Geborgen - In unendlicher Weite (Veronica Rossi)

Oetinger (Mai 2014)
Hardcover mit Schutzumschlag
Aus dem Amerikanischen von Franca Fritz / Heinrich Koop
400 Seiten, 17,95 EUR, ab 14 Jahren
ISBN: 978-3-7891-4622-0

Genre: Dystopie


Klappentext

Nachdem Reverie von einem Äthersturm ausgelöscht wurde, erwacht Aria schwer verletzt in einer Höhle. Perry ist überglücklich, dass Aria überlebt hat, doch nach der langen Trennung scheint Unausgesprochenes zwischen ihnen zu stehen. Dennoch planen sie, gemeinsam zur Blauen Stille aufzubrechen, um Perrys Stamm vor den verheerenden Stürmen in Sicherheit zu bringen. Aber bald werden sie zum Spielball ihrer skrupellosen Widersacher, denn um die Menschen zu retten, die sie lieben, lassen sich Aria und Perry auf einen Handel ein, den sie noch bitter bereuen werden.


Rezension

Der Ätherhimmel leuchtet nicht mehr nur in eisigem Blau – es mischen sich immer mehr bedrohliche Rottöne in die tobende Strömung. Verheerende Stürme haben bereits die Biosphäre Reverie vernichtet und Aria und Perry konnten nur einen kleinen Teil der Siedler retten. Auch das Stammesgebiet der Tiden fiel den Ätherstürmen zum Opfer und so leben Außenseiter und Siedler nun gemeinsam in einer dunklen Höhle, die ihnen zeitweise Schutz vor den Stürmen bietet. Perry und seinen Kriegern ist jedoch bewusst, dass sie nicht ewig dort bleiben können. Sie müssen einen Weg zur sagenumwobenen Blauen Stille finden, einem Ort mit klarem Himmel, wo kein Äther ihr Leben bedroht. Ausgerechnet der skrupellose Kriegsherr des Hörner-Stammes kennt den Weg dorthin – und er hat Cinder in seiner Gewalt. Der Junge ist der einzige, der den Äther kontrollieren kann. Perry und Aria versuchen, Cinder zu retten, doch letztlich bleibt ihnen nur der Pakt mit dem Teufel, um die Tiden und die Siedler zur Blauen Stille zu bringen …

Nach einem vielversprechenden Zwischenband entwickelt sich das Finale der Trilogie um Perry und Aria zu einem vorhersehbaren und in die Länge gezogenen Kampf ums Überleben. Schnell ist abzusehen, dass den beiden und ihren Freunden nichts recht gelingen mag. Ihre kleinen Erfolge werden systematisch zu Nichte gemacht und den Leser beschleicht das Gefühl, dass Veronica Rossi die Handlung künstlich dehnen musste, um überhaupt einen einigermaßen dicken Roman zu produzieren. Der Inhalt beschränkt sich auf zwei wesentliche Punkte: Die Suche nach Cinder und die Reise zur Blauen Stille. Dazwischen gibt es einen Schlagabtausch zwischen Aria und  Perry und ihren Widersachern, von denen vor allem ihr größter, der Kriegsherr der Hörner, überzeichnet ist. Seine Bösartigkeit wirkt lange Zeit eindimensional, erst am Ende des Romans erahnt man, dass er nicht ausnahmslos böse ist.

Bei den Siedlern sieht das zum Glück anders aus: Nachdem sie zum ersten Mal mit der Außenwelt in Kontakt kommen, erkranken nahezu alle von ihnen. Ihr Immunsystem muss sich erst an die neue Umgebung anpassen. Die Tiden pflegen die Siedler währenddessen, doch als es ihnen wieder besser geht, meiden sie die „Barbaren“. Die Kluft zwischen Außenweltlern und Siedler erscheint unüberwindbar, doch nach und nach lernen einige, dass man den Tiden trauen kann. Zudem bleibt ihnen keine andere Wahl, als zusammen zu arbeiten. Das Verhältnis zwischen Perrys Stamm und den Siedlern verbessert sich kontinuierlich und vor allem Soren, der im ersten Band noch getrost als Widersacher bezeichnet werden konnte, verändert sich zum Positiven. Seine Arroganz steht ihm lange Zeit im Weg, doch als es ernst wird, erweist er sich als wertvoller Verbündeter.

Im Klappentext wird angedeutet, dass das Verhältnis zwischen Perry und Aria belastet ist, was nicht wirklich stimmt. Die Ereignisse aus dem zweiten Band, „Getrieben“, haben natürlich Spuren hinterlassen – dennoch halten die beiden zusammen und ihre Liebe erblüht mit jeder Seite stärker. Schwieriger ist das Verhältnis zwischen Perry und seinem besten Freund Roar, der sehr unter dem Tod seiner Liebsten, Perrys Schwester Liv, leidet. Roar kann Perry nicht verzeihen, dass er seine Trauer nicht offen zeigt und keine Rache am Kriegsherrn der Hörner nehmen will. Dabei will Perry das, doch er muss zuerst an seinem Stamm denken. Zudem trägt er nun auch Verantwortung für die überlebenden Siedler. Und so verbietet er sich selbst die Trauer und bemüht sich, rational zu entscheiden, was das Beste für alle ist. Perrys Wandlung vom wilden Jäger zum besonnenen Kriegsherrn der Tiden ist erstaunlich. Trotzdem fasziniert er weiterhin mit seiner speziellen Art, die ihn von den Protagonisten anderer Dystopien angenehm abhebt.

Die schnörkellose Sprache von Veronica Rossi liest nach wie vor schnell und gut, wobei „Geborgen“ einige sehr berührende Szenen enthält. Mir einfachsten Worten gelingt es der Autorin, eine dichte und beklemmende Atmosphäre zu erzeugen. Letztlich endet alles mehr oder weniger so, wie man es erwartet hat und wie es bei einem Jugendbuch auch kaum anders sein könnte, ohne die Leserschaft zu verärgern. „Getrieben“ stellt als Zwischenband zwar den besten Roman der Trilogie dar, doch „Geborgen“ kann sich als Finalband sehen lassen und stellt den Leser weitgehend zufrieden. Man hätte sich aber mehr Überraschungen im Verlauf der Story gewünscht. Zudem ist es bei der Masse an Nebencharakteren nicht gelungen, allen gerecht zu werden. Dafür entschädigt die interessante Welt mit dem Ätherhimmel, über dessen Ursprung man zwar nichts erfährt, der aber nach wie vor eine unglaubliche Faszination auf den Leser ausübt.


Fazit

„Geborgen – In unendlicher Weite“ erfüllt als Finale der Trilogie die Erwartungen der Leser – allerdings auch nicht mehr. Die Handlung ist in groben Zügen vorhersehbar, während Veronica Rossi die Spannung der Geschichte vor allem aus fiesen Rückschlägen zieht. Wer sich in die schaurig-schöne Welt mit dem Ätherhimmel verliebt hat, kommt nicht um diesen finalen Band herum.


Pro & Contra

+ Perry hat sich enorm weiterentwickelt
+ angespanntes Verhältnis zwischen Perry und seinem besten Freund Roar
+ die Liebe zwischen Aria und Perry erblüht von neuem
+ Zusammenarbeit zwischen den Tiden und Siedlern
+ wunderschöne, optische Gestaltung der Trilogie

o einfache, schnörkellose Sprache

- in groben Zügen vorhersehbar
- überzeichnete Bösewichte

Wertung: sterne3.5

Handlung: 3/5
Charaktere: 3,5/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 3,5/5


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Tags: Jugenddystopie, Veronica Rossi