Das Foundation-Projekt (Isaac Asimov)

Asimov  Foundationprojekt

Heyne, 13.10.2014
Originaltitel: Forward the Foundation (1993)
Übersetzung von Irene Holicki
Taschenbuch, 491 Seiten   
€ 9,99 [D] | € 10,30 [A] | 14,90 CHF
ISBN: 978-3-453-52845-1

Genre: Science Fiction


Inhalt

Acht Jahre nach den Ereignissen, von denen Die Rettung des Imperiums handelt, ist Hari Seldons Psychohistorik noch immer keine empirische Wissenschaft. Der Oppositionelle Laskin "Jo Jo" Joranum denunziert Kanzler Eto Demerzel in den Medien, um dessen Amt übernehmen zu können. Da die Psychohistorik noch nicht in der Lage ist, zur Lösung eines derartigen Problems beizutragen, muss Hari sich auf Befehl des Kaisers etwas anderes einfallen lassen. Er spinnt eine Intrige, um seinem Freund Eto zu helfen. Joranum muss ins Exil, Eto zieht sich zurück, Hari wird gegen seinen Willen von Kaiser Cleon I. zum Nachfolger Etos bestimmt. Zehn Jahre später fällt der Kaiser einem Attentat zum Opfer, Hari wird entmachtet, eine Militärjunta regiert Trantor. Hari verliert im Lauf der Zeit Menschen, die ihm etwas bedeuten.


Rezension

Isaac Asimovs Das Foundation-Projekt ist nach Die Rettung des Imperiums der zweite Band mit der Vorgeschichte zur Foundation-Trilogie und zugleich sein letztes Buch. Während Die Rettung des Imperiums aus neunzehn Kapiteln besteht und die Handlung einen Zeitraum von wenigen Monaten umfasst, enthält Das Foundation-Projekt vier jeweils über hundert Seiten lange Teile und einen kurzen Epilog; die Handlung erstreckt sich über einen längeren Zeitraum, von 12028 bis in das Jahr 12069 der Galaktischen Ära, und ist charakterisiert durch viele Zeitsprünge. Die einzelnen Teile liegen zeitlich mehrere Jahre auseinander, werden aber sinnvoll verknüpft durch Rückblicke und Erinnerungen.

Asimov erzählt auf zwei verkoppelten Ebenen eine politische und eine private Geschichte. Auf der Ebene des Privaten handelt der erste Band vom 32-jährigen Hari, dem Mann in seinen "besten Jahren", der ein spannendes Abenteuer erlebt und die Frau seines Lebens trifft. Zu Beginn des zweiten Bandes ist Hari vierzig Jahre alt, erzählt wird über die folgenden rund vierzig Jahre ein oft melancholischer Text über das Altern und das Alter. In ihrer Gesamtheit umfassen beide Romane knapp fünfzig Jahre aus dem Leben eines Wissenschaftlers, haben aber einen je eigenen Grundton und eine diesem angemessene Atmosphäre.

Auf die Stabilität des Imperiums wirken harte politische Auseinandersetzungen, der Verfall der gesellschaftlichen und technologischen Infrastruktur, wachsende ökonomische Probleme und ein starker Anstieg der Kriminalität. Da Hari den Niedergang prognostiziert hat, richtet sich der öffentliche Hass gegen ihn. Seine Forschungsmittel werden zusammengestrichen, man will ihm die Arbeit an der Encyclopaedia Galactica erschweren. Hari muss, da auch er älter wird, seine Nachfolge regeln.

Auf Grundlage seiner Psychohistorik entwickelt Hari einen Zukunftsplan für das Überleben der Menschheit, der als "Seldon-Plan" Geschichte machen wird. Wesentlich bedeutet dies nicht, eine Antwort auf die Frage zu finden, wie Trantor zu retten sei, indem man politisch der Entwicklung gegensteuert. Über diese Phase sind die Entscheidungsträger längst hinaus. Sie arrangieren sich zumeist mit den Verhältnissen, versuchen für sich bestmöglich Nutzen daraus zu ziehen.

