Annas Paradies Bd.2 - Der Hirte (Daniel Schreiber)

Verlag: Splitter-Verlag; (Oktober 2014)
Gebundene Ausgabe: 56 Seiten; 13,80 €
ISBN-13: 978-3868692983

Genre: Fantasy/ Endzeit


Klappentext

Winter 1946.
Erst vor wenigen Nächten ist eine junge Frau namens Anna – buchstäblich vom Himmel herunter – mitten in das Herz jenes üblen Viertels gefallen, das seine Bewohner zynisch das „kleine Paradies“ nennen. Jetzt begibt sich ein düsterer Jäger auf die nächtliche Suche nach der todbringenden Überläuferin.

Und nicht ganz zufällig schleicht sich auch die kleine Lena aus dem Haus, um einen angsteinflößenden Lastwagen zu finden, in dem sie am Vortag ein leibhaftiges Monster entdeckt haben will.


Rezension

Drei Jahre mussten die Leser von Annas Paradies auf den zweiten Band von Daniel Schreiber warten. Eine lange Zeit, bedenkt man aber, dass der Autor und Zeichner den Comic leider nur nebenher zeichnen kann und mit seinem normalen Beruf Geld verdienen muss, relativiert sich diese.
Allerdings war der Schluss von Von Dieben und Schmugglern leider so gewählt, dass er den Leser ungeduldig auf den Fortgang der Geschichte warten ließ.

So beginnt Der Hirte auch direkt dort, wo Von Dieben und Schmugglern endete. Anna hat sich ihre Flügel abgeschnitten und trifft auf andere gefallene Engel, die für Luzifer arbeiten. Sie wird aufgefordert wieder in ihre Reihen zu treten, als sie ablehnt, wird ihr damit gedroht, den Hirten auf sie zu hetzen. Einen Mann, der es selbst mit Engeln aufnehmen kann. Aus Liebe ist er einen Pakt mit dem Teufel eingegangen und genau das macht ihn so gefährlich. Anna befindet sich gleichzeitig auf der Flucht und auf der Jagd, denn sie will keinesfalls nur ein weiteres Opfer für den Hirten sein.
Die kleine Lena hingegen entdeckt einen seltsamen LKW, in dessen Innerem merkwürdige Dinge zu finden sind. Sie weiß nicht, wem dieses Auto gehört, aber gegen Ende spielt ihre Entdeckungen eine wichtige Rolle. Die hat auch Victor wieder inne, jener sympathische Kleinkriminelle der Anna aufgenommen hat. Als Anna verschwindet, ergreift er die Initiative zu ihrer Rettung und hält bedingungslos zu ihr.

Daniel Schreiber führt seine Geschichte nahtlos fort, sowohl inhaltlich als auch von seinen Charakteren her. Dabei gilt: Stillstand existiert nicht. Die Geschichte eilt von Ereignis zu Ereignis. Am Anfang wird nur für das grandiose Ende Luft geholt. Schreiber nimmt sich dort genau die Zeit, seine neuen Figuren einzuführen, vor allem der Hirte wird beleuchtet. Dieser ist eine eher tragische Figur, denn sein Pakt mit dem Teufel entspringt der Liebe zu seiner toten Frau und den damit verbundenen Versprechungen des Teufels. Als ehemaliger Prediger steht er nun auf der Seite seines alten Feindes. Die Ironie des Schicksals sozusagen. Trotz seines Paktes wird er aber auch weiterhin von seinen ursprünglichen Moralvorstellungen geleitet, wie bei seiner Konfrontation mit Anna zu erkennen ist.
Jene muss sich mit sich selbst und vor allem der in ihr wieder erwachenden Menschlichkeit beschäftigen. Sie weiß jetzt, was sie will, aber was bedeutet diese Entscheidungen genau? Muss sie nicht eigentlich dem Hirten beipflichten, der in ihr nichts weiter als den gefallenen Engel sieht?
Victor hingegen ist nach wie vor ein gutmütiger Mann, der alles tut, um zu überleben, aber jederzeit bereit ist, zu helfen. Was ihn aus der Masse herausstechen lässt und Lena ist ein unschuldiges Mädchen, das einfach zwischen die Fronten gerät und vielleicht noch entscheidende Bedeutung bekommt, wenn es darum geht, welchem Weg Anna zukünftig folgen wird.
All dies packt Daniel Schreiber äußerst gelungen in seine Geschichte, die er flüssig und spannend erzählt, zum Luftholen kommt der Leser kaum.

Unterstützt wird dies durch seine Zeichnungen. Er ist seinem Stil treu geblieben. Das bedeutet, dass die Zeichnungen vielleicht nicht jedem gefallen. Denn er überzeichnet die Charaktere, lässt sie teilweise etwas grotesk wirken, jedoch nicht indem er sie der Lächerlichkeit preisgibt. Ganz im Gegenteil wirken der Hirte und auch die anderen Diener Luzifers gerade dadurch ungemein bedrohlich. Dazu benutzt er gerne ungewohnte Perspektiven, spielt mit der Panelaufteilung und geht das Wagnis ein, die Geschichte manchmal ganz ohne Text zu erzählen und die Bilder für sich sprechen zu lassen und das funktioniert ungemein gut.


Fazit

Annas Paradies – Der Hirte ist beste Comickost. Geschichte, Charaktere und Zeichnungen passen einfach zusammen. Jetzt beginnt das ungeduldige Warten auf den Abschlussband.


Pro & Contra

+ der Hirte und sein Hintergrund
+ Einblicke in die Hintergründe der Geschichte

Bewertung:

Handlung: 4,5/5
Charaktere: 4,5/5
Zeichnungen: 5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 5/5


Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Daniel Schreiber:

Rezension zu Annas Paradies Bd.1 – Von Dieben und Schmugglern