Assassin's Creed IV: Black Flag: Blackbeard - Das verschollene Logbuch (Christie Golden)

Verlag: Panini (Mai 2014)
Gebundene Ausgabe, 148 Seiten, 39,90 Euro
ISBN-13: 978-3833228643

Genre: Fantasy, Abenteuer


Klappentext

Ihr haltet ein bemerkenswertes Dokument in Händen. Das verschollene Logbuch des berüchtigten Piratenkapitäns Edward Thatch, auch bekannt als der legendäre Blackbeard.

Mit Hilfe der außergewöhnlichen Talente eines jungen, künstlerisch begabten Matrosen, der ihm als Chronist diente, sorgte Edward Thatch dafür, dass seine Taten und Gedanken der Nachwelt erhalten bleiben. In diesem Buch ist alles gewissenhaft aufgezeichnet, in Thatchs eigenen Worten: von seiner Entscheidung, sich der Piraterie zu verschreiben, über seine brillant durchdachte Schöpfung des Blackbeard-Mythos und die kühne Seeblockade von Charlestown, South Carolina, bis hin zu seiner ungewöhnlichen Freundschaft zum »Gentleman-Piraten« Stede Bonnet. Eindrucksvolle Zeichnungen des Chronist dokumentieren nicht bloß den Alltag an Bord eines Piratenschiffs, sondern gleichermaßen entscheidende historische Augenblicke. Am wichtigsten jedoch ist womöglich, dass Thatchs Logbuch die Geschichte eines Mannes enthüllt, der Blackbeard in punkto wagemutiger Fluchten und schieren Schneids in nichts nachsteht - die Geschichte eines bislang unbekannten Piraten namens Edward Kenway.


Rezension

Nicht nur Deckard Cain und Tyrael verfassen Chroniken, die in ihrer Welt als zentrale Wegweiser gelten. Auch andere Persönlichkeiten haben bei diesem Monopol ein Wörtchen mitzusprechen, denn sie sind keineswegs weniger bekannt. Neben dem gewaltigen Blizzard-Universum gibt es jenes, dessen geschichtliche Szenarien außerordentlich gut in Szene gesetzt und nachempfunden werden. Namen wie Assassin’s Creed und Blackbeard sind Vielen geläufig, wenn auch nicht unbedingt im direkten Zusammenhang; was im Prinzip nicht nötig ist. Wer sich daran noch nie beteiligt hat, muss kein schlechtes Gewissen haben, denn Panini und Ubisoft schaffen ein wenig Abhilfe und liefern etwas ab, das gleich für mehrere Parteien von Interesse sein könnte: Das verschollene Logbuch von Blackbeard, einem Piraten, der wohl an Berühmtheit kaum von jemandem aus seinem Metier übertroffen wird. Ein gewaltiges Artbook, welches eine Mischung aus Comic, Roman und Enzyklopädie ist. Für Anhänger der Spiele ist es eine Ergänzung zum Abenteuer mit den einen oder anderen unbekannten Hintergründen. Für angehende Piraten eine Anleitung und Vorgeschmack, wie ein Leben auf See ausschauen kann. Für Laien ein Einblick in die komplexe Welt von Assassin’s Creed, die alles andere als eine gewöhnliche PC-Rauferei ist. Zu guter Letzt auch für Schaulustige, die Kunst und Aussage schätzen und stets auf der Suche nach neuen Inspirationen und Eindrücken sind. Der Inhalt dürfte allein durch den Klang des Titels Ohren aufhorchen lassen, trotzdem soll nicht unerwähnt bleiben, dass die Hinterlassenschaft von Edward Thatch in Verbindung mit der Spielreihe auch einen Zusammenhang aufweisen kann und so nochmals geehrt und aufgewertet wird.

Der Handlungsverlauf an sich ist relativ simpel. Zeitlich gesehen befindet man sich im 18. Jahrhundert, im direkten Umfeld der Piraten der Karibik. Black Flag lässt richtig vermuten, dass es hier nicht um einfache oder irgendwelche Freibeuter geht: Edward Kenway avanciert zu einem britischen Piraten, der sich zu Beginn seiner Kariere noch gar nicht ausmalt, durch wen er letztendlich Bedeutung und Ruf erlangt. Ausgebildet von Assassinen, arbeitet er mit diesen zusammen, denn beide versprechen sich gewisse Vorzüge aus der Partnerschaft. Neben Anne Bonny, Jack Rackham und Charles Vane, taucht schließlich auch Edward Thatch auf, der mit seiner Präsenz zu faszinieren weiß. Für Kenway und manch anderen Beteiligten beginnt eine Mission quer durch die großartigsten Orte, die jemals mit den Legenden der Piraterie in Verbindung gebracht wurden, beispielsweise Havana, Kingston und Nassau. Das Tagebuch spielt insofern eine wichtige Rolle, als das man als Mensch sich stets daran versucht, Dinge zu verstehen. Und diese Mitschriften werden dabei ganz gewiss helfen. Auch der berüchtigtste Kapitän der schwarzen Flagge hat für alles einen Grund gehabt und scheint dadurch menschlicher als zuvor. Turbulent, rasant, strategisch, atmosphärisch und faszinierend echt, ist das Motto des Tagebuchs, das endlich für viele, nachfolgende Generationen zugänglich und greifbar gemacht wurde.

