Konrad oder Ab morgen heiße ich anders (Helga Lezius)

konrad

Verlag Abentheuer, Juni 2012
Taschenbuch, 105 Seiten, € 7,80
ISBN 978- 3940650337

Genre: Jugendbelletristik


Klappentext

Ich wusste es. Du kennst Konrad. Vielleicht heißt er an deiner Schule Paul oder Anton oder Pauline oder Antonia. Und du weißt auch, dass es ihm schlecht geht in der Schule oder auf dem Schulweg. Dem Konrad in diesem Buch geht es schlecht in der Schule und auf dem Schulweg. Warum? Weil die Anderen es so wollen und alles tun, damit es ihm schlecht geht. Das heißt, Konrad ging es schlecht. Und er heißt auch nicht mehr Konrad - sobald du das Buch gelesen hast.


Die Autorin

Helga Lezius, geb. 1945 in Naila/Ofr., war Lehrerin in Nürnberg. In der Klasse, in der Schule, im reformpädagogischen Arbeitskreis setzt sie sich für eine am Kind orientierte Pädagogik ein und engagiert sich in der Bürgerinitiative Aktion Humane Schule e.V. Dazu sammelt und vernetzt sie Beispiele gelingender Schul- und Unterrichtsgestaltung.
Sie ist verheiratet, hat zwei Töchter und zwei Enkel, mit denen sie alle Schulfreuden und Schulnöte wieder erlebt.


Rezension

Kinder sind grausam. Kinder sind gemein. Kinder sind ehrlich. Kinder erkennen zielsicher Schwächen und Ängste an ihren Mitmenschen. Überall, wo keine erwachsenen Augen über sie wachen, leben sie ihre Gefühle aus. Wer nicht ihrem Wunsch entspricht, wird gnadenlos gehänselt, drangsaliert oder ausgeschlossen. Die vermeintlich Stärkeren hacken auf den Schwächeren herum, wer in welche Gruppe gehört, entscheiden diejenigen, die Andere einfach machen lassen. Die keinen Gedanken daran verschwenden, wie sich die Unterdrückten fühlen. Konrad ist so ein Unterdrückter. Auf dem Schulweg wird er drangsaliert, seine Sachen werden geklaut oder durch die Gegend geworfen. Er wird dazu genötigt, Geld abzugeben. Er ist alleine gegen eine ganze Gruppe, die sich darin einig sind, dass sie ihn nicht mögen. Keiner traut sich, offen gegen die Gruppe anzugehen und ihm beizustehen - Freunde hat er in der Schule nicht. Die wenigsten Kinder sind stark genug, sich mit einem Außenseiter auseinanderzusetzen, sie sind heilfroh, wenn sie selber nicht in die Rolle rutschen.

Aber dann verschwindet Konrads Katze und alles gerät erst einmal in den Hintergrund. Bei der Suche trifft er auf Willi mit seinem Hund Fitz, den er zuerst für einen sonderlichen Kauz hält. Einen Außenseiter, so wie er halt auch. Doch Willi hilft ihm tatkräftig bei der Suche, genauso wie Miray, eine weitere Mitschülerin von Konrad. Und da Konrad seine Augen weit offen hält, findet er nicht nur seinen Kater wieder, sondern erlebt noch einige Abenteuer bei der Suche nach ihm. Ob ihm dies wohl helfen wird, sein Selbstbewusstsein aufzubauen? Denn ohne Hilfe bleibt er weiterhin machtlos gegenüber seinen Mitschülern. Helga Lezius schildert mit einfachen Worten, wie schnell Konrads eigene Sorgen in den Hintergrund verschwinden, bei den Bemühungen, seine Katze wieder zu finden. Bestärkt durch den erwachsenen Rückhalt von Willi wächst er über sich hinaus und kann nebenbei noch allen zeigen, dass er eigentlich ein cleveres Kerlchen ist.

Eigentlich sollten Bücher dieser Art Pflichtschullektüre werden, damit jeder auch die Sicht des Anderen sehen kann. Aber leider nähren sich die Unterdrücker ja an der Angst des Unterdrückten, meistens sind sie aber auch anderswo die Unterdrückten. Eine Schulzeit ohne Mobbing wird es wohl niemals geben, man kann nur versuchen, die Brandherde möglichst schnell zu löschen. Helga Lezius versteht es, die Problematik aufzuzeigen, ohne zu werten. Sie lässt die Kinder Alltägliches erleben, richtet dabei aber nicht die Unterdrücker. Eher versucht sie, Wege zu finden, um das Selbstbewusstsein zu stärken und jedem zu zeigen, dass auch er ein kleiner Held sein kann, wenn man einfach zu sich selbst steht. Das Buch ist schnell gelesen und daher auch schon für jüngere Kinder geeignet. Allgemeinplätze gibt es hier nicht, jeder Charakter ist einzigartig, mit seinen eigenen Stärken und Schwächen versehen.


Fazit

Mobbing in der Schule - leider ein allzu häufiges Thema im Alltag, an jeder Schule und in jedem Alter. Um so wichtiger, dass man darüber spricht - am besten im Unterricht. Hier sind alle vertreten - das Opfer, die Mobber und die Chance, wie man aus der Situation wieder herauskommen kann, ohne ein Geheimrezept zu haben.


Pro und Contra

+ brisante, immer aktuelles Thema
+ flüssiger und packender Erzählstil
+ realistische Charaktere
+ nachvollziehbare Story
+ Kindgerechte Sprache und Handlungen

- wahrscheinlich langweilig für Erwachsene

Wertung sterne4

Handlung:4/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 4/5