Im Zeichen des Sommermondes (Tanya Carpenter)

im zeichen des sommermondes

Oldigor Verlag (Oktober 2014)
Taschenbuch, 320 Seiten, 13,90 EUR
ISBN: 978-3945016152

Genre: Dark / Romantic Fantasy


Klappentext

Livia – die Jägerin, und Asgard – der Sucher. Eine Werwölfin und ein Vampir, deren Wege sich durch Zufall kreuzen. Doch gemeinsam scheint es ihnen bestimmt, den jahrhundertelangen Zwist ihrer beider Arten zu beenden, indem sie zu den Ursprüngen zurückkehren und die Wahrheit ans Licht bringen. Dabei schwebt das ungleiche Paar in höchster Lebensgefahr, denn andere Jägerinnen der Lupus Garou sind ihnen auf den Fersen, und auch der Fürst der Sacre Nuit hat seine Häscher bereits ausgesandt.

Eine einzigartige Liebe, die Raum und Zeit überwindet – ein Schicksal, das mehr als nur zwei Herzen wieder miteinander vereint.


Rezension

Im Jahr 1807 stößt der Sucher Asgard in der Bibliothek von Sacre Nuit, dem Herrschaftssitz des Vampirlords Darwin, zufällig auf versteckte Schriften. Darin erzählt ein Werwolfprinz von dem schrecklichen Unglück, das vor genau einhundert Jahren den grausamen Krieg mit den Vampiren ausgelöst hat. Aus den Zeilen spricht tiefes Bedauern, doch der Verfasser spricht auch von einer Möglichkeit, die Vergangenheit zu ändern. Asgard nimmt die schicksalhafte Aufgabe an und flieht von Sacre Nuit …

Einhundert Jahre später beteiligt sich die Jägern und Werwölfin Livia an einem Massaker in einer Vampirschule. Sie wurde zum Töten erzogen, doch als die anderen Wölfinnen selbst unschuldige Babys zerfetzen, erwachen Skrupel in ihr. Ihr Zögern und ihre Abscheu lassen nur eine Konsequenz zu: Sie muss die Jägerinnen verlassen und fliehen, was ihr knapp gelingt. Weitere einhundert Jahre später hat Livia sich wieder einmal eine neue Existenz aufgebaut und lebt mit ihrer Hündin Sachmet in Kanada. Da tritt Asgard in ihr Leben und bittet sie, sein Schicksal zu teilen …

Bereits im ersten Kapitel von „Im Zeichen des Sommermondes“ muss der Leser sich in zwei (beziehungsweise drei) Epochen zurechtfinden, aus denen die Protagonisten stammen. Asgard entscheidet sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts zur Flucht und schlägt sich zweihundert Jahre lang durch bis er endlich Livia begegnet. Sie hingegen muss sich „nur“ einhundert Jahre vor ihrer Art verstecken, bis sie Asgard begegnet und ihr Leben erneut in Scherben bricht. Der Hauptteil der Handlung spielt im Jahr 2007, während die historischen Kapitel zu Beginn nur kurz umrissen werden. Über die Zeit, in der Asgard und Livia jeweils vor ihrer eigenen Art flüchten, erfährt man nur wenig, da die Handlung sich auf die Begegnung der beiden konzentriert.

Auch wenn beide als Außenseiter leben und den Krieg zwischen ihren Arten nicht gutheißen, ist ihr Verhältnis anfangs unterkühlt und von einer gewissen Vorsicht geprägt. Vor allem Livia ist misstrauisch, da sie nicht weiß, was Asgard in den geheimen Schriften gelesen hat und welches Schicksal sie erwartet. Asgard hingegen ist sich relativ schnell sicher, dass Livia die Richtige ist – um mit ihm die Reise in die Vergangenheit anzutreten. Immerhin ist sie die erste Werwölfin, die mehr oder weniger erfolgreich abseits des Systems überlebt. Doch schnell ist Livia mehr für ihn als ein Mittel zum Zweck. Zwischen ihnen besteht eine tiefe Verbindung, die sich beide nicht erklären können. Schnell werden sie von ihren Gefühlen überwältigt, aber hat ihr Liebe überhaupt eine Chance?

