenden Steampunk-Comic geboten, der alles hat. Eine spannende Geschichte, Humor, Action und interessante Charaktere. Auf jeden Fall eine Kaufempfehlung.
Pro & Contra
+ gut ausgearbeiteter Hintergrund
+ spannend
+ abwechslungsreiche Zeichnungen
Bewertung: 
Handlung: 4,5/5
Charaktere: 4,5/5
Zeichnungen: 5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 5/5