Egmont INK (Juli 2015)
Klappenbroschur
480 Seiten, 12,99 EUR
ISBN: 978-3863960711
Genre: High Fantasy / Antike
Klappentext
Der Drachenprinz entdeckt die Macht seines Erbes
Noch vor wenigen Monden war Iolan der Sohn eines einfachen Fischers, doch inzwischen hat sich vieles geändert. Der vormalige Tyrann Iurias Agathon ist tot, und Iolan hat es bis auf den Thron des Cordurischen Reiches geschafft. Gleichwohl muss er sich eingestehen, dass er im Grunde keine Macht besitzt. Alle versuchen ihn zu manipulieren: die Senatoren der Hauptstadt ebenso wie der Erztheurg und seine Gefogsleute, die ganz eigene Pläne verfolgen. Und dann ist da auch noch der Drachenfluch, der auf ihm lastet und ein Monstrum in seinem Menschenkörper verbirgt. Um dieses Ungeheuer zu bezwingen und der König zu werden, der er sein sollte, geht Iolan ein gewaltiges Wagnis ein – und setzt damit Ereignisse in Gang, die das Reich in den Untergang reißen könnten …
Rezension
Nachdem Iolan seine Drachengestalt entdeckt und mit ihr großen Schaden angerichtet hat, nimmt sich Erztheurg Urghaskar seiner an. Er verhilft Iolan auf den Thron des Cordurischen Reiches, schließlich ist er der erstgeborene Sohn des toten Herrschers Iurias Agathon, wenngleich auf Iolan ein dunkler Fluch liegt. Mit Hilfe des Erztheurgen verbirgt Iolan seine wahre Gestalt und besteigt den Thron. Auch seine leibliche Mutter, Cassendrea, unterstützt ihn. Trotzdem muss Iolan erkennen, dass seine Macht von den Ränkespielen der Senatoren und den Machtinteressen der Quano beschränkt wird. Als Urghaskar ihn um jeden Preis davon abhalten will, sein Drachenerbe zu erforschen, fällt Iolan eine Entscheidung, die die Zukunft des gesamten Reiches verändern wird …
Währenddessen kämpft Markos in Phoekia gegen die Xol. Eigentlich wollte er nach seiner Freilassung sofort nach Iolan suchen, doch als er hört, dass sein Bruder König geworden ist, beschließt er, das cordurische Heer in Phoekia zu unterstützen. Dort lernt er auch eine Berührte aus Dyrrach kennen, eine Frau, die sich in einen Drachen verwandeln kann und die mit Hilfe von Quano-Magie gefangen gehalten wird. An Markus Seite kämpft der hartgesottene Borde Frittjelf, der ihn später bis nach Aidranon begleitet. Auf dem Weg dorthin erwarten Markos viele Gefahren und es kommt zu erwarteten Wiedersehen. Währenddessen lebt Mirene mit Iolan im Palast und lernt von einem Quano, die Ströme Gahats zu spüren und zu verstehen. Mirene betrachtet mit Sorge, wie sich ihr Bruder verändert und sie ist eine der wenigen, denen Iolan wirklich vertrauen kann.
Nach drei Trilogien hat sich Bernd Perplies für „Imperium der Drachen“ dazu entschieden, jeweils in zwei Romanen eine abgeschlossene Geschichte zu erzählen. „Das Blut des schwarzen Löwen“ und „Kampf um Aidranon“ bilden den Auftakt zu einer geplanten Reihe und konzentrieren sich auf die Ereignisse, die zur Entstehung des Imperiums der Drachen führten. Die geflügelten Echsen spielen vorerst eine untergeordnete Rolle, wobei ihre Bedeutung zunimmt, je mehr Iolan über sein Drachenerbe erfährt. Leider bleibt auch in „Kampf um Aidranon“ wenig Raum für die faszinierende Mythologie der Gottdrachen, denn der Band liest sich wie eine Kombination aus einem zweiten und dritten Trilogieband und die Geschichte erscheint zu groß, um sie in nur zwei Bänden zufriedenstellend abzuschließen. Zwar bedient Bernd Perplies alle wichtigen Handlungsstränge und baut diese bis zum welterschütternden Finale konsequent auf, doch es bleibt zu wenig Zeit für die Nebencharaktere.
