Tanya Carpenter (28.12.2014)

Interview mit Tanya Carpenter

tanya carpenter 2014Literatopia: Hallo, Tanya! Schön, wieder einmal mit Dir zu plaudern. Unser letztes Interview ist schon recht lange her – wie ist es Dir in den letzten vier Jahren ergangen?

Tanya Carpenter: Hallo liebe Judith. Ist das wirklich schon so lange her? Kinder, wie die Zeit vergeht. Damals hatte ich mit "Unschuldsblut" gerade den vierten Band meiner Ruf des Blutes- Serie veröffentlicht. Inzwischen ist die Serie nach "Erbin der Nacht" und "Wolfspakt" komplett abgeschlossen und in Teilen beim Diana-Verlag von Random House und in einer Hardcover-Edition von Bertelsmann erschienen. Im Augenblick ruht sie und wartet darauf, neu überarbeitet das Licht der Buchwelt wiederzuerblicken.

Aber ich war ja auch nach der Serie nicht untätig. „Mit Schuh, Charme und Biss“ ist eine eher humorige Betrachtung des Vampir- und Werwolfthemas, nimmt die christliche Religion ein bisschen auf die Schippe und hat einfach nur gut getan, weil er so gar nicht düster ist sondern alles nicht so ernst nimmt. Er ist 2012 im Fabylon Verlag erschienen.

2013 war das Jahr ohne Einzelroman – das war nicht ganz so geplant, aber hat sich aus zeitlichen wie aus gesundheitlichen Gründen so ergeben. Es war privat viel los bei mir, nicht alles war schön und vieles auch nicht leicht, aber auch das gehört zum Leben. Daher hat es in diesem Jahr nur ein gemeinsames Kinderbuch mit Tanja Bern gegeben. „Die Decoxe – Waldgeschichten und andere Abenteuer“ ist im Arunya-Verlag erschienen und hiervon sind weitere Folgebände geplant.  Ich freue mich darüber, mit kindgerechten kleinen Geschichten auch mal eine ganz andere Seite von mir zu zeigen und das eigene Kind in mir sozusagen wachzuhalten.

Darüber hinaus waren die letzten Jahre vor allem durch Anthologien geprägt. Ich denke, es war wichtig, mich darin auszuprobieren, zu schauen, welche Bandbreite ich abdecken kann, denn mit SciFi und Steampunk habe ich zum Beispiel Terrains beschritten, dir mir bis dato völlig fremd waren.

Ferner habe ich in dieser Zeit begonnen, mich sehr stark mit den Themen Wolf, Hund, Tiere allgemein und Tierkommunikation zu beschäftigen. Der Anstoß kam hier nicht von mir allein, sondern ergab sich durch die zunehmenden Rezensionen für das Wolf Magazin von Elli H. Radinger. Es hat meinen Horizont erweitert, mich im Hinblick auf meine eigenen Hunde enorm weitergebracht und es hat letztlich auch dazu geführt, dass ich meine literarischen Wurzeln und das sehr sachliche Thema Wolf/Hund in Einklang gebracht habe, indem ich meine ersten Fachartikel zum Thema „Mythos Wolf“ für das Wolf Magazin geschrieben habe. Das war spannend und hat viel Spaß gemacht, weil es eine völlig andere Herangehensweise ist wie die an einen erdachten Roman. Hier muss man sich an Fakten halten, noch genauer recherchieren und dennoch so interessant schreiben, dass die Leser gefesselt bleiben. In dem Zuge und aus persönlichen Erfahrungen heraus ist dann auch mein erstes Sachbuch über das Thema Hundefütterung entstanden.

Seit diesem Jahr konzentriere ich mich jetzt wieder mehr auf die Romane. Ich werde ja inzwischen von der Agentur Ashera vertreten und dank deren Engagement mehrten sich die vermittelten Projekte rasch. Ich bin derzeit gut eingedeckt und das bis Ende 2018. Dabei führe ich jetzt im Prinzip das fort, was ich mit den Anthologien begonnen habe: Ich erweitere mein Spektrum. Natürlich bleibe ich auch der Dark Fantasy treu, aber es sind nun auch Thriller, Romance und Frauenromane dabei. Unter den geplanten und noch nicht vermittelten Projekten sind auch Jugendbücher, Krimis, Märchen für Erwachsene, Science Fiction und Erotiktitel. In Vorbereitung ist ein Steampunk-Roman. Ich merke, dass es mir gut tut, da etwas Abwechslung reinzubringen, denn wenn man nur in eine Richtung schreibt, wird man des Themas irgendwann müde und man neigt leider auch dazu, sich zu wiederholen. Ganz besonders freue ich mich auch über zwei Gemeinschafts-Serien mit stark humoriger Note, die gerne auch mal schwarze Züge annimmt.

