Rezensionen im Februar (2015)

Liebe LeserInnen,

der Februar ist zwar der kürzeste Monat im Jahr, trotzdem haben unsere Redakteure auch in diesen 28 Tagen wieder ganze Arbeit geleistet und euch zahlreiche Rezensionen geschrieben. Wie immer zum Beginn eines neuen Monats haben wir für euch auch heute wieder die wichtigsten Titel noch einmal zusammengestellt und laden euch herzlich zum Stöbern ein.



Belletristik

"Gretel and the Dark" ist so dunkel, wie es der Titel prophezeit. Eliza Granville erzählt parallel zwei Geschichten, die auf den ersten Blick nur wenig gemeinsam haben, sich aber um die Abgründe des Holocaust, Menschlichkeit und die Kraft der Fantasy drehen. Die Geschichte ist ebenso komplex wie ihre Charaktere und schafft gegen Ende eine Auflösung, die nicht nur überrascht und aufwühlt, sondern die Geschichte auf ein erinnerungswürdiges Level hebt.

J.D. Salingers "Die jungen Leute" bietet drei Erzählungen aus der ersten Hälfte der 1940er Jahre, die rund 70 Jahre im Grunde nicht mehr allgemein zugänglich waren. Wie kaum ein anderer hat Salinger das Amerika seiner Zeit literarisch abgebildet. Die Erzählungen handeln von der Angst vor dem unvermeidbaren Erwachsenwerden, sie zeigen junge Menschen auf der Suche nach sich selbst, wenn sie nicht einmal wissen, wo sie suchen sollen, und die ihnen vorgelebte Alternative sich als irritierend und befremdlich darstellt.

Historik

"Die Rose von Suez" von Kim Henry ist ein klassischer Historical mit einem schönen Setting im alten Ägypten, welches dem Leser den Orient wieder nahe bringt. Vor allem die Detailverliebtheit und der schöne Sprachstil der Autorinnen sorgen für eine tolle Atmosphäre und ein glaubwürdiges Setting. Dennoch kann die Protagonistin des Romans nicht völlig überzeugen. Handlungen und Emotionen sind sehr unglaubwürdig und auch die Handlung schwächelt zum Teil, sodass man vor allem im Mittelteil des Romans die Zähne zusammenbeißen und einige langatmige Szenen überstehen muss. Ein spannendes Finale jedoch macht wieder Lust auf mehr aus der Feder dieses Autorenduos, welches definitiv bessere Geschichten im Petto hat. Dennoch ist hier eine Empfehlung für Fans historischer Bücher auszusprechen, die sich gerne mal wieder im Orient verlieren würden.

Dark Fantasy

"Taunting Destiny" von Amelia Hutchins ist eine atemberaubende Fortsetzung einer tollen Dark Fantasy Serie, die alles beinhaltet, was Fans sich wünschen. Vielfältige Figuren, starke Persönlichkeiten, eine spannungsgeladene Storyline und ein authentisches Setting lassen den Leser tief in diese fantastische Welt eintauchen. Prickelnde erotische Szenen und wirklich tolle, tolle unvorhergesehene Ereignisse machen diesen Roman zu einem Pageturner und einem absoluten must read für Fans des Genres. Wer diese Serie noch nicht begonnen hat, der muss das nachholen! Absolute Leseempfehlung ohne jedwede Einschränkung. TOP!

Fantasy

Wie ein Aasgeier nutzt Miriam Black ihre Gabe, den Tod von Menschen vorauszusehen, um Selbstmörder und Unfallopfer auszurauben. Erst als sie Louis trifft – einen vom Leben gebeutelten sympathischen Trucker, der grausam ermordet wird -, gerät ihre Routine in Ungleichgewicht und sie überlegt, sich mit dem Schicksal anzulegen. "Blackbirds" ist nichts für Zartbesaitete. Es gibt Blut, Gewalt und Tote sowie Flüche, dass einem die Ohren glühen. Mit Miriam Black schafft Autor Chuck Wendig eine neue Kultfigur, die wie das Buch schräg und trashig, zugleich aber auch sehr unterhaltsam und mitreißend ist. Gänsehaut garantiert!

"Daimon" ist der krönende Abschluss einer außergewöhnlichen Trilogie, die wie keine andere das Spiel mit Licht und Schatten beherrscht und aus den Zwischentönen träumerische Welten schafft. Nando stürzt immer tiefer in seine eigene Finsternis und letztlich bleibt ihm nur der Blick in diesen Abgrund, um gegen den Teufel zu bestehen. Viele Erwartungen wurden erfüllt, andere auf den Kopf gestellt – doch als Leser ist man am Ende hochzufrieden und blickt voller Staunen auf die einzigartigen Bilder zurück, die Gesa Schwartz mit ihrer kunstvollen Sprache gemalt hat.

Science Fiction

"Angelfall - Fürchtet euch nicht" von Susan Ee ist eine spannende Dystopie mit düsterem Setting und einer drückenden Atmosphäre. Penryn und Raffe zeichnen sich durch ihre Gegensätzlichkeit aus, welche sie jedoch im Kampf gegen den gemeinsamen Feind verbindet. Die Autorin verlangt ihren Hauptfiguren alles ab und spiegelt das in deren Emotionen, Handlungen und den Geschehnissen des Plots brillant wieder. Die mehr als glaubwürdige Storyline und spannende Entwicklungen innerhalb der Ereignisse lassen diesen Roman definitiv zu einem Pageturner werden. Ein wirklich toller Auftakt, welcher den Leser atemlos und nachdenklich zurücklässt. Definitiv ein Muss für Dystopienfans, jedoch auch für Liebhaber des Jugendbuchgenres eine klare Leseempfehlung!

