Coppelion (Volume 1)

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Titel: Coppelion (Blu-ray Volume 1)
Regie: Shingo Suzuki
Format: 16:9 – 1920 x 1080 p / Ton: Deutsch, Japanisch (DTS HD MA Audio 2.0)
Daten: KAZÉ (Januar 2015), Blu-ray, circa 100 Minuten, FSK 12, UVP 25,95 EUR, EAN: 7630017504142

Genre: Science Fiction / Dystopie


Rezension

Irgendwann in einer nahen Zukunft hat sich eine schreckliche Katastrophe in der japanischen Hauptstadt ereignet: Tokyo ist großflächig zerstört und verstrahlt. Ein Überleben scheint dort unmöglich und seit Jahren hat kein Mensch von außen die kontaminierte Stadt betreten. Die Schülerinnen Ibara, Taeko und Aoi werden allerdings dorthin geschickt, um Notsignalen aus der Stadt nachzugehen und eventuell Überlebende zu retten. Den Mädchen macht die Strahlung nichts aus – sie sind sogenannte Coppelion, gentechnisch veränderte und strahlungsresistente Menschen. Auf den ersten Blick wirken sie wie normale Teenager, doch sie gehören zu einer militärischen Sondereinheit und wurden für einen solchen Einsatz erschaffen.

Ibara ist die älteste von ihnen und nimmt ihren Auftrag sehr ernst. Es ist der Sinn ihres Lebens, Überlebende aufzuspüren und zu retten. Dafür bricht sie auch einmal die Regeln, denn ein Menschenleben geht ihr über alles. Als die Mädchen die verstrahlte Stadt erreichen, bewahrt Ibara Ruhe und sondiert die Lage. Gleichzeitig hat sie einen Sinn für die morbide Schönheit der Geisterstadt. Ihre Mitstreiterinnen hingegen beschweren sich gleich zu Beginn über den langen Fußmarsch. Während man Ibara ihre militärische Ausbildung anmerkt, wirken Taeko und Aoi mehr wie ganz normale Schülerinnen, die einen seltsamen Schulausflug unternehmen. Sie tratschen, albern herum und jammern. Vor allem Aoi führt sich kindisch auf. Sie ist laut und weinerlich, wohingegen Taeko wie eine überdrehte Streberin wirkt. So nervig Aoi und Taeko anfangs wirken, so sehr überraschen sie den Zuschauer: Taeko, die viel besser als normaler Menschen sehen kann, hat einen beinahe übersinnlichen Draht zu Tieren und Aoi erweist sich als sehr empathisch.  

Relativ schnell trifft die kleine Gruppe auf den ersten Überlebenden und kann ihn retten, doch bald müssen die Mädchen erkennen, dass nicht alle gerettet werden wollen. In der zerstörten Stadt gibt es Menschen, die sich in abgeschirmten Kellern verkrochen haben und ein einsames Dasein fristen – weil sie Kriminelle waren und keinen Platz in der Gesellschaft haben. Oder weil ihre Schuldgefühle sie daran hindern, sich helfen zu lassen. Ibara stößt dabei an ihre Grenzen, denn wie soll sie jemanden retten, der nicht gerettet werden will? Wie soll sie so ihren Lebenssinn erfüllen? Und Ibara ist nicht die einzige, die sich Gedanken um ihre Existenz macht. Aoi geht sogar so weit, zu überlegen, ob sie ein richtiger Mensch ist. Schließlich wurde sie künstlich erschaffen. Diese Unsicherheit und der daraus resultierende Konflikt bringt viel Spannung in die eher ruhigen ersten Episoden.

Auch wenn sich „Coppelion“ zunächst auf die Sondierung der Lage und das Erkunden der verstrahlten Stadt konzentriert, kommen actionreiche Szenen nicht zu kurz: Viele Gebäude sind von Kletterpflanzen überwuchert, manche auch stark verwittert und damit einsturzgefährdet. Zudem streifen wilde Tiere in der Stadt umher, nicht viele zwar, aber sie können den Mädchen gefährlich werden. Später führt die Sichtung eines schwarzen Tarnkappenbombers zu großer Aufregung, denn das Militärflugzeug greift die Mädchen an, um kriminelle Machenschaften zu vertuschen.

Das verstrahlte Tokyo wurde äußerst stimmungsvoll in Szene gesetzt: Grüne Pflanzen wuchern über