Verlag: Panini; (21. Juli 2015)
Gebundene Ausgabe: 64 Seiten; 16,99 €
ISBN-13: 978-3957983862
Genre: Historik
Klappentext
Spätsommer 1592. Michelangelo Merisi, von vielen nach seinem Herkunftsort Caravaggio genannt, zieht von Mailand nach Rom. Die Kunst ist seine Berufung, schnell arbeitet er sich vom Niemand und Hilf-Girlandenmaler in der Wekrstatt eines berühmten Kollegen und Konkurrenten zum veritablen Star hoch. In der grandiosen Kulisse der im Verfall begriffenen Ewigen Stadt macht sich der junge Maler mit seinem hitzigen Temperament und seiner Leidenschaftlichkeit gute Freunde, aber auch erbitterte Feinde. Denn für ihn steht, sei es im Alltag oder in der Kunst, stets die Unmittelbarkeit des Lebens, die „Wahrheit“, im Mittelpunkt. Caravaggio malt, was er sieht, nicht was er sehen soll. Er will für das Volk arbeiten, nicht für die Privilegierten. Er sucht sich selbst für Heiligenbilder Menschen von der Straße als Modelle. Die Jungfrau Maria erkennt er in einer jungen Hure – die aber wollen weder ihr Zuhälter noch Caravaggios einflussreicher Förderer Kardinal Del Monte auf Gemälden sehen. Doch Kompromisse kennt das aufstrebende Künstler-Genie nicht...
Vier Jahrhunderte später macht sich eine weitere Größe der italienischen Kunst daran, diesem großen Meister und dem Rom des Cinquecento seine Reverenz zu erweisen. Milo Manara legt mit seiner Verbeugung vor Caravaggio ein neues epochales Werk vor, in dem seine vielfältigen Leidenschaften – sei es nun die für die weibliche Form, für die Kunst oder für die Geschichte – eine wahrhaft vollkommene Synthese eingehen.
Rezension
Michelangelo Merisi, Caravaggio, und Milo Manara zwei Meister ihrer Kunst treffen in Milo Manaras Erzählung über Caravaggio aufeinander. Der eine ein Künstler in Rom zur Zeit der Jahrhundertwende vom 16. zum 17. Jahrhundert, der andere einer der großen Comickünstler unserer Zeit. Die Erwartungen sind also hoch an Caravaggi - Mit Pinsel und Schwert und werden doch übertroffen. Milo Manara beschäftigt sich mit Caravaggios Zeit in Rom von 1592 bis 1606. Jener Zeit seines Lebens, in der er zu einem der ganz großen Meister aufstieg und Gemälde für die Kirchen Roms schuf. Aber auch einer Zeit in der er viele Konflikte austragen musste und Liebschaften hatte. Die ihn durchaus in Schwierigkeiten brachten.
All das nutzt Milo Manara um Caravaggio als einen Mann der Leidenschaften zu zeichnen. Egal ob Frauen, Kunst oder Gerechtigkeit, er war immer mit ganzer Seele beim Gegenstand seines Interesses. Und gerade bei der Kunst war er nicht bereit, Kompromisse einzugehen. Er wollte die Wahrheit, wie er sie sah abbilden und dem gemeinen Volk zugänglich machen und keine Fantasiewelt schaffen, wie so manch anderer Künstler seiner Zeit. Der Konflikt mit der Kirche, die ihn hofierte, war da natürlich vorprogrammiert. Dennoch folgte er seinem Weg. Milo Manara nutzt dabei häufig das Stilmittel zu zeigen, wie seine Werke entstanden und welche Folgen sie hatten und schafft dadurch ein spannendes, packendes Porträt eines faszinierenden Mannes. Erzähltempo und -fluß sind perfekt aufeinander abgestimmt, die Dialoge wirken authentisch und so gestatte er dem Leser einen tiefen Blick in eine leidenschaftliche Künstlerseele. Mehr kann eine Autobiographie nicht wollen.
Milo Manara und Caravaggio mögen durch Jahrhunderte getrennt sein, aber was die Zeichenkunst angeht, sind sie doch Brüder im Geiste. Milo Manara schafft wunderbare Bilder in denen der Leser versinken kann und bebildert nicht nur seine Geschichte, sondern macht das Leben Caravaggios spür- und erlebbar. In den Blicken und Gesichtsausdrücken fängt er Caravaggios Leidenschaft, seine Neugier, seine Schaffenskraft und auch so etwas wie dessen Wahn ein. Seine Figuren sind lebendig und mehr als nur Striche auf einem Blatt Papier. Ein Anspruch den auch Caravaggio stets an sich hatte. Caravaggio wollte die Wahrheit abbilden. Manara Caravaggio dem Leser nahe bringen. Dies gelingt ihm auf unvergleichliche Weise, indem er sichtbar viel Herzblut in seine Zeichnungen gelegt hat. Das Treffen der beiden Meister über die Zeiten hinweg ist faszinierend und sie werden noch enger miteinander verbunden, indem Manara Caravaggios Werke in sein eigenes einbindet. Besser kann man sich vor einem alten Meister nicht verbeugen.
Bonusmaterial gibt es in dieser Ausgabe nicht, aber es gibt eine auf 222 Stück limitierte Ausgabe, die mit einem signierten Druck daher kommt. Wer sie sieht, sollte unbedingt zu ihr greifen.
Fazit
Milo Manaras Caravaggio ist das Bildnis eines Künstlers, der mit vollem Herzen bei seinen Leidenschaften war. Er porträtiert einen starken, ungestümen Charakter, der wahre Meisterwerke geschaffen hat. Darin steht ihm Manara in nichts nach. Sein Caravaggio ist ebenso ein Meisterwerk der Comickunst, welches es zu genießen gilt.
Pro & Contra
+ wunderbare Zeichnungen
+ ein alter Künstler wird lebendig dargestellt
Bewertung:
Handlung: 4,5/5
Charaktere: 5/5
Zeichnungen: 5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 5/5
Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Milo Manara:
Rezension zu Caravaggio Bd.2