"Ghetto 7" ist eine sehr persönliche Dystopie, die sich ganz auf ihre Protagonistin und deren Entwicklung konzentriert. Als systemstreue Polizei-Agentin geht Sam ins Ghetto und erkennt nach und nach, dass dort nicht nur menschlicher Abschaum lebt, sondern auch starke Persönlichkeiten mit Werten und Hoffnungen. Atmosphärisch und einfühlsam von Norma Feye geschrieben, nur leider etwas zu kurz geraten.

Comic

Die Welt des Pan quillt über vor Lebendigkeit und Extremen: Märchen, Fantasy und Steampunk verbinden sich zu einer schicksalsträchtigen Geschichte voller Leidenschaft, Verrat, Licht und Schatten. Gewollte Klischees treffen auf ziselierte Elfenflügel und kreative Technologie aus Kupfer und Stahl. Wika ist dabei eine verdammt sympathische Heldin, eine rothaarige, freche Piratenbraut, die gleichermaßen naiv wie abgebrüht daherkommt. "Wika und Oberons Zorn" von Thomas Day und Olivier Ledroit hat sich die selbstgewählte Bezeichnung Comicoper redlich verdient und besticht mit schillernder Opulenz und gewagtem Farbenspiel.

"Die Revolution der Krabben" von Arthur de Pins krempelt ein ganzes Ökosystem um, wobei eine Ölpest den rebellischen Quadratkrabben zu Hilfe kommt. Mit vereinten Kräften gelingt der Befreiungsschlag, doch was dann passiert, haben sich wohl die wenigstens Leser ausgemalt. Einerseits eine gelungene Überraschung mit einem raffinierten und nachdenklich stimmenden Ende –andererseits ist man auf den letzten Seiten auch ein kleines bisschen enttäuscht. Nichtsdestotrotz ist Marsch der Krabben eine außergewöhnliche und tiefsinnige Trilogie, die sowohl graphisch als auch inhaltlich aus der Masse heraussticht.

Manga

"Wonderland Date" ist ein weiteres Werk aus der Feder von Ryo Takagi, das vor allem ihren Fans gefallen wird. Erneut wird das Thema Alice im Wunderland zu etwas vollkommen Neuem gemacht und bietet dem Leser eine romantische Liebesgeschichte mit homoerotischem Flair.

"The Book of List – Grimm’s Magical Items" bietet eine sehr interessante Umsetzung der Märchen der Gebrüder Grimm: Akitsune gelangt in den Besitz einer magischen Uhr namens "Aschenputtel", die über die besondere Fähigkeit des Wiederherstellens verfügt. Darüber hinaus gibt es viele weitere Gegenstände dieser Art, die von dem quirligen Mädchen List gesammelt werden. Doch sie ist nicht die einzige und so entbrennt ein Wettkampf um die magischen Dinge. Izuco Fujiya begeistert dabei mit schicker Animeoptik.

Sachbuch

Für viele ist Randall Munroes "what if?" bereits Internet-Kult, für alle anderen gibt es nun eine Buchedition, die den physikalisch akkuraten Wahnsinn in die heimischen Wohnzimmer bringt. Zum Schreien komisch, überaus informativ und ein klein wenig bescheuert. Physik war selten so unterhaltsam.

Sonstiges

"Venezianische Nächte" von Felicity La Forgia sprengt alle Erwartungen! Prickelnde Erotik hautnah, tolle Figuren, geheimnisvolle Sehnsüchte und eine atemberaubende Atmosphäre sind nur wenige der positiven Aspekte dieses Romans. Viel Konfliktpotenzial zwischen den Protagonisten, eine tolle und authentische Charakterentwicklung sowie ein absolutes einnehmendes Setting machen diesen Roman zu einem absoluten Pageturner. Ein absolutes MUSS für Erotikfans da draußen, welche gerne BDSM-Romane lesen oder sich dafür neu bezaubern lassen möchten. Eine eindeutige und definitive Leseempfehlung!

"50 Shades of Grey - Geheimes Verlangen" von E.L. James ist durchaus ein interessanter Auftakt einer Trilogie mit Potenzial, welches ein Tabuthema der breiten Öffentlichkeit zur Verfügung stellt, mit sympathischen Figuren aufwartet und eine ambivalente Atmosphäre zu kreieren weiß. Sehr positiv ist vor allem die Entwicklung der Figuren (insbesondere Ana) und dem psychologischen Spiel zwischen Dominanz und Unterwerfung. Dennoch schwächelt der Roman vor allem, was den Schreibstil der Autorin, ständige und unglaubwürdige Wiederholungen und einem absolut unglaubwürdigen Schluss des Romans angeht. Und obgleich auch eine Handlung kaum existiert und vieles sehr klischeehaft und stereotyp gezeichnet ist, will man irgendwie trotzdem wissen, wie es weitergeht. Wer also neugierig ist auf das Phänomen, der sollte definitiv einen Blick riskieren - wer weiß, was die Folgebände noch zu bieten haben



Ihr seht, der Februar war für das Redanktions-Team sehr abwechslungsreich und wir hoffen, dass für jeden von unseren Lesern etwas Passendes dabei war. Auch im März erwarten euch wieder zahlreiche fundierte Buchbesprechungen zu spannenden Neuerscheinungen, aber auch älteren Titeln. Wer noch nicht genug hat, darf sich gerne jederzeit in unserem umfassenden Rezensions-Archiv umschauen.

Wir wünschen euch einen lesereichen und frühlingswarmen März,
euer Literatopia-Team