Rezensionen im März (2015)

Liebe LeserInnen,

seit einigen Wochen hat typisches Aprilwetter das Land fest im Griff – unserer Redaktion bleib also sehr viel Zeit zum Lesen und Rezensieren. Grund zur Freude für euch also, denn so gab es auch im März wieder zahlreiche Buchbesprechungen für euch zu entdecken. In liebgewonnener Tradition haben wir heute für euch die wichtigsten Titel aus allen Bereichen noch einmal zusammengestellt. Viel Spaß beim Schmökern!



Belletristik

Lachanfälle garantiert - die Erdmännchen laufen zu ihrer Höchstform auf. In Dumm gelaufen von Moritz Mathies geht es diesmal auf die Rennbahn, wobei die eigentlichen Stars diesmal ein blinder Maulwurf und eine giftige Seeschlange mit einem posttraumatischen Kriegstrauma ist. Der größte Clou der Geschichte ist das Hörbuch mit dem genialen Christoph Maria Herbst - ein absoluter Genuss.

Philip Roth erzählt in Das sterbende Tier von der obsessiven Liebe des Professors David Kepesh zu seiner sehr viel jüngeren Studentin Consuela, eine Geschichte, die an der Oberfläche von einem Menschen handelt, der seine Position und seine Macht sexuell nutzt. Roth entwickelt einen Diskurs über Männlichkeit und Vergänglichkeit, eine lesenswerte Analyse männlicher sexueller Impulse, die losgelöst sind von Liebe und Bindung.

Historik

Das Herz von Libertalia changiert zwischen authentischer Historik und exotischem Piratenabenteuer. Anna Kuschnarowa stützt ihre Version der kurzen Lebensgeschichte von Anne Bonny auf Fakten, lässt sich dazwischen aber viele Freiheiten, um dem Leser eine spannungsgeladene und berührende Geschichte zu erzählen. Das gelingt ihr so gut, dass man Anne einfach mögen muss, auch wenn sie eine hartgesottene Piratin ist, die für ihr eigenes Glück über Leichen geht.

Auch wenn das gewisse Etwas, das die Reihe bisher ausgezeichnet hat, fehlt, so bietet Jan Guillou mit seiner Brückenbauer Saga doch auch weiterhin historische Unterhaltung auf hohem Niveau.

Dark Fantasy

Escaping Destiny von Amelia Hutchins ist ein gelungener und spannender Folgeband in den Fae Chronicles. Synthia kommt als gewohnt sympathische Hauptfigur daher, welche sich vielfältig weiterentwickelt und an ihre seelischen Grenzen getrieben wird. Neue Figuren bringen frischen Wind in die Geschichte und ins Herz geschlossene Nebenfiguren tauchen ebenfalls gekonnt vielfältig und authentisch auf. Beziehungsstrukturen entwickeln sich in viele Richtungen, sodass der Fokus der Geschichte definitiv auf den Figuren selbst liegt - und der Erotik, welche den Hauptplot oftmals zu verdrängen vermag. Doch obgleich nicht sehr viel passiert und die Balance zwischen den erotischen Szenen und dem Vorantreiben der Handlung nicht ganz vorhanden ist, ist Escaping Destiny ein würdiger Nachfolger der Serie, welcher definitiv Lust zum Weiterlesen macht. Fans der Serie sollten sich diesen Band definitiv nicht entgehen lassen und auch Dark Fantasy-Leser sollten definitiv einen Blick auf diese Reihe werfen.

Erweckung von Mara Laue ist ein rasanter Pageturner, der es in sich hat. Sympathische Figuren mit Tiefgang, überraschende Wendungen und unerwartete Ereignisse sorgen für einen spannenden Plot, dem sich der Leser nicht mehr zu entreißen vermag. Humorvolle Dialoge und prickelnde erotische Szenen werden dabei perfekt in die Storyline integriert. Das fulminante Ende sorgt dafür, dass man sofort mit dem nächsten Band der Trilogie loslegen möchte! Toller Auftakt einer Dark Fantasy-Trilogie, die Fans des Genres definitiv nicht verpassen sollten!

