Carlsen (Oktober 2014)
empfohlen ab 16 Jahren
Taschenbuch, 196 Seiten, 6,95 EUR
ISBN: 978-3-551-79383-6
Genre: Fantasy / Horror / Dystopie
Klappentext
Im Kampf gegen den dämonischen Mönch, der Lin gefangen hält, muss Emil bis eine seine Grenzen gehen… er muss sie sogar überschreiten. Gelingt es ihm hier seinen Unterkiefer zu kontrollieren, könnte das der entscheidende Faktor im Kampf gegen die Bilderberger sein…
Rezension
Um Lin zu retten, übernimmt sich Emil und wird von der Macht seines Schädelfragments überwältigt. Er bricht zusammen und spuckt Blut – so viel Blut, dass es unmöglich nur von ihm stammen kann. Als sich auch noch ein Asura in Gestalt eines Bocks daraus erhebt, kann es Emil kaum glauben. Doch es gelingt ihm, den wilden Asura zu zähmen und im Kampf gegen den dämonischen Mönch einzusetzen – und Lin zu retten. Dabei erkennt er allerdings, dass nicht er Herr über die Magie des Schädels ist, sondern dass der Schädel ihn kontrolliert hat. Kurz darauf wartet der nächste Schock: Sein Bruder Lucas hat ihre gemeinsame Schwester Rosa getötet – angeblich aus Rache für etwas, das in einem anderen Leben passiert ist.
Die Handlung von „Skull Party“ wird zunehmend komplexer: Anfangs standen sich noch Regierung und Skull Party in einer vom Klimawandel veränderten Welt gegenüber – nun wird der Kampf für Emil sehr persönlich, denn Lucas spricht von einer Vergangenheit, an die er sich nicht erinnern kann. Doch es scheint alles wahr zu sein: Emil hatte schon viele Leben vorher und immer war er irgendwie mit Lucas verbunden, als Geschwister, Cousins oder als Geliebte. Am Anfang dieser Reihe von Wiedergeburten stand Verrat – an Lucas, der damals eine Frau war, eine Außerirdische, die als Göttin verehrt wurde und sich in einen Menschen namens Ask verliebt hatte. Doch Ask hatte sich einer anderen zugewandt, Lilith, die Misstrauen säte und den ersten Weltuntergang herbeiführte.
In der Gegenwart treffen die Personen, die damals am Weltuntergang beteiligt waren, wieder aufeinander und Emil wird von seiner Vergangenheit heimgesucht. Lucas, der früher einmal die Göttin Embla war, will immer noch Rache. Immerhin kann man seinen schier grenzenlosen Hass nun nachvollziehen. Zudem erfährt man, woher die mystischen Schädel ursprünglich stammen. Melanie Schober hat sich durch den christlichen und germanischen Schöpfungsmythos inspirieren lassen, beide allerdings stark abgewandelt. Einzelne Elemente erkennt man trotzdem auf den ersten Blick und muss darüber schmunzeln. Beim ersten Lesen wirkt alles recht abstrus, allerdings ist „Skull Party“ auch eine ziemlich verrückte Geschichte.
Während Emil mit der Vergangenheit fertig werden muss, beginnen Lucas‘ Anhänger an ihm zu zweifeln. Sie erkennen allmählich, dass er nicht mehr die gleichen Ziele verfolgt, sondern sich auf einem ganz persönlichen Rachefeldzug befindet. Einzig seine Mutter nimmt ihn noch in Schutz, betrachtet ihn gar als eine Art Gott, doch auch sie schreckt bald vor seiner Grausamkeit zurück. Zum Ende des dritten Bandes hin erfährt man auch etwas mehr über Lins Vergangenheit. Sie hat sich inzwischen Emil angeschlossen und ist nach dem Verlust von Rosa sein einziger Halt. Die Karten werden auf beiden Seiten neu gemischt und als Leser fragt man sich, wie Melanie Schober alle Handlungsstränge im vierten und finalen Band zusammenführen wird.
Auch im dritten Band bleibt Melanie Schobers Zeichenstil mit der Mischung aus Rockabily- und Gothic-Elementen eine Augenweide. „Skull Party“ sieht von der ersten bis zur letzten Seite toll aus und auch die Szenen in der fernen Vergangenheit glänzen mit schönen Details, die eine ganz andere Atmosphäre als in der Gegenwart schaffen. Melanie Schober ist ein gutes Beispiel dafür, dass deutsche Eigenproduktionen der Konkurrenz aus Fernost ebenbürtig geworden sind. Das Cover mit seinem harten Kontrast zwischen schwarz, rot und neongrün sieht wieder einmal richtig cool aus.
Fazit
Die Story von „Skull Party“ wird immer abgedrehter: Im dritten Band erfährt man endlich, was in der Vergangenheit passiert ist und das wirft ein völlig neues Licht auf die Geschichte. Lucas verliert sich zunehmend in seinen Rachegefühlen, während Emil versucht, die neugewonnenen Erkenntnisse zu verarbeiten. Am Ende bleibt nur die Frage, wie Melanie Schober all das im vierten und finalen Band auflösen will. Es bleibt extrem spannend!
Pro & Contra
+ Einblicke in die mysteriöse Vergangenheit von Emil und Lucas
+ christliche und germanische Schöpfungsmythen werden aufgegriffen
+ die Karten werden neu gemischt
+ herrlich verrückte Story
+ coole Zeichnungen im Rockabily- und Gothic-Stil
- Handlung zunehmend chaotisch
- hat sich inzwischen relativ weit vom Ursprung entfernt
Wertung:
Handlung: 3,5/5
Charaktere: 4/5
Zeichnungen: 4,5/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 4/5