Man sieht, es ist einiges los bei mir. :)

Literatopia: Kürzlich ist mit „Im Zeichen des Sommermonds“ der Auftakt zu einem paranormalen Zweiteiler von Dir erschienen. Würdest Du für unsere Leser kurz umreißen, worum es geht?

Tanya Carpenter: Ich habe darin den Zwist zwischen Vampiren und Werwölfen aufgegriffen, ihm aber einen neuen Hintergrund verpasst und das Ganze noch mit historischen Fakten unterlegt. Der Großteil der Dilogie spielt im schottischen Hochland zu Beginn des 18. Jahrhunderts, also zur Zeit des Act of Union.

Die beiden Hauptfiguren sind die Jägerin Livia, eine Lykanerin, und der Sucher Asgard, ein Vampir. Beide haben mit dem System ihres jeweiligen Volkes gebrochen und sind Flüchtige bzw. sogar Gejagte.

Asgard floh vor zweihundert Jahren von der Burg Lord Darwins, dem Urvater der Vampire, nachdem er eine versteckte Mappe mit handschriftlichen Aufzeichnungen entdeckt hat, die aus dem Jahr stammen, in dem der Krieg mit den Lykanern begann. Sie enthalten viele persönliche Gedanken eines jungen Lykanerprinzen, der auf seine Hinrichtung wartet, der aber demjenigen, der die Aufzeichnungen findet, auch eine Möglichkeit aufzeigt, wie man durch die Zeit reisen und das Unglück, das zum Krieg führte, vielleicht noch verhindern kann. Asgard sucht seit seiner Flucht nach einer flüchtigen Jägerin, denn nur gemeinsam können ein Vampir und ein Lykaner diese Reise antreten und sich der Aufgabe stellen.

Livia gehörte einst zu den Lupus Garoux, einer Elitetruppe von Werwolf-Jägerinnen, die vorrangig die Sucher-Schulen der Vampire angriffen und heranwachsende Sucher töteten. In den Suchern sieht Fürst Cordova, der nach dem Tod seines Halbbruders die Geschicke der Lykaner leitet, die größte Gefahr für sein Volk, weil er darum fürchtet, dass die Sucher einen Weg finden könnten, das Volk der Werwölfe endgültig zu vernichten. Als Asgard und Livia aufeinandertreffen sieht es sogar so aus, als ob ein solches Mittel bereits gefunden sei und der Triumph der Vampire kurz bevorstünde.

Livia bricht mit ihrem Volk, als ihre Gefährtinnen selbst vor dem Mord an unschuldigen Babys nicht zurückschrecken. Das kann sie mit ihrem Gewissen nicht vereinbaren. Einhundert Jahre später trifft sie durch einen Zufall auf Asgard. Sie sieht in ihm keine direkte Gefahr, ist aber anfangs ungläubig über das, was er ihr erzählt und will mit der Sache nichts zu tun haben. Doch als beide von Jägerinnen verfolgt werden und gemeinsam fliehen müssen, zwingt sie das sozusagen, sich aufeinander und auf diese geheimnisvolle Aufgabe einzulassen. Sie reisen durch ein Zeittor in die Vergangenheit und versuchen herauszufinden, was damals wirklich geschah und wie es zu verhindern ist. Dass das alles andere als einfach wird und dass auch ihre Gegner aus beiden Lagern alles daransetzen, ihre Mission scheitern zu lassen, liegt auf der Hand.  Die beiden Bände gehören fest zusammen und stehen nicht als Einzelromane. Das ist ein Unterschied zu beispielsweise „Ruf des Blutes“ wo ja jeder Band auch für sich hätte stehen können.

