Verlag: Panini Manga und Comics (April 2014)
Softcover, 292 Seiten, 24,99 Euro
ISBN-13: 978-3862019106
Genre: Superhelden, Action
Klappentext
Ein Meilenstein der Spidey-Historie
Über 290 Seiten
Dies ist das emotionalste Kapitel der legendären Saga um Peter Parker und seinen Klon! Während Ben Reilly als Scarlet Spider auf den mysteriösen Kaine trifft und Peter es als Spider-Man mit Dr.Octopus zu tun bekommt, liegt Tante May im Sterben. Mary Jane hat außerdem eine unglaubliche Nachricht für ihren Ehemann. Aber für das größte Chaos sorgt der verrückte Wissenschaftler Schakal, denn er bringt Peters große Liebe zurück...Gwen Stacy?!
Dieser zweite Sammelband der 7-teiligen Klonsaga enthält die US-Hefte Spectacular Spider-Man 220-223, Web of Spider-Man 122-123, Spider-Man 56-57, Amazing Spider-Man 397-399 sowie die unvergessliche Jubiläumsnummer Amazing Spider-Man 400, denkwürdig inszeniert von Stan Lee, J.M. DeMatteis, Tom DeFalco, Mark Bagley, Sal Buscema, John Romita Jr. und anderen.
Rezension
Nach dem überragenden Auftakt im ersten Band der Klonsaga, steht in seinem Nachfolger eine zentrale Frage im Mittelpunkt: Wer bin ich? Und diese stellt sich nicht nur dem vermeintlichen Klon von Peter Parker, Ben Reilly alias Scarlet Spider, sondern eben auch Peter selbst. Denn beide Helden haben die gleichen Gedanken, Erinnerungen, Gefühle und Visionen, die durch den Spinnensinn hervorgerufen werden. Der eine schafft es kaum ihnen nachzukommen, der andere versucht zu fliehen, da er das Leben eines anderen nicht leben möchte. Denn, wie soll er jemals herausfinden, wer er ist und woher er kommt? Aus diesem Grund macht sich Ben Reilly auf den Weg, weg von Mary Jane, Tante May und Spider-Man. Doch geschulte Leser dürften schon ahnen, dass so etwas meistens nicht funktioniert; denn einmal ein Held, immer ein Held. Ben ringt lange mit sich, da er im Zwiespalt steht: Helfen-nicht helfen. Beides Pflichten, die er hat, doch wiegt eine schwerer als die andere. Er kann mit sich selbst nicht ins Nachsehen kommen, obwohl er wissen müsste, dass er keinerlei Schuld an seiner Existenz hat. Sein Heldentum überragt die Bedenken und er gibt ein weiteres Mal seinem Sinn nach. Das Besondere dieses Mal ist, dass er spürt, dass mit dem echten Peter Parker etwas nicht zu stimmen scheint.
Dr.Octopus, seine Freundin und Kaine machen Schwierigkeiten, doch jeder auf seine eigene Art. Dr.Octopus zeigt bei seinen Plänen, Spidey endlich auszulöschen, mehr Ehrgefühl, als man ihm eigentlich zutrauen möchte. Spider-Man, sichtlich geschwächt, stirbt bei einem Kampf und hinterlässt bei seinem Gegner mehr als nur ein Fragezeichen. So wollte der Mann mit den mechanischen Tentakeln gegen ihn nicht gewinnen, er wollte sich messen und das war so nicht möglich. Aus diesem Grund nutzt das wissenschaftliche Genie all sein Know-How und holt die Spinne zurück ins Leben. Seine Begleiterin kann dies nicht ganz verstehen, da er doch seinen ewigen Rivalen endlich los ist. Aber sie muss es nicht verstehen, da sie ihre Prioritäten im Kampf hat und weniger auf den Weg, sondern mehr auf das Resultat aus ist. Es gelingt Octopus den Helden aus seinem Elend zu befreien. Während er sich im Reich der Toten befand, konnte er als Geist die ein oder andere Gelegenheit nutzen und in Sphären eindringen, die sonst hinter seinem Horizont liegen. Tante May, die im Koma liegt, kann so endlich mit Peter sprechen und ihm versichern, dass alles in Ordnung ist; falls sie sterben würde, so wäre es ein Tod, der als Ende eines wunderbaren Lebens gilt. Sie offenbart ihm darüber hinaus, dass sie schon immer wusste, dass Peter in Wahrheit Spider-Man ist. Zurück im Reich der Lebenden warten noch einige Überraschungen, doch nicht alle sind schlecht: Mary Jane ist schwanger und das bedeutet, endlich eine Familie. Was für den einen die Krönung einer Ehe ist, ist für den anderen Grund zur Trauer, denn Ben Reilly weiß natürlich auch, dass sein Alter Ego etwas bekommt, das er immer haben wollte. Dieses Ereignis fördert nicht gerade ein eh schon geschundenes Selbstbewusstsein. Doch, egal ob Ben oder Peter, viel Zeit für Trauer und Freude bleibt nicht, besonders weil mit Peter etwas nicht stimmt und er es Mary Jane im Moment nicht sagen kann.
