Die sieben Königreiche – Die Beschenkte (Kristin Cashore)

CashoreK Die Beschenkte

Carlsen Verlag, 1. Auflage, Februar 2011
Taschenbuch, 469 Seiten,
OT: Graceling
aus dem Amerikanischen von Irmela Brender
9,99 Euro [D] |€ 10,30 [A] | CHF 14,90*
ISBN-13: 978-35513-100-95

Genre: Fantasy


Klappentext

Lady Katsa wird überall gefürchtet, denn sie hat die Gabe des Tötens. Doch sie ist es leid, ständig als Racheengel eingesetzt zu werden – und als sie dem geheimnisvollen Prinzen von Lienid begegnet, schöpft sie Hoffnung mit ihrer Gabe auch Gutes bewirken zu können. Der Prinz fasziniert Lady Katsa. Außerdem scheint er genau wie sie ein Beschenkter zu sein. Schon bald verbünden sich die beiden, um gemeinsam in den Kampf zu ziehen und nicht nur das


Die Autorin

Kristin Cashore studierte am Center for the Study of Children’s Literature in Boston. Ihre Bücher “Die Beschenkte”, “Die Flammende” und “Die Königliche” schafften sofort den Sprung in die New-York-Times-Bestselleriste, wurden bereits in 28 Sprachen übersetzt und vielfach ausgezeichnet.


Rezension

Katsa hat ein schweres Los. Seit sie in jungen Jahren versehentlich einen Adeligen tötete, der unsittlich berührt hat, gilt sie als eiskalte Mörderin. Ihr Onkel, der Herrscher eines der Sieben Königreiche, missbraucht die Waise für seine Zwecke. Immer wieder sendet er sie aus, um Untergebene einzuschüchtern, Vergehen zu strafen oder Menschen zu töten, die sich in seinen Augen strafbar gemacht haben. Aber Katsa ist mehr als die Mörderin ihres Onkels. Auf ihren Reisen durch die Sieben Königreiche hat sie viel Leid gesehen. Leid, das sie dazu anregte, einen geheimen Zirkel zu gründen, der Unrecht und Armut beseitigen soll. Im Zuge des Zirkels schleicht sich Katsa auf das Schloss des Nachbarkönigs. Hier soll der Vater den Lienid’schen Königs gefangen gehalten werden. Mit Hilfe ihrer Fähigkeiten gelingt es ihr, den alten Lienid zu befreien – nichtsahnend, dass sie damit nicht nur ihr eigenes Schicksal, sondern auch das der Sieben Königreiche für immer verändert.

Die Sieben Königreiche – Die Beschenkte beginnt mit Katsas Einbruch in den Kerker eines fremden Königs. Eindrucksvoll werden ihre Kampftalente geschildert, wenn sie die Wachen gruppenweise ausschaltet. Schnell wird klar, Katsa ist nicht normal. Sie verfügt über eine unheimliche Gabe. Die Gabe des Tötens. Beschenkte wie Katsa gibt es viele. Zu erkennen sind sie an zwei unterschiedlich gefärbten Augen. Die Gaben reichen dabei von Fingerfertigkeit im Nähen, über ausgeprägte Kletterkünste bis hin zum Gedankenlesen. Menschen, die die Gabe des Tötens besitzen, sind sehr selten, und so wird Katsa von ihrem Onkel als Henkerin und Druckmittel missbraucht. Dies stört einen als Leser allerdings nicht sonderlich, denn Katsa selbst ist wenig sympathisch gezeichnet. Sie ist zu mürrisch, zu oberflächlich konstruiert und noch dazu in sich unlogisch aufgebaut. Ein Mangel, den auch die anderen Figuren erleiden, denn jeder ist entweder gut oder böse. Grautöne oder Erklärungen für Handlungsweisen gibt es nicht. So entwickelt sich die interessante Idee um die Beschenkten rasch zu einer belanglosen Erzählung voller blasser Figuren in einer ebenso ereignislosen Welt.

Cashore gelingt es nicht, ihrer Welt Leben einzuhauchen. Details sucht man vergeblich, und ganze Landstriche und Kulturen werden in einer halben Seite abgefertigt. Wirkliche Tiefe und eine eigene Kultur erhalten nur die Lienied – Bos Volk. Ausführlich beschrieben werden auch die zahlreichen Trainingskämpfe zwischen Katsa und Bo, wahrscheinlich um zu verdeutlichen, wie begnadet die beiden sind und um die Liebesgeschichte der beiden voranzubringen. Diese ist nämlich nicht eine dieser Liebe-auf-den-ersten-Blick-Geschichten, sondern weist durchaus interessante Ansätze auf. So ist es dann angenehm, einmal keine Protagonistin zu haben, die sich für einen Mann aufgibt und sich nur noch durch diesen definiert.

Cashores Stil ist insgesamt schnörkellos und knapp. Details und Beschreibungen fehlen nahezu komplett, was die Welt um Katsa recht leer erscheinen lässt, die vorhersehbare Handlung aber auch schnell voranbringt. Sprachlich driftet Cashore ab und an ins Saloppe ab. Dies verleiht dem Buch eine ungewöhnliche moderne Note, die nicht so recht zum Rahmen passen will. Ebenso ungewöhnlich entwickelt sich dann auch das Finale, das ohne jegliche Dramatik inszeniert und so schnell vorüber ist, dass man verblüfft noch einmal zurückblättert.


Fazit

Die sieben Königreiche – Die Beschenkte zielt lauf Verlag auf eine jugendliche Zielgruppe, und das merkt man auch. In Zeiten der Hunger Games wird das junge Publikum mit flachen Charakteren und einer farblosen Welt, die nur als Kulisse herhält, bedient. Kristin Cashore versucht, mit ihrer Idee der Beschenkten einen neuen Zyklus zu kreieren, scheitert aber an Anfängerfehlern, wie überstarke Hauptfiguren, Schwarz-Weiß-Malerei und Vorhersehbarkeit. So liest sich das Buch zwar sehr rasch, wird aber ebenso schnell wieder vergessen.


Pro/Contra

+ Idee der Beschenkten
+ komplexe Liebesgeschichte

- überzeichnete Charaktere ohne Tiefgang und Hintergrund
- Welt bleibt blass
- Infodumping
- Unterschiede zwischen Völkern werden nicht herausgearbeitet
- seitenweise Kampftraining
- Ende zu kurz und unbefriedigend, da keine Aufklärung erfolgt
- Ende nach dem Ende zu langatmig

Bewertung: stern2

Charaktere: 2/5
Handlung: 2/5
Lesespaß: 2,5/5
Preis/Leistung: 2/5