Das Dritte Testament: Julius - Band 2 (Alex Alice, Xavier Dorison, Thimothee Montaigne)

Verlag: Carlsen Comics (September 2013)
Softcover, 56 Seiten, 12 Euro
ISBN-13: 978-3-551-79202-0

Genre: Geschichte, Religion, Abenteuer, Spannung


Klappentext

Das Dritte Testament...
Ein verlorenes Buch mit dem Wort Gottes. Ein verborgener Name am Grunde vieler Legenden: Julius von Samaria. Seine Geschichte war verloren in den Strömen der Zeit. Bis heute. Julius begleitet seinen Messias auf einer Reise nach Osten, die sie zu dem geheimnisvollen dritten Testament führen soll, dem Schlüssel zum Reich Gottes und zur Erlösung von allem Leiden. Doch sie haben einen mächtigen und Unheil verkündenden Verfolger, der selbst die Herzen der tapfersten Männer mit Furcht füllt.


Rezension

Die Ereignisse, die sich lange Zeit nach Julius von Samaria abspielen, wurden schon in der Tetralogie Das Dritte Testament abgehandelt und erfreuten sich einer unglaublich breiten Leserschaft. So genial die Geschichte auch war, so wunderbar das Geschehen, umso mehr Fragen blieben natürlich offen. Fragen, wie "Warum"? oder "Wo haben all die Ereignisse ihren Anstoß genommen?" Aus diesem Grund haben sich die Macher erneut zusammen gesetzt und sich entschlossen den Fragen Einhalt zu gebieten. Ein sehenswerter Anfang erfolgte bereits in Julius Band 1 und die Geschichte nimmt im Folgeband weiter an Fahrt auf, sodass man kaum glauben möchte, dass nach 56 Seiten wirklich Schluss sein soll.

Julius von Samaria, seine Tochter und einige andere nach Führung und Hoffnung suchenden Menschen, haben offenbar ihren Messias gefunden. Dieser behauptet durch göttliche Eingebungen und reiner Kraft des Glaubens zu wissen, wo sich das sogenannte Dritte Testament befindet. Dieses soll der Schlüssel zum Reich Gottes sein. Doch sind Gottes Wege sprichwörtlich unergründlich und zudem auch beschwerlich. Um den angeblichen Messias schart sich eine kleine Gruppe Jünger aus einer ärmeren Schicht und verschiedenen Berufen. Julius hat wegen seiner römischen Herkunft momentan noch einen schlechten Stand. Doch erweist gerade er sich in sowohl Kampf, als auch Überleben als einer der Besten. Sie wissen, dass sie verfolgt werden, doch trotzdem folgen sie blind ihrem Anführer, der zu Beginn noch gezögert hatte, eine Gruppe Jünger um sich zu haben, da dieser Mann sich wohl als eine Art Einzelgänger besser fühlt. Taktik oder Wahrheit?

Wer genau hinter ihnen her ist, ist zu diesem Zeitpunkt ungewiss. Bis auf einem recht kurzen Aufeinandertreffen auf einer Brücke, bleiben sowohl Antagonisten, als auch deren Vorhaben hinter einem Schleier des Nichtwissens. Julius und die anderen ziehen weiter und leiden mittlerweile an Wassermangel. Kein Brunnen oder eine Oase. Plötzlich ragt eine riesige Stadt am Horizont hervor, die jedoch alles andere als Jubel und Begeisterung entfacht. Babylon. Die große Stadt, die in der Apokalypse eine tragende Rolle spielt und in Gottes Wort ein Zeichen der Endzeit ist. Das Überleben der Reisenden ist wichtiger als die Mission das Testament zu finden, für die meisten jedenfalls. Sie betreten die Stadt und zunächst scheint alles gut zu gehen. Doch jede Medaille hat zwei Seiten und Babylon hat so um die Hundert. Chaos ist vorprogrammiert, genau wie Feuer, Tod, Verderben und herbe Rückschläge. Aber wenn einer mit so etwas umgehen kann, dann ist es Julius, der Mann aus Samaria, der sich indirekt als ein viel größerer Messias entpuppt. Ob er diesen Eindruck bestätigen kann, wird sich im Verlauf der Geschichte noch herausstellen müssen. Man darf also definitiv gespannt bleiben.

