Splitter-Verlag (Dezember 2014)
Hardcover, Seiten: 48
Preis 15,00€
ISBN: 978-3770438365
Genre: Fantasy
Klappentext
Es interessiert mich nicht sonderlich,
welches Herren Fahne über dem Land flattert.
Dieser Krieg geht uns nichts an.
Wir haben unseren eigenen Kampf zu führen.
Rezension
Andrej Delany weiß inzwischen um seine Unsterblichkeit und woher sie ruht. Er ist ein Vampyr, er hat eine Bestie in seinem Innern, die das erste Mal ausgebrochen ist und sich an einem anderen seiner Art gelabt hat. Es verlängert sein Leben, aber zu welchem Preis? Frederic teilt sein Schicksal, aber ihm scheint die Macht eher zu Kopf zu steigen als ihn abzuschrecken. Von ihrer Suche nach Frederics Mutter, die auf einem Sklavenschiff verschleppt wurde, lassen sie sich aber nicht abhalten. Zu ihrem Glück, hält sich das Schiff nah am Ufer und in der Nacht schaffen sie es, es zu kapern und den Kapitän, Abu Dan, zu überwältigen und sich auf einen Deal zu einigen: Die Freiheit der Sklaven gegen ein Jahr in seinem Dienste. Doch sie alle haben nicht mit der Inquisition gerechnet, die in ihre Richtung segelt.
Benjamin von Eckartsberg hangelt sich Stück für Stück weiter durch Wolfgang Hohlbeins „Die Chronik der Unsterblichen“ Bücherreihe. Darf man den Meinungen derer glauben, die die Bücher gelesen haben, hält er sich dabei stark an die Vorlage. Aber es ist weiterhin nicht nötig diese zu kennen, denn Eckartsberg macht seine Sache gut, durch die Story zu führen. Leider ist „Der Vampyr I“ mit 48 Seiten etwas kürzer geraten verglichen zu den 88 Seiten, des Vorgängers. Tatsächlich ist das Geschehen dadurch gehetzter. Es fehlt etwas die Ruhe, in der Andrej seinen Gedanken nachhängen könnte. Immerhin hat er erfahren, dass er ein Vampyr ist und wenn man den Menschen glauben darf, macht ihn das zu einem Verdammten, einem, der mit dem Teufel im Bunde steht. Außerdem müsste er sich auch mit der Tatsache auseinandersetzen, dass er seinen eigenen Sohn nicht von dessen Qualen – wie gedacht – erlöst, sondern ihn getötet hat, denn auch er war unsterblich und hätte sich erholt. Auch dafür bleibt kein Raum. Stattdessen richtet er sein Augenmerk stur auf sein Ziel, die Sklaven zu retten. Dennoch, Band 3 macht spaß.
Allerdings lässt der Zeichenstil des Covers bereits vermuten, dass sich irgendetwas geändert hat. Der Name „von Kummant" ist verschwunden, dafür ziert der Name „Chaiko“ die obere Rechte Ecke. Auf Anhieb findet sich keine offizielle Begründung für den Wechsel, vermutlich ist es das gemeinsame „Gung Ho“-Projekt, das Kummant zu sehr einspannt und die Zusammenarbeit verhindert hat. Nun darf also Chaiko Tsai das zweite Buch zeichnerisch umsetzen und, wie es sich für einen Künstler gehört, seinen eigenen Stempel aufdrücken. Und hier wird es unmöglich objektiv zu urteilen, denn sein Stil ist völlig anders, als der von Kummant, und reicht leider (meiner Meinung nach) nicht annähernd an dessen heran. Band 2 „Am Abgrund II“ war in jeglicher Hinsicht perfekt. Das Spiel mit Licht und Schatten, die Tiefenwirkung, die Choreografie und Dynamik in Kämpfen, die Gesichter, die winzigen Details und so weiter und weiter. Enorme Fußstapfen, schwer zu füllen. Am besten gelingen Chaiko die Landschaftsbilder, egal ob dichte Wälder, weite Felder oder Meeresufer die Detailverliebtheit und Kolorierung fallen sehr positiv ins Auge. Solange es ruhig zugeht im jeweiligen Bild, sehen sogar die Figuren akzeptabel aus. Sobald es jedoch zur Sache geht in einer Szene oder die Figuren Emotionen zeigen, erträgt man den Stilwechsel nur schwer. Chaikos chinesische Wurzeln kommen plötzlich massiv zum Vorschein und mit einem Mal hält man einen Manga in der Hand. Massiv verzerrte Gesichter in verzerrten Perspektiven wie bei „One Piece“ oder in den Cutscenes im Videospiel „Street Fighter IV“. Aus knallharter, realistischer Gewalt ist teilweise Slapstick mit „Knalleffekten-Blasen“ geworden. Besonders Anfangs sind die Bewegungen der Figuren absolut undynamisch und steif. Immerhin wird das Ganze mit steigender Seitenzahl immer besser, was darauf hoffen lässt, dass Chaiko sich zu Beginn hat selbst finden müssen. Die neuen Zeichnungen des kommenden nächsten Bandes, die man auf der Künstler-Facebookseite ansehen kann, lassen ebenfalls hoffen.
Es ist sehr schwer, sich mit der Tatsache abzufinden, dass der Zeichenstift die Hand gewechselt hat, besonders nachdem „Am Abgrund II“ einfach nur genial war und man sich auf eine Steigerung gefreut hat. Manga-Fans könnte der Stil aber umso mehr zusagen.
Fazit
Dreieinhalb Jahre mussten Fans auf den dritten Band warten und nun ist „Der Vampyr I“ da und erzählt die Geschichte um Andrej und Frederic kurzweilig und spannend weiter wie zuvor. Es ist aber nicht mehr Kummant, der den Pinsel schwingt, sonder Chaiko und auch wenn er sein Handwerk beherrscht, ist der Stil meilenweit unterlegen. Natürlich ist das eine Geschmacksfrage und jeder sollte sich sein eigenes Bild machen. Lesenswert ist der Comic dennoch. Besonders das Ende macht Lust auf mehr.
Pro und Kontra
+ schön umgesetzte Buchvorlage
+ kurzweilig
+ vielversprechendes Ende
+ Landschaftsbilder
o neuer Zeichner, Chaiko
- Kummant wird schmerzlich vermisst
- hölzerne Bewegungen
- übermäßig verzerrte Gesichter
Beurteilung:
Handlung: 4/5
Zeichnungen: 3/5
Charaktere: 3,5/5
Lesespaß: 3,5/5
Preis/Leistung: 3,5/5
Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Benjamin von Eckartsberg und Thomas von Kummant:
Rezension zu Die Chronik der Unsterblichen - Am Abgrund 1
Rezension zu Die Chronik der Unsterblichen - Am Abgrund 2
Rezension zu Die Chronik der Unsterblichen - Das Making Of
Rezension zu Gung Ho Bd.1
Rezension zu Gung Ho Bd.2
Rezension zu Gung Ho Bd.3
Rezension zu Gung Ho Bd.4
Rezension zu Gung Ho Bd.5