Literatopia: Wie schon beim letzten Teil Deiner „Ruf des Blutes“-Reihe geht es um Vampire und Werwölfe. „Im Zeichen des Sommermonds“ zeichnet jedoch ein etwas anderes Bild – inwiefern unterschieden sich die düsteren Wesen von Deinen früheren Romanen?

Tanya Carpenter: Die Werwölfe und Vampire in „Sommermond“ sind wesentlich menschlicher und auch weniger düster. Zwar verströmt Lord Darwin seit dem Ausbruch des Krieges eine sehr dunkle Aura, weil er voller Hass und verbittert ist, aber auch er ist in der Vergangenheit ein offener und herzlicher Mann, zu dem alle aufblicken. Weder die eine noch die andere Seite stellt sich als unwiderstehliche Verführer dar, die nur darauf aus sind, Menschen zu verführen und dann zu töten.

im schatten des sommermondesEher das Gegenteil ist der Fall. Man bemüht sich gerade in der Vergangenheit sehr, den Menschen zu helfen. Beide Völker tragen Verantwortung, kümmern sich als Clansführer und Lords um die Menschen, die ihrer Obhut unterstehen und versuchen möglichst unauffällig unter ihnen zu leben. Ein Teil von ihnen zu sein. Die jeweiligen Stärken werden nicht zum eigenen Vorteil ausgenutzt. Erst der Beginn des Krieges verändert beide Seiten und Menschen werden mehr und mehr zu einem Mittel zum Zweck. In der modernen Zeit vor allem zur Futterquelle, doch auch da wird umsichtig vorgegangen, um kein Aufsehen zu erregen.

Sowohl Vampire wie auch Werwölfe verfügen im Sommermond nicht über unermessliche Macht und Kraft. Die Vampire können Gedanken lesen, beide Völker sind gute und starke Kämpfer, aber die Art von Manipulation oder um die halbe Welt fliegen können, wie man es aus „Ruf des Blutes“ kennt, gibt es hier nicht. Auch sind beide verwundbar und sterblich, wenngleich recht langlebig. Lediglich Darwin – als Urquelle der Vampire – hat eine besonders starke Lebensenergie, die eng mit seinem Volk verbunden ist. Es gibt nur wenig Wege, ihn zu töten. Diese Kraft wird er irgendwann einmal weiterreichen, wenn seine natürliche Lebenszeit sich dem Ende zuneigt.

Literatopia: Auch in „Im Zeichen des Sommermonds“ spielen mystische Orte eine große Rolle, in diesem Fall das legendäre Stonehenge. Basiert die Geschichte auf keltischer Mythologie?

Tanya Carpenter: Nicht in dem Maße. Es bleibt von den Handlungsorten her nicht aus, dass gewisse keltische Einflüsse da sind, aber ich habe eine Mixtur aus unterschiedlichen Mythologien herangezogen und damit für die Dilogie eine eigenständige aufgebaut. Das hatte ich ja auch bei Ruf des Blutes so gemacht. Ich versuche, für jedes Projekt etwas Eigenes zu kreieren, das sich aus verschiedenen Kulturen ableitet. Ich finde alle Mythologien interessant und reizvoll, in jeder steckt auch ein Körnchen Wahrheit und sie ähneln sich untereinander in vielen Dingen. Vielleicht wären die keltischen Züge stärker gewesen, wenn die Handlungszeit weiter in der Vergangenheit gelegen hätte, aber das 18. Jahrhundert war ja bereits stark entmystifiziert und dem habe ich entsprechend Rechnung getragen.

Literatopia: Auch Dolmentore, die Stammleser bereits aus „Ruf des Blutes“ kennen, kommen in Deiner neuen Geschichte vor.  Gibt es weitere Verknüpfungspunkte zwischen den Reihen?

