Rezensionen im August (2015)

Liebe LeserInnen,

gestern war er plötzlich da – der 1. September und mit ihm der meteorologische Herbstanfang. Allerdings hat das Wetter in manchen Teilen Deutschlands ja auch vorher schon unsommerliche Verhaltensweisen an den Tag gelegt, sodass es sich unsere Redakteure mitunter auf der Couch gemütlich gemacht haben, um neue Titel für euch zu lesen und zu besprechen. Nach alter Tradition bekommt ihr heute im Rückblick noch einmal einen Rundumschlag auf die wichtigsten Rezensionen im August. Viel Spaß!



Belletristik

Motten tragen keinen Helm ist so ungewöhnlich wie sein Titel. Es ist schräg und witzig, dazu gespickt mit zahlreichen Zitaten und Sprüchen, die man nicht so schnell vergisst. Maren Elbrechtz gelingt hier ein gelungenes Portrait eines markanten Charakters, der mit seinen Ecken und Kanten begeistert. Suza Schimmer mag nicht jedermanns Geschmack entsprechen, aber was sie erlebt ist wohl keinem fremd und sie zeigt, wie man auch in den dunkelsten Phasen seines Lebens Freude finden kann.

Letzte Nacht von Catherine McKenzie beschäftigt sich in weiten Teilen mit der Trauer und dem Leben damit. Durch verschiedene Perspektiven wird deutlich, wie unterschiedlich Menschen mit der gleichen Situation umgehen und wie sich manchmal unerwartete Ereignisse in den Weg stellen, nur um das eigene Leben mal wieder herauszufordern.

Fantasy

Eine Fortsetzung, die beinahe schon ein eigenständiger Roman ist. Offenbar greift auch hier der Fluch des Mittelteiles, der bei Trilogien gerne als der schwächste Band gilt, denn das Buch ist nicht ganz so stark wie sein Vorgänger. Trotzdem präsentiert sich Der letzte König von David Falk als unterhaltsamer und größtenteils spannend zu lesender Fantasyroman mit einer Menge Potenzial für den Folgeband.

Dohlenwinter hebt die Messlatte für Jugend-Fantasy auf ein ganz neues Level. Nicht nur die fesselnde Geschichte und die lebendigen Charaktere machen den Auftakt zu einer Besonderheit, Anders Björkelid kann vor allem durch seinen ungewöhnlichen Sprachstil überzeugen. Zwar muss man sich in diesen erst reinfinden, doch wenn man erstmal angekommen ist, kann man die skandinavische Atmosphäre mit all ihren mystischen Schönheiten vollauf genießen. Ein grandioser erster Band, der mit Spannung auf die Fortsetzung des Abenteuers warten lässt.

Science Fiction

Das Handbuch der Imperialen Streitkräfte ist für alle, die richtig in die Welt Star Wars eintauchen wollen, eine interessante Lektüre, die durch eine Vielzahl an Kommentaren aufgelockert wird. Daniel Wallace hat einen gelungenen Leitfaden für zukünftige und neue imperiale Kommandeure verfasst.

Weg ins Nichts von Francis Knight ist eine dreckige Fantasy-Dystopie mit Cyberpunkelementen, die die Leserschaft mit einer knackig-derben Sprache und einem egozentrischen Anti-Helden mit gutem Kern überzeugt. Rojan muss sein mieses, aber bequemes Leben verlassen und sich seiner größten Angst stellen: Seiner Magie. Seine Entscheidungen beeinflussen das Schicksal einer Stadt, die ihren Zenit überschritten hat und aufs Chaos zusteuert – Hochspannung für weitere Bände garantiert!

Thriller

Ein neues, ungewöhnliches Ermittlerduo macht sich in Das Programm auf den Weg, die Welt wieder ein bisschen besser zu machen. Witzige Wortakrobatik und humorvolle Schlagabtausche sind ihr Markenzeichen, gepaart mit intuitivem Spürsinn und Intellekt. Dazu liefert V.S. Gerling noch brisante Themen und blutige Morde, für Liebhaber von spannenden und ungewöhnlichen Thrillern ein Muss.

