Kirsten Greco (10.12.2014)

Interview mit Kirsten Greco

kirsten grecoLiteratopia: Hallo, Kirsten! Kürzlich ist im Oldigor Verlag Dein Roman „Guardian Angel – Zwischen Leben und Licht“ erschienen – könntest Du für unsere Leser grob umreißen, was sie erwartet?

Kirsten Greco: „Guardian Angel“ Leser erwartet eine Geschichte um Schutzengel und ihre Medien, eine Geschichte  um den berühmten Kampf zwischen Gut und Böse und eine Geschichte um Hoffnung, Vertrauen, Familie, Freundschaft und … Liebe natürlich.

Literatopia: Was ist Deine Protagonistin Melody für ein Mensch? Und wie kommt es, dass sie Engel wahrnehmen kann?

Kirsten Greco: Melody ist eine erfolgreiche, selbstbewusste junge Frau, die das Großstadtleben ebenso liebt wie ihre Arbeit. Sie genießt ihr perfekt durchorganisiertes Leben, das kaum Zeit für Nebensächlichkeiten wie Freunde oder gar Liebe lässt.

Als sie dann von der Tatsache überrascht wird, dass sie von nun an Holly zur Seite stehen  und als Medium Menschenleben retten muss, ist sie nicht gerade begeistert. Und das nicht im hippen Chicago, sondern in Silver Crossing, einem verträumten, kleinen Ort in Michigan („Provinznest“, beschwert sich Melody), fernab von Chicago und ihrer geliebten Arbeit … Plötzlich ist nichts mehr, wie es war.

Das Talent „Engel wahrzunehmen“ liegt sozusagen in der Familie und wird in Melodys Fall von Mutter zur Tochter weitergegeben.

Literatopia: Was reizt Dich an der Vorstellung, einen Schutzengel zu haben? Was macht Engel als phantastische Figuren so attraktiv?

Kirsten Greco: Die Vorstellung einen Schutzengel zu haben ist doch irgendwie ungemein tröstlich und beruhigend. Oder nicht? Wünschen wir uns nicht alle jemanden, der über uns wacht?  Ich habe den „Guardian Angel“ übrigens meinem persönlichen Schutzengel gewidmet *grins*

guardian angelIch mag die schillernd mystische Aura, die man mit Engeln als phantastische Figur verbindet. Für mich als Autorin öffnet sich da eine unendliche Welt fantastischer Möglichkeiten …

Literatopia: Warum wird Melody ein Farmer als Trainingspartner vor die Nase gesetzt? Und wahrscheinlich dürfen wir auf eine Liebesgeschichte zwischen Melody und Tristan hoffen?

Kirsten Greco: Nun ja, Holly, der zarte Engel mit dem butterblonden Haar, ist nicht so lieblich, wie sie aussieht. Skrupellos verfolgt sie ihr Ziel, nämlich gemeinsam mit ihren Medien den Dämonen ein Schnippchen zu schlagen.

Tristan, der Farmer mit den vielen Geheimnissen, ist ebenfalls Hollys Medium und steht Melody während ihrer harten  Ausbildung mit Rat und Tat zur Seite. Und natürlich kommen sich die beiden dabei … ähm … näher.

Literatopia: Ebenfalls bei Oldigor ist Deine Geschichte „Charly & Gray – Zeit für Wunder“ als eBook erschienen. Worauf können sich die Leser freuen?

Kirsten Greco: „Charly & Gray – Zeit für Wunder“ ist eine Weihnachtsnovelle, und spielt, ebenso wie der „Guardian Angel“ in meinem Michigan. Es geht um Wünsche und Wunder, um die Kraft der Liebe, um Familie, um Loslassen und Festhalten.

Literatopia: Erzähl uns etwas über Deine Fantasywelt „Silvanubis“ – wie sieht es in dieser Parallelwelt aus?

