Goldmann Fantasy, 1. Auflage Juni 2009
Paperback, 608 Seiten
€ 12,00 [D] | € 12,40 [A]
ISBN: 978-3-442-47057-0
Genre: Fantasy
Klappentext:
Sieben Schwerter, sieben Auserwählte, sieben Freunde: Der Kampf gegen die dunklen Mächte beginnt …
Ihr Schicksal ist seit fünftausend Jahren miteinander verbunden, als der Kriegsgott Thondra sie auserwählte: die Sieben, die die Welt vor dem Zerbrechen retten sollen. Immer wieder werden sie wiedergeboren, um gegen das Böse zu kämpfen, doch bisher konnten sie die dunklen Mächte nie ganz besiegen. Auch Rijana, das Bauernmädchen, und Ariac, der wilde Steppenjunge, könnten Kinder Thondras sein. Zumindest scheinen sie füreinander bestimmt zu sein. Doch erst an ihrem siebzehnten Geburtstag werden sie eines der magischen Schwerter berühren, und es wird sich zeigen, ob die Zeit der Sieben gekommen ist …
Rezension:
Was zuerst wie eine ausgelutschte, schon tausendfach gelesene Idee klingt – ein Haufen Jugendlicher, eher zufällig zusammengewürfelt, aber doch dazu bestimmt, die Welt zu retten –, entwickelt sich zu einer mitreißenden Geschichte um sieben Freunde, die mehr als nur ihre Vorherbestimmung verbindet und die mehr als nur ihren offensichtlichen Feind besiegen müssen.
In sehr lebhafter und jugendlicher Sprache erzählt Aileen P. Roberts die Geschichte der kleinen Rijana und des halbwüchsigen Ariac. Während Rijana ungeliebt und von den Eltern als überflüssig angesehen aufwächst und sich seit jeher ein besseres Leben wünscht, wächst Ariac wohlbehütet in der Steppe auf und kann sich kein anderes Leben vorstellen. Dementsprechend entsetzt ist er, als die Sucher bei seinem Clan auftauchen und ihn mitnehmen. Auf der Reise zur Insel Camasann, wo alle Kinder bis zu ihrem siebzehnten Lebensjahr unterrichtet und ausgebildet werden, trifft er auf Rijana, die zwar zurückhaltend und ängstlich, aber dennoch froh ist, von ihrer Familie weg zu sein. Die beiden werden sehr schnell Freunde, wobei es sicherlich hilfreich ist, dass Ariac von den anderen als Wilder angesehen wird und Rijana als neunjähriges Mädchen lieber auf Abstand geht, um nicht noch mehr gehänselt zu werden.
Wie das Schicksal in spannenden Abenteuern aber spielt, werden sie getrennt und Ariac von der offensichtlich bösen Seite verschleppt. Doch ist König Scurr wirklich der einzige Böse in diesem Spiel? Gefährliche und harte Jahre erwarten Ariac in den Bergen, die Scurr beherrscht. Rijana hingegen erfährt endlich die Zuneigung und Wärme, die ihre Familie ihr zu geben nicht imstande war. So wachsen beide weiter unterschiedlich auf, haben scheinbar nur die Seiten gewechselt. Während sie anfangs noch oft aneinander denken, verliert sich im Laufe der Zeit die Erinnerung … bis sie schließlich eines Tages während einer Schlacht aufeinander treffen und sich alles verändert.
Obwohl sich die Autorin an zahlreichen Klischees bedient und es dabei manchmal ein wenig übertreibt, gelingt es ihr, eine anfangs zäh anlaufende Story spannend und doch gefühlvoll zu gestalten und den Leser zu fesseln. Sehr einfühlsam beschreibt sie die Unsicherheit der kleinen Rijana und das verbissene Durchhaltevermögen des Steppenjungen, beide versuchen, das Beste aus ihren jeweiligen Situationen zu machen.
Teilweise fühlt man sich als Leser ein wenig erschlagen von den geballten Fantasy-Elementen, da es an manchen Stellen den Eindruck macht, als müsse hier ganz unbedingt noch ein Elf und da auf jeden Fall noch ein Zwerg in die Geschichte passen.
Auch über die Naivität der Charaktere, die auch im späteren Verlauf der Erzählung, als die Kinder zu jungen Erwachsenen werden, nicht aufhört, kann man häufig nur den Kopf schütteln. Oft denkt man, dass die Charaktere fast zu perfekt sind – die Mädchen wunderschön, die Jungs bestaussehend und allesamt tolle Kämpfer. Trotzdem merkt man ihnen auch an, dass Roberts sich viel Mühe mit ihnen gemacht hat. Es macht Spaß, sie heranwachsen zu „sehen“, wobei hier die Zeitsprünge teilweise sehr groß sind.
Trotz der im Buch abgebildeten Karte findet man sich als Leser nur schwer in der Welt zurecht, in der Thondras Kinder ihre Wege gehen. Auch mehrmaliges Nachgucken hilft nicht immer dabei, sich zu orientieren, wo einzelne Personen gerade sind. Insgesamt ist die Welt jedoch sehr schön und bildhaft gestaltet, wenn auch fast ein wenig zu märchenhaft.
Der jugendhafte Stil und sprachliche Schwächen sind nicht jedermanns Sache, passen aber relativ gut zu dem Buch, das eindeutig in die Jugendrubrik gehört. Die Geschichte erzählt von Heranwachsenden, die Mut haben und ihn beweisen müssen. Dabei vergessen sie aber nie, woher sie kommen, wer sie sind und was sie verbindet. Es ist eine Geschichte über Freundschaft, Mut und Grenzen, über die es zu gehen gilt.
Fazit:
Die Zeit der Sieben ist ein wunderschöner Jugendroman des Fantasy-Genres, der trotz stilistischer Schwächen und einiger Übertreibungen zu überzeugen versteht und neugierig auf die weitere Geschichte der sieben Freunde und ihre Widersacher macht.
Der zweite Teil „Am Ende der Zeit“ erscheint im Dezember 2009 und wird voraussichtlich ebenfalls bei Literatopia besprochen.
Wertung:
Handlung: 3,5/5
Charaktere: 3/5
Lesespaß: 3,5/5
Preis/Leistung: 4/5
Zur Rezension von „Thondras Kinder: Am Ende der Zeit“
Zum Interview mit Aileen P. Roberts (11.07.2009)