Verlag: Carlsen Verlag GmbH (November 2010)
Softcover: 60 Seiten; 12 €
ISBN-13: 978-3551734433
Genre: Piraten/ Abenteuer
Klappentext
Es ist ruhig geworden um den berüchtigten Piraten Long John Silver. Nach seiner Rückkehr von der Schatzinsel hat er in Bristol ein Wirtshaus eröffnet, doch für einen Mann wie Silver ist das kein Weg, um alt zu werden.
Mit der schönen Lady Hastings an Bord begibt er sich auf die Suche nach ihrem Mann und den sagenhaften Reichtümern der verschollenen Stadt Guyanacapac. Kaum ist eine Meuterei erfolgreich überstanden, gerät sein Schiff in einen Malstrom und es droht an den Klippen dahinter zu zerschellen.
Rezension
Silver hat die Meuterei zu einem Ende gebracht und ist nun Kapitän der Neptune. Allerdings wird diese von nicht mehr viel mehr als dem blanken Willen ihrer Besatzung zusammengehalten. So muss Silver auf die Hilfe von Dantzig setzen, einem der Offiziere, und ihn freilassen. Mit Glück schaffen sie es mit der Neptune in Sicherheit und sie zu reparieren. Sie finden sogar den Zugang zur Straße nach Guyanacapac und folgen dem Fluss landeinwärts. Alle werden dabei an ihre physische und psychische Grenze geführt, denn der Dschungel hält mehr Überraschungen bereit als nur wilde Tiere und Mücken. Der Schatz scheint in greifbare Nähe gerückt, aber am Ende muss Long John Silver erkennen, was wirklich hinter all den Ereignissen steckt und wie groß die Gefahr in Wahrheit ist, in der sich alle befinden. Er selbst, Lady Hastings, Doktor Livesey und die Mannschaft, keiner ist mehr sicher und die Wahrscheinlichkeit zu überleben sinkt rapide.
Der Sturm ist zunächst vorbei. Long John Silver und seine Mannschaft sind in scheinbar ruhigen Gewässern. Jedoch wartet nach dem Sturm, die grüne Hölle auf die Neptune. Bevor sie dieses unbekannte Reich betreten, gestatten Xavier Dorison und Mathieu Lauffray ihren Charakteren einen Moment der Ruhe. Long John Silver gestattet seinen Männern zu feiern. Etwas, dem er selbst nicht nachgeht. Er hat eine traurige Pflicht zu erfüllen. Hier wird eins besonders deutlich: Er mag ein alter Pirat, ein Halsabschneider sein, doch besitzt er auch etwas wie Ehre und Pflichtbewusstsein. Er weiß, was er seiner Mannschaft schuldig ist, den Menschen, die sich ihm anvertraut haben. Freiwillig oder nicht. Sein eigener Weg liegt klar vor ihm und er weiß, wie er enden muss. Deshalb respektiert er auch Dantzig, jenen Offizier, der die Meuterei überlebt hat und in dessen Zusammenspiel mit Silver, viel über den alten Haudegen ans Tageslicht kommt.
Lady Vivian Hastings erhält einen gleichfalls wichtigen Teil der Geschichte und ihre Charakterentwicklung steht ebenso im Mittelpunkt. Sie scheint für ihr Ziel alles zu geben, und das heißt nicht den Schatz zu erobern, sondern ihrem Mann entkommen. Die Piraten sind nur Mittel zum Zweck. Sie weiß, wie sie sie beeindrucken und auf ihre Seite ziehen kann, was sie gut zu nutzen weiß.
Spannung generiert Xavier Dorison nicht aus einer Meuterei oder viel Action, wobei die durchaus ihren Platz hat, aber wohl dosiert und an den richtigen Stellen. Viel mehr erzeugt der Handlungsort und die damit verbundenen Geheimnisse einen Spannungsbogen, der nicht abreißt und eine unheimliche Atmosphäre heraufbeschwört. Mocs Verhalten ist mehr als rätselhaft, seine wahren Absichten schleierhaft, so dass Silver und der Leser im Nebel stochern, bis es zu spät ist. Xavier Dorisons Geschichte und Dialoge ziehen den Leser in die Geschichte. Ehe man sich versieht, ist Das Smaragdlabyrinth durchgelesen und die Hand wandert gleich zu Band 4 Guyanacapac.
Mathieu Lauffray ist Dorisons Partner bei Long John Silver. Ihm ist es zu verdanken, dass die Geschichte ihre volle Wirkung entfalten kann. Seine Zeichnung lassen die Beklemmung, Hitze und Schwüle praktisch erfahrbar werden. Er erschafft gewaltige, düstere Bilder, die den Leser in ihren Bann ziehen. Dabei darf das ganze ruhig dreckig wirken, chaotisch, wie das Innenleben der Protagonisten. Anstatt der See, ist es dieses Mal der Dschungel, der als weiterer Charakter in den Zeichnungen auftritt. Lauffray versteht es Spannungen, Gefühle und Charaktere perfekt abzubilden. Für Long John Silver ist er ein Glücksfall.
Bonusmaterial gibt es so gesehen keines, allerdings ist das Cover mehr als nur einen Blick wert. Es symbolisiert die Handlung und ist dazu einfach ein Hingucker, der eigentlich in groß aufgehängt gehört, anstatt im Regal zu verschwinden.
Fazit
Mit Long John Silver – Das Smaragdlabyrinth führen Xavier Dorison und Mathieu Lauffray ihre Charaktere in den Dschungel, der mindestens genauso gefährlich ist, wie die Piraten selbst. Spannung und Rätsel sind garantiert, dazu kommt ein Silver in Bestform. Mehr braucht es nicht, um sehr gute Unterhaltung zu bieten. Eine der besten Piratengeschichten der letzten Jahre und eine großartige Verbeugung vor der Schatzinsel.
Pro & Contra
+ spannend und rätselhaft
+ Lauffrays Zeichnungen
+ die Mysterien des Dschungels
+ Long John Silver gewinnt immer mehr an Kontur
Bewertung:
Handlung: 5/5
Charaktere: 5/5
Zeichnungen: 5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 4/5
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