Kirsten Greco: Handlungsort meiner „Silvanubis“-Dilogie ist zunächst das zerbombte Nachkriegsdeutschland. Anna, meine liebenswert starrköpfige Protagonistin, gerät beim Hamstern in eine nebelverschleierte Passage, die sie nach Silvanubis führt. Dort angekommen trifft sie auf Alexander, der  gemeinsam mit ihr durch die Nebelwand getreten ist. Die  bunte  Vielfalt der Parallelwelt scheint die zwei jungen Kriegsüberlenden  zunächst geradezu zu erschlagen:
«Die Sonne kroch die abfallenden Wiesen hinunter und ließ das saftige Smaragdgrün gnadenlos gegen das brillante Tiefblau des Himmels prallen. Hatte sie jemals solche Farben gesehen? Anna lehnte gegen das Verandageländer und staunte mit offenem Mund.» (Unter dem Feuer – Silvanubis 1)

Es dauert eine Weile, bis Anna akzeptiert, dass es neben den ihr vertrauten auch andere Realitäten zu geben scheint. Gemeinsam mit Alexander trifft sie auf magische Kreaturen, wie Drachen und Pixies, auf den gefährlichen Fenris und den faszinierenden Phönix, der eine ganz besondere Bedeutung für Anna haben soll. Und sie stellt recht schnell fest, dass das Leben Silvanubis zwar magischer und vielfältiger ist, aber auch um einiges gefährlicher und unberechenbarer.

charly and grayLiteratopia: Warum hast Du das zerbombte Nachkriegsdeutschland als Schauplatz gewählt? Und hast Du viel dafür recherchieren müssen?

Kirsten Greco: Zunächst war Silvanubis da. Ich wusste genau, wie diese Parallelwelt aussehen sollte und ich wusste auch, dass meine Protagonisten die Parallelwelt zufällig erreichen sollten. Und plötzlich war klar, einen krasseren Gegensatz zu Silvanubis als ein zerbombtes Land, als Armut, Trümmer und Ruinen, konnte es nicht geben. So trifft Hunger auf eine Fülle von Nahrungsmitteln, Trümmer auf unberührte Natur, Sparsamkeit auf Überfluss, Alltagssorgen auf Magie, Silvanubis auf Deutschland 1947.

Ob ich viel dafür recherchieren musste? Und wie! Mir war es ungemein wichtig, dieser schwierigen Zeit wenigstens annähernd gerecht zu werden, und so habe ich Unmengen von Büchern gewälzt, unzählige Stunden, Tage, Wochen online recherchiert und  viele, viele Telefongespräche mit Zeitzeugen geführt. Es gab viele spannende, aufschlussreiche, bewegenden Momente und ich möchte keinen einzigen davon missen!

Literatopia: Du lebst mit Deiner Familie in Michigan. Was hat Dich nach Amerika verschlagen und was gefällt Dir dort?

Kirsten Greco: Unsere Auswanderung war zunächst nicht mehr als ein berufsbedingter Umzug. Im Sommer 1999 sind wir (mein Mann, meine zwei Töchter und ich) nach Michigan gezogen und sind heute, 15 Jahre später, immer noch hier. Was mir an Michigan gefällt? Wer den „Guardian Angel“ gelesen hat, wird das bereits wissen *lach*. Es fällt mir immer schwer, diese Frage zu beantworten …  Ich bin zwar schon immer viel, gern und auch weit gereist, aber unser Umzug ins „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“ hat sich tatsächlich eher zufällig ergeben.

Natürlich liebe ich die herbe Natur Michigans,  Großstädte wie Detroit oder Chicago „in der Nähe“, das Multi-Kulti Feeling, die (meistenteils) unkomplizierten, offenen Menschen.  Doch irgendwann rückt das „Wo“ in den Hintergrund, und das „mit Wem“ wird plötzlich wichtig. Zu Hause bin ich immer dort, wo ich meine Lieben um mich habe. Egal wo …

Literatopia: Da „Guardian Angel“ auch in Michigan spielt – gibt es den Ort Silver Crossing wirklich? Oder hast Du ihn erfunden und an Deine Heimat angelehnt?

Kirsten Greco: Nein, Silver Crossing gibt es nicht wirklich. Aber so – oder so ähnlich – sehen die Kleinstädte hier schon aus. Viele haben ein „Downtown“ mit Geschäften, Lokalen und Pubs, so wie Silver Crossing, viele haben wunderschöne Seen, wie den „Silver Lake“, es gibt zahllose Farmen, so wie die „Knight Farm“,  unzählige „Apple Orchards“, so wie Tristans Apfelhain. Aber nicht jede Stadt kann mit all diesen Eigenschaften glänzen, aber die unersättliche Autorin wollte natürlich alle. Es gibt doch nichts schöneres, als sich sein eigenes, persönliches Traumstädtchen zu erschaffen ;)

silvanubis1Literatopia: Beobachtest Du den amerikanischen Literaturmarkt? Inwiefern unterscheidet dieser sich von dem Deutschen?