Fantasy

Nach seinem Debütroman um die übersinnlich veranlagte Miriam Black legt Chuck Wendig mit dem Mystery-Thriller Blackhearts ordentlich nach. Erneut überzeugt Wendig durch seinen ungewöhnlichen Schreibstil, während die rotzige, aber irgendwie sympathische Miriam Black versucht, mit ihrem Fluch zu leben, ja, vielleicht sogar Gutes damit zu tun. Als sie die Vision eines brutalen Mordes einer Schülerin sieht, setzt sie alles daran, diesen zu verhindern. Eine mehr als gelungene Fortsetzung, die auch für sich alleine stehen kann.

Göttliche Rache von Philippa Ballantine ist eine beeindruckende und rasante Fortsetzung um die Geschichte der Diakone Sorcha und Merrik Chambers, welche mit Intrigen, Geheimnissen, Verrat und Hoffnung aufwarten kann und den Leser von der ersten bis zur letzten Seite zu fesseln vermag. Ein authentisches Setting, sympathische Figuren und eine brillante Fortführung des roten Fadens innerhalb des Plots lassen diesen Roman zu einem echten Pageturner werden. Lediglich das Ende kommt etwas zu schnell daher, auch wenn die Glaubwürdigkeit der Ereignisse dennoch gegeben ist und die Figuren wirken, wie bereits im ersten Band der Serie, noch nicht nah genug. Dennoch verbirgt sich hier ein zweiter Band, den sich Fans der Serie nicht entgehen lassen sollten und eine Serie, auf welche Fans der Fantasy definitiv einen Blick riskieren sollten!

Horror / Mystery

Der zweite Band der Furien-Trilogie von Elizabeth Miles schließt nahtlos an seinen Vorgänger an, lässt allerdings neben Emily Platz für eine weitere Hauptfigur – in Im Herzen der Zorn kommt die frisch nach Ascension gezogene Außenseiterin Skylar zum Einsatz und legt sich, wenn auch unwissend, mit den Furien an. Für den Leser bedeutet das weitere 400 Seiten voller Highschool-Spannung, die sich durchaus mit Erwachsenen-Thrillern messen kann. Wer die TV-Serien "Gossip Girl" und "Pretty Little Liars" mag, wird hier durchaus Lesevergnügen finden – auch wenn dieser zweite Band die Geschichte nur unwesentlich voran bringt, spielt er für die weitere Entwicklung doch eine entscheidende Rolle.

Science Fiction

Mit Fours Geschichte bekommen Fans von Die Bestimmung einen etwas tieferen Einblick in die Denkweise von Tobias, der mit seinem Wechsel zu den Ferox künftig nur noch auf den Namen "Four" hört. Die Kurzgeschichten und drei besondere sowie wichtige Momente fügen sich ohne Probleme ins Divergent-Universum ein, können jedoch nicht den gleichen Lesespaß bieten. Für Neueinsteiger in die Geschichte ist diese Sammlung allerdings nicht zu empfehlen, da die einzelnen Kapitel und vor allem die zeitsprunghaften Übergänge eher verwirrend wirken. Fans hingegen können auf diese Weise ein wenig länger genießen – ein Muss ist es allerdings nicht, denn die Trilogie von Veronica Roth funktioniert auch ohne zusätzliche Kapitel wunderbar.

In Schatten der Macht bringt Theo Lawrence seine Mystic City-Trilogie zu einem chaotischen Ende, das einen bitteren Nachgeschmack hinterlässt. Zwar erhält man durch Davidas Erinnerungen eine ganz neue Sicht auf die Geschichte, aber Arias planloses Vorgehen macht die Handlung langatmig und verworren. Sie steht zwischen zwei Männern und weiß nicht, wie sie ihre Hoffnungen und Träume verwirklichen soll. Einzig das ungewöhnliche Setting, das beklemmende Dystopie und magische Fantasy vereint, reißt noch einiges raus und dank des flüssigen Schreibstils ist der Roman schnell gelesen.

