Route des Maisons Rouges (Castiello, Monni, Cucca)

Splitter-Verlag (März 2011)
Gebunden, 192 Seiten
ISBN 978-3868692570
€ 24,80 [D]

Genre: Comic


Klappentext

Die Route der Maisons Rouges ist eine wahre Sündenmeile. Kein Bedürfnis, das von den zahlreichen Etablissements nicht erfüllt werden könnte – über Cybersex, lüsterne Westernwelten bis hin zu S/M-Studios ist hier jede Spielart der Lust vertreten. Aber die Beschaulichkeit dieses frivolen Ortes wird einer harten Prüfung unterzogen: Bald soll das am wenigsten lukrative Bordell schließen. Ein harter Konkurrenzkampf wird entfacht, den die Todfeinde der Prostituierten, der machtgierige Gouverneur und sein autoritätshöriger Bürgermeister, mit großem Vergnügen beobachten. Als schließlich McDallas, ein enger Vertrauter des Bürgermeisters, eine der Prostituierten vergewaltigt, kommt es zu einem erbitterten Rachefeldzug…
In einem wunderschönen modern-verspielten Stil erzählt das Team um Giuliano Monni die ironische Geschichte, wie sie wohl nur Italiener erzählen können. Leicht und unbeschwert.
(Splitter-Verlags Seite)


Rezension

Auf der Route des Maisons Rouges geht es heiß zur Sache. Dafür sorgen die sechs Lusthäuser, die sich alle einem speziellen Klientel verschrieben haben. So gibt es das Western, wo sich Cowgirls im Saloon räkeln, und dann die Squaws, die ihre Kunden in Tipis verwöhnen. Wer es lieber futuristisch mag, geht zu den Cybergirls, und Männer, denen es nach asiatischer „Kultur“ dürstet, besucht die China Dolls. Als gefühlskalte Engel geben sich die Ice Queens und ausgepeitscht wird man bei den Dark Ladies. Jedes Haus lebt nach einem strengen Kodex und dieser hält alles im Gleichgewicht, bis der Bürgermeister mit einer desaströsen Nachricht kommt: Ein Casino soll in die Route des Maisons Rouges und dafür muss eines der Häuser geschlossen werden. Jenes, das am Schluss am wenigsten Umsatz gemacht hat, wird seine Tore schließen müssen. Ein Wettkampf um Freier beginnt und jedes Mittel, die anderen auszuloten, ist erlaubt.

Die Story ist so dünn wie die Bekleidung der darin lebenden Prostituierten und könnte aus der Feder eines Softporno-Autors stammen. Keine Sekunde lang macht sie Sinn oder bietet dem Leser etwas, was nicht völlig an den Haaren herbeigezogen ist. In der ersten der vier Episoden, bekommen die vollbusigen Damen die Hiobsbotschaft und beginnen ihre lächerlichen Komplotte zu spinnen und der Leser bekommt im weitesten Sinne eine Art Spionagegeschichte serviert. In der zweiten suchen sie nach einem Aphrodisiakum in einem Urwald und treffen auf weitere halbnackte Frauen mit weißen Augen (?). Indiana Jones lässt grüßen. Und Episode 3 und 4 sind eine Art Detektivgeschichten. Die meiste Zeit hat man ein riesiges Fragezeichen über dem Kopf, denn folgen kann man dem Handlungsverlauf kaum. Das könnte daran liegen, dass es nicht im geringsten um den Inhalt geht, dieser ist nur ein fadenscheiniger Grund, die sexy Damen in diversen Posen zu zeigen und dabei so viel Haut wie möglich zu präsentieren, ohne je alles zu offenbaren.

Die Route des Maisons Rouges“ ist wie der feuchte Traum eines Heranwachsenden, der gerade erst die Anziehungskraft des weiblichen Körpers entdeckt hat. In jedem Panel befinden sich mindestens ein Paar enorme, fußballrunde Brüste (meistens aber mehrere) oder man kann das winzige Stück Stoff betrachten, das als Unterhöschen durchgehen soll. Natürlich kennt man das aus den japanischen Mangas, aber dort gibt es wenigstens eine Story, der man folgen kann. Ja die Frauen in diesem Comic, sind schön anzusehen und sprechen das männliche Reptilienhirn durchaus an, das wird bereits beim Betrachten des Covers klar. Ganz offensichtlich beherrscht Vincenzo Cucca das Zeichnen von Kurven der Superlative und wie detailverliebt er ist, zeigt sich in den verspielt bis verruchten Kostümen. Allerdings sieht der Bürgermeister dafür aus wie eine Figur aus dem lustigen Taschenbuch und wäre neben Donald Duck besser aufgehoben gewesen. Der Detektiv aus der dritten Episode sieht aus wie Barbie’s Ken und der Rest der männlichen Figuren variieren allesamt vom Zeichenstil aber die Qualität lässt immer zu wünschen übrig.

In wie weit dieser Comic sich für weibliche Leser eignet, ist schwer einzuschätzen, aber zumindest betont emanzipierte, werden ihn vermutlich verbrennen. Die Prostituierten sind stolz auf ihren Beruf, denn sie sind ihre eigenen Herrinnen– was mit der Realität oft wenig zu tun hat, man aber soweit hinnehmen kann – und sie werden auch nie bei ihrer Arbeit gezeigt. Ihre Art, sich gegen die Unterdrückung zu wehren hingegen, ist ganz offensichtlich von einem Mann erdacht: Zickenkrieg, Verführung der Männer, Eifersucht und eine Portion Naivität und Dummheit. Selbstverständlich wird nach dem Anschaffen die lesbische Liebe zueinander zelebriert. Was kein Problem wäre, wenn das nicht auch wie in einem Softporno wirken würde.


Fazit

Die 4 Teil-Storys sind durchweg flach und dienen nur dazu, die lasziven Ladies ins rechte Licht zu rücken. Diese sind schön anzusehen, aber das allein wird mit der Zeit auch langweilig. Entweder hätte der erotische Anteil erhöht werden oder die Story mehr Sinn machen müssen. So ist „Route des Maisons Rouges“ weder Fisch noch Fleisch.


Pro und Kontra

+ erotische Protagonistinnen
+ detailverliebte Kostüme
+ Skizzen im Anhang

- hirnrissige Story
- Erotikfaktor nutzt sich schnell ab
- Zeichenstile der Nebenfiguren schwach
- plumpe Softerotik Klischees

Beurteilung:

Zeichnungen: 3,5/5
Handlung: 2/5
Charaktere: 3/5
Lesespaß: 2,5/5
Preis/Leistung: 2,5/5