Kirsten Greco: Ganz ehrlich? Als Leserin eigentlich nicht … Ich habe schon immer gelesen, wonach mir gerade „der Sinn steht“, und da interessieren mich Bestsellerlisten genauso wenig wie Genreschubladen, amerikanische ebenso wenig wie deutsche. Und als Autorin eigentlich auch nicht. Ich schreibe ja für den deutschen Buchmarkt ;)

Literatopia: Auch Deine Geschichten sind auch (oder teilweise nur) als eBook erschienen. Was hältst Du persönlich von dem Medium? Und wie beliebt sind eBooks in Amerika?

Kirsten Greco: In Amerika sind E-Books natürlich ebenso auf dem Vormarsch, wie in Deutschland. Ich habe mich eine gefühlte Ewigkeit gegen ein Lesegerät gesträubt, und besitze nun trotzdem einen Kindle. Für mich ist das schon eine sehr praktische Sache hier. So komme ich selbst hier jenseits des großen Teichs schnell und problemlos an deutsches Lesefutter ;)  

Obwohl … Papier zu fühlen, zu riechen, ein Lesezeichen zwischen die Seiten zu stecken, mit einem Rascheln umzublättern … *seufz* Für mich werden E-Books wohl nie ein „echtes Buch“ ersetzen.

Literatopia: Wann hat das Schreibfieber Dich gepackt? Hast Du schon in der Kindheit Geschichten verfasst oder die Leidenschaft fürs geschriebene Wort erst entdecken müssen?

Kirsten Greco: Ich habe schon immer viel und überall gelesen und in meiner Kindheit das Ende von Büchern umgeschrieben, wenn ich damit nicht zufrieden war. *grins* Als Teenager habe ich dann für die Kulturredaktion einer lokalen Tageszeitung Artikel „verbrochen“. Das richtige Schreibfieber hat mich  gepackt, als „Silvanubis“ erzählt werden wollte. Inzwischen schreibe ich täglich und genieße – fast – jede Schreibsekunde!

Literatopia: Wie gehst Du beim Schreiben vor? Arbeitest Du mit handschriftlichen Notizen oder dutzenden Worddokumenten? Oder hast Du alles im Kopf?  

Kirsten Greco: Bei Silvanubis habe ich einfach drauflosgeschrieben … und daraus gelernt. *lach* Natürlich kommt immer noch zuerst die Idee, aber nun arbeite ich zunächst ein Plot-Gerüst aus, dann schreibe ich das Exposé, kürze, streiche, fasse zusammen, schreibe den Klappentext, Protagonistenprofile, und erst dann geht es los. Nebenbei wird recherchiert, recherchiert, recherchiert …

Literatopia: Was liest Du persönlich gerne? Welche Genres tummeln sich in Deinem Bücherregal? Und hast Du vielleicht ein Lieblingsbuch, von dem Du uns erzählen magst?

silvanubis2Kirsten Greco: Ich lese eigentlich fast alles. In meinem vollgestopften Bücherregal tummelt sich Fantasy neben historischem Roman, Krimi neben Märchen und Liebesgeschichten neben Lexikon. Hab ich schon erwähnt, dass ich Genreschubladen nicht mag? *lach* Ein Lieblingsbuch? Gibt es nicht. Obwohl, ich bin ein großer Fan von Diana Gabaldons Outlander Büchern … und habe mir gestern – endlich – „Ein Schatten von Verrat und Liebe“ auf meinen Kindle geladen :)

Literatopia: Kannst Du uns schon etwas über zukünftige Projekte verraten?

Kirsten Greco: Natürlich. Gerne :) Mein neues Projekt wird meine Leser in Amerikas tropischen Süden führen. Worum es geht? Um Träume und Wirklichkeit, um ein geheimnisvolles Märchenbuch, um einen mysteriösen Brief, um Großmütter und Enkelinnen, um eine gefährliche Schatzsuche, um Emily und Declan, um indianische Sagen und … um Liebe!

Literatopia: Herzlichen Dank für das schöne Interview, Kirsten!

Kirsten Greco: Gerne, liebe Judith!


Autorenfoto: Copyright by Kirsten Greco

 Autorenhomepah: www.kirstengrecobooks.com


Dieses Interview wurde von Judith Gor für Literatopia.de geführt. Alle Rechte vorbehalten.