Der Glöckner von Notre Dame Bd.2 - Quasimodo (Robin Recht, Jean Bastide)

Verlag: Splitter; (Januar 2015)
Gebundene Ausgabe: 64 Seiten; 14,80 €
ISBN-13: 978-3868695717

Genre: Historik/ Drama


Klappentext

NOTRE DAME

„Ihr habt den Elenden vergessen, der versucht hat,
Euch eines Nachts zu entführen, den Elenden,
den ihr am Pranger Beistand geleistet habt.
Dieser Elende aber hat sich erinnert.“


Rezension

Quasimodo wurde in den Kerker geworfen und soll hingerichtet werden. Wäre da nicht der Erzdiakon Frollo, der wichtige Verbindungen in die Politik besitzt und so dafür sorgen kann, dass der König persönlich Quasimodo begnadigt und seine Strafe in Auspeitschen umwandelt. Aber selbst diese Strafe, wird nicht zu einem Ende geführt. Als Esmeralda mitbekommt, wie mit dem Glöckner umgesprungen wird, greift sie ein. Sie reicht ihm Wasser, um seine Schmerzen und seine Qualen zu lindern und plötzlich steht das Volk auf ihrer und Quasimodos Seite. Auf diese Weise wird Hauptmann Phoebus erneut auf sie aufmerksam. Obwohl im Hause seiner Verlobten, beginnt er ihr schöne Augen zu machen. Und Esmeralda fällt auf ihn herein. Eines Abends kommt es zu einem Treffen, dass nicht nur von ihrem Ehemann Pierre Gringoire misstrauisch betrachtet wird, sondern auch von dem Erzdiakon. Das Treffen endet dramatisch, Phoebus ist scheinbar tot und Esmeralda wird des Mordes bezichtigt. Ihre Hinrichtung steht kurz bevor, als Quasimodo beschließt einzugreifen und ihr Asyl in der Kirche bietet. Das Ende der Geschichte ist damit aber längst nicht erreicht.

Intrigen, Machtgier und unglückliche, unerwiderte Liebe sind weiterhin beim Glöckner von Notre Dame die vorherrschenden Themen. Der Kern liegt dabei natürlich in der Liebe. Sie ist es, die die Handlung überhaupt erst entstehen lässt und in ihren unterschiedlichen Ausprägungen nach vorne treibt. Während Quasimodos Liebe zu Esmeralda voller Unschuld ist, ist Frollos reine Begierde, die dem Wahnsinn gleichkommt. Quasimodo ist fast naiv in seiner Gefühlswelt verstrickt, er weiß nicht, wie er sich seinen Gefühlen am Besten stellen soll und wie er damit umgehen kann, handelt aber als Einziger der Charaktere richtig. Er lässt Esmeralda ihren Willen, gibt ihr die Freiheit, die sie braucht, auch wenn er sie dafür in die Enge Notre Dames bringen muss. Hier kann er sie schützen und kümmert sich liebevoll um sie. Im Gegensatz dazu steht Frollo, der sie in keinster Weise respektiert oder ihr eigene Entscheidungen zugestehen will. Phoebus ist da auch nicht besser, ihm geht es nur darum Esmeralda als weitere Eroberung seinen bisherigen hinzuzufügen und dabei sein Ansehen zu bewahren. Dies wird klar ersichtlich, als er nicht einschreitet, wenn Esmeralda wegen Mordes an ihm zum Tode verurteilt wird. Seine politische und finanzielle Sicherheit ist ihm wichtiger als ihr Überleben. Und Gringoire? Nun, er mag sie lieben, aber seine Liebe geht zunächst nicht so weit, alles für sie zu riskieren. Und so nimmt die Geschichte ihren Lauf und mündet in einem dramatischen Finale, in dem Esmeralda sogar das Geheimnis ihrer Herkunft lüften kann.

Robin Recht gelingt es dies alles auf den verbliebenen 64 Seiten mehr als ausreichend darzustellen. Sicher, er muss den Roman verdichten, an manchen Stellen zusammenfassen und den ein oder anderen Handlungsstrang fallen lassen, aber er fängt die Essenz weiterhin sehr gut ein. Seine Charaktere egal ob sie lang oder kurz auftauchen, verdeutlichen ihre Motivation. Fragen bleiben beim Leser nicht offen. Jederzeit ist das Verhalten der Personen nachvollziehbar und so ergibt sich ein spannendes Bild Paris´ im Spätmittelalter. Dabei setzt er nicht auf Schwarz-Weiß-Malerei. Seine Charaktere sind Menschen mit Fehlern, die sowohl zum Guten als auch zum Bösen fähig sind. Einzige Ausnahme ist vielleicht Die Esmeralda, welche mehr oder weniger ein Spielball für die anderen ist. So richtig, kann sie nicht über ihr Leben entscheiden, auch wenn es den Anschein hat. Djali, ihre Ziege, wird von Robin Recht ebenso gut dargestellt und dient dazu, manche Ereignisse in Gang zu setzen und Esmeralda weitere Sympathie zu bringen, was gelingt. Und so vermag es Robin Recht, die oft erzählte Geschichte des Glöckner von Notre Dame auf spannende Art, neu und frisch zu erzählen.

Einen großen Anteil daran hat Jean Bastide mit seinen Zeichnungen. Djali nicht in sein Herz zu schließen ist praktisch unmöglich und Esmeralda bekommt von ihm die nötige Ausstrahlung, um glaubhaft zu machen, dass gleich mehrere Männer um ihre Gunst buhlen. Solange sich die Handlung nicht vollkommen in ein dunkles Drama gekehrt hat, sind seine Bilder hell und leicht, aber ab der auftauchende Bedrohung für Esmeralda werden sie dunkel und schwer. Alles wirkt trostloser. Trotzdem sind sie wieder einfach malerisch. Notre Dame kommt dieses Mal zu ihrem Recht und überragt die Menschen und ihre Sorgen und Probleme und wirkt einfach groß und wuchtig,, von innen und von außen. Erst am Ende lässt er die Farbe und Helligkeit des Anfangs zurückkehren und gibt der Geschichte so einen Rahmen, der sich ebenfalls in der Handlung widerspiegelt. Das Cover ergänzt diesen Eindruck mit einer Zeichnung Quasimodos, die die Essenz des Ganzen einfängt. Für die Umsetzung von Victor Hugos Roman ist er mit Sicherheit der ideale Mann. Schade, dass mit dem vorliegenden zweiten Band die Geschichte bereits zu Ende erzählt ist.


Fazit

Victor Hugos Roman wurde kongenial umgesetzt. Zu der frischen Erzählweise Robin Rechts gesellen sich die umwerfenden Zeichnungen Jean Bastides. Diese Team darf gerne weitere Klassiker umsetzen.


Pro & Contra

+ spannend erzählt
+ eindrucksvolles Cover
+ Djali

Bewertung:

Handlung: 4,5/5
Charaktere: 4,5/5
Zeichnungen: 5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 4/5


Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Robin Recht:

Rezension zu Der Glöckner von Notre Dame Bd.1 – Der Tag der Narren
Rezension zu Das Dritte Testament: Julius Bd.1
Rezension zu Conan – Ymirs Tochter

Literatopia-Links zu weiteren Titeln mit Bezug zu Victor Hugo:

Rezension zu Der Glöckner von Notre-Dame (Robin Recht, Jean Bastide) Bd.1
Rezension zu Der Glöckner von Notre-Dame (Georges Bess)
Rezension zu Victor Hugo – Im Exil