Verlag: Blanvalet Taschenbuch Verlag (Dezember 2014)
Taschenbuch: 576 Seiten; 8,99 €
ISBN-13: 978-3734101311
Genre: Thriller
Klappentext
„Atemberaubend gut.“
New York Times
Ein Serienkiller versetzt New York in Angst und Schrecken: Scheinbar wahllos verschleppt und tötet er unschuldige Menschen und hinterlässt an jedem Tatort einen obskuren Hinweis auf den nächsten Mord. Die letzte Hoffnung der Polizei ist der geniale Forensiker Lincoln Rhyme, der seit einem Arbeitsunfall querschnittgelähmt ist. Die brutalen Fälle wecken sein Interesse – und nach und nach kommt ihm der Verdacht, dass er den Mörder kennen muss...
„Dieser Thriller wird ihnen eiskalte Schauer über den Rücken jagen.“ Independent on Sunday
Rezension
Was eigentlich ein entspannter letzter Arbeitstag als Streifenpolizistin für Amelia Sachs beginnt, entpuppt sich als vielleicht der schwerste und forderndste Tag in ihrem bisherigen Leben. Auf einem Eisenbahngelände entdeckt sie die Leiche eines Mannes. Nur sein Arm ragt aus dem Boden – mit skelettierten Fingern. Sie reagiert sofort und sperrt alle Straßen zum Tatort und in dessen Nähe ab und verursacht so ein Verkehrschaos. Dieses Vorgehen imponiert Lincoln Rhyme, ehemaliger Spezialist in Sachen Tatortuntersuchung, so dass er ihre Mithilfe verlangt, als er gebeten wird, den Fall zu untersuchen und seine Meinung zu den Spuren abzugeben. Denn Lincoln Rhyme hat ein Problem. Er ist seit einem Arbeitsunfall vom vierten Halswirbel abwärts querschnittsgelähmt. Ohne fremde Hilfe kann er nichts tun. Nicht einmal Selbstmord begehen, eine Idee, die ihn schon länger beschäftigt und wegen der ein Arzt einer Sterbehilfeorganisation fast zeitgleich mit der hilfesuchenden Polizei auf sein Verlangen zu ihm gekommen ist. Bevor Rhyme Selbstmord begehen kann, fesselt ihn zunächst der Fall. Dieser entpuppt sich als eine große Herausforderung, denn der Täter scheint an alles gedacht zu haben. Er hinterlässt keine Spuren, außer solchen die er hinterlassen will und die immer zum nächsten Opfer führen. Lincoln Rhyme und Amelia Sachs haben nicht viel Zeit den Fall dieses Serienkillers zu lösen, die weiteren Opfer könnten noch am Leben sein und sie müssen sie finden, bevor sie sterben.
Der Knochenjäger ist der erste Roman Jeffery Deavers über den ehemaligen Tatortermittler Lincoln Rhyme und seine Partnerin Amelia Sachs, der bereits unter gleichem Titel verfilmt wurde. Die Hauptrollen übernahmen damals Angelina Joliie und Denzel Washington. Während erstere ihre Rolle sehr gut verkörperte, ist Denzel Washington eine klare Fehlbesetzung, für den zynischen und anfangs hoffnungslosen Lincoln Rhyme. Denn er trifft zu keiner Zeit den erforderlichen Ton für die Rolle.
Lincoln Rhyme ist am Anfang des Romans ein gebrochener Mann, der alles verloren hat, was er je besaß. Seine Arbeit, die ihn erfüllte, und auch seine Frau. Dazu muss er sein Leben in einem Bett fristen, welches er nicht ohne fremde Hilfe verlassen kann. Er ist zynisch, sarkastisch und ein Unsympath allererster Güte, wenn auch nachvollziehbar, bedenkt man, wie eingeschränkt sein Leben nun ist, nachdem er bei einem Tatortbesuch einen schweren Unfall hatte. Lincolm Rhyme ist somit ein zwiespältiger und vor allem interessanter Charakter, der mehr als nur eine Facette zeigt und eine Tiefe erhält, die selten in Thrillern erreicht wird. Er ist nicht der strahlende Held, sondern ein verzweifelter Mensch, der einen Grund zum Weiterleben finden muss und auch tut. Seine Besessenheit für Ermittlungen in Zusammenhang mit seiner Faszination für Amelia Sachs als Kollegin ist es, was ihn letztlich rettet. Generell ist das Zusammenspiel zwischen ihr und ihm ganz entscheidend für den Roman.
Aus ihrem Zusammenspiel entwickelt sich erst die rasante Handlung und teilweise atemlose Spannung. Ihre Zwiegespräche und ihre Zusammenarbeit machen erst das Besondere dieses Romans aus. Allein aus dem Zusammenspiel zwischen den Charakteren, sowohl Haupt- als auch Nebencharakteren, vermag Der Knochenjäger vollends zu überzeugen. Denn auch Figuren wie Thom, Rhymes Betreuer, bieten ausreichend Reizflächen im Zusammenhang mit den anderen.
Aber auch die Handlung ist bereits ausreichend um dafür zu sorgen, den Thriller nicht mehr aus der Hand zu legen. Viele Rätsel und Wendungen geschehen im Verlauf der Geschichte und das Wettrennen mit dem Killer nimmt immer dramatischere Formen an, die den Leser dazu bringen Seite um Seite ungeduldig umzublättern. Nur die Auflösung hätte vielleicht ein bisschen einfallsreicher sein dürfen, was aber meckern auf sehr hohen Niveau ist.
Jeffery Deavers Schreibstil ist dabei sehr angenehm zu lesen und erzeugt viel Spannung. Dazu präsentiert er seine Geschichte in den Dialogen genau mit dem richtigen Maß an Sarkasmus und Wortwitz. Er weiß genau, wie er seine Szenen aufbauen muss, um die größtmögliche Wirkung beim Leser zu erzielen und nutzt das leidlich aus. Nur die eine wirklich große Actionszene mit sich überschlagenem Auto ist etwas dick aufgetragen, wertet aber das Buch nicht ab. Aus den einzelnen Teilen bildet sich so ein unheimlich spannender und rasanter Thriller mit hohem Unterhaltungswert, der zurecht Nachfolger nach sich zog.
Fazit
Der Knochenjäger ist das Debüt Lincoln Rhymes und ein ungemein spannender Thriller mit einem wirklich skrupellosen Serienkiller, der ein würdiger Gegenspieler ist. Für alle Thrillerfans mehr als nur eine Empfehlung wert.
Pro & Contra
+ Konstellation Rhyme, Sachs und Thom
+ clevere Geschichte
+ so manche Überraschung
Bewertung:
Handlung: 4,5/5
Charaktere: 5/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 4,5/5
Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Jeffery Deaver:
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