Malcolm Max - Kapitel 2: Auferstehung (Peter Mennigen und Ingo Römling)

Splitter (Juni 2014)
Hardcover, 14,80 EUR
64 Seiten, inkl. Bonusmaterial
ISBN: 978-3-86869-547-2

Genre: Steampunk / Gothic Novel


Klappentext

Malcolm Max sitzt wegen Mordes im Gefängnis, seine Weggefährtin Charisma Myskina verschwand spurlos, während einer heiklen Mission und am Horizont zeichnen sich bereits weitere fatale Entwicklungen ab, deren Grauen sich aus vielen Quellen speist. Allen voran die Heimsuchung von Geistern toter Frauen, denen es danach gelüstet, Malcolm Max für ein gebrochenes Gelöbnis büßen zu lassen. Zudem kreuz die Reinkarnation eines auf verstörende Weise von den Toten auferstandenen Serienkillers seine Pfade und zieht eine blutige Spur durch London. Und dann kommen da auch noch diese höchst zweifelhaften Maschinenmenschen ins Spiel. Kurzum: Es braut sich einiges an Unheil zusammen im Herzen des British Empire.


Rezension

Aufgrund einer Verkettung unglückseliger Zufälle wurde Malcolm Max ins Gefängnis gesteckt, wo er seine Mitinsassen moralisch aufbaut. Da sich seine geschätzte Kollegin Charisma nicht meldet, macht sich Malcolm langsam Sorgen und beschließt auszubrechen. Leichter gesagt als getan. Immerhin erhält er Unterstützung von zwei aufgeweckten Nachbarsmädchen, die seinen trockenen Humor und seine außergewöhnliche Kombinationsgabe teilen. Ihre Flucht führt sie durch düstere Geheimwege und mehr als einmal laufen sie beinahe der Polizei in die Hände. Währenddessen wird die Halbvampirin Charisma in den Kellerräumen einer Fabrik gefangen gehalten, wo ihr der widerwärtige Artful Leech von seinen perversen Machenschaften berichtet. Er pflanzt die Gehirne Toter in seine Maschinenwesen ein, um so willenlose und übermenschlich starke Sklaven zu züchten. Dabei extrahiert er auch die Erinnerungen der meist männlichen Verstorbenen, um ihre Frauen zu gewissen Gefälligkeiten zu erpressen. Und er hat bereits Gehirne von Verbrechern benutzt, so auch jenes von dem Serienkiller, für dessen Taten Malcolm von der Polizei gejagt wird …

„Auferstehung“ wird im schnellen Wechsel aus Malcolms und Charismas Sicht erzählt, denn beide stecken bis zum Hals in Problemen. Doch weder die toughe Halbvampirin noch der exzentrische Detektiv lassen sich aus der Ruhe bringen. Charisma würde lieber sterben, als dem ekelhaften Artful Leech zu Gefallen zu sein und zeigt vor ihm keine Angst. Letztlich kann sie aber nur durch einen glücklichen (oder auch unglücklichen) Zufall gerettet werden. Denn Malcolm kommt als strahlender Held nicht in Frage: Er hat nicht nur die Polizei am Hals, sondern auch die Geister wütender, toter Frauen, denen er versprochen hat, den Serienkiller zu stellen und seiner gerechten Strafe zuzuführen. Die Geisterfrauen werden jedoch schnell ungeduldig und geben Malcolm eine lächerlich kurze Frist, sein Gelübde zu erfüllen.

Trotz dass sich hier mehrere Handlungsstränge überschneiden und verknüpfen, gelingt es Peter Mennigen und Ingo Römling, die Übersicht zu wahren. Die Sprünge zwischen den verschiedenen Handlungsorten sind gut getimt und dadurch, dass an zwei Orten die Hölle los ist, bleibt die Spannung in „Auferstehung“ konstant hoch. Durch die Redseligkeit des Bösewichts (ja, ein bisschen Klischee) erfährt man endlich auch mehr über die grotesken Maschinenwesen, die als willenlose Arbeiter eingesetzt werden sollen und deren Erschaffung mit grausigen Taten einhergeht. Das Ganze ist so abartig, dass Malcolm gar keine Möglichkeit hat, der Polizei die Sachlage zu erklären und seinen Kopf damit aus der Schlinge zu ziehen. Man würde ihm wohl schlichtweg nicht glauben.

