U-Line (März 2014)
Taschenbuch, circa 300 Seiten, 12,95 EUR
ISBN 978-3-939239-40-6
Genre: Dark Fantasy / Romance
Klappentext
Nachdem der attraktive Schotte Liam in einen Werdrache verwandelt wurde, sucht er Hilfe bei den Gestaltwandlern der Dark Defence. Dort trifft er auf die Vampirin Rafaela. Sie spürt vom ersten Augenblick an eine starke Anziehungskraft, aber selbst ihresgleichen meiden sie, denn sie bringt jedem, den sie liebt, den Tod. Doch auch Liam entbrennt in Leidenschaft zu ihr, aber Liebe gehört gewiss nicht zu dem düsteren Plan, den er heimlich verfolgt.
Mit dem größten und beeindruckendsten aller Fantasy-Wesen, dem Drachen findet Sandra Henkes erfolgreiche Alpha-Reihe ihren krönenden Abschluss!
Rezension
Die Vampirin Rafaela ist die einzige mit einer negativen Gabe: Sie kann mit ihrem Kuss töten. Herausgefunden hat sie dies ausgerechnet bei einem Menschen, der ihr viel bedeutet hat. Und selbst Vampire sind gegen ihr Gift nicht immun. Seit die anderen das wissen, wird Rafaela gemieden, doch der Alphavampir Kristobal steht zu seinem Clanmitglied und behält sie als Beraterin. Dennoch leidet Rafaela zunehmend unter ihrer Einsamkeit. Bis der Werdrache Liam in ihr Leben tritt: Zum ersten Mal begegnet die toughe Vampirkämpferin einem Mann, der es mit ihr aufnehmen kann. Sie wird unweigerlich von Liam angezogen, trotzdem bleibt sie auf der Hut: Wie hat er Claw und Luca, beide ebenfalls Alphas der Dark Defence, aufgespürt? Und warum stapelt Liam so tief? Rafaela spürt seine Stärke und sein Temperament, doch der Werdrache tut so, als wäre er harmlos und würde lediglich eine neue Familie suchen …
Mit „Alphadrache“ gelingt es Sandra Henke wieder einmal, neue Protagonisten in ihr Alphauniversum einzuführen, die sich deutlich von ihren Vorgängern unterscheiden. Rafaela wirkt anfangs unterkühlt und geisterhaft, doch nach und nach erkennt man, dass auch in ihr eine große und ungestillte Leidenschaft brodelt – ebenso wie die Sehnsucht nach Liebe und Geborgenheit. Doch nach außen erscheint die Vampirin mit den weißblonden Cornrows eiskalt. Liam dagegen wirkt gutmütig und unsicher, doch schnell wird klar, dass er nur eine Rolle spielt. Er nimmt in seiner Drachengestalt sogar ein fast schon peinliches Babyblau an, um auf die anderen einen harmlosen Eindruck zu machen. Doch Rafaela bringt ihn völlig aus dem Konzept: Sein Interesse an der kühlen Vampirin ist sofort geweckt und zu gerne würde er vor ihr der starke Alpha sein, der sich in seinem Innern verbirgt. Sobald die beiden allein sind, versucht er, sie zu beeindrucken, was ihm immer öfter auch gelingt.
Zu Beginn der Geschichte steht Rafaela Liam skeptisch gegenüber und ahnt, dass er ein doppeltes Spiel spielt. Doch je näher sich die beiden kommen, desto weniger zweifelt sie an ihm. Und Liam, der dem Alphawolf Claw und den Alphaluchs Luca eine Falle stellen wollte, beginnt zu schwanken. Für Rafaela würde er seine Mission aufgeben und mit ihr durchbrennen. Dass Liam etwas Böses im Schilde führt, macht Sandra Henke früh klar, allerdings bleiben seine Motive lange im Dunkeln. Zwischen den Kapiteln deuten ominöse Forschungsberichte auf das Finale hin, doch diese Zwischensequenzen stören mehr, als dass sie die Geschichte voranbringen. Auch ein Teil der Spannung geht dadurch verloren, denn die Gegenspieler bekommen zu schnell ein Gesicht und das Ende wird vorhersehbar. Viel interessanter sind die Kapitel, die einen Blick in Liams und Rafaelas Vergangenheit werfen. Dadurch lernt man die beiden bessere kennen und ihre teils schroffen Redaktionen werden nachvollziehbar.
