Du bist noch nicht tot (Dan Wells)

Piper (Oktober 2014)
Broschiert (Rough Cut), Seiten: 352
Preis 12,99€
ISBN: 978-3-492-26995-7

Genre: Thriller


Klappentext

Ich bin jetzt ein guter Junge. Versprochen.
Es gab Zeiten, in denen ich nichts lieber wollte, als zu töten. In denen weder meine Familie vor mir sicher war noch meine Freundin. Doch das ist vorbei. Dieses Küchenmesser vor mir auf dem Tisch lässt mich kalt. Es bedeutet gar nichts. Denn ich bin ein guter Junge. Versprochen.


Rezension

Alle, die John Cleaver etwas bedeutet haben, sind tot. Seine Mutter; Macie, die einzige Person, die er je wirklich geliebt hat; Max und selbst seinen Psychiater. Einzig Brook ist noch am Leben, wenn man das so nennen mag. Seit der Dämon, Niemand, von ihr Besitz ergriffen hatte, ist sie nicht mehr sie selbst und hat nur selten lichte Momente. Ihre Persönlichkeit ist mit Niemand verschmolzen und allen, die das Monster über die Jahrtausende verschlungen hat. Das einzig Gute ist, dass sie nun Erinnerungen und Wissen über existierende Verwelkte besitzt, die sie sporadisch von sich gibt. Eine wichtige Informationsquelle für das FBI-Team, dem John inzwischen angehört. Er ist der einzige Mensch, der je wissentlich Verwelkte zur Strecke gebracht hat und dessen Fähigkeiten macht sich die Regierung zu Nutze. Allerdings fühlt sich John immerzu eingeengter in seiner Art auf die Jagd zu gehen, was zu Spannungen in der Gruppe führt. Dabei sollte Zusammenhalt an erster Stelle stehen, da sich in ihrer nächsten Nähe zwei Verwelkte befinden sollen, die es zu erledigen gilt.

Mit „Ich will dich nicht töten“ dem dritten Band der Serienkiller-Reihe um John Wayne Cleaver hatte Dan Wells die Geschichte erst einmal beendet. Ein nicht gerade kleines Schlupfloch hat er sich natürlich dennoch offen gelassen, um jederzeit zurückkehren zu können, und nun ist es soweit. Nach vier Jahren ist „Du bist noch nicht tot“ erschienen und der liebenswürdige Soziopath kehrt zurück, um weitere Verwelkte zu töten. John Cleavers Rückkehr ist auf viele Arten gelungen, auf andere weniger. Grundsätzlich ist „Du bist noch nicht tot“ lesenswert, da der Roman sehr kurzweilig und spannend ist (hat aber auch nur 350 Seiten) und wie immer sprachlich überzeugt. Alle Zutaten, die die Vorgänger so speziell gemacht haben, sind wieder vorhanden. Allerdings kommt die Story schlichter daher, als beispielsweise Band 2 oder 3, sie ähnelt eher dem ersten Teil. Gleichzeitig wurden aber viel mehr Verwelkte in der Story auf weniger Seiten verarbeitet, was ihnen nicht die charakterliche Tiefe erlaubt wie z.B. Mr. Crowley.

Eine bisher große Stärke von Dan Wells, dass seine „Monster“ nicht einfach nur böse waren. Hier bemüht er sich merkbar, das zu wiederholen, beim Hauptantagonisten gelingt ihm das aber nicht sonderlich. Gleichzeitig ist dieser auch nicht so grausam und furchterregend wie Forman aus „Mr. Monster“. Viel wichtiger ist jedoch, dass John selber als Charakter nicht mehr die Wirkung hat wie am Anfang. Natürlich hat er sich entwickelt und hat gelernt mit seinen Tötungstrieben umzugehen, das war auch wichtig, aber was bleibt, ist ein recht normaler Typ, auch wenn es ihm an Empathie mangelt und er einige selbstauferlegte Regeln einhalten muss. Des Weiteren gibt es niemanden, der mit John so geniale Dialoge führen würde wie die liebgewonnenen Personen aus den Vorgängerbänden. Besonders dort kam Johns Vielschichtigkeit gut zum Vorschein. Wirklich gut gelungen ist ihm einzig Brook als Nebenfigur, ihre wechselnden Persönlichkeiten sind unheimlich und es wird auch selten klar, auf wessen Seite sie steht. Für ernstzunehmende Dialoge ist sie aber nicht zu haben. Der Rest der Randfiguren ist austauschbar und stereotyp wie in jedem einzelnen FBI-Team amerikanischer Literatur oder Kinowelt.

John arbeitet nicht gern im Team. Nicht, wenn man ihn dort nicht ernst nimmt und ihn nicht so arbeiten lässt, wie er es im Alleingang getan hatte. Diese umstandsbedingte Einengung kommt dem Geschichtsverlauf nicht sonderlich zu Gute und führt zu schwer nachvollziehbaren Handlungen und daraus resultierendem Kollateralschaden. Man vermisst schmerzlich das überaus spannende Katz-und-Maus-Spiel der anderen Teile, das sich gegen Ende aber zumindest erahnen lässt. Insgesamt liest sich „Du bist noch nicht tot“ wie ein unterhaltsames Zwischenspiel und Vorbote für den 5. Band, der im August erscheint, welcher – in Anbetracht des Endes – wieder grandios werden könnte, da die Karten komplett neu gemischt werden.


Fazit

Mit „Du bist noch nicht tot“ bringt Dan Wells John Cleaver zurück, was für sich genommen bereits Grund genug ist, das Buch zu lesen. Band 4 ist zwar der schwächste Band, mangelt es ihm doch am Nervenkitzel der Vorgänger und nimmt sich nicht genug Zeit für die Nebencharaktere. Dafür ist er ungemein kurzweilig und unterhaltsam und macht einfach Spaß.


Pro und Kontra

+ erfreuliche Rückkehr von John Cleaver
+ spannend
+ kurzweilig

- John ist eingeschränkt in seinen Handlungen
- die „Monster“ vermissen etwas Tiefe der alten Teile
- zu viele Verwelkte auf zu wenig Seiten

Beurteilung:
Handlung: 3,5/5
Charaktere: 3,5/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 4/5


Rezension zu "Ich bin kein Serienkiller"

Rezension zu "Mr. Monster"

Rezension zu "Ich will dich nicht töten"

Rezension zu "Nur über deine Leiche"

Rezension zu "Du stirbst zuerst"