Carlsen (März 2015)
Taschenbuch, 200 Seiten, 6,95 EUR
ISBN: 978-3-551-77506-1
Genre: Krimi / Mystery
Klappentext
TEMPEST CURSE entführt uns in die Stadt Fair Haven, in der das geheimnisvolle Phantom "Grim Reaper" das Gesetz selbst in die Hand nimmt und Verbrechen bekämpft.
Das schmeckt dem neuen Kommissar Joseph natürlich nicht, er versucht den "Grim Reaper", der zur gefährlichen Selbstjustiz greift, zu schnappen. Doch nicht nur er ist hinter Grim her...
Rezension
Nachdem Kommissar Ian Gabriel die Identität des Grim Reapers aufgedeckt hat, zieht er sich aus den Ermittlungen zurück – ohne seinen Kollegen einen Hinweis zu geben, wer sich hinter der Maske versteckt. Der neue Kommissar Joseph ist ein ambitionierter Jungspund, der allen zeigen will, was in ihm steckt. Als er einen Kriminellen namens Stone beschattet, überschätzt sich Joseph und findet sich am Grund eines Wassertanks wieder. Er hat fast schon mit seinem Leben abgeschlossen, als Grim auftaucht und ihn rettet. Joseph will dennoch alles daransetzen, Grim zu schnappen. Das Katz-und-Maus-Spiel beginnt von vorne …
Es scheint, als würde die Geschichte um Grim im zweiten Band erst richtig losgehen. Leider ist Ian nicht nur aus dem Polizeidienst ausgeschieden, sondern auch aus der Geschichte – dabei hat man als Leser irgendwie erwartet, dass er zumindest sporadisch Kontakt zu Grim hält, auch wenn er Fair Haven verlassen hat. Der neue Kommissar Joseph ist ähnlich verbissen wie Ian zu Beginn, wobei er einen noch stärkeren Drang hat, sich zu beweisen. Er läuft Grim im Laufe seiner Ermittlungen mehrmals über den Weg – ohne einen Beweis zu erhalten, dass das Phantom kriminell ist. Eher sieht es für ihn so aus, dass Grim und er auf derselben Seite stehen, auch wenn die Methoden des Maskierten illegal sind.
Als Leser weiß man inzwischen, dass die junge Avah ein Doppelleben führt. Seit sie als Kind vom Blitz getroffen wurde, kann sie selbst Elektrizität erzeugen und leiten. Diese Fähigkeit nutzt sie, um Kriminellen das Handwerk zu legen – und bringt sich dabei in Gefahr, was ihre beste Freundin Freya sehr verärgert. Andererseits ist es ausgerechnet immer wieder Freya, die in Katastrophen verwickelt wird und Grims Hilfe braucht. Bereits im ersten Band deutete sich eine tiefe Freundschaft zwischen den beiden Frauen an, welche im zweiten Band noch eindrücklicher geschildert wird. Interessant ist, dass es in „Tempest Curse“ nicht die Geliebte des Superhelden ist, die ständig gerettet werden muss, sondern die beste Freundin eines mysteriösen Phantoms mit tragischer Vergangenheit.
Die Handlung schreitet im zweiten Band schnell voran, auch wenn sie sich zunächst wie eine Wiederholung des ersten liest. Spätestens in der Mitte wird jedoch klar, dass Kommissar Joseph der Story noch eine Weile erhalten bleibt und eine seltsame Beziehung zum Grim Reaper aufbaut. Obwohl er das Phantom hinter Gitter bringen will, hilft er ihm immer wieder – und das nicht nur, um sich für Grims Hilfe zu revanchieren, sondern weil er spürt, dass mehr hinter der Maske steckt, als er zunächst dachte. Als Leser fragt man sich unweigerlich, wie sich dieses Verhältnis entwickelt, ob es vielleicht zu einer Zusammenarbeit zwischen Joseph und Grim kommt oder ob sie sich wieder voneinander entfernen.
Zeichnerisch macht auch der zweite Band von „Tempest Curse“ einiges her. Viel Schwarz und Dunkelgrau schaffen die passende Atmosphäre für den Krimiplot, wobei der kantige Ian durch den weicheren Joseph ersetzt wurde. Dieser ist aufgrund seiner Jugend der bessere Gegenpart zu Grim. Die beiden ähneln sich optisch ein wenig, ebenso wie sie sich vom Charakter ein wenig ähneln – die gegensätzlichen Haarfarben spiegeln hingegen, dass sie auf verschiedenen Seiten stehen.
Fazit
Die Geschichte um den Grim Reaper geht im zweiten Band von „Tempest Curse“ erst richtig los: Nachdem Ian aus dem Dienst geschieden ist, macht der junge und ambitionierte Joseph Jagd auf Grim. Dabei kommt er Stück für Stück hinter das Geheimnis des Phantoms und am Ende bleibt die große Frage, wie er mit seinen Erkenntnissen umgehen wird. Der Krimiteil wirkt manchmal etwas klischeehaft, doch die konstant hohe Spannung macht das locker wieder wett.
Pro & Contra
+ Joseph ist ein ganz anderer Typ als Ian
+ Einblicke in Avahs Vergangenheit
+ spannendes Zusammenspiel von Grim und Joseph
+ tiefe Freundschaft zwischen Avah und Freya
+ Grim ist kein unbesiegbarer Superheld
+ durchweg spannend
+ cooler, professioneller Zeichenstil
- Krimielemente manchmal klischeehaft
Wertung:
Handlung: 4/5
Charaktere: 4/5
Zeichnungen: 4/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 4/5
Rezension zu "Tempest Curse" Band 1
Rezension zu "Tempest Curse" Band 3
Interview mit Martina Peters (2014)