Schon nach kurzen Einblicken und Augenblicken, lässt sich über die Arbeit Blackbeards und seines berühmten Schreiberlings in höchsten Tönen schwärmen. Präzision und Unterhaltung, haargenaue Darstellungen gepaart mit geschichtlichen Szenarien sind das Credo des Tagebuchs. Vom Anfang bis zum aller letzten Satz, scheint Edward Thatch den Leser zu begleiten und ihn von Seite zu Seite leiten zu wollen, damit auch nichts falsch verstanden wird. Gerade dieser Aspekt ist erfreulich, denn niemand hat Interesse an verfälschten Tatsachen. Wer sich mit Assassin’s Creed und Blackbeard auseinandersetzt, der wird merken, dass beide bisher immer versucht haben, so genau wie möglich dargestellt zu werden, schließlich geht es um die Wahrheit. Da das Tagebuch von Kenway verfasst und veröffentlicht wurde, so ist davon auszugehen, dass das Meiste stimmt. Natürlich wird auch er nicht von einer gewissen Subjektivität befreit gewesen sein, denn die Jahre auf See, egal ob ruhig oder rau, schweißen zusammen. Nicht immer entsteht Freundschaft, dennoch Respekt. Und Respekt ist in dieser Ausgabe des Tagebuchs deutlich spürbar, allein bei der kleinsten Feinheit in Bild und Inhalt. Die Überlieferungen sind gut portioniert. Der Text weiß, was wichtig ist und versucht Dinge auszuklammern, die für den Gesamtzusammenhang nicht wichtig sind. Es kommt vor, dass ein Kapitel mehr als zwei Seiten Text vorweist, doch ist das nächste um Einiges kürzer. Genau der Grad an Abwechslung macht das Lesen angenehm und zu einem spannenden Abenteuer. Im Endeffekt das, was Blackbeard wohl im Sinn hatte.

Abwechslung ist ein Schlüsselwort, welches nicht nur auf den geschriebenen Inhalt zutrifft. Illustrationen von Schauplätzen und erlebten Situationen, vereinfachen den Blick in die faszinierende Welt des Edward Thatch. Die Übergänge sind geschickt gewählt und sehr flüssig. Ein Pirat weiß nun mal, worauf es ankommt. Manchmal wird sich der Leser dabei ertappen, wie er munter vor sich hin schmunzelt; denn hin und wieder wird klar, dass auch ein Blackbeard pikante Details außen vorlässt, obgleich er dies natürlich nicht zugeben würde. Logbucheinträge, Schatzkarten, Verträge, Speisepläne und Kleiderordnungen werden veranschaulicht und lassen das 18.Jahrhundert in der Karibik im neuen, dennoch nostalgischen Glanz erstrahlen. Die Zeichnungen sind sorgfältig, keineswegs aufgesetzt. Sie spiegeln, so scheint es, Blackbeards Seele wider. Genau das ist es, worauf es ankommt. Es geht bei dem Tagebuch nicht darum, etwas zu verheimlichen. Edward Thatch alias Blackbeard, war ein Mann wie jeder andere, nur eben mit einer bestimmten Art von Beruf, die nicht nur Leben genommen, sondern auch viele gerettet hat. Der oft als grausam verschriene Pirat hatte Feinde. Auch er versuchte sich und seine Mannschaft zu schützen, was mit Sicherheit kein einfaches Unterfangen gewesen sein kann.
Panini hat mit diesem Artbook einen weiteren Meilenstein geliefert und setzt immer höhere Maßstäbe für die eigene Qualität an. Die Aufmachung ist nicht nur arbeitsintensiv, sie ist prachtvoll. Darüber hinaus kann man bei einem Kauf davon ausgehen, dass der Schein nicht trügt, denn es kommt nicht oft vor, dass der Einband mal nicht vom grausigen Inhalt ablenken möchte. Eine gesunde Mischung aus Abenteuer-Roman, Comic-Szenarien, sowie geschichtlichen und spielerischen Hintergründen, lassen die Geschichte des berühmtesten Piraten und Kapitäns im neuen Glanz erstrahlen. Ein kühles Bier in die eine Hand, Blackbeards Logbuch in die andere. Alles andere erledigt sich, wie von selbst.


Fazit

Lässt man sich vom Preis abhalten Blackbeard´s Logbuch zu kaufen, so entgeht einem ein Vergnügen, das Spieler von Assassin’s Creed schon lange kennen. Hier steckt viel drin. Gut und gerne auch für diejenigen, die sich für Piraterie, Blackbeard und Geschichte interessieren. Dieser Mann ist das Wissen um ihn wert, sein Tagebuch beweist es. An alle Seefahrer und Landratten: Befreit die Taler aus euren Taschen und lasst sie einem nützlichen Zweck zukommen! Es lohnt sich - für Geist und Optik.


Pro/Contra

+ Blackbeard lebt
+ ehrlich, einfallsreich und informativ
+ perfektes Zusatz-Kompendium
+ von innen und außen: ein Meisterwerk

Bewertung: sterne5

Handlung: 5/5
Charaktere. 4,5/5
Zeichnungen: 4,5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 4/5

Tags: Piraten, Assassinen