Thriller

Mit Hotline liefert Jutta Maria Herrmann nach einigen Krimikurzgeschichten ihr Thriller-Debüt und kann damit durchaus punkten. Zwar schwächelt der Roman an einigen Stellen, ist dafür aber an anderen überraschend überzeugend. Insgesamt scheint sich die Autorin im Krimi- und Thriller-Genre wohl zu fühlen und stellt auf eine angenehm gesellschaftskritische Art unter Beweis, dass sie in dieser Literatur-Sparte in jedem Fall gut aufgehoben ist. Man darf gespannt sein, was noch folgen wird – ein gewollt offenes Ende, das auch als finaler Abschluss funktioniert, lässt zumindest ein wenig Hoffnung zu, dass man die Charaktere schon bald wieder zu Gesicht bekommen könnte.

Der Knochenjäger von Jeffrey Deaver ist das Debüt Lincoln Rhymes und ein ungemein spannender Thriller mit einem wirklich skrupellosen Serienkiller, der ein würdiger Gegenspieler ist. Für alle Thrillerfans mehr als nur eine Empfehlung wert.

Krimi

Heilbronn 37° von Henrike Spohr funktioniert ohne Mord erst einmal sehr gut. Damit das Buch seine ganze Wirkung entfalten kann, sollte man es unbedingt an heißen Sommertagen lesen - diese Atmosphäre gibt der Geschichte dann noch einen zusätzlichen Kick.

Tote Vögel singen nicht ist Flavias persönlichster und emotionalster Fall und das Ende kommt mit einem Paukenschlag daher, dass einem Hören und Sehen vergeht. Niemand hätte ahnen können, was sich hinter dem Namen „de Luce“ verbirgt, welche wichtigen Rollen die einstigen Nebenfiguren einnehmen würden und mit welchen Offenbarungen sich Flavia konfrontiert wiederfinden würde. Adam Bradley hat es tatsächlich geschafft, der Reihe nach sechs Bänden eine komplett neue Richtung zu geben und eine Menge neuen Lebens einzuhauchen.

Comic

Sequana von Léo Henry ist eine überaus stimmungsvolle, atmosphärisch dichte Erzählung aus einem überfluteten Paris. Illustriert von Stéphane Perger, der unglaubliche Bilder abliefert und sich keiner Konvention unterwirft. Ein wahrer Augenschmaus. Da bleibt die Frage, warum es so lange mit einer deutschen Veröffentlichung gedauert hat.

Die Firefly ist wieder unterwegs und das bleibt sie hoffentlich für lange Zeit. Die Zeichnungen mögen gerade eben nur Durchschnitt sein, aber Geschichte und Charaktere enttäuschen nicht und gleichen diesen Umstand mehr als nur aus. Für Firefly-Fans und Anhänger guter Science-Fiction ist Serenity - Blätter im Wind von Zack Whedon und Georges Jeanty ein Muss!

Manga

Die ersten Töne der Schattenarie von Zofia Garden und Anne Delseit beeindrucken mit traumhaften, düsteren Zeichnungen, die die melancholische und blutige Vampirgeschichte perfekt untermalen. Luca wird aus dem Leben gerissen, mitten hinein in einen Krieg zwischen Vampiren und Werwölfen und in einen persönlichen Konflikt zwischen ihrem Erschaffer Brayden und dem Werwolf Alfred. Ein vielversprechender Auftakt, der Hunger auf mehr macht!



Auch im April haben wir wieder viele spannende Titel für euch im Programm, die Regale der Redaktion sind prall gefüllt und warten nur darauf, in Angriff genommen zu werden. Wem der Überblick auf den März noch nicht genügt, der ist wie immer herzlich eingeladen, in unserer Rezensions-Übersicht zu stöbern und dort zahlreiche weitere Rezensionen zu finden.

Wir wünschen euch einen lesereichen April,
euer Literatopia-Team