Bei einer Mission, auf der sich Peter und Ben gemeinsam befinden, treffen einige, längst vergessene Superschurken zusammen, auch diejenigen, die man für Tod hielt. Kaine, Scrier und der Schakal. Halten sich die ersten beiden noch im Hintergrund, hat der Schakal sichtlich Spaß an der Tatsache, die zweifelnden Spinnen-Männer zu beschäftigen. Er offenbart ihnen ein geheimes Labor, in der sich seltsame Tanks befinden. Jeder von ihnen beherbergt ein Geheimnis, das die Zukunft verändern mag. Gwen klettert aus einem dieser Gefäße und scheint lebendiger als je zuvor zu sein. Peter und Ben können es nicht fassen, denn just kommen die alten Gefühle und Sehnsüchte in ihnen hoch. Doch der Schakal neigt dazu einen Vorteil in jeder Angelegenheit für sich zu haben. So offenbart er, dass sowohl Peter, als auch Ben nur Klone sind und keiner von beiden einen Anspruch auf das Leben hat, dass sie führen bzw. führen wollen. Zunächst ungläubig, müssen sie sich damit abfinden, dass der grüne Schurke Recht haben könnte. Aus einem anderen Tank klettert Peter Parker, nun stellt sich wiederum für beide Helden die Frage: Wer bin ich? Nach einem obligatorischen Kampf zwischen Gut und Böse, wird das Labor zerstört. Peter und Ben trennen sich, doch die Botschaft des Schakals hat tiefe Wunden gerissen. Der Peter aus dem Tank kann währenddessen endlich in die Freiheit. Problem: Auch er weiß nicht, wer er ist und woher er kommt bzw. gekommen ist.
Die Ereignisse um die drei Protagonisten nehmen ihren Lauf. Peter, bisheriger Spider-Man, kehrt zu Tante May zurück und kann mit Freuden feststellen, dass sie aus dem Koma erwacht ist. Entgegen dem Rat der Ärzte möchte sie nach Hause, denn schließlich gibt es Dinge, die erledigt werden wollen. Im Hintergrund passieren nun einige Dinge, die später von Bedeutung sein werden. Der Traveller betritt die Bühne, Ben verabschiedet sich von Peter und schwört nie wieder zukommen, Tante May hat scheinbar mit allem ihren Frieden gemacht und tritt die lang ersehnte Reise zu ihrem Ben, ihrem verstorbenen Ehemann, an. Trauer und Freude, Existenzfragen, die Suche nach der Wahrheit und eine schleichende Bedrohung. Das alles geht im Moment noch an dem Mann vorbei, der aus einem Tank stieg und sich irgendwie auf der Flucht befindet, wenn er doch nur endlich wüsste vor was.