Iolans leibliche Mutter Cassendrea gehört anfangs zu seinen engsten Vertrauten als König. Sie verhilft ihm auf den Thron und steht ihm als Beraterin zur Verfügung, wobei sie auch ihre eigene Macht ausbauen möchte. Sie ist eine sehr starke und interessante Frau, die leider in der zweiten Hälfte des Romans völlig untergeht. Ebenso hat der ehemalige Erztheurg Oronthogast, der Berater des früheren Königs, nur wenige Auftritte erhalten, in denen grob umrissen wird, wie seine bisherigen Aktionen aussahen – dabei spielt er am Ende eine wichtige Rolle für den Ausgang der Geschichte. Besonders schade ist jedoch, dass die Beziehung zwischen Iolan und seiner Stiefschwester Erindrea nur oberflächlich geschildert wird. Die beiden halten, trotz dass sie Halbgeschwister sind, an ihrer Liebe fest – eine sehr heikle Konstellation, die nur beiläufig abgehandelt wird.
Mit Yeos hat Bernd Perplies eine vielfältige antike Fantasywelt geschaffen, in die man gerne zurückkehrt. Und die Rückkehr fällt leicht: Das knappe Jahr, dass zwischen den zwei Bänden lag, merkt man beim Lesen nicht. Kaum hat man die ersten Seiten verschlungen, ist man wieder mittendrin und fiebert mit Iolan und Markos mit. Der inhaltlich sehr dicht geschriebene „Kampf um Aidranon“ lässt kaum Luft für Lesepausen und an Spannung mangelt es wahrlich nicht. „Kampf um Aidranon“ bietet vor allem in der zweiten Hälfte einige Überraschungen, die für verlorene Weggefährten entschädigen. So kommt es beispielsweise zum Wiedersehen mit einer Piratin, die Markos bereits im ersten Band mit ihrer tollkühnen Art den Verstand geraubt hat.
Iolan zeigt sich währenddessen erwachsener, als man ihn anfangs eingeschätzt hätte. Er weiß sehr genau, dass er manipuliert wird und zieht seine Konsequenzen daraus. Gleichzeitig ist er, vor allem in den ersten Tagen als König, unsicher und vorsichtig, schließlich will er den Thron nicht riskieren. Zudem ist es schwer, den Augen seiner vielen Beobachter zu entkommen. Am besten gefällt der Handlungsteil im exotischen Dyrrach, der allein einen ganzen Roman hätte füllen können. Was diesem Buch fehlt, ist mehr von dieser atemberaubenden Welt und mehr von den liebgewonnenen Nebencharakteren, von denen einige sehr schnell aus der Geschichte scheiden und andere an den Rand gedrängt werden. Es bleibt zu hoffen, dass „Imperium der Drachen“ noch viele Geschichten zu bieten hat!
Fazit
„Kampf um Aidranon“ bringt die Geschichte um Iolan und sein Drachenerbe zu einem hochspannenden Abschluss, der die Welt Yeos vollkommen verändert zurücklässt. Endlich treten die Drachen in den Vordergrund und der Leser erfährt mehr über das mysteriöse Drachenreich Dyrrach. Allerdings ist die Geschichte viel zu schnell vorbei und für viele Nebencharaktere blieb nicht genug Raum zur Entfaltung. Inhaltlich (vielleicht zu) dicht geschrieben und bis zur letzten Seite sehr unterhaltsam.
Pro & Contra
+ Iolans Suche nach seinem Drachenerbe
+ Markos‘ Kampf in Phoekia und seine Reise nach Aidranon
+ Wiedersehen mit Nebencharakteren aus dem ersten Band
+ sehr atmosphärisch und wahnsinnig spannend
+ sehr interessanter und komplexer Weltentwurf
+ antiker Charme in einer magischen Geschichte
+ tolle Covergestaltung
- zu wenig Raum für die Nebencharaktere
- in den Details zu oberflächlich gehalten
Wertung:
Handlung: 3,5/5
Charaktere: 3,5/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 3,5/5
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