Comic

Harley Quinn - Mad Love ist witzig und auf eine schräge Art charmant. Paul Dini und Bruce Timm brennen ein kleines Feuerwerk des Wahnsinns ab und vernachlässigen dabei nicht die Entwicklung ihrer Hauptfigur. Gerne mehr dieser Art Auftritt von Harley Quinn.

Badlands von Corbeyran und Piotr Kowalski ist Western und Mystery-Thriller zugleich und hat mit Perla einen starken Hauptcharakter zu bieten. Das Eulen-Kind bietet einen guten Auftakt zu einer vielversprechenden Reihe, die in weiteren Bänden hoffentlich ihr Potential voll entfalten kann.

Manga

In :REverSAL vereint Karakarakemuri mädchenhafte Superheldenträume mit blutiger und knallharter Zombie-Action. Protagonistin Ayame macht dabei mit ihrem überschäumenden Temperament den entscheidenden Unterschied zu anderen Vertretern des Genres aus. Der erste Band erzeugt diverse Spannungsmomente, die Vorfreude auf den zweiten (und letzten) Band schüren. Solider Survival-Horror mit Gameflair und extrem coolen Zeichnungen.

The Lady and her Demon Butler von Cocoa Fujiwara zeigt eine bunte Mischung vier komplett unterschiedlicher Kurzgeschichten. Mit viel Humor und teilweise sehr verrückten Charakteren arbeitet man sich zu den ernsteren Geschichten durch, um zum Abschluss noch etwas über Selbstvertrauen zu lernen.

Anime

Code Geass - Lelouch of the Rebellion hat alles, was ein guter Anime braucht: facettenreiche Charaktere, ein komplexes Weltdesign, auflockernde Comedyeinlagen, actionreiche Kämpfe mit gigantischen Mechs, jede Menge Spannung und einen unheimlich charismatischen Antihelden. Verschiedene Genres werden in Code Geass auf einzigartige Weise kombiniert und zu einer tragischen Geschichte verwoben, die den Zuschauer emotional mitreißt.

Stand Alone Complex ist ein rasanter Cyberthriller, der dem Zuschauer eine gute Mischung aus cooler Action und einer nachdenklich stimmenden Zukunftsvision bietet. Die technischen Möglichkeiten eröffnen eine völlig neue Art zu leben – und eine völlig neue Art der Kriminalität. Eine tolle Ergänzung des Ghost in the Shell-Universums, allerdings kann die Serie weder optisch noch inhaltlich den herausragenden Filmen das Wasser reichen. Dazu ist sie zu sehr auf Unterhaltung ausgelegt. 3,5 Sterne für die Serie und 4,5 Sterne für die Blu-ray-Veröffentlichung.

Sonstiges

Mit Herztanz liefert Julia Dankers ihren zweiten Roman über die Freundinnen Jessi, Lana und Mira. Nach Lana und Mira ist es nun an Jessi, mit Leo ihre Herzensdame zu finden. Die Romantik überzeugt jedoch nicht, da sowohl die Charaktere als auch die Handlung an sich unausgereift und sprunghaft wirken. Ich-Erzähler und Präsens als gewählte Zeitform sowie eine übertrieben jugendlich angehauchte Sprache lassen diesen Roman nur für Fans interessant werden.



Ein bunt gemischter Monat, in dem wir auch eine neue Rubrik eingeführt haben, die euch hoffentlich genauso viel Unterhaltung bieten wird wie alle anderen. Wer im Rückblick noch nicht den richtigen Lesestoff für sich gefunden hat, der darf wie immer auch gerne in unserem Rezensions-Archiv stöbern.

Wir wünschen euch einen wunderbaren, spätsommerlichen September,
euer Literatopia-Team