Sandra Henke hat sich in „Alphadrache“ bemüht, alle noch unvollendeten Handlungsfäden zusammenführen, was ihr zu einem großen Teil auch gelungen ist. Fans der Reihe werden zahlreiche Verknüpfungspunkte erkennen, doch der Roman kann somit kaum ohne Vorkenntnisse gelesen werden. Wechselnde Perspektiven machen es Neueinsteigern schwer, die Stammleser können sich jedoch über ein Wiedersehen mit geliebten Charakteren freuen. Auch der belächelte Enthüllungsjournalist Matt Jerkins, der den Gestaltwandlern schon vom ersten Roman an auf der Spur ist, mischt wieder mit. Daneben spielen natürlich die jeweiligen Alphas der Werwölfe und Vampire eine große Rolle, wobei alle Charaktere sich treu geblieben sind. Einzig der Alphawolf Claw wirkt ein wenig zu zahm dieses Mal. Nach einer recht ausführlichen Vorstellung der Protagonisten, stolpert die Geschichte in der ersten Hälfte zu hastig voran. Liam wird unglaubwürdig schnell in die Gruppe integriert, was man der Autorin am Ende jedoch verzeiht. Dieser Roman will nur unterhalten und diese Aufgabe meistert er gut.
Wie auch in den Vorgängerbänden spielt die Erotik in „Alphadrache“ eine große Rolle: Liam und Rafaela flirten viel miteinander und die Autorin beschreibt ausführlich, welche körperlichen Reaktionen ein Blick oder ein zweideutiger Satz hervorrufen. Über die erotischen Flirts hinaus gibt es jedoch erstaunlich wenig Körperkontakt: Lediglich zwei Bettszenen unterbrechen das Finale der Reihe. Diese sind, wie man es von Sandra Henke kennt, ausufernd und animalisch, denn Liam setzt alle Vorzüge seiner Werdrachengestalt ein. Im Vergleich zu anderen Werken des Genres ist „Alphadrache“ unverblümt und offenherzig – für manchen könnten die sehr explizit beschriebenen und tabulosen Szenen etwas zu viel sein.
Fazit
„Alphadrache“ überrascht wieder einmal mit neuen Protagonisten, die auf den ersten Blick kaum unterschiedlicher sein könnten: Der kalten Vampirkriegerin Rafaela steht mit Liam ein unsicherer und zahmer Werdrache gegenüber, der allerdings ein doppeltes Spiel spielt. Unter seiner harmlosen Fassade verbirgt sich ein aufbrausendes und feuriges Temperament, das die kühle Vampirin zusätzlich anheizt. Gleichzeitig stehen der Dark Defence dramatische Veränderungen bevor. Insgesamt ein gelungener Abschluss der „Alpha“-Reihe, der viel Action und die gewohnte animalische Erotik bietet.
Pro & Contra
+ kühle Vampirin mit feuriger Seele
+ zwiegespaltener Alphadrache
+ Blick in die Vergangenheit der Protagonisten
+ Wiedersehen mit geliebten Charakteren
+ viel Abwechslung zwischen den Reihentiteln
o tabulose, animalische Erotik
- Liam ist etwas blass im Vergleich zu den anderen Alphas
- in der ersten Hälfte zu hastig runtererzählt
- am Ende zu vorhersehbar
Wertung:
Handlung: 3,5/5
Charaktere: 3,5/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 3,5/5
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