Olympos (Aki)

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Egmont Manga (November 2014)
Taschenbuch, 194 Seiten, 7,50 EUR
ISBN: 978-3770482740

Genre: Fantasy / Götter


Klappentext

Ganymed, der „Schönste aller Sterblichen“, wird von Apollo auf den Olymp entführt. Dort lebt er in einem goldenen Käfig ohne Anfang und Ende. Eines Tages taucht ein Fremder auf, dem Apollo versprochen hat seinen sehnlichsten Wunsch zu erfüllen, falls er Ganymed befreien kann. Doch zu diesem Zeitpunkt ist Ganymed bereits völlig desillusioniert und lässt sich nicht zur Flucht überreden …

Gibt es noch einen Ausweg? Kann Apollo wirklich nicht lügen? Ganymeds Dasein wirft einige existenzielle Fragen auf …


Rezension

Der junge Heinz wünscht sich nichts sehnlicher, als seine große Liebe zu heiraten. Doch da sie aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten kommen, erscheint eine Hochzeit unmöglich. Da erscheint der Gott Apollo und entführt Heinz in eine mysteriöse Welt voller Blumen – und ohne Anfang und Ende. Dort soll er den wunderschönen Ganymed befreien, dann würde Apollo seinen Wunsch erfüllen. Heinz sieht seine große Chance gekommen, doch er hat nicht damit gerechnet, dass Ganymed völlig resigniert und depressiv ist. Scheinbar sitzt er schon ewig in dieser sogenannten Blumenkiste und dient  Apollo zum Zeitvertreib. Mit all seiner Überredungskunst gelingt es Heinz, Ganymed dazu zu bewegen, das Ende seiner Welt zu suchen und in die Freiheit zu springen. Doch Ganymed sieht den Ausgang nicht …

Nach der Episode mit Heinz  wird erzählt, wie Ganymed, Prinz der legendären Stadt Troja, von dem Sonnengott Apollo entführt und in eine Blumenkiste gesperrt wird (in der griechischen Sage wird er eigentlich von Zeus in den Olymp entführt, um dort als Bediensteter die Götter zu erfreuen). Dort sucht er anfangs verzweifelt nach einem Ausweg und versucht sogar, Apollo zu verletzten, aber bald muss er erkennen, dass er gegen einen Gott machtlos ist. Apollo spricht zudem nur in Rätseln und behauptet, er könne nicht lügen. Wenn man all seine Rätsel zusammennimmt und jede Aussage als wahr betrachtet, würde sich für Ganymed durchaus ein Ausweg ergeben. Allerdings ist er so oft gescheitert und wurde so oft Opfer von Apollos Spielchen, dass er dessen Worten nicht trauen kann.

Später im Manga treten auch andere Götter in Erscheinung, wie etwa Poseidon, der mit Apollo seltsame Dialoge führt. Und auch Zeus und Hades spielen eine Rolle, wobei hier noch deutlicher wird, dass der Manga auf einer ganz eigenen Mythologie basiert. In deren Zentrum stehen die Götter und Brüder Zeus, Poseidon und Hades, die die Welt unter sich aufteilen. Welche Rolle Apollo in diesem Weltbild genau spielt, ist bisher unklar, wobei er auch in „Olympos“ als Sonnengott verehrt wird. Er ist ziemlich launisch und ärgert die Menschen gerne, wobei er sie gleichzeitig mit seiner Schönheit verzaubert. Wie Ganymed wirkt er auf den ersten Blick zart und sehr feminin. Im ersten Band zeichnet sich sein Charakter vor allem durch eine gewisse Hinterhältigkeit aus und man neigt dazu, ihn als den Bösen anzusehen, aber in der zweiten Hälfte wird klar, dass Apollo noch einige Geheimnisse verbirgt – die ihn in einem ganz anderen Licht erscheinen lassen.

Die Zeichnungen von Aki sind sehr verspielt und verträumt. Apollo und Ganymed haben beide lange, wallende Haare und tragen filigranen Schmuck. Während sich Apollos Lippen meist zu einem überheblichen Lächeln verziehen, sieht Ganymed seiner innerlichen Verfassung entsprechend traurig und deprimiert (und sehr weiblich) aus. Poseidon entspricht am ehesten dem Bild eines starken, griechischen Gottes. Zeug wird hingegen ähnlich wie ein Seraphim dargestellt und Hades wie ein femininer Teufel. Die Hintergründe sind mit wenigen griechischen Säulen vergleichsweise spärlich ausgestaltet, wobei viele Panels von Blumen geziert werden.


Fazit

„Olympos“ interpretiert den Mythos um den trojanischen Königssohn Ganymed auf eine ganz eigene Weise. Der Entführer ist im Manga der Sonnengott Apollo, der Ganymed mit seinem launischen Verhalten Rätsel aufgibt und ihn in einer geheimnisvollen Blumenkiste ohne Anfang und Ende gefangen hält. Die Geschichte ist geprägt durch philosophisch angehauchte Dialoge und eine Intrigenspiel, dessen Ausmaße sich erst am Ende dieses Bandes erahnen lassen. Ein interessanter Manga, dessen Sinn sich wohl erst im zweiten Band erschließen wird.


Pro & Contra

+ interessante Umsetzung griechischer Mythen
+ Dialoge, die zum Nachdenken anregen
+ viele Geheimnisse, die Spannung schüren
+ dichte Atmosphäre
+ verspielte Zeichnungen

- verwirrende Erzählstruktur
- relativ wenig aktive Handlung

Wertung: sterne4

Handlung: 3,5/5
Charaktere: 4/5
Zeichnungen: 4,5/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 3/5