Trau dich (Kai Asou)

trau dich

KAZÉ (Juli 2014)
Originaltitel: Sorenari ni Shinken nandesu
Taschenbuch, 170 Seiten, 6,95 EUR
ISBN:  978-2-88921-240-8

Genre: Shounen Ai / Boys Love


Klappentext

Two Boys – One Love

Ich bin doch nicht schwul! Osawas Reaktion auf das Angebot eines Bekannten ist eindeutig. Niemals würde er bei dem lässigen Yoshioka übernachten – der steigt doch jede Nacht mit einem anderen ins Bett! Das ist kein gutes Umfeld für ihn und seine Tochter! Als die jedoch krank wird und Osawa mit Beruf und Kind völlig überfordert ist, bleibt ihm keine andere Wahl. Müde und entkräftet liegt er bald selbst in Yoshiokas Armen …


Rezension

Seit seine Frau ihn verlassen hat, kümmert sich Osawa allein um ihre gemeinsame Tochter Chizu. Er macht die Wäsche, kocht und bringt Chizu am Abend in die Kita, um in einem Restaurant arbeiten zu können. Es ist schwer, aber irgendwie bekommt er alles unter einen Hut und die Arbeit als Koch macht ihm wirklich Spaß. Einzig der etwas seltsame Stammgast Yoshioka bringt ihn durcheinander, denn dieser geht offen damit um, dass er Männer liebt – und noch dazu hat er ständig einen neuen Freund. Eigentlich könnte Osawa egal sein, was Yoshioka treibt, doch dann macht sich der attraktive Stammgast an ihn ran und schlägt allen Ernstes vor, dass Osawa sein fester Freund werden solle. Osawa lehnt höflich ab und bekräftigt, hetero zu sein. Als Chizu jedoch plötzlich krank wird und Yoshioka seine Hilfe anbietet, sieht Osawa ihn in einem anderen Licht …

„Trau dich“ ist ein klassischer Shounen-Ai mit einer langen Annäherungsphase, die zuerst eine Freundschaft und dann ein wenig mehr entstehen lässt. Osawa ist ein gutmütiger Kerl, der früher zu viel gearbeitet und dadurch seine Frau verloren hat. Nun steht er allein mit seiner Tochter da und muss Haushalt, Kind und Arbeit bewältigen. Viel Freizeit bleibt ihm nicht und damit auch keine Zeit, sich neu zu verlieben. Yoshioka ist da anders und scheint mit seinen ständig wechselnden Männerbeziehungen ein echter Playboy zu sein. Der Leser erlebt Yoshioka jedoch zuerst als melancholisch und müde lächelnd. Offenbar hat er Liebeskummer. Doch dann macht er sich einfach an Osawa ran und bittet ihn, sein Freund zu werden. Zunächst versteht man Yoshiokas Verhalten nicht und stuft ihn als sprunghaft und egozentrisch ein. Aber bald entpuppt er sich als verantwortungsbewusst und hilfsbereit – und so wie Osawa seine Meinung über Yoshioka ändert, ändert auch der Leser seine Meinung.

Osawas Tochter Chizu verleiht der Geschichte einen zusätzlichen Reiz, denn mit dem süßen Mädchen im Schlepptau ist es für Osawa schwer, eine neue Beziehung einzugehen – vor allem, wenn es sich um einen Mann handelt. Wie soll die kleine Chizu das verstehen? Yoshioka und Chizu verstehen sich allerdings super und Osawa ist überrascht, wie gut der charismatische Stammgast mit seiner Tochter umgehen kann. Als Osawa ebenfalls krank wird, kümmert sich Yoshioka rührend um Chizu, und Osawa ertappt sich dabei, dass er sich in dieser seltsamen Konstellation wohl fühlt. Die drei wären eine wunderbare kleine Familie, doch Osawa beharrt zunächst darauf, nicht schwul zu sein.

Die Geschichte wird von Kai Asou mit viel Gefühl und Humor erzählt, sodass eine echte Wohlfühlatmosphäre entsteht. Die Handlungen der Charaktere sind durchweg glaubwürdig und es ist einfach schön, zu lesen, wie der einsame Osawa erst einen guten Freund gewinnt und dann ins Grübeln gerät, ob er nicht doch mehr für Yoshioka empfindet. Leider ist „Trau dich“ nur ein Zweiteiler, dabei würde man nach diesem Auftakt gerne eine mehrbändige Reihe über das Dreiergespann lesen. Chizu fügt sich wunderbar in die aufkeimende Liebesgeschichte ein und das Verhältnis zu ihrer Mutter bietet reichlich Konfliktpotential für Band 2. Noch ist nicht abzusehen, ob aus Osawa und Yoshioka tatsächlich ein Paar wird – man wünscht es sich als Leser jedenfalls sehr.

Einziges Manko an „Trau dich“: Die Zeichnungen. Die sind zwar nicht schlecht und Mimik und Gestik der Charaktere wurden gut umgesetzt, aber insgesamt erscheint Kai Asous Stil zu mittelmäßig. Es gibt kaum besondere Merkmale und gleichzeitig zu viele Ähnlichkeiten zu anderen Werken des Genres. Zudem mangelt es an Details und Hintergründen und Osawa und Yoshioka wirken im Manga ganz anders als auf dem Cover. Trotzdem wurde sauber gearbeitet und die Geschichte braucht auch nicht unbedingt Zeichnungen mit Wiedererkennungswert.


Fazit

Endlich mal wieder ein Shounen Ai, der es langsam angehen lässt und dabei trotzdem auf den Punkt kommt. Die Beziehung zwischen den Protagonisten entwickelt sich langsam und zusammen mit Osawa erkennt der Leser, dass Yoshioka nicht nur ein smarter Draufgänger, sondern auch ein hilfsbereiter und charmanter Freund ist. Ein wundervoller erster Band, bei dem lediglich die Zeichnungen nicht ganz überzeugen: Sie sind nicht schlecht, aber eben auch nichts Besonderes. Die schöne Liebesgeschichte macht das jedoch wieder wett.


Pro & Contra

+ langsame Annäherung der Protagonisten
+ Osawas Tocher Chizu und Yoshiokas liebevoller Umgang mit ihr
+ humorvoll und charmant erzählt
+ durchweg glaubwürdig

- mittelmäßige Zeichnungen

Wertung: sterne4.5

Handlung: 4/5
Charaktere: 4,5/5
Zeichnungen: 3,5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 4/5