dtv (Mai 2014)
Originaltitel: „Broken Homes“
Übersetzer: Christine Blum
Taschenbuch, 400 Seiten, 9,95 EUR
ISBN: 978-3423215077
Genre: Fantasy-Krimi
Klappentext
Seltsame Dinge geschehen im Skygarden Tower, einem berüchtigten Sozialwohnblock in Südlondon. Dinge, die eine magische Anziehungskraft auf Police Constable und Zauberlehrling Peter Grant ausüben. Zunächst geht es nur um ein gestohlenes altes Buch über Magie, das aus der Weißen Bibliothek zu Weimar stammt. Doch dann weitet sich der Fall rasant aus. Denn der Erbauer des Tower, Erik Stromberg, ein brillanter, wenngleich leicht gestörter Architekt, hatte sich einst in seiner Zeit am Bauhaus offenbar nicht nur mit modernem Design, sondern auch mit Magie befasst. Was erklären könnte, warum der Skygarden Tower einen unablässigen Strom von begabten Künstlern, Politikern, Drogendealern, Serienmördern und Irren hervorgebracht hat. Und warum der unheimliche gesichtslose Magier, den Peter noch in schlechtester Erinnerung hat, ein so eingehendes Interesse daran an den Tag legt …
Rezension
„Der böse Ort“ ist der vierte Band der Reihe um den Zauberer und Polizisten Peter Grant. Seine Eltern stammen aus Sierra Leone, doch Peter ist mit Leib und Seele ein englischer Constable der Metropolitan Police. Die Zusatzqualifikation zum Magier erfordert nicht nur fundierte Kenntnisse in Latein, sondern das Erlernen von immer komplexeren Zaubertricks. Beides kommt Peter zugute, als er es nun mit einem wahrhaft dämonischen Fall zu tun bekommt. Doch zunächst beginnt alles ganz harmlos und alltäglich.
In einem verunfallten Volvo wird Blut im Kofferraum gefunden. Die nachfolgende Recherche ergibt nicht nur, dass der tödlich verletzte Fahrer Verbindungen zum schwarzen Magierzirkel des Gesichtslosen hatte, sondern führt direkt zu einer ebenfalls gesichtslosen Leiche. Der grausame Zauber, der das Antlitz von Peters Kollegin Lesley zerstört hat, kam hier jedoch nicht zum Einsatz. So verläuft die Spur zunächst im Sand und Peter widmet sich wieder seinen magischen Forschungen. Er möchte einen Vestigia-Grad (magische Spur) anhand der Reaktionsstärke des Magie sensiblen Hunds Toby etablieren.
Doch bald muss Peter den Diebstahl eines magischen Buchs ermitteln und gerät an einen deutschen Architekten, der sich selbst mit dem futuristischen Wolkenkratzer „Skygarden“ im Londoner Viertel „Elephant and Castle“ ein Denkmal setzte. Oder vielleicht etwas noch Bedeutenderes? Peter und Lesley ziehen undercover in den abgewrackten Silo in sozialer Randlage ein. Und sie erleben hautnah, dass sich dort wesentlich gefährlichere Zeitgenossen herumtreiben, als Klein-Kriminelle, Alt-68er, Junkies und Baumgeister.
„Der böse Ort“ erzählt zunächst ein wenig vom Alltag des Police-Constable Peter Grant, der mit seiner Kollegin Lesley, seinem Mentor Nightingale und dem Hund Toby im altehrwürdigen Folly lebt. Das Folly ist eine Art Scotland Yard für die Ordnungshüter der Magierzunft. Peter wohnt in einem Nebengebäude des Anwesens, da sein umfangreiches TV Equipment nicht mit den magischen Sicherungsmaßnahmen kompatibel ist. Bevor Peter sich also dem Mysterium der Woche widmet und sich einmal mehr mit dem Gesichtslosen anlegt, untersucht er in eher klassischer Polizeimanier die üblichen Verbrechen. Zudem gilt es eine pompöse Zeremonie der Flussgötter am Themeseufer zu sichern, die Gelegenheit für ein Wiedersehen mit dem magiebegabten Teenager Abigail und Peters einstiger Flamme Beverly.
Mit liebgewonnenem Personal fühlt sich der Leser in jedem Band einer Serie zuhause. In „Der böse Ort“ lachen wir mit Peters Freunden und fühlen mit seiner Mutter, die so gern die vom Heroin zerstörten Zähne ihres Ehemanns ersetzten lassen würde, damit er wieder Trompete spielen kann. Wollte man ein Regelwerk dafür erstellen, was eine Buchserie, die den Leser süchtig macht, mitbringen sollte, dann gehörten immer wieder auftretende, sympathische Nebenfiguren ganz oben auf die Liste. Ein weiteres wichtiges Kriterium für eine süchtig machende Serie wäre: Fortentwicklung von Bewährtem unter Vermeidung von Wiederholungen. Nun ist und bleibt der Schauplatz derselbe, jedoch verlässt die Geschichte die Londoner City und die touristischen Highlights und begibt sich zu einem Viertel in Southwark mit dem pittoresken Namen „Elephant and Castle“. Ein traditionell als sozial schwierig geltender Stadtteil, in den Aaronovitch einen fiktiven Monumentalbau setzt, der es bezüglich Zauber des Bösen in sich hat. Der Gesichtslose Magier hat sich in dieser Serie als Antagonist bereits bestens bewährt und wird dies auch weiterhin tun, solange sich der Autor für ihn genügend verblüffende Ideen und plausible Wendungen einfallen lässt. Das spektakuläre Finale in „Der böse Ort“ weist auch in dieser Hinsicht keinerlei Ermüdungserscheinungen auf.
Fazit
Ben Aaronovitch bietet dem Leser auch im vierten Band „Der böse Ort“ der „Rivers of London“ Serie mit dem Magier-Polizist Peter Grant einen kurzweiligen, spannenden und heiteren Mix aus Fantasy und Krimi, der den Leser tatsächlich süchtig macht. Man kann es kaum erwarten Peter, sowie seine Mitstreiter, Freunde und Familie wiederzutreffen und zu erfahren, welche mysteriösen Abenteuer das seltsame London noch für sie bereithält.
Pro & Contra
+ originelle, noch einmal weiter entwickelte Haupt- und Nebenfiguren
+ überraschendes Ende
+ überzeugender historischer Hintergrund
- durch fast schon zu viele Twists manchmal unübersichtlich
Wertung:
Handlung: 4/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 4/5