Hoffmann und Campe Verlag (September 2013)
gebunden, mit Schutzumschlag
496 Seiten, € 21,99
ISBN: 978-3-455-40430-2
Genre: Historik
Klappentext
„10. April 1829. Heute war er wahrhaftig in Venedig. Er, Carl Spitzweg, Apotheker aus München. Wäre er lieber Maler aus München? Es war ihm, als schlüge sein Herz kräftiger …“
Seit der Kindheit träumt Spitzweg von der Malerei. Aber erst als er seiner großen Liebe Clara begegnet, setzt er den Traum in die Tat um.
Rezension
Auch heute noch üben die beschaulichen, meist idyllischen und nicht selten ironischen Bilder des 1808 in München geborenen Malers Franz Carl Spitzweg eine gewisse Faszination aus. Dabei galt er seinerzeit eher als Außenseiter, haderte mit seinem Malerdasein und hatte auch sonst ein interessantes und abwechslungsreiches Leben, wie Asta Scheib in ihrem biographischen Roman zu erzählen weiß.
In vielen episodenhaften Kapiteln entsteht dabei ein sehr lebhaftes Bild Spitzwegs, dessen Fundament eine erkennbar solide Recherche bildet, sodass der interessierte Leser auf beiläufige Art und Weise eine Vielzahl an interessanten Informationen bekommt. Dennoch ist „Sonntag in meinem Herzen“ ein Roman und keine Biographie. Für das Lesevergnügen ist diese Tatsache natürlich ein enormer Vorteil - denn auf diese Art muss Scheib nicht auf künstlerische Freiheiten verzichten, die das Grundgerüst aus gesicherten Fakten erst mit Leben füllen. So kann der Leser zwar nicht immer genau wissen, was Fakt ist und was Fiktion, dennoch gibt sich Scheib viel Mühe dabei, stets den Anschein zu wahren, dass dies oder jenes Spitzweg tatsächlich so geschehen sein könnte oder er so gehandelt haben möge.
Auf einfühlsame Art lässt Scheib so einen Charakter entstehen, den man gerne begleitet durch sein bewegtes Leben, mit dem man lachen und weinen kann. Und auch, wenn insbesondere bei Gefühlen und Emotionen besagte künstlerische Freiheiten deutlich hervortreten, so muss man doch anerkennen, dass Scheib hiermit die Stimmung, die von Spitzwegs Bildern ausgeht, sehr gekonnt einfängt und in eine Atmosphäre gießt, die den ganzen Roman trägt.
Diese Bilder sind stets eine Momentaufnahme der Epoche, so wie Spitzweg sie gesehen hat. Besonders spannend und interessant sind hierbei die Momente, wenn er ein neues Motiv entdeckt. Denn immer wieder inspirieren ihn auf seinen zahlreichen Reisen und Ausflügen Situationen, die auf den ersten Blick alltäglich wirken, die aber meist eine ironische oder scharfsinnige Beobachtung enthalten und so auf eine stets gutmütige Weise beispielsweise die typische Lebensart des Biedermeier karikieren.
Die Geschichte eines ganzen Lebens auf gerade einmal knapp 500 Seiten zu erzählen - noch dazu die eines „Chronisten des neunzehnten Jahrhunderts“ und leidenschaftlichen Reisenden - ist natürlich nicht immer mit vollendeter Eleganz und in einem Fluss möglich. Meist ohne Überleitung löst eine Episode die nächste ab, was den Leser natürlich oft aus dem Kontext reißt. Glücklicherweise kann Scheib dies durch ihren beschaulichen und ruhigen Schreibstil mehr als kompensieren, sodass ein harmonisches Gesamtbild eines interessanten Lebens entsteht.
Fazit
Mit „Sonntag in meinem Herzen“ legt Asta Scheib einen wunderbaren biographischen Roman vor, in dem sie unaufgeregt und gemessen das Leben des Malers Carl Spitzweg erzählt und nebenbei ein schönes Panorama seiner Epoche zeichnet. Der vielen künstlerischen Freiheiten, die sie sich hierbei nimmt, muss sich der Leser jedoch bewusst sein.
Pro & Kontra
+ hält, was es verspricht
+ interessanter Ausblick in die Epoche des Biedermeier und der Romantik
+ angenehmer Schreibstil
o Autorin nimmt sich viel künstlerische Freiheit
- Erzählfluss wird durch episodenhaften Erzählstil immer wieder unterbrochen
Wertung:
Handlung: 4/5
Charaktere: 4,5/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 3/5