Malcolm erinnerte bereits im ersten Band sehr an Sherlock Holmes (so wie ihn Robert Downey jr verkörperte), was auch beabsichtigt ist. Dieser Eindruck verstärkt sich nun nochmals. Selbst in den brenzligsten Situationen wirkt er cool und widmet sich ausschweifenden Überlegungen. Doch Malcolm ist nicht komplett furchtlos und tollkühn, viel mehr versucht er, die Gefahr und seine Sorgen mit trockenem Humor zu überspielen. Charisma gesteht sich ihre Angst da schon eher ein, aber sie verfügt auch über einen ungebrochenen Stolz und lässt sich nichts gefallen. Vor allem nicht von schmierigen Kerlen, wie sie im zweiten Band der Reihe einmal mehr beweist. Dass Malcolm für sie mehr als ein Kollege und Freund ist, kapiert dieser leider immer noch nicht.

Zeichnerisch bleibt „Malcolm Max“ eine düstere Augenweide. Ingo Römling legt wieder viel Wert auf entscheidende Details, die das 19. Jahrhundert stimmungsvoll inszenieren. Satte Farben, meist in Abstufungen von Braun, Schwarz/Grau und Grün, dominieren die Gothic Novel, die weiterhin mit lebendiger Mimik und Gestik begeistert. Der kantige Stil von Ingo Römling hat einfach hohen Wiedererkennungswert und harmoniert perfekt mit dem Inhalt. Der Anteil an Dialogtext ist auch dieses Mal wieder etwas zu hoch. Die gewählte Ausdrucksweise von Malcolm braucht natürlich ihren Raum, aber teilweise reden die Charaktere einfach zu viel. Schön sind dagegen die sandfarben unterlegten, kurzen Erzähltexte, die kräftig Atmosphäre schüren.  Einzig die häufigen Hinweise mit Sternchen, was alles im ersten Band passiert ist, hätte es nicht gebraucht.

Auch dieses Mal darf sich der Leser über Bonusmaterial freuen. Im Anhang des großformatigen Hardcovers finden sich Erklärungen zu den Maschinenwesen sowie zu besonderen Schauplätzen der Geschichte wie beispielsweise den „Tower of London“ oder auch die „Baker Street 221b“. Und natürlich gibt es auch wieder coole Zeichnungen von befreundeten Comickünstlern wie Sarah Burrini und Felix Mertikat.


Fazit

„Auferstehung“ lässt den Leser gleich an zwei Schauplätzen um die Leben der Protagonisten fürchten und schafft es dabei, beide Handlungsstränge spannend und stimmungsvoll zu inszenieren. Zur Verfolgung Malcolms durch die Polizei und Charismas Entführung kommen auch noch wütende Geisterfrauen hinzu. Und der Serienmörder ist immer noch auf freiem Fuß – Hochspannung für den dritten Band ist damit garantiert!


Pro & Contra

+ Malcolm und Charisma sind einfach supersympathisch
+ finstere Steampunkatmosphäre, inklusive Maschinenwesen
+ Gruselfaktor (Geister und Grenzwissenschaft)
+ viel Liebe zum entscheidenden Detail
+ wahnsinnig spannend (wieder mit Cliffhanger)
+ stimmungsvolle, kantige Zeichnungen

o weiterhin wahnsinnig viel Dialogtext

Wertung: sterne4.5

Handlung: 4/5
Charaktere: 4,5/5
Zeichnungen: 5/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 4/5


Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Malcolm Max:

Rezension zu Malcolm Max Bd.1
Rezension zu Die Fälle von Emmeline und Miranda Finch 

Interview mit Ingo Römling und Peter Mennigen Teil 1

Interview mit Ingo Römling und Peter Mennigen Teil 2

Tags: Malcolm Max