Kinder des Nebels (Brandon Sanderson)

Heyne Verlag (Juli 2009)
896 Seiten, 15,00 €
ISBN: 978-3-453-52336-4

Genre: Fantasy


Klappentext

Seit tausend Jahren ist die Erde von Asche und Nebel bedeckt, und ein unsterblicher Herrscher regiert über das versklavte Volk der Skaa. Doch der Nebel erweckt geheimnisvolle, magische Kräfte in einigen Auserwählten. Kräfte, die in einem dieser >>Nebelgeborenen<< einen unglaublichen Plan reifen lassen: den Obersten Herrscher zu stürzen ...


Rezension

Zwei Jahre nach seinem außergewöhnlichen Debüt-Erfolg "Elantris" kehrt Brandon Sanderson nun mit einer Neuerscheinung zurück. In seinem Buch „Die Kinder des Nebels“ – der Auftakt einer Trilogie – schreibt er über den bekannten Kampf von Gut und Böse. Über Sklaverei, Religion, totalitäre Machenschaften und über eine sehr innovativ wirkenden Magie, die ihresgleichen sucht.

So viele Menschen sind von mir abhängig. Sie sagen, ich halte die Zukunft der gesamten Welt in den Händen. Was würden sie wohl sagen, wenn sie wüssten, dass ihr Meister – der größte Held aller Zeiten, ihr Retter – an sich selbst zweifelt? Vielleicht wären sie gar nicht mal entsetzt. Und genau das ist es, was mir in gewisser Hinsicht Sorgen bereitet ...
aus dem Buch

Helden und Widersacher, Sklaven und Unterdrücker – im letzten Reich herrscht kontrolliertes Chaos, während der Adel – gar nicht so unabhängig, wie es anfangs scheinen mag – sich die Zeit mit großen Gesellschaften zu vertreiben versteht. Skaas sterben auf den Straßen unter ihren Lasten, auf Plantagen oder in Minen. Viele sind völlig ohne Hoffnung und nur wenige haben die Macht, sich zu wehren. Einer dieser wenigen ist Kelsier. Als „Nebelgeborener“ und „Überlebender“ ist er den meisten Menschen überlegen und hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Obersten Herrscher zu stürzen.

Unterstützung in seinem Plan findet er durch ein tatkräftiges Team, dessen bald darauf besprochene Herangehensweise bis ins letzte Detail durchleuchtet wird. Eine Tatsache, die vorerst befremdlich auf den Leser wirkt, denn auch wenn sich erahnen lässt, dass nicht alles so passieren wird, bleibt die Spannung vorerst außen vor. Stattdessen liegt der Fokus im Detailreichtum der genauen Umstände. Akribisch arbeitet man sich von Seite zu Seite und kommt nicht umhin, den Facettenreichtum zu bewundern, den Brandon Sanderson vorzüglich zu präsentieren weiß. Auch wenn dieser durch die enge Perspektivenwahl manchmal nur oberflächlich angekratzt werden kann. Anstatt mehrerer Protagonisten, die aus verschiedenen Lagern ihre Ansicht erzählen, wird die Aufmerksamkeit des Lesers auf zwei des gleichen Metiers gelenkt: Keslier und Vin. Letztere gewinnt nach und nach immer mehr an Raum und durch ihre Augen – die eines misstrauischen, diebischen Straßenkindes – wird dem Leser schließlich erklärt, wie wichtig Freundschaft, Ehrlichkeit, Mut und auch Heldentum sind. Eine Bekehrung, die gleichzeitig beinahe alle wichtigen Charaktere in Vins Umgebung nett und liebeswert erscheinen lässt.

Und genau dies bietet einen weiteren Schwachpunkt, mit dem „Die Kinder des Nebels“ zu kämpfen hat: Klischeehafte Schwarz- und Weißmalerei. Es ist klar abgeklärt, dass die Skaa die Armen sind, die Adeligen – zwar nicht durch und durch böse – betrügerisch, grausam und skrupellos und der momentan herrschende „Oberste“ ein dunkles Wesen von unvorstellbarer Macht. Vor allem bei letzterem hätte man sich noch mehr Einsichten gewünscht, um tatsächlich verstehen zu können. Die bleiben einem jedoch über das Ende hinaus verwehrt, wenn auch mit durchaus akzeptablen Verweis zum zweiten Band. Trotz aller Schwächen kann man Brandon Sandersons neues Werk jedoch als empfehlenswert betrachten und diesen Umstand verdankt es den beachtenswerten Ideen, mit welchen der Autor liebevoll im Kleinen und Großen überzeugen kann. Allem voran die Allomantie. – Eine magische Macht, die vorwiegend Adlige besitzen. Durch diese Kraft ist es den wenigen Personen möglich, im Körper bestehende Metalle zu „verbrennen“. Die acht Hauptmetallarten erlauben dem Nebling oder Nebelgeborenen (ein Nebling kann nur ein Metall verbrennen, während Nebelgeborene alle benutzen können), an Metallankern zu ziehen, quasi durch die Luft zu schweben, Gefühle aufzuwiegeln oder zu besänftigen und vieles mehr. Magie, wie man sie in dieser Form noch nie kennenlernen durfte.

Ebenso kann man sich neben jener auch noch auf eine wirklich nette Liebesgeschichte, ein paar kleine, aber interessante Wendungen in einem doch eher vorhersehbaren Konzept, und auf viele, liebevoll gestalteten Details freuen.


Fazit

Wer "Elantris" mochte, wird auch diesmal mehr als zufrieden sein! Brandon Sanderson hat Mut zu sonderbaren Ideen, die kleine Schwächen in den Schatten stellen. Dafür wird man mit einer zwar nicht unbedingt neuen, aber sehr schön verpackten, typischen Heldengeschichte und einer wundervollen Magie belohnt. – Magie, die Kult werden könnte und den Leser nach einer Fortsetzung förmlich gieren lässt!


Pro und Kontra

+ teilweise sehr spannend
+ innovativ
+ tiefgründig
+ oftmals bestechender Wortwitz
+ wenige Längen
+ Religion und ihre Wirkungsweise fabelhaft dargestellt
 
 
o wenig Action, dafür Politik und Religion
o Protagonisten sind klischeehaft
 
- Logik-Schwächen
- zu viele Zufälle

Bewertung:

Handlung 4 / 5
Charaktere: 4 / 5
Lesespaß: 4,5 / 5
Preis/Leistung: 4 / 5

Interview mit Brandon Sanderson (deutsch / englisch)

Rezension zu "Skyward - Der Ruf der Sterne"

Rezension zu "Der Weg der Könige" (Stormlight Archive Teil 1 von Band 1)

Rezension zu "Der Pfad der Winde" (Stormlight Archive Teil 2 von Band 1)

Rezension zu "Elantris" & "Sturmklänge"

Rezension zu "Die Kinder des Nebels" (Mistborn Trilogie 1)

Rezension zu "Krieger des Feuers" (Mistborn Trilogie 2)

Rezension zu "Herrscher des Lichts" (Mistborn Trilogie 3)

Rezension zu "Das Rad der Zeit 32 - Der aufziehende Sturm"

Rezension zu "Das Rad der Zeit 33 - Die Macht des Lichts"

Tags: Brandon Sanderson