Tanya Carpenter: Die Berührungspunkte sind, dass es wieder Vampire und Werwölfe gibt und dass eine Reisemöglichkeit durch die Dolmentore besteht. Weitere Berührungspunkte gibt es nicht. Es gibt keine anderen PSI-Wesen in Sommermond, während es ja in Ruf des Blutes davon wimmelt. Auch die Dolmenwächter sind von ihrer Art her absolut nicht miteinander vergleichbar, genausowenig wie die Fähigkeiten von Lykanern und Vampiren. Das alles unterscheidet sich komplett in den beiden Projekten. Das war mir auch sehr wichtig. Ich wollte ja keine Kopie meiner ersten Serie, sondern völlig andere Charaktere. Sommermond ist auch mehr romantisch denn sinnlich. Sex und Erotik spielt hier nur am Rande eine Rolle. Natürlich dreht sich die Story um die Verbindung zwischen Livia und Asgard und später auch um Roga und Santuin. Aber vordergründig steht das Schicksal der beiden Völker und die Verhinderung des Krieges – auch im Hinblick darauf, welche Auswirkungen dies letztlich auf die Beziehungen zwischen England und Schottland und deren Krieg Ende des 18. Jahrhunderts nach sich zog – im Mittelpunkt.

Literatopia: Der Hype um Vampire und Werwölfe ist in den letzten Jahren ziemlich zurückgegangen. Wie erlebst Du die Entwicklung der Dark Fantasy in Deutschland?

Tanya Carpenter: Ich sehe das eigentlich nicht so, dass da etwas zurückgegangen wäre. Ganz im Gegenteil. Es hat sich durch weitere PSI-Wesen mehr aufgefächert – Gargoyles, Engel, andere Gestaltwandler, Dschinn, Dämonen, Geister usw. – aber ein Nachlassen des Interesses an den unwiderstehlichen Verführern mit den spitzen Zähnen kann ich nicht beobachten.

Dark Fantasy wandelt sich, wird moderner und ausgereifter. Aber sowohl auf dem Buchmarkt wie auch in Film und TV behält es seinen Stellenwert. Die sogenannten Nackenbeißer sind gefragt wie eh und je – von den Verlagen wie von den Lesern. Ich beobachte momentan einen Rückgang zu den ursprünglicheren Vampiren, das ja. Ein Back to the roots in der Hinsicht, dass wieder die bösen und starken Vampire gefragt sind. Nicht länger weichgespült, voller Selbstzweifel oder gar in der Sonne leuchtend.

Wenn man von einem Wandel sprechen will, dann davon, dass sich der Buchmarkt an sich zusehends Richtung ebook verlagert statt Print. Das wird in den kommenden Jahren mit den nachfolgenden Generationen von Lesern auch immer deutlicher zutage treten. Heutzutage werden schon die Kinder mit diesen Medien groß und greifen auch eher dazu, weil günstiger und praktischer. Diese Entwicklung kann man nicht aufhalten und sollte es auch nicht.

Literatopia: Im Januar wird mit „Das Ikarus-Evangelium“  ein Mystery-Thriller von Dir erscheinen. Was erwartet die Leser? Und wie mysteriös wird es?

Tanya Carpenter: Die Mystik hat hier eher eine Randrolle. Die einzig wirklich düster-phantastische Szene gibt es zum Ende des Buches hin. Ansonsten ist Ikarus eher ein Religions-Thriller mit Einflüssen der beiden Tempelritter-Filme von Nicholas Cage oder der Romane von Dan Brown. Es geht um die Beziehung zwischen Jesus, Judas und Maria Magdalena sowie der Frage nach dem wahren Verräter Jesu. Außerdem um die Geschichte der Tempelritter, deren Geheimnisse, deren Bewunderung für Maria Magdalena und um die Aufgabe der Jünger Jesu nach seinem Tod. All das ist miteinander verwoben. Die Ikarus-Loge hütet diese Geheimnisse und kämpft seit vielen Jahrhunderten dafür, den wahren Verräter seiner gerechten Strafe zuzuführen. Das ist der mystische Part daran. Die Langlebigkeit der Ikarus-Mitglieder und der vermeintliche Pakt mit dem Teufel, den der Verräter geschlossen hat, um Macht und Unsterblichkeit zu erlangen.

Hauptfiguren sind die spanische Polizisten Catherine Navole, die nach dem Tod ihrer Mutter erfährt, dass ihr leiblicher Vater der australische Industrie-Mogul Vigo Lavalle ist. Er gehört zur Ikarus-Loge und so gerät Catherine in diese Sache hinein, ist wenig später gezwungen, den Hinweisen ihres Vaters zu folgen, um verborgene Relikte zusammenzutragen sowie die Wahrheit auf eigene Faust herauszufinden, damit sie sich gemeinsam mit ihrem Gefährten Cyril, der ebenfalls eine wichtige Rolle in diesem Rätsel spielt, dem Verräter stellen und ihn zur Strecke bringen kann, ehe die Apokalypse über die Welt hereinbricht.

