James Bond - Carte Blanche (Jeffery Deaver)

Verlag: Blanvalet Taschenbuch Verlag (Dezember 2013)
Taschenbuch: 544 Seiten; 9,99 €
ISBN-13: 978-3442378593

Genre: Thriller


Klappentext

„Ein Muss für alle 007-Fans.“ Bunte

Während des Abendessens mit einer schönen Frau erhält James Bond eine alarmierende Nachricht: Ein verheerender Anschlag wurde angekündigt. Britische Sicherheitsinteressen sind massiv gefährdet, und man rechnet mit Tausenden von Todesopfern. Allein James Bond kann die unmittelbar bevorstehende Katastrophe jetzt noch abwenden. Doch nur, wenn seine Vorgesetzten ihm eine Carte Blanche erteilen – und 007 damit an keine Regel mehr gebunden ist...

„Carte Blanche ist so atemberaubend rasant wie eine Verfolgungsjagd mit James Bond am Steuer.“
The Times


Rezension

Als Ian Fleming 1964 starb, besagte ein Gerücht, welches von einem Nachrichtensprecher in die Welt gesetzt wurde, auch Bond würde in Flemings letzten Roman Der Mann mit dem goldenen Colt das Zeitliche segnen. Dem war natürlich nicht so und Bond lebte in Romanen anderer Autoren wie John Gardner weiter. Allerdings hatte diese Nachricht großen Einfluss auf den jungen Jeffrey Deaver, der bis zum Erscheinen des Romans Höllenqualen litt, wie er im Nachwort schreibt, waren sowohl Fleming als auch sein Agent Helden seiner Jugend. Somit hat er eine enge Verbindung zu dem britischen Geheimagenten und war praktisch prädestiniert einen Bondroman zu schreiben. Die Entscheidung fiel ihm also leicht, als er von den Erben Flemings gefragt wurde, ob er einen Bondroman schreiben wolle. Zuvor hatte er schon den Ian Fleming Steel Dagger Award für seinen Roman Garden of Beasts gewonnen. In Folge dessen wurde er gefragt, ob er einen neuen James Bond-Roman schreiben wolle. Er stimmte zu und so verfasste er ein Abenteuer das James Bond zwar nicht um die halbe Welt aber zu einem seiner wenigen Ausflüge nach Afrika verhalf. In Südafrika findet die Handlung hier ihren Abschluss.

Dabei fängt alles scheinbar harmlos an. Der Geheimdienst fängt eine Nachricht ab, in der von tausenden unmittelbaren Toten gesprochen wird. Daraufhin reist Bond nach Serbien und wird Zeuge einer absichtlichen Zugentgleisung. Der Zug hatte einen hochtoxischen Stoff an Bord, der verheerend gewirkt hätte. Aber Bond hat Zweifel. Nach dem er wieder in London ist, forscht er weiter und kommt so einen Mann auf die Spur, dessen ganzes Leben sich um den Verfall von Dingen dreht. Sicher, er ist Inhaber einer Recyclingfirma und muss sich dementsprechend mit so etwas beschäftigen, aber sein Interesse geht über ein gesundes Maß hinaus. Es ist ein wahre Obsession für ihn, zu zu sehen, wie etwas langsam vergeht. Dementsprechend darf sich seine Geliebte, eine ehemalige Schönheitskönigin, nicht schminken oder sonst wie die Spuren des Alters kaschieren und er ist vor allem vom Tod fasziniert. Seine Privatsammlung von Leichenfotos hat eine unüberschaubare Größe. Dieser Mann, Severin Hydt, scheint zunächst hinter allem zu stecken und Bond begegnet ihm und seinem Handlanger, dem Iren, mehr als einmal, wobei er sich zunächst immer wieder aus einer lebensgefährlichen Lage retten muss. Zum Glück für Bond geschehen diese Angriffe zunächst nicht von Angesicht zu Angesicht, so dass er sich in der Tarnung eines Söldners das Vertrauen von Hydt erschleichen und ein fingiertes Geschäft mit ihm abschließen kann. Diese Aktion führt Bond nach Südafrika, wo sich der Kampf Bond gegen Hydt entscheidet. Allerdings ist damit längst nicht alles beendet. Als die eigentliche Bedrohung beseitigt scheint, gibt es eine weitere unerwartete Wendung, die Bond noch einmal alles abverlangt.

