Klingenfieber (Tobias O. Meißner)

Meissner T-Klingenfieber

Piper Verlag, 1. Auflage, Dezember 2013
Taschenbuch/Klappbroschur, 432 Seiten,
16,99 Euro [D] | € 17,50 [A]
ISBN-13:978-3-492-70311-6

Genre: Dark Fantasy/Fantasy


Klappentext

Das neueste Werk von Deutschlands modernstem Fantasy-Autor.
Zahllose Opfer zieren den Weg der Schwertkämpferin Erenis. Einst war sie eine Meisterschülerin der Kriegskunst, heute fordert sie die stärksten Männer heraus. Doch sie kämpft nicht, um zu siegen, sondern um zu töten. Gnadenlos. Fanatisch. Ohne einen einzigen Fehler zu machen. Als Erenis erfährt, dass ihre einzigen Feinde von einst am Leben sind, bricht sie auf, um ihre längst überfälligen Opfer zu finden – und verfällt einem Fieber, das auch ihre Klinge nicht zu löschen vermag.


Der Autor

Tobias O. Meißner, geboren 1967, studierte Kommunikations- und Theaterwissenschaften und lebt als freier Schriftsteller in Berlin. Seine Romane werden von der Kritik hoch gelobt. Meißner wurde von der Zeitschrift »Bücher« als einer der »10 wichtigsten Autoren von morgen« ausgezeichnet.


Rezension

Stenrei möchte gerne Abenteurer werden. Das Leben in seinem Dorf langweilt ihn zusehends, doch noch ist er zu jung, um eine Waffe zu tragen, geschweige denn in die weite Welt hinauszuziehen. Während einer seiner Streifzüge durch den Wald trifft er auf die Kriegerin Erenis, zuerst beim Baden, später erneut auf dem Weg aus dem Wald. Auf Erenis Bitte, begleitet er sie in sein Dorf. Dort fordert die Kriegerin den stärksten Mann zum Kampf auf Leben und Tod, und gewinnt. Stenrei ist fasziniert von dieser stillen Kämpferin und beschließt, sich Erenis anzuschließen, um hinter ihr Geheimnis zu kommen. Erenis selbst ist von der Idee allerdings gar nicht begeistert.

Klingenfieber spielt in einer mittelalterlichen Welt voller kleiner Dörfer. Es scheint eine recht eintönige Welt, zumindest gelingt es Meißner nicht wirklich, ein Gefühl von Abenteuer zu erzeugen. Stattdessen zieht das Protagonistenduo Erenis und Stenrei wochenlang von Dorf zu Dorf. Essen, schlafen und töten. Spannende Kämpfe sucht man nahezu vergebens, denn meist sind es großspurige Dörfler oder geldgierige Männer, die sich ihr zum Kampf stellen. Eine Herausforderung sieht anders aus. Ab und an schalten sich zwar ein paar Büttel ein. Diese Szenen bieten zwar Abwechslung, doch wenig Spannung, denn Erenis ist einfach zu mächtig bzw. die Büttel zu dumm oder unerfahren. Vielleicht ist es aber auch Erenis‘ Zauber, dem alle erliegen, denn die Klingentänzerin ist anscheinend nicht nur so attraktiv, dass sie den pubertären Stenrei schmachten lässt, sondern auch so manch anderen der männlichen Bewohner in Klingenfieber.

Problem ist auch die gewählte Perspektive. Der fünfzehnjährige Stenrei ähnelte einem sabbernden Hund. Ständig wird Erenis‘ wohlgerundetes Gesäß erwähnt oder ein anderer Teil ihres Körpers gelobt. So verbringt er auch die erste Hälfte damit, die Kriegerin zu stalken bzw. hinter einem Gebüsch seinen Wallungen nachzugehen. Die andere Hälfte der Zeit grübelt er über sein bisheriges Leben nach und sucht nach Rechtfertigungen für Erenis‘ Verhalten. Ebenfalls der Kriegerin verfallen, ist der Antagonist. Ein Rittrichter, der Erenis verfolgt und seine sexuelle Lust nach ihr an unschuldigen Mägden stillt, wobei diese auch gerne den Tod finden. Erenis, die eigentliche Protagonistin, ist wortkarg gehalten, was die Sympathie mit ihr erschwert. So dauert es auch eine Weile bis der Leser etwas über die Klingentänzerin und ihre Motivation erfährt. Sobald sich ihre Vergangenheit entfaltet, wünscht man sich allerdings, der Autor hätte diese Geschichte erzählt, denn sie hat viel Potenzial für ein interessantes Buch. In Klingenfieber hingegen bleibt Erenis lieblos und leblos mit überzeichneten Fähigkeiten.

Erst gegen Ende gerät die Geschichte etwas in Fahrt, Richtig Stimmung kommt hingegen erst gegen Ende auf, wenn Erenis nach ihren Klingenschwestern sucht und der Autor plötzlich in ihre Perspektive wechselt. Da machen dann auch die Kampfszenen plötzlich Spaß. Ein episches Ende gibt es allerdings nicht, aber auch kein Happy End, was zumindest etwas Realismus mit sich bringt.


Fazit

Schade, dass das Cover nicht für die Qualität des Inhalts spricht. In Klingenfieber erlebt der Leser wie die Klingentänzerin Erenis eintönig von Dorf zu Dorf zieht, um sich mit dem stärksten Mann zu messen. Dieses Vorhaben tritt aber in den Hintergrund, als sie erfährt, dass drei ihrer Klingenschwerstern noch am Leben sind. Der an sich interessante Plot leidet unter pubertären Männerphantasien, Eintönigkeit und überzeichneten, tumben Charakteren. Tobias O. Meißner schreibt vielleicht Deutsche Fantasy, aber gute Fantasy sieht anders aus.


Pro/Contra

+ Hintergrundgeschichte von Erenis
+ Idee

- Erenis ist zu mächtig
- zu viele Hormone, die Erenis wie ein Sukkubus wirken lassen
- Stenrei als langweiliger, schmachtender Perspektiventräger
- schwache Charaktere
- Spannung ist Mangelware

Bewertung: sterne1.5

Charaktere: 2/5
Handlung: 3/5
Lesespaß: 2/5
Preis/Leistung: 1 /5

 

Rezension zu "Sieben Heere"