Catherine ist vom Charakter her eher bodenständig und nüchtern. Eine gute Polizistin, mutig, klug und analytisch und daher anfangs völlig überfordert mit diesen ganzen mystischen Dingen und dem Gerede von Unsterblichen. Aber dann erkennt sie, was wirklich auf dem Spiel steht und wächst mit jedem neuen Rätsel zu einer immer stärkeren Kämpferin für die Ideale der Loge heran. Cyril ist dabei ihre Stütze und ihr Beschützer. Er kämpft sehr viel mit sich selbst, weil das, was ihm sein Leben lang beigebracht wurde, plötzlich durch das was er fühlt und woran er glaubt infrage gestellt wird. Dennoch bleibt er stets ruhig und zielgerichtet, reagiert auf unerwartete Situation schnell und ist zu jeder Zeit Catherines Anker, wenn sie ins Strudeln gerät. Die Liebe zwischen den beiden ist so stark, dass sie sogar bereit sind, füreinander zu sterben.

ikarus evangeliumIkarus unterscheidet sich trotz der „Unsterblichen“ darin völlig von meinen bisherigen Projekten. Es ist ein Herzensprojekt, weil mich die Thematik der Tempelritter, der geheimen Evangelien, der Apokryphen und der immer wieder kritisch analysierten Beziehung der Jünger untereinander und insbesondere zwischen Jesus, Judas und Maria Magdalena seit jeher fasziniert. Obwohl oder gerade weil ich nicht christlich bin.

Viele Details, die ich in die Story habe einfließen lassen, waren dabei nicht geplant, sondern sind mir erst während der Recherche, die ich selten vorab sondern meist parallel zum Schreiben durchführe, aufgefallen. Es ist ein Spannungsroman, eine Art Schnitzeljagd, aber auch eine Liebesgeschichte.

Literatopia: Auf Deiner Homepage sind bereits Rubriken für Science Fiction und Historik angelegt. Wird es in Zukunft Ausflüge in diese Genres geben? Und ist vielleicht schon etwas spruchreif?   

Tanya Carpenter: Es gibt geplante Projekte von denen einige noch in Vorbereitung sind, andere werden mit Expo und Leseprobe bereits bei Verlagen angeboten. Spruchreif im Sinne von „unter Vertrag“ ist dahingehend aber bisher nichts und angesichts dessen, was derzeit bereits vertraglich dingfest ist, wird wohl auch vor 2019 nicht damit zu rechnen sein. Aber Pläne gibt es und ich hoffe auch, sie irgendwann in die Tat umsetzen zu können und diese Projekte schreiben zu dürfen.

Literatopia: Von Dir ist auch ein Ratgeber zur Hundefütterung als eBook erschienen. Was bedeuten Hunde ein Deinem Leben? Und was hältst Du beispielsweise von vegetarischem Hundefutter?

Tanya Carpenter: Hunde hatten und haben einen sehr hohen Stellenwert in meinem Leben. Wer mich kennt, der weiß das auch. Ich bin mit einem Dackel aufgewachsen, später hatten wir Irish Setter und 1999 kam der erste Australian Shepherd in mein Leben. Seitdem bin ich dieser Rasse mit Haut und Haar verfallen. Im Augenblick leben ein Mini-Aussie (Spike) und ein Standard-Aussie (Damon) bei uns. Wir besuchen die Hundeschule, machen Obedience und ab nächstem Jahr auch Agility. Ansonsten sind die beiden einfach große Kuschelnasen, genießen lange Spaziergänge ebenso wie Schmuseeinheiten auf dem Sofa. Ich könnte nicht ohne Hund sein und mein Zauberwolf Merlin, der 2012 im November über die Regenbogenbrücke gegangen ist, wird immer in meinem Herzen bleiben. Wenn es nach mir ginge, hätte ich sicher ein ganzes Hunderudel, aber da ich ja fast den ganzen Tag im Büro bin und meine Mutter sich tagsüber um meine Fellnasen kümmert, ist das derzeit noch utopisch.