Jeffery Deaver ist hauptsächlich für seine Thriller im Bereich der Serienmörder und Tatortermittler bekannt, ein großer Spionageroman, wie ein Bond-Roman es ist, ist sozusagen ein Novum für ihn. Die Anforderungen an Spannung, Geschichte und Charaktere sind doch gänzlich andere. Bei Bond muss er bedeutend größer denken und einen Gegner erschaffen, der es mit den altbekannten aus früheren Romanen aufnehmen kann. Und die Spannung hat einen anderen Ursprung als den, wer es war.
Aber Jeffery Deaver meistert diese Aufgabe bravourös. Mit Severin Hydt präsentiert er einen Mann, der scheinbar alles besitzt und doch seinen inneren Dämonen folgen muss, die ihn zwingen, aus dem Verfall von Dingen sein Vergnügen zu ziehen. Dabei ist es so groß, dass er sogar nicht davor zurückschreckt, Menschen töten zu lassen, ob einen oder gleich tausende ist ihm dabei egal. Die Hauptsache ist für ihn, dass etwas niedergeht. Leicht hätte aus so einem Menschen eine Karikatur eines Erzbösewichts werden können, aber diese Klippe umschifft Jeffrey Deaver mit all seiner Erfahrung gekonnt. Sein Severin Hydt ist bedrohlich und zeigt sich äußerst selbstbewusst und skrupellos. Das am Ende auf ihn und den Leser eine große Überraschung wartet, ist nur das I-Tüpfelchen in Deavers Charakterzeichnung und seinen Fähigkeiten als Erzähler.
Die Geschichte von Carte Blanche liest sich schnell weg und ist spannend zu verfolgen. Wie sich langsam Severin Hydts Plan entfaltet ist bestens abgestimmt. Der Leser bekommt nur genauso viele Hinweise wie James Bond und muss mit dem Agenten seiner Majestät mitfiebern. Und wird dabei nicht enttäuscht. Jeffery Deaver überrascht mit der Zusammenführung seiner Handlungsfäden und lässt alle auftauchenden Charaktere ein weiteres Mal auf die ein oder andere Art zu Wort kommen.
Neben Hydt ist sein Handlanger, Niall Dunne, ein wirklich guter Schurke, der geistige Brillianz mit Brutalität vereint und so selten im Genre anzutreffen ist. Dabei verfolgt er noch nicht einmal eigene Ziele, sondern handelt in Wirklichkeit um der Liebe willen, was in diesem Fall tatsächlich nicht aufgesetzt wirkt.

Die große Frage ist natürlich, ob Jeffery Deaver es schafft James Bond charaktergerecht darzustellen. Und dies gelingt ihm. Sicher, Bond raucht und trinkt bei Weitem nicht soviel, wie bei Ian Fleming. Das ist aber glücklicherweise so, denn bei den Mengen, die er früher konsumierte, hätte er normalerweise nicht mehr stehen dürfen, allerdings gehörte dies damals zum Zeitgeist. Jetzt ist er in der Gegenwart angekommen und versteht natürlich trotzdem weiterhin etwas von guten Essen und Trinken. In dieser und anderen Eigenschaften, entfernt sich Deaver nie weit von Flemings Bond und bleibt ihm so treu. Er ist auch weiterhin hart, wenn notwendig skrupellos und hat als Frauenheld auch mal durchaus Pech bei den Damen. Dies führt zu dem angenehmen Effekt, dass der Leser vom Gefühl her in die Zeit Flemings als Autor, also die 50er/60er Jahre, zurückgeführt wird, obwohl die Geschichte in der heutigen Zeit spielt. Ein Umstand, der auf jeden Fall positiv zu werten ist und dem Leser der Fleming Bonds das Gefühl gibt zuhause zu sein und einen alten Bekannten zu treffen.

Am Ende des Buches befindet sich eine Vorstellung des Autors und ein paar interessante Worte Jeffery Deavers über das Buch und seine Herangehenweise.


Fazit

Carte Blanche ist ein echter James Bond. Genau wie Fleming versteht Jeffery Deaver sich darauf eine spannende Handlung zu kreieren und James Bond in Bedrängnis zu bringen. Hochspannend, lesenswert und ganz im Sinne eines Ian Fleming.


Pro & Contra

+ Severin Hydt und seine Obsession
+ zahlreiche Wendungen
+ Nebenschauplatz in Bezug auf Bonds Eltern

Bewertung:

Handlung: 4,5/5
Charaktere: 5/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 4,5/5


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Tags: James Bond