Im Angesicht ihrer schweren Aufgabe bleibt den beiden kaum Zeit für Zweisamkeit. Zudem werden sie sowohl von Werwölfen als auch von Vampiren gejagt. Die Flucht gelingt meist nur knapp und vor allem Livia muss viel einstecken. Innerhalb kürzester Zeit verliert sie alles, was sie sich aufgebaut hat – und trotzdem hält sie zu Asgard, denn er ist der einzige, dem sie vertrauen kann. Auch wenn er das Band zwischen ihnen deutlicher spürt, kann Livia nicht leugnen, dass da etwas ganz Besonderes zwischen ihnen ist. Die kräftezehrende Flucht und letztlich die Zeitreise schwächen sie jedoch sehr und man zweifelt zwischenzeitlich, ob Livia ihrer Aufgabe überhaupt gewachsen ist – und ob man die Vergangenheit wirklich ändern kann.

Das Vampirbild in „Im Zeichen des Sommermondes“ unterscheidet sich etwas von dem, das Tanya Carpenter in ihrer „Ruf des Blutes“-Reihe gezeichnet hat. Auch in diesem Roman sind sie überirdisch schöne und gefährliche Wesen, die jedoch in einem strengen Gesellschaftssystem leben. Im Gegensatz zu den Werwölfen, die Menschenfleisch fressen müssen, um zu überleben, müssen Vampire keine Menschen töten, denn sie brauchen nur ihr Blut. Livia löst das Problem der Nahrungsaufnahme, indem sie frische Gräber plündert. Für Werwölfe, die ihrem Fürsten treu ergeben sind, gibt es quasi Fleisch in Dosen: Menschen, die kaum jemand vermissen würde, werden entführt und in speziellen Fabriken verarbeitet. Eine recht makabre aber auch pragmatische Idee.  

Beide Arten, Vampire und Werwölfe, haben sich an die modernen Zeiten angepasst und nutzen die Vorzüge der Technik – auch um die andere Art zu vernichten. Umso dringender wird es für Asgard und Livia, das Unglück und damit den Krieg zu verhindern. Dabei sind sie weitgehend auf sich allein gestellt, einzig ein Dolmenwächter, der sich neutral verhält, steht ihnen zur Seite. Die Dolmentore kennen Fans von Tanya Carpenter noch aus der „Ruf des Blutes“-Reihe und auch in diesem Roman dienen sie als Verbindung zwischen weit entfernten Orten. Und in einem speziellen Fall sogar zur Reise durch die Zeit. Einzig dieses Element könnte man als Science Fiction betrachten, doch im Kern ist „Im Zeichen des Sommermondes“ düstere und romantische Fantasy, die gut unterhält, allerdings manchmal wichtige Fragen etwas spät beantwortet.  


Fazit

„Im Zeichen des Sommermondes“ ist eine schwer romantische Geschichte um das Schicksal der Vampire und Werwölfe, die durch ein furchtbares Unglück seit Jahrhunderten miteinander im Krieg liegen. Asgard und Livia schaffen jedoch eine Verbindung zwischen ihren Arten und trotzen der Verfolgung. Ihre Reise ist dennoch beschwerlich und von unerwarteten Wendungen, im positiven wie im negativen Sinne, geprägt, sodass die Spannung konstant erhalten bleibt. Auch das Ende kommt unerwartet und lässt für den zweiten Band alle Möglichkeiten offen.


Pro & Contra

+ besondere Verbindung zwischen Asgard und Livia
+ geschichtliche Ereignisse, die zum Krieg führen
+ spannende Verfolgungsjagden
+ verschiedene Zeitebenen
+ unterhaltsame, düstere Fantasy

o ohne den zweiten Band spürbar unvollständig

- wichtige Fragen werden teilweise zu spät beantwortet
- Livias Schicksal wirkt viel schwerer als Asgards …
- … wodurch sie manchmal zu schwach rüberkommt

Wertung: sterne3.5

Handlung: 3,5/5
Charaktere: 3,5/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 3/5


Interview mit Tanya Carpenter (November 2010)

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Tags: Vampire, Romantic Fantasy, Werwölfe, Tanya Carpenter