Mein Ratgeber zur Hundefütterung entstand aus zweierlei Antrieb. Zum einen habe ich mich aufgrund gesundheitlicher Probleme von Merlin intensiv mit dem Thema Fütterung beschäftigt und festgestellt, dass die meisten handelsüblichen Trockenfutter alles aber keine vollwertige Ernährung für den Hund sind. Mit Unterstützung meiner Tierärztin habe ich daher in den letzten Jahren angefangen, ihn zu barfen und mich intensiv mit dieser Fütterungsmethode auseinanderzusetzen. Dabei bin ich auf den zweiten Ansatz gestoßen, der mich zu diesem Ratgeber veranlasst hat. In vielen Hundeforen existiert eine derart verhärtet Front zwischen Fertigfutter-Befürwortern und den sogenannten BARFern, die verbal recht aggressiv aufeinander losgehen und sich gerne gegenseitig mal vorwerfen, ihre Hunde zu Tode zu füttern, dass es wirklich regelrecht schockierend ist. Ein simples Thema wie Hundefütterung wird zu einer Religion hochthematisiert.  

BARF bedeutet, den Hund am Vorbild des Wolfes orientiert zu füttern. Also roh, mit Fleisch, Innereien, Pansen und Knochen und einem geringen Anteil Obst und Gemüse. Hier ist viel Eigenverantwortung gefragt, während ich beim Fertigfutter bloß den Sack oder die Dose öffne.

Man kann seinen Hund sowohl mit der Rohfütterung als auch mit gekochtem Futter, mit Trockenfutter oder mit Dosennahrung gesund ernähren, wenn man einige wenige Regeln beachtet. Das war für mich der Antrieb, diesen Ratgeber zu schreiben. Ich halte nichts davon, Nahrung zur Wissenschaft zu machen. Nicht für mich und schon gar nicht für meine Tiere.

hundefuetterungDie Notwendigkeit täglicher Ausgewogenheit ist etwas, das uns die Industrie einreden will, was aber fern jeglicher Realität ist. Sonst hätte früher kaum ein Haustier überlebt, denn die Futterindustrie gibt es schließlich erst seit ca. 1960.

Was man wissen muss: Hunde sind überwiegend Fleischfresser (Katzen ausschließlich). Ergo brauchen sie Fleisch – das sollten auch Vegetarier und Veganer ihrem Tier zuliebe allein aus dem Grundgedanken artgerechter Haltung bitte akzeptieren. Soviel also zur Frage, was ich von veganem Hundefutter halte: Nichts! Hunde können pflanzliche Nahrung nicht aufspalten, ihnen fehlen dazu nötige Enzyme. Sie haben ein paar mehr als der Wolf, aber nur unwesentlich.

Die Evolution beweist, dass es mehr als 10.000 Jahre Domestikation braucht, um in biologische Grundstrukturen verändernd einzugreifen. Daher wird der Hund auch in naher Zukunft kein Pflanzenfresser werden und sollte seiner Art gerecht ernährt werden. Ob trocken, Dose oder roh muss jeder für sich selbst entscheiden, aber ein kritischer Blick auf die Zutatenliste und auch auf ein zu üppiges Quellverhalten von Trockenfutter ist zuweilen nicht verkehrt.

Getreide gehört nunmal ins Vogelhaus oder in die Viehfutterkrippe, aber nicht in den Hundenapf. Es verursacht Stoffwechselerkrankungen, Verdauungsstörungen, Allergien und Krebs. Das ist eben leider Fakt.

Literatopia: eBooks haben sich fest in der Bücherlandschaft etabliert – was hältst Du persönlich davon? Eine gute Möglichkeit, seine ganze Bibliothek immer dabei zu haben? Oder bevorzugst Du Bücher zum Anfassen?