Die wachsende Kriminalität kann man ignorieren, solange man in abgeschotteten Bereichen lebt, die sich durch Ordnungskräfte schützen lassen, Ordnungskräfte, die andernorts dringend benötigt werden. Da man aber bestimmte Bereiche, geografisch wie sozial, aufgegeben hat, werden für diese keine Ressourcen mehr bereitgestellt. Die wenigen Menschen um Hari Seldon, die nach einer anderen Lösung suchen, stellen irgendwann fest, dass diese im Exodus besteht, Trantor nur noch aufgegeben werden kann.

Science Fiction ist oft damit beschäftigt, wenn sie nicht einen komplexen Weltenbau betreibt, doch zumindest neue urbane Räume zu beschreiben. Um für die Leser problemlos nachvollziehbar zu sein, bilden sie eine Fortschreibung des Bekannten in die Zukunft ab. Asimov beschreibt seine Welt auf eben diese Weise, entweder als Herrschaftssitz mit barocker Architektur und opulenter Gartenanlage, als unwirtliches Konstrukt der Industrialisierung, an Dickens Beschreibungen Londons angelehnt, oder als suburbane Wohnsiedlung. Ergänzt wird dies durch Menschen, die in ihrem an Nutzenkalkülen ausgerichteten Rationalverhalten sehr gegenwärtig wirken. Asimovs Welt liegt zwar rund 10000 Jahre in der Zukunft, aber wir erkennen sie in ihren Details wieder.

Asimov beschreibt in Die Rettung des Imperiums eine globalisierte Welt, die in ihrer regionalen Differenzierung mit je eigenen Kulturen und Sprachen neben der Amtssprache der heutigen Vorstellung vom globalen Dorf folgt. Es herrscht eine extreme Arbeitsteilung. Die Menschen pflegen aufgrund der Globalisierung verstärkt ihre Regionalkultur. Zwar haben sie im Imperium eine gemeinsame Basis, weil die Besiedelung ursprünglich ihren Ausgang von der Erde nahm. Im Zeitverlauf aber haben sich unterschiedliche Zivilisationen und Kulturen herausgebildet, die Menschen sind geschichtslos geworden, wissen nicht mehr um ihre gemeinsame Herkunft.

Von Trantor aus werden 25 Millionen Welten beherrscht und verwaltet, was sich aufgrund von Partikularinteressen als zunehmend schwierig erweist. Das Imperium hat so etwas wie eine handhabbare Größe längst überschritten und ist durch seine ständige Erweiterung mittlerweile unregierbar geworden. Die Politiker und Militärs auf den Planeten haben eigene selbstsüchtige Ziele. Trantor hingegen kann seine Interessen nicht unbegrenzt durchsetzen, die Möglichkeiten zur Finanzierung entsprechender Maßnahmen sind begrenzt, weil die Steuererhebung unter Beibehaltung des sozialen Friedens schon in der gegebenen Lage arg beschränkt ist.

Asimov arbeitet en detail und transparent heraus, warum dieses Gefüge nicht dauerhaft funktionieren kann. Als die Handlung einsetzt, befindet sich Trantor bereits im Niedergang, destabilisierende Tendenzen sind vielfältig beobachtbar.
Die Bewohner von Trantor erleben in dieser Zeit drei Herrschaftsformen: ein Kaiserreich, eine Militärjunta und eine parlamentarische Demokratie mit einem herrschaftslosen Kaiser, der nur noch symbolische und repräsentative Bedeutung hat. Im Verlauf dieser harten Regimewechsel geht das Leben der Menschen weiter, die es in der Masse gar nicht interessiert, unter wem sie arbeiten und Steuern zahlen.


Fazit

Das Foundation-Projekt setzt Die Rettung des Imperiums fort, verlagert jedoch den Fokus, arbeitet mit inhaltlichen und zeitlichen Sprüngen. Es handelt weniger von der Foundation als von der Psychohistorik, besonders aber von Hari Seldon, den Menschen, die ihn umgeben, von Liebe und Verrat, dem Prozess des Alterns.


Pro und Kontra

+ liest sich spannend
+ detailreich entwickelt
+ von erschreckender Aktualität
+ ein spezielles Steuermodell spielt in einer Destabilisierungsphase Trantors eine wichtige Rolle
+ Psychohistorik erhält mehr Raum als im Vorläufer
+ gelungene Erzählung über das Alter

Wertung: sterne5

Inhalt: 5/5
Charaktere: 5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 4/5


Rezension zu Die Rettung des Imperiums

Tags: Space Opera, SF-Klassiker, Isaac Asimov