Immer wenn Alice und Dorison am Werke sind, zückt man doch schnell die Geldbörse und fackelt nicht lang. Und womit? Mit Recht. Sie bilden zusammen ein unglaubliches Team, das jede Geschichte zu etwas Besonderem macht. Man könnte meinen, dass sie nach so langer Zeit auch mal etwas leichtsinniger, übermütiger oder gar schwächer werden; nichts dergleichen. Sie setzen von Mal zu Mal einen drauf. Genau das spiegelt sich im zweiten Band von Julius wider. Perfektion, Mystik, eindrucksvolle Bilder und vor allem Spannung ohne Ende - bis zur letzten Seite. Das Ende ist so konzipiert, dass jeder Leser regelmäßig kontrollieren muss, ob denn der dritte Band bereits erschienen ist. Die Geschichte ist ein klassisches Abenteuer mit Start und festgelegtem Ziel. Der Weg ist beschwerlich, doch man begleitet die Gruppe gerne. Jedes Mitglied auf dieser Reise entspricht einem bestimmten Charakterzug, wie beispielsweise Fanatismus, Misstrauen, Egozentrik oder Alleskönner. Julius ist sehr geschickt. Seine Zeit in Rom hat ihn geprägt und geschult. Auch wenn die anderen ihn am Liebsten in Babylon lassen würden, ist er der Grund weswegen sie noch leben. Er ist intelligent und bewahrt in vielen Situationen einen kühlen Kopf. Im Gegensatz zu dem sogenannten Messias, scheint er sich um seine Mitstreiter zu kümmern und schenkt ihnen bei Weitem mehr Beachtung.

Der, dem sie folgen, wäre nicht einmal nach Babylon gegangen, um den anderen einen Schluck Wasser zu bieten, denn die Suche nach Gottes verschollenem Wort steht über Allem. Durch die immense Ähnlichkeit mit Jesus Christus ist man nicht so schnell geneigt von Gewissenlosigkeit zu sprechen, doch zeichnet sich das hin und wieder ab. Julius steht dem Ganzen einfach pragmatischer gegenüber. Er glaubt an das, was er mit seinem Schwert in der Hand bewerkstelligen kann. Es liegt am Rest der Jünger-Gruppe dies und noch Vieles mehr endlich einzusehen. Sie reagieren oftmals stur und unrühmlich, wenn Worte der Kritik und des Unglaubens fallen.

Die Zeichnungen und der Textverlauf bilden eine sehr gute Basis für diese Geschichte. Der Leser wird durch Bild und Schrift gepackt und in die Welt des Julius von Samaria gezerrt. Die Verblendung der Jünger, die Unachtsamkeit des Messias und der kühle Pragmatismus von Julius werden in jedem Panel eingefangen und man erwischt sich öfters beim längeren Verweilen auf einer Seite. Emotionen und Fragen spiegeln sich in jeder fein gezogenen Linie wider, sodass Mimik und Gestik stetig realistischer werden. Erwachsene Leser, die es mit dem Medium Comic nicht gerne aufnehmen, sollten rasch ihre Meinung ändern. Denn kein Roman dieser Welt könnte Das Dritte Testament besser erzählen und darstellen, als Alice, Dorison & Co.

Carlsen hat ein ordentliches Softcover mit einem wunderschönen, epischen Titelbild in seinen Reihen, was alleine einen Kauf rechtfertigt. Der Preis stimmt und der Inhalt sowieso. Viele kritische Stimmen der Mystik und Religion gegenüber werden höchstwahrscheinlich nicht verstummen, sie bekommen aber immerhin guten Stoff über den diskutiert werden kann. Julius Band II ist demnach wie seine Vorgänger eine Bereicherung für alle Lebenslagen. Eine Menge Fragen, aber auch viele Antworten; vor allem eine Möglichkeit für jeden Leser individuelle Gedankengänge im neuen Licht erstrahlen zu lassen.


Fazit

Man muss wahrlich nicht religiös sein, wenn man diesem Messias folgen möchte. Selten gab es eine Comic-Reihe, die religiöse und geschichtliche Stränge mit so viel Wortwitz und Ernsthaftigkeit verbinden konnte. Jeder Daumen gehört nach oben und eine gesunde Erwartungshaltung den noch kommenden Bänden ist mehr als angebracht. Für jeden Käufer, Liebhaber und Leser einen Blick wert.


Pro/Contra

+ Julius etabliert sich zum eigentlich Protagonisten
+ Messias wirklich Messias
+ Fragen, Antworten, Denkanstöße
+ Charaktere entwickeln sich weiter, teilweise bleiben sie rückständig...wie es die Geschichte eben verlangt
+ Zeichnungen und Erzählstil im Einklang
+ eine Prise Humor darf nicht fehlen

Bewertung:
Handlung: 4,5/5
Charaktere: 4,5/5
Zeichnungen: 5/5
Lesespaß;4,5/5
Preis/Leistung:5/5


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