Das Haus der Sonnen (Alastair Reynolds)

Verlag Heyne (Juli 2009)
Taschenbuch, 704 Seiten, EUR 9,95
ISBN: 978-3453525696

Genre: Science-Fiction


Klappentext

Die ferne Zukunft. Die Menschheit hat sich in der Galaxis ausgebreitet, aber auf eine atemberaubende Weise: Vor Millionen von Jahren hat sich eine einzelne Frau in Tausende von Klonen aufgespalten und diese ins All entsandt. Von Zeit zu Zeit treffen sich ihre Nachkommen, um Informationen auszutauschen. Doch dieses Mal ist alles anders. Dieses Treffen könnte das letzte sein - und damit das Ende der menschlichen Zivilisation.


Rezension

Alastair Reynolds meldet sich zurück und beweist mit dem fulminanten Science-Fiction Spektakel "Das Haus der Sonnen" einmal mehr, dass er zu den bedeutendsten Autoren dieses Genres unserer Zeit gehört.

Diesmal erzählt er vom Schicksal der Familie Gentian, einer Familie, die aus Tausenden von Klonen Abigail Gentians besteht, von ihr zu dem Zweck erschaffen, die Galaxie zu erkunden und sich dann zu so genannten "Reunionen" zu treffen, um die Erfahrungen auszutauschen, die sie während des letzten "Umlaufes", der Zeit zwischen zwei Reunionen, gesammelt haben. Ein Umlauf dauert 200.000 Jahre.

Und wieder einmal wird recht schnell deutlich, dass Reynolds seine Romane in so epischem Maßstab anlegt wie nur wenige andere. So wird etwa die Lebensspanne der Protagonisten - Campion und Portula, beides Angehörige der Familie Gentian - nach Jahrmillionen bemessen und ihre Forschungsreisen führen sie quer durch unsere Galaxis.
Campion und Portula sind rundum gelungene Charaktere, mit denen man mitfiebern und sich identifizieren kann. Die Beziehungen der verschiedenen Charaktere untereinander stehen diesmal etwas stärker im Mittelpunkt, als das normalerweise bei Reynolds der Fall ist und machen damit einen nicht unerheblichen Teil des Buches aus. Das liegt zum Teil auch daran, dass es keinen klassischen "Einzelgänger-Protagonisten" gibt, sondern ein Doppelteam aus gleichbedeutenden Protagonisten - eine Tatsache, die den Roman erfrischend von Reynolds anderen Werken abhebt.
Allein die Tatsache, dass Reynolds nicht noch etwas detaillierter auf die extrem lange Lebensspanne der Charaktere eingeht - beispielsweise durch das Herausarbeiten der Auswirkungen dieser auf die menschliche Psyche -, kann man ihm bei der Ausarbeitung seiner Charaktere zum Vorwurf machen.

Als Campion und Portula mit einer kleinen Verspätung von ein paar Jahrzehnten zu einer weiteren Reunion eintreffen, müssen sie feststellen, dass der Planet, auf dem diese stattfinden sollte, zerstört wurde. Die Familie hat offenbar mächtige Feinde, von denen sie in den Jahrmillionen ihres Bestehens nichts geahnt hat. Doch die Gründe für diese Feindschaft reichen viel weiter, als sie ahnen - sowohl zeitlich als auch räumlich gesehen -; Gründe, die so unvorstellbare Ausmaße haben, dass das Schicksal der gesamten Menschheit auf dem Spiel steht.

"Das Haus der Sonnen" wäre kein echter Reynolds, würde es nicht auch hier wieder einen verborgenen Hintergrund epischen Ausmaßes geben, der sich langsam im Verlauf der Handlung herauskristallisiert. Natürlich - wie immer - ohne dass dabei die eigentliche Handlung langweilig wäre. Im Gegenteil; der Science-Fiction-Fan kommt wieder einmal voll auf seine Kosten, interessante technologische Details ebenso inbegriffen wie kurzweilige Raumschlachten.
Dabei kommt "Das Haus der Sonnen" mit einer für Reynolds überraschend geradlinigen Handlung und ohne die für ihn sonst so typische Komplexität aus, was dem Buch allerdings auch ein wenig von dem Charme nimmt, den diese seinen Werken normalerweise verleiht.


Fazit

"Das Haus der Sonnen" bietet eine temporeiche Handlung, stimmige Charaktere und ein episches Geheimnis, erzählt auf eine für Reynolds überraschend geradlinige - vielleicht etwas zu geradlinige - Art und Weise.


Pro & Kontra

+ spannend
+ gute Charaktere
+ es wird auch auf Charakterbeziehungen eingegangen
+ in großem Maßstab angelegt
+ gute Ideen

- wenig komplexe Handlung (für Reynolds)

Wertung:

Handlung: 4/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 4/5


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Tags: Space Opera, Klone