Das Licht zwischen den Meeren (M.L. Stedman)

Licht zwischen Meeren

Verlag Limes, September 2013
Originaltitel: The light between oceans
Hardcover, 448 Seiten, € 19,99
ISBN 978- 3809026198

Genre: Belletristik


Klappentext

1926, Janus Rock. Auf einer abgelegenen Insel im Westen Australiens arbeitet Tom Sherbourne als Leuchtturmwärter. Mit seiner Frau Isabel führt er ein erfülltes Leben fern einer Welt im Umbruch. Nur eines trübt ihr Glück: Ein Kind bleibt ihnen verwehrt. Bis sie eines Morgens am Strand ein Ruderboot entdecken, in dem die Leiche eines Mannes liegt – und ein neugeborenes Baby. Während Tom die Küstenwache alarmieren will, schließt Isabel das kleine Mädchen in die Arme – und für immer in ihr Herz. Gegen Toms Willen nehmen sie das Kind als ihr eigenes an und nennen es Lucy. Zwei Jahre später kehren sie aufs Festland zurück – und müssen erkennen, dass ihre Entscheidung das Leben eines anderen Menschen zerstört hat …


Die Autorin

M. L. Stedman ist im Westen Australiens geboren und aufgewachsen. Zur Zeit lebt sie in London. Das Licht zwischen den Meeren ist ihr Debütroman, der international für Furore sorgte und in 35 Sprachen übersetzt wurde.


Rezension

Langsam und betulich ist das Leben auf Janus Rock, einer kleinen abgelegenen Insel vor der Küste Australiens. Außer einem Leuchtturm und seinen Bewohnern gibt es dort kein weiteres menschliches Lebewesen, man muss die Einsamkeit folglich schon sehr lieben, denn 1926 gab es noch keine schnelle Verbindung zum Festland, von Telefon und weiteren modernen Kommunikationsmöglichkeiten mal ganz abgesehen. Tom Sherbourne plagt sich noch mit der Schuld des Überlebenden herum, er möchte seinem Land gerne einen Dienst erweisen, immerhin muss es ja auch einen Grund gegeben haben, warum er den Krieg überleben durfte. Anfangs ist er noch alleine auf der Insel, steht aber schon in Briefkontakt mit Isabel, die er kurz vor Dienstantritt kennen lernte. Nach ihrer Heirat zieht Isabel zusammen mit ihm auf den Leuchtturm, wo sie eigentlich glücklich und zufrieden leben. Leider wird ihr großer Wunsch nach einem Kind nicht erfüllt, bis eines Tages ein Boot angeschwemmt wird, dass einen Toten und ein quicklebendiges Baby enthält. Da Isabel grade wieder eine Fehlgeburt hatte, sie annahmen, dass auch die Mutter des Babys ertrunken ist, nehmen sie das Baby als ihr eigenes an. Aber wie das so ist mit dem Gewissen, Tom als absolut ehrenhafter Mann hat schon bald Schwierigkeiten damit. Als er dann auch noch bei einem Festlandbesuch feststellt, was sie angerichtet haben, fällt es ihm immer schwerer, zu schweigen.

Langsam, sehr langsam geht die Geschichte voran. Anfangs ist es noch recht spannend, Tom und Isabel bei ihrem Leben im Leuchtturm zu beobachten, aber im letzten Drittel wird das Buch doch sehr langatmig. Die Auswirkungen einzelner Handlungen werden ausführlich geschildert, wobei die Autorin allerdings niemals moralisiert, sondern jeden Gesichtspunkt erleuchtet. Natürlich gibt es auch hier wieder die uneinsichtigen Karrieretypen, die auf Kosten anderer mehr im Leben erreichen wollen, ohne auf die eigentlichen Fakten und Beweggründe zu hören. Tom will eigentlich nur sein Gewissen erleichtern, aber wie naiv von ihm, zu erwarten, dass andere dann die Hände in den Schoß legen und ihn gewähren lassen. Isabels Verzweiflung wirkt sehr glaubhaft, verständlich ihre Motive und ihr weiteres Handeln. Besonders ins Herz geht aber auch die Verzweiflung des Kindes, das sich erdreistet, eigene Gefühle zu haben und so gar nicht der Vorstellung entspricht, die sich manche Menschen von ihm gemacht haben. Zum Glück gibt es doch noch Menschen, die sich auch um das Wohl des Kindes bemühen und versuchen, einen Mittelweg zu finden.

Mehr Schwierigkeiten gibt allerdings der Erzählstil her, der ständige Wechsel von Gegenwart- und Vergangenheitsform ist mühselig. Man weiß nicht, ob es am schlechten Lektorat, an ungeschickter Übersetzung oder doch einfach so gewollt ist, denn ein Muster ist nicht erkennbar. Bis zum Schluß werden immer mal Absätze in der sperrigen Gegenwartsform geschrieben, um dann unvermindert wieder in die gefälligere Vergangenheitsform zu rutschen. Das Buch ist eine schöne Familiengeschichte, in der Schuld und Sühne vermengt werden und mit den Gefühlen von Menschen nicht immer milde umgegangen wird. Vor allem zeigt es wohltuend, dass eine Medaille immer zwei Seiten hat, wie schwer es ist, richtige Entscheidungen zu treffen. Was für den einen richtig zu sein scheint, mag einen anderen ins Unglück reißen.


Fazit

M.L. Stedman hat mit ihrer Geschichte Das Licht zwischen den Meeren eindrucksvoll erzählt, welchen Rattenschwanz falsche Entscheidungen nach sich ziehen können und was diese aus einzelnen Menschen machen können. Ob es immer so gut ist, das Gesetz und die Gerechtigkeit walten zu lassen, kann man anhand des Kindes sehr gut nachvollziehen. Manchmal fallen unter ungewöhnlichen Umständen Entscheidungen, mit denen man anschließend nicht mehr umgehen kann.


Pro und Contra

+ einfache Charaktere
+ ungewöhnlicher Plot
+ interessante Umgebung

- zwischendurch etwas langatmig
- holpriger Erzählstil
- das Ende zu sehr hingezogen

Wertung sterne3

Handlung: 3/5
Charaktere: 3/5
Lesespaß: 3/5
Preis/Leistung: 3/5