Tanya Carpenter: Ich denke, beides hat inzwischen seine Berechtigung und auch seine Liebhaber. Wir halten den Fortschritt nicht auf und es ist doch wie mit allen anderen Medien auch. Früher gab es nur Videokassetten, danach kamen die DVDs und heutzutage kaufen wir zunehmend BlueRay. In der Musik fing alles mal mit Tonbändern an, danach kamen Vinyl-Schallplatten und Musikkassetten, die CD war danach das Nonplusultra und heutzutage wird Musik vor allem downgeloaded und auf MP3-Playern gehört.  Ähnlich ist es auch mit den Büchern. Wer sich vor den neuen Medien verschließt, vergibt sich selbst viele Chancen und einen gewissen Leserkreis, denn wie ich schon erwähnt habe: mit jeder Generation wird es sich mehr hin zu den elektronischen Medien entwickeln. Sie sind günstiger und praktischer. Das ist der Lauf der Zeit. Und es ist heutzutage ja auch sehr einfach, Bücher als epub oder kindle-Datei herauszubringen. Siehe meinen Hunderatgeber.

Ich persönlich liebe das gedruckte Buch, aber es wäre falsch, gegen die ebooks zu lamentieren, denn sie sind ein gutes neues Medium. Auch ich habe inzwischen einen Tolino und einen Kindle und finde das Lesen darauf hin und wieder recht angenehm.

Literatopia: Auf der Website Deiner Agentur werden diverse Romanprojekte von Dir vorgestellt. Wie weit sind diese gediehen? Alles Ideen, die einen Verlag suchen, oder ist manches auch schon weiter gediehen?

Tanya Carpenter: Auf der Agenturseite steht ja, welche Projekte zu vermitteln sind und welche bereits eine Verlagsheimat haben. Insofern beantwortet sich die Frage praktisch von selbst. ;-) Von den zu vermittelnden Projekten gibt es aktuell nur ein Expo und eine Leseprobe, weiter sind sie noch nicht gediehen. Bei den vermittelten sind einige bereits fertig, an anderen schreibe ich gerade. Wieder andere werden erst in der Zukunft in Arbeit genommen. Ich halte mich da strikt an den Zeitplan, damit ich alles unter einen Hut bekomme, denn ich habe ja neben dem Schreiben noch einen Vollzeit-Job im Büro, habe meine Pferde und Hunde, Haus und Garten, meine Mama um die ich mich kümmere und einen Partner, der gottlob all meine Verrücktheiten mit mir trägt und erträgt. Aber nein, er gehört nicht zur schreibenden Zunft, sondern ist eher bodenständig. *hehe*

Aber zurück zu den Projekten und dem Zeitplan. Es ist ja vertraglich geregelt, wann die einzelnen Titel erscheinen sollen. Entsprechend sieht auch die Chronologie meiner Schreibplanung aus. Das nächstfällige Projekt ist immer das, an dem ich aktuell schreibe. Manchmal ergibt sich dadurch auch ein Parallelarbeiten von zwei oder drei Titeln, wenn ich den einen schreibe, den anderen gerade aus dem Lektorat zurückhabe und bei dem dritten die Druckfahne abzusegnen ist.

Literatopia: Auf deiner Homepage sammelst Du auch Rezensionen zu Deinen Werken – liest Du diese auch alle?

Tanya Carpenter: Die Rezensionen oder die Bücher? *lach*

Natürlich lese ich die Rezensionen, die zu meinen Romanen und Anthologie-Geschichten geschrieben werden. Dieses Feedback ist sehr wichtig, um zu ergründen, was die Leser wollen, was ihnen gefällt, was sie gestört hat, wovon sie mehr wollen und was ihnen eher langweilig erschienen ist. Ich nehme mir die Lesermeinungen sehr zu Herzen und arbeite permanent an mir. Natürlich ist es vor allem ein gutes Lektorat, das neben der wachsenden Erfahrung zur Entwicklung eines Autors beiträgt, aber die Leser sind nicht weniger wichtig, denn sie sind es letztlich, die darüber entscheiden, ob ein Buch gefragt ist und gute Verkaufszahlen vorweisen kann, oder ein Ladenhüter wird. Wenn ich meine Leser nicht mehr erreichen kann mit dem was ich schreibe, habe ich als Autor ein Problem. Darum ist mir jede Rezi wichtig, auch die kritischen, obwohl ich mich über die positiven natürlich deutlich mehr freue. Manchmal wünsche ich mir, dass die Leser häufiger  Rezis zu ihren gelesenen Büchern schreiben würden, und auch ausführliche. Denn auch das hilft uns Autoren natürlich sehr.

