Exkarnation - Krieg der alten Seelen (Markus Heitz)

Knaur Verlag (August 2014)
Klappenbroschur
608 Seiten, EUR 14,99
ISBN: 978-3-426-51623-2

Genre: Urban Fantasy, Thriller


Klappentext

"Mein Name ist, nein, war Claire.
Mein neues Leben begann an dem Tag, als ich ermordet wurde."
Ein Wagen rast unvermittelt auf sie zu und überrollt sie. Claire stirbt an Ort und Stelle, obwohl sie ihrem Mann noch helfen wollte, der vor ihren Augen bei einem ­Überfall erschossen wird – doch ihre Seele verlässt die Erde nicht. Beherrscht von dem Wunsch, den Mörder zur Rechenschaft zu ziehen, fährt sie in den Leib der Selbstmörderin Lene von Bechstein. Doch Lenes Körper war eigentlich für jemand anderen vorgesehen, und Claire gerät mitten hinein in einen uralten Krieg.


Rezension

Exkarnation - schon der Titel verheißt nichts Gutes, und tatsächlich mach genau dieses Unheilvolle das Besondere an Heitz’ neuestem Werk aus.
Hierfür verabredet er einige spannende Ideen, die den Roman sehr eigenständig machen und diesen so aus der Masse der Urban Fantasy herausstechen lassen. Schnell und routiniert steckt Heitz die Rahmenhandlung ab und holt den Leser mitten ins Geschehen. Mit der Ermordung der Protagonistin nämlich wird eine Kette von Ereignissen in Gang gesetzt, die beinahe von der ersten Seite an einen soliden Spannungsbogen ermöglichen: Claires Seele denkt nicht daran, in die mysteriöse „Urmasse“ zurückzukehren, sondern fährt kurzerhand in den Körper von Lene von Bechstein - einem Körper, der eigentlich für eine ganz andere Seele bereitgehalten wurde.
Heitz’ Konzept der Seelen ist überraschend einleuchtend und trägt wesentlich zum Aufbau einer spannenden Handlung bei. Denn an dieser Stelle kommen die „alten Seelen“ aus dem Titel ins Spiel: Diese Wandeln schon seit langer Zeit über die Erde und wechseln dabei immer wieder in die Körper sterbender Menschen über. Mit jeder dieser „Seelenwanderungen“ werden sie dabei mächtiger - so mächtig, dass das Weltgeschehen längst von einigen wenigen dieser nahezu unsterblichen Seelen kontrolliert wird. Mit dieser schaurig-schönen Idee erklärt Heitz beispielsweise, warum sich gewisse Muster in der Weltgeschichte wiederholen, warum gewisse Charaktertypen immer wieder an die Macht kommen.

Genau solch einer alten Seele ist Claire nun aber in die Quere gekommen: Der Körper von Lene von Bechstein nämlich war reserviert für eine alte Seele, mit der nicht zu spaßen ist. Was man bereits ahnen konnte, bestätigt sich nun: Wo viel Macht ist, gibt es auch verschiedene Gruppierungen, die um diese Macht kämpfen. So auch unter den verschiedenen alten Seelen.
Und wie es sich für anständige Antagonisten gehört, haben die gemeinsten der alten Seelen einen wirklich teuflischen Plan. Um ihre Macht ausbauen zu können, müssen sie regelmäßig in neue Körper wechseln - vorzugsweise von Menschen, die sich aus Verzweiflung umgebracht haben. Was liegt da näher als ein Serum in Umlauf zu bringen, das Menschen in tiefe Verzweiflung stürzen lässt?
Doch bevor Claire helfen kann, diesen Plan zu vereiteln, muss sie sich natürlich an die neue Situation gewöhnen. Und auch, wenn es sich Heitz an dieser Stelle etwas zu einfach macht - beinahe von jetzt auf gleich übernimmt Claire die Rolle Lene von Bachsteins - ist es doch spannend zu beobachten, wie ein Mensch einen vollkommen fremden Alltag meistert. Dabei hätte ein wenig mehr Tiefe jedoch nicht geschadet, bedenkt man, dass Claire gerade auf tragische Weise ihren Ehemann verloren hat. Spätestens wenn man Claire dabei beobachtet, wie sie frohen Mutes die Marketingcampagne für ein neues Parfum leitet - Lene von Bechstein war Mitinhaberin einer entsprechenden Firma - hat man das Gefühl, dass Heitz den Bogen etwas überspannt.

Darüber hinaus bekommt man jedoch auch jede Menge handfeste und gut gemachte Action geboten, wenn die Anhänger verschiedener mächtiger alter Seelen aufeinander treffen. Denn das Konzept, das die Grundlage für diesen Roman bildet, geht voll auf. Dass hierdurch einige Szenen entstehen, die die Handlung in keiner Weise voran bringen, sondern einfach nur cool sind, stört da nicht weiter - wären da nicht zusätzlich ein paar Längen, die den Eindruck entstehen lassen, dass hier eine Idee, die gut für einen Einzelroman geeignet gewesen wäre, künstlich auf einen Mehrteiler ausgewalzt wurde. Gerade für einen solchen aber wären etwas facettenreichere Charaktere sicherlich nicht verkehrt gewesen.


Fazit

Als Auftaktband einer neuen Reihe bietet „Exkarnation“ solide Spannung und gute Ideen, die hoffentlich auch über die nachfolgenden Bände tragen.


Pro & Kontra

+ gute Ideen spanend umgesetzt
+ überwiegend kurzweilig

- jedoch mit einigen Längen
- Charaktere handeln nicht immer nachvollziehbar

Wertung:  

Handlung: 4/5
Charaktere: 3/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 3,5/5


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