Verlag: rororo (Oktober 2014)
Taschenbuch: 496 Seiten, € 12,99
Sprache: Deutsch
Originaltitel: Influx
ISBN-13 978-3499268632
Genre: Science-Fiction
Klappentext
1969 eroberte der Mensch den Mond. Und was ist die größte Errungenschaft unseres Jahrhunderts? Facebook? Was wurde aus den Visionen der Vergangenheit? Warum gibt es keine großen Erfindungen mehr? – Als dem Physiker John Grady die Aufhebung der Schwerkraft gelingt, hofft er auf den Nobelpreis. Doch statt Gratulanten kommen Terroristen, Grady stirbt. Das melden zumindest die Medien. Tatsächlich erwacht der Wissenschaftler in Gefangenschaft: Das hochgeheime «Bureau of Technology Control» entführt seit Jahrzehnten die brillantesten Wissenschaftler. Zum Schutz der Menschheit, angeblich, denn für Kernfusion und andere Erfindungen sei der Homo sapiens noch nicht weit genug. Für die Gefangenen gibt es nur eine Wahl: entweder Kooperation - oder eine türlose Zelle im Fels, tief unter der Erde. Doch die neuen Herren der Welt haben die Rechnung ohne Grady gemacht.
Rezension
Als der Physiker John Grady zusammen mit seinem Team einen bahnbrechenden Durchbruch seiner Forschungsarbeit feiern möchte, wird das Labor von Terroristen gestürmt und - so die offizielle Version - alle Anwesenden ermordet. Tatsächlich werden er und einige Mitglieder seines Teams von einer höchst geheimen Organisation entführt, die bereits seit Jahrzehnten auf diese Weise neue Erfindungen aus dem Verkehr zieht. Angeblich wäre die Menschheit für Dinge wie eine saubere Kernfusion oder ein Heilmittel gegen Krebs noch nicht reif genug. Die gekidnappten Wissenschaftler haben die Wahl, entweder ihre Fähigkeiten in den Dienst dieses ‚Bureau of Technology Control‘ zu stellen, oder aber Folter und Gefangenschaft in einer Zelle ohne Türen tief unter der Erde zu erleiden. Grady verweigert die Kooperation und nimmt den Kampf auf ...
Die Idee dieses Science-Fiction-Romans mag vielleicht nicht gänzlich neu sein, Suarez schafft es aber wieder einmal, aus soliden Thriller-Komponenten einen furiosen Beginn zu konstruieren, der absolut glaubwürdig erscheint und den Leser nahezu atemlos vor Spannung förmlich an den Zeilen kleben lässt. Die zahlreichen technologisch-wissenschaftlichen Begriffe, mit denen man von Anfang an konfrontiert wird, sind ohne entsprechendes Hintergrundwissen nicht immer ganz einfach zu verstehen, werden jedoch in einem noch verdaulichen Rahmen dargereicht. Vor allem ist man angesichts der gewaltigen Bandbreite an Entwicklungsmöglichkeiten, die der gelungene Start verspricht, gerne bereit, den einen oder anderen kompliziert anmutenden Sachverhalt zu verzeihen.
Die erste Hälfte des Buches wird den geweckten Erwartungen auch noch gerecht, so bestaunt man als Leser die ganzen genialen Erfindungen und leidet und fiebert mit John Gradys Schicksal mit. Doch statt wie aus den Vorgängerromanen Dämon und Darknet gewohnt aus dieser Steilvorlage eine komplexe Story mit vielen Verwicklungen und Tiefgang zu entwerfen, entschied sich der Autor fatalerweise für den klassischen Weg. So bewegt sich Control statt Neuland zu betreten auf den restlos ausgetretenen Pfaden des schon unzählige Male gelesenen Wissenschaftsthrillers, gutes Mittelmaß, aber leider eben keinesfalls mehr.
Die Geschichte verflacht zusehends zu einem James Bond Abklatsch, der sich viel zu vorhersehbar liest: Ein Superschurke mit überragenden technischen Möglichkeiten möchte die Weltherrschaft an sich reißen. Sein Gegenspieler nimmt frei nach dem Motto ‚wir haben keine Chance, aber wir nutzen sie‘ den Kampf auf und zieht beinahe im Alleingang ins Feld, um dem Schurken das Handwerk zu legen. Der Spannungsbogen flacht dabei kontinuierlich ab, es gibt die Guten und die Bösen, und was sie so alles tun und denken, vermag nicht zu überraschen. Auf beiden Seiten verfügen die Charaktere über kaum Tiefe, sie agieren hölzern, wirken zweidimensional und ihr Werdegang berührt einen nicht weiter.
Die Glaubwürdigkeit wird selbst für Science-Fiction-Verhältnisse an einigen Stellen sehr stark strapaziert, zudem schleichen sich nach und nach Längen ein, die die ständig magerer werdende Handlung zusätzlich ausbremsen. Langeweile entsteht und als Leser ertappt man sich immer häufiger dabei, wie die Gedanken abschweifen und nicht mehr bei der Sache sind.
Das Ganze endet in einem ebenfalls kaum überraschenden Actionfeuerwerk, welches über die mangelnde Spannung auch nicht mehr hinwegtrösten kann.
Nach einem so gut gelungenen Start und einer unterhaltsam-spannenden ersten Hälfte ist diese Entwicklung doppelt enttäuschend, vor allem wenn man die Vorgängerbände kennt und weiß, zu welch genialer ‚Schreibe‘ der Autor eigentlich in der Lage ist.
Fazit
Für Liebhaber von Wissenschaftsthrillern ganz nett aber kein Muss, für alle Suraez - Fans eine herbe Enttäuschung. Der Autor bleibt hier Lichtjahre hinter seinen Fähigkeiten zurück und hat mit ‚Control‘ ein Buch vorgelegt, was man lediglich einmal liest und dann vergisst.
Pro & Kontra
+ großartige Grundidee
+ furioser und sehr spannender Start
+ flüssiger, angenehm zu lesender Schreibstil
o sehr actionlastig
o viel Technologie
- zu oberflächlich
- läßt ab der Mitte stark nach
- Charaktere zu flach
- vorhersehbar
- einige Längen
- Glaubwürdigkeit wird zu stark strapaziert
- Action als Handlungsersatz
- wenig überraschendes Ende
- bleibt weit hinter seinen Möglichkeiten zurück
Wertung:
Handlung: 3/5
Charaktere: 2,5/5
Lesespaß 2,5/5
Preis/Leistung: 3/5