Der zweite Band der umfassenden Klonsaga setzt als Nachfolger des ersten Bandes Einiges drauf. Dabei sollen nicht nur die wunderbaren, nostalgischen Zeichnungen oder der angenehme Erzählstil Erwähnung finden. Es ist, so scheint es beim Lesen, irgendwie alles. Versucht man das Eine zu finden, das diesen Comic so wertvoll macht, dann kann man nicht so Recht eine Antwort finden. Alles ist miteinander auf spektakuläre Weise verbunden und macht einen durchdachten Eindruck. Auf die Idee zu kommen, den Band aus der Hand zu legen, kommt nicht in Frage, auch wenn im Hintergrund die Arbeit ruft. Man befindet sich als Leser auf einer Reise, die den Fokus auf ein funktionierendes Ganzes legt und nicht mit reiner Action oder übertriebener Romantik überzeugen will. Spider-Man ist nicht nur ein Held für kleine Kinder, die einen Schlafanzug mit seinem Motiv Zuhause liegen haben oder irgendein Kerl, der von einer verseuchten Spinne gebissen wurde, sondern ein Mensch, der durch eine Verkettung verschiedener Ereignisse genau so normal ist, wie jeder andere, eben nur mit der Ausnahme einen außergewöhnlichen Job zu haben. Peter und Ben plagen sich durchweg mit ihrem Gewissen und scheinen da keinen Ausweg in Sicht zu haben. Scarlet Spider weiß nicht, ob seine Existenz berechtigt ist, auch nicht ob er seinen Platz in der Welt jemals finden wird. Philosophisch betrachtet ist die Klonsaga ein Hochgenuss und wertvoller als so mancher Schinken eines Freizeit-Philosophen oder anerkanntem. Offensichtlich nur ein Klon, doch trotzdem menschlich mit Gefühlen ausgestattet. Peter, der dachte er wäre ein Original, muss sich mit dem Gedanken anfreunden, eventuell ebenfalls eine Kopie zu sein. Trotzdem lebt er seinen Alltag und beschützt die Schwachen. Er gründet eine Familie und muss erkennen, dass alles Glück eine Kehrseite hat. Tante May ist ein Bezugspunkt für Spider-Man und Scarlet Spider, beide hegen Gefühle, die eines liebenden Sohnes würdig sind. Doch ist das gerecht? Mary Jane ist ein Nebencharakter, der jedoch auf das Große und Ganze ausstrahlt, wie kaum jemand anders. Peter liebt sie, doch als er Gwen begegnet, hegt auch er erneut Zweifel. Der Schakal und Dr. Octopus sind keine reinen Schurken, die die Menschheit unterjochen. Sie haben Ziele, die bei genauem Überlegen durchaus ehrenhaft sind. Besonders Dr. Octopus erweist sich in dieser Hinsicht als Paradebeispiel, denn er will nicht gegen jemanden gewinnen, der sprichwörtlich nicht einmal ein Schwert in der Hand halten kann. Alle Charaktere haben für ihr Handeln einen Vorwand, der gut in die Geschichte passt. Vieles ist natürlich noch offen, doch der Hunger auf mehr bleibt. Gut zu wissen, dass die Klonsaga nicht nur aus diesen beiden Bänden besteht. Auf imposante Art und Weise werden mehrere Erzählungen zusammengeführt. Einiges dient zur Ablenkung, anderes zur Verwirrung und wiederum gibt es Dinge, die noch nicht genannt werden dürfen. Man will als Leser am Liebsten in den Comic springen, um noch näher dabei zu sein, helfen und mitfühlen.
Zu dem Szenario muss man so nicht wirklich viel sagen, außer: Mehr davon! Der klassische, liebevolle Zeichenstil transportiert mit Ernsthaftigkeit eine erwachsene Superhelden-Geschichte. Vieles regt zum Nachdenken an, auch vielleicht in Bezug auf das eigene Leben, denn Peter und Ben stecken in Krisen, die jeder auf die eine oder andere Weise durchläuft. Die Texte geben viel Inhalt wider, aber überladen die Panels nicht. Der Leser kann also sowohl Geschichte als auch Bildgestaltung genießen. Scarlet Spider und Spider-Man bieten jedem Leser etwas und es ist wichtig, jegliche Vorurteile fallen zu lassen. Comics sind schließlich für alle da.
Panini sei Dank, denn dieser Softcoverband ist für diesen Preis eine Goldmine. Kaum ein anderer Superheld ist im Marvel-Universum so vielseitig und vielversprechend. Über mangelnde Extras sollte man sich nicht beschweren, da das große Extra der gesamte Band ist. Die Covergalerie veredelt den Gesamteindruck noch und verkürzt so die Wartezeit auf Band 3.
Fazit
Ein Kauf lohnt sich alle Mal. Wer sich nicht sicher ist, der muss sich einfach was trauen. Dass die Klonsaga ihre Fans in zwei Lager spaltet, scheint eigentlich nicht verständlich, da sie durch und durch grandiose und lebensnahe Funktionen vertritt. Sie hat das Zeug dazu, chronische Nicht-Comic-Leser eines Besseren zu belehren. Das hier enthaltende Potential ist sein Geld wert.
Pro/Contra
+ Hintergründe bekommen Konturen
+ Dr.Octopus überrascht positiv
+ Peter und Ben hinterfragen sich immer mehr
+ Peter Nr.3 der echte Peter?
+ Scrier, Kaine, Schakal und Traveller bereiten sich vor
+ Szenario hervorragend
+ Spider-Man war noch nie so erwachsen
+ Von Fortsetzung zu Fortsetzung besser
+ Covergalerie
Bewertung:
Handlung: 5/5
Charaktere: 4,5/5
Zeichnungen: 4,5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 5/5
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