Der Pirat und die Prinzessin (Yuki Ayumura)

pirat prinzessin

KAZÉ (November 2014)
Originaltitel: Aoki Umi no Torawarehime
Taschenbuch, 160 Seiten, 6,95 EUR
ISBN: 978-2-88921-604-8

Genre: Fantasy / Abenteuer / Romance


Klappentext

Der schönste Tag im Leben einer Prinzessin ist der Tag ihrer Hochzeit. Wenn sie nicht gerade wie Matsurika entführt wird. Pirat Raju hat nämlich was dagegen, dass Matsurika den stattlichen Prinzen Orlando heiratet, und schnappt sich die verblüffte Braut kurz vor dem Ja-Wort weg. Als Matsurika auf einem schaukelnden Gaunerschiff erwacht, muss sie jedoch erfahren, dass die Absichten des Piraten gar nicht so fromm sind …


Rezension

Matsurika ist die Prinzessin eines Kaiserreichs, in dem Gott leben soll. Sie ist eine wunderschöne junge Frau und der attraktive Kronprinz Orlando hat ihr einen Heiratsantrag gemacht, angeblich aus reiner Liebe. Doch Matsurika zweifelt an seinen edlen Motiven und macht sich Gedanken darüber, dass sie einen Prinzen aus einem fremden Land heiraten soll. Auch der Pirat Raju, der nachts in ihr Gemach einbricht, rät von der Hochzeit ab und behauptet, der Prinz wolle lediglich Matsurikas Heimat annektieren. Raju bietet sogar an, dass sie mit ihm kommen kann, um der Heirat zu entgehen, doch Matsurika möchte die Angelegenheit mit ihrem Vater klären. Da greift Raju zu drastischeren Mitteln, gibt sich als Pirat zu erkennen und entführt kurzerhand die Prinzessin. An Bord seines Schiffes muss Matsurika schnell feststellen, dass Raju sie gar nicht retten will – im Gegenteil: Sie soll auf einem Altar geopfert werden …

Matsurika trägt ihre Entführung zunächst mit Fassung, auch, weil sie nicht glauben kann, dass Raju sie wirklich töten wird. Doch der Pirat betont immer wieder, dass sie nur ein Mittel zum Zweck sei – andererseits beschützt er sie vor aufdringlichen Kameraden und sorgt sich um ihr Wohlergehen. Wie passt das zusammen? Sein ambivalentes Verhalten führt schließlich dazu, dass Matsurika Interesse an dem scheinbar kaltherzigen Piraten entwickelt. Seine finstere Aura fasziniert sie, gleichzeitig hofft sie darauf, dass er sie verschonen wird, wenn sie sich erst einmal etwas besser kennenlernen. Diese Hoffnung weiß Raju jedoch schnell zu zerstören. Trotzdem ist da etwas zwischen den beiden, das im zweiten Band noch unheimlich spannend werden könnte. Eine richtige Liebesgeschichte ist es noch nicht, doch da bahnt sich etwas an. Schön dabei ist, dass Matsurika sich nicht sofort verliebt, sondern erst nach und nach liebenswerte Seiten an Raju entdeckt.

Mit seiner düsteren Ausstrahlung, der Augenklappe und dem muskulösen Körper wirkt Raju mehr wie ein Piratenprinz als wie ein rauer Kapitän. Auch die anderen Piraten an Bord sind nicht allesamt grobschlächtige, zahnlückige Kerle. Rajus Berater Nan kleidet sich auffällig edel für einen Seeräuber und überrascht mit einem äußerst freundlichen Wesen. Meist ist es Nan, der Raju zur Besonnenheit ermahnt, wenn dieser  von seinem Zorn überwältigt zu werden droht. Dann gibt es da noch den jungen Lohan, dessen Körper von dunklen Tätowierungen verziert wird und der mit Freude jede Drecksarbeit erledigt, um in Rajus Ansehen aufzusteigen. Shej dagegen hält nicht viel vom Einschmeicheln und testet gerne seine Grenzen aus, allerdings akzeptiert er die Strafen für sein oftmals unverschämtes Verhalten ohne Widerrede. Viel zwielichtiger als alle Piraten zusammen ist Prinz Orlando, der sich anfangs als Traummann präsentiert, jedoch bald seine Maske fallen lässt.

Die Story konzentriert sich im ersten Band auf die Entführung Matsurikas und die Verfolgung der Piraten durch Prinz Orlando. Dabei kommt es zu Kämpfen auf hoher See, die spannend umgesetzt wurden. Der Fokus bleibt jedoch auf den Protagonisten und ihren Handlungen. Später führt die Reise über Land, was an eine mittelalterlich angehauchte Fantasywelt erinnert. Was es mit diesem Altar, auf dem Matsurika geopfert werden soll, auf sich hat, bleibt vorerst im Dunkeln. Auch hätte man sich mehr Informationen über das Heimatland der Prinzessin gewünscht, ebenso wie über die Stationen ihrer Reise. Es bleibt zu hoffen, dass die Hintergründe im zweiten (und letzten) Band etwas besser ausgearbeitet werden.

Mangaka Yuki Ayumura setzt viel auf Rasterfolie, was gut zu ihrem von klaren Linien dominierten Zeichenstil passt. „Der Pirat und die Prinzessin“ ist zwar ein Shoujo-Manga, verzichtet aber weitgehend auf Schnörkel, Blumenverzierungen und riesige, emotionsdurchtränkte Kulleraugen. Stattdessen zeigen sich die Gefühle der Charaktere in ihrer Mimik und in ihrer Körpersprache. Zudem wurde viel Wert auf die detailgenaue Umsetzung der historisch anmutenden Kleidung gelegt, was die raue Piratenatmosphäre unterstützt. Unterbrochen wird die Handlung von kurzen Episoden, die teilweise nur skizzenhaft ungesetzt wurden  und ein wenig Humor in die dramatische Abenteuergeschichte bringen.


Fazit

„Der Pirat und die Prinzessin“ ist ein phantastisches Abenteuer, in dem sich die entführte Prinzessin Matsurika und der kühle Pirat Raju ganz langsam annähern. Dennoch kann man noch nicht sicher sein, ob sich daraus eine Liebesgeschichte entwickelt oder ob Matsurika letztlich ein tragisches Ende finden wird. Der zweite Band wird mit Spannung erwartet!


Pro & Contra

+ düsteres Piratenabenteuer mit aufblitzender Lovestory
+ Wechselspiel zwischen Annähern und Abstoßen
+ Matsurikas besonnene Art, die einer Prinzessin würdig ist
+ Rajus finstere Ausstrahlung
+ spannende Verfolgungsjagd
+ stimmungsvolle Zeichnungen mit Wiedererkennungswert

- wenig Informationen über die Welt
- insgesamt etwas klischeebehaftet

Wertung: sterne4

Handlung: 3,5/5
Charaktere: 4/5
Zeichnungen: 4,5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 4/5

Tags: Piraten