Literatopia: Inzwischen hast Du einige Bücher veröffentlicht. Hast Du in dieser Zeit Rituale fürs Schreiben entwickelt? Hast Du eine feste Vorgehensweise oder ist jeder Roman eine Welt für sich?  

Tanya Carpenter: Jeder Roman ist anders, und da ich in unterschiedlichen Genres schreibe, nimmt auch das einen Einfluss darauf, wie ich an eine Geschichte herangehe.  Mein Schreiben hat sich schon verändert. Allein deshalb, weil ich inzwischen nur noch Romane schreibe, für die ein Vertrag vorliegt. Es gibt also erstmal nur ein Expo und eine Leseprobe und erst wenn der Verlag ein Projekt mit mir umsetzen möchte, fange ich an, die Geschichte zu schreiben. Dadurch bin ich nicht mehr so frei im Schreiben, wie ich es bei Ruf des Blutes war. Meine Serie ist ja in großen Teilen entstanden, bevor sie unter Vertrag war. Der erste Band war komplett fertig und auch für die Folgebände musste ich beim Verlag kein ausführliches Expo mehr vorlegen.

So entwickelten sich die Storys völlig frei und ich habe immer das geschrieben, was mir gerade in den Sinn kam. Das ist heute nicht mehr möglich. Jetzt ist ein größeres Maß an Disziplin gefragt und ich muss mir mehr Gedanken um eine Story machen, bevor ich überhaupt anfange, sie zu schreiben. Während des Schreibprozesses orientiere ich mich dann am Expo, weiche weniger davon ab, als früher, wo ich die Story ja eigentlich nur im Kopf hatte und problemlos auch mal in eine ganz andere Richtung gehen konnte. Es hat beides Vor- und Nachteile. Aber realistisch betrachtet muss ich sagen, dass ich ohne Exposé vermutlich viel länger für einen Titel brauchen würde. Dennoch habe ich mir eine gewisse Flexibilität erhalten, um nicht in ein kreatives Stocken zu geraten.

Ich muss immer noch schreiben, was ich fühle. Ich fange nicht bei Seite 1 an und Ende bei der letzten Seite, sondern schreiben die Szenen, die ich gerade durchlebe, reihe sie korrekt aneinander und fülle am Ende die Lücken. Dieser etwas unorthodoxe Schreibstil begleitet mich schon seit den Anfängen und anders könnte ich auch gar nicht arbeiten. Mir erschließt sich eine Story in ihrer Gesamtheit erst während des Schreibprozesses. Viele Fragen, die während des Expos noch offen bleiben, Feinheiten, Beziehungen der Figuren untereinander, Erlebnisse, die sie formen und logische Zusammenhänge, die am Ende wichtig sind, um die Geschichte rund zu machen und einen durchweg nachvollziehbaren roten Faden zu verweben, offenbaren sich auch mir erst später. Da gibt es immer wieder Aha-Erlebnisse.

Es tauchen plötzlich Charaktere auf, die vorher nicht da waren und die ihren Sinn in der Geschichte erst unter Beweis stellen müssen, aber meist – obwohl Randfiguren – ausgesprochen wichtig sind.  Auch die Charaktere entwickeln sich erst während des Schreibens, indem ich sie immer besser kennenlerne. Genauso wie reale Menschen auch. Das braucht alles Zeit und überrascht nicht selten, weil sie eben nicht vorhersehbar sind.

Das macht sie in meinen Augen interessant und authentisch, worauf ich großen Wert lege. Sie sollen Schwächen habe, wie echt Menschen. Sollen auch mal unlogisch sein, mit Ecken und Kanten. Dürfen auch eine naive Seite haben und nicht immer rational.

Manchmal ist das ein Kritikpunkt, damit muss ich leben, aber ich verbiege meine Charaktere ebenso wenig wie mich selbst.

Literatopia: Herzlichen Dank für das schöne Interview, Tanya!

Tanya Carpenter: Immer wieder gerne! :)


Autorenfoto: Copyright by Tanya Carpenter

Autorenhomepage von Tanya Carpenter: http://www.tanyacarpenter.de/

Interview mit Tanya Carpenter (2010)

Rezension zu "Im Zeichen des Sommermondes"

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Dieses Interview wurde von Judith Gor für Literatopia.de geführt. Alle Rechte vorbehalten.