Eisnacht (Sandra Brown)

Verlag Blanvalet, Januar 2008
Originaltitel: Chill factor
DEUTSCHE ERSTAUSGABE
Gebundenes Buch, Pappband mit Schutzumschlag,
512 Seiten, 13,5 x 21,5 cm
€ 19,95 [D] | € 20,60 [A] | CHF 34,90
ISBN: 978-3-7645-0222-5

Taschenbuchausgabe (November 2009)

Genre: Thriller


Klappentext

Zum letzten Mal wirft Lilly Martin einen Blick auf die Hütte in den verschneiten Bergen von North Carolina, bevor sie sich auf den Heimweg macht. Sie will die Gegend verlassen, bevor der aufziehende Eissturm losbricht. Lillys Exmann Dutch ist bereits nach Cleary zurückgekehrt, wo er als Polizeichef die Suche nach einem verschwundenen Mädchen leitet. Außer einem blauen Band an der Stelle, an der man das Mädchen zum letzten Mal gesehen hat, gibt es keinerlei Anhaltspunkte. Wieder einmal ...
Auf der Fahrt gerät Lillys Wagen plötzlich ins Rutschen. Sie streift einen Wanderer, der unvermittelt aus dem Wald auftaucht, und prallt gegen einen Baum. Das Wetter lässt Lilly und dem verletzten Wanderer Ben Tierney keine Wahl: Sie müssen in einer Berghütte Schutz vor dem Blizzard suchen. Und sofort ist die Spannung zwischen Ben und Lilly, die im vergangenen Sommer eine heiße Affäre miteinander hatten, wieder da. Doch dann findet Lilly ein blaues Band – und es kriecht ihr eiskalt den Rücken herunter. Schwebt sie in höchster Gefahr? In Sekunden muss sie entscheiden, ob sie ihrem Verstand oder ihrem Instinkt folgen will ...


Rezension

Wie von Sandra Brown gewohnt ist man schon nach den ersten Seiten in der Geschichte gefangen. Völlig ungewohnt diesmal, dass sie schon auf der ersten Seite den Mörder nennt - oder ist er es vielleicht doch nicht? Bis zum Schluss rätselt man, ob es nur ein guter Schachzug der Autorin war, die ihrer Geschichte mal einen anderen Spannungsbogen verleihen möchte. Oder ist es doch die gewohnte Unterhaltung, die den wahren Mörder erst auf den letzten Seiten verrät.

Eine einsame Berghütte, verletzte Personen, eine eingeschneite Kleinstadt, ein Plot also, der viel Spannung und knisternde zwischenmenschliche Begegnungen garantiert.. Die Anzahl der agierenden Personen ist überschaubar und in Rückblicken lernt man die Hauptpersonen besser kennen, um ihre Handlungen verstehen zu können. Es ist definitiv nicht möglich, sie in gut oder böse einzuteilen, denn einige ändern ihre Gesinnung im Laufe des Buches, bei einigen kommen einfach nur ihre kleinen Geheimnisse ans Licht, die ihren wahren Charakter bisher verborgen haben. Diese kleinen Nebenereignisse machen auch einen großen Reiz der Geschichte aus, sie haben eigentlich nichts mit der Haupthandlung zu tun, sind aber sehr reizvoll und sorgen für Auflockerung.

Ab der Mitte fühlt man sich dann ein bisschen in ein Setting der nackten Kanone versetzt. Diese Filme sind solider schwarzer Humor, aber zum Lesen doch etwas ungeeignet. Es tauchen zwei Mitglieder des FBIs auf - der eine hält ständig seine Bibel in den Händen und hat einen erbarmungslosen Blick - der andere, halb blind mit dicken Brillengläsern, ähnelt eher einer Eule, kann aber zum rechten Zeitpunkt als Einziger sehr gut zielen. Mit ihrem Auftauchen bekommt das Buch eine etwas surrealistische Wendung, als Leser hat man die Vision eines Schildes mit einem großen, blinkenden Pfeil, das sofort hinter jedem Verdächtigen, mit dem die beiden sprechen, aufleuchtet. So weiß jeder im Dorf sofort Bescheid, wen sie in Verdacht haben, und diejenigen werden dann auch mit Argusaugen beobachtet.

Das Ende ist schon sehr übertrieben und gerät in einen reinen Klamauk. Ohne zu viel zu verraten, ist es einfach unwahrscheinlich, schwer verletzt und unter den horrenden Umweltbedingungen so zu handeln. Leider verliert die Geschichte dadurch an Glaubwürdigkeit und gerät ins Trudeln, eigentlich kann man nur den Kopf schütteln, das hätte wesentlich besser gelöst werden müssen. Das Verhalten von Dutch und Wes erübrigt jeden Kommentar, es ist einfach nur entwürdigend und menschenverachtend.

Ben Tierney ist eindeutig der vielschichtigste Charakter des Buches. Was ist er nun eigentlich, der Böse oder doch der Gute? Wie steht er zu den Mordopfern? Bis zum Schluss kann man ihn nicht eindeutig einordnen, was auch den enormen Reiz dieses Buches ausmacht.

Das Buch ist spannend und liest sich sehr flüssig, der gehörige Schuss Romantik ist natürlich auch dabei. Aber manchmal ist es einfach zu haarsträubend geraten, unglaubwürdig und unrealistisch. Es würde aber einen hervorragenden Action-Film abgeben, Bruce Willis wäre prädestiniert für die Hauptrolle.


Fazit

Eisige Kälte, eine einsame Berghütte, zwei verzweifelte Menschen und ein Mörder, der die Gegend noch nicht verlassen hat – Gänseschauergarantie. Zwar teilweise etwas überdreht, aber die außergewöhnliche Situation und die schrulligen Nebencharaktere sorgen für packende Spannung und Lesevergnügen.


Pro und Contra

+ fesselnd
+ eisiges Setting
+ flüssiger und packender Erzählstil
+ skurrile Nebencharaktere

- zu viel Klamauk
- Ende zu unrealistisch
- Superman gibt es nicht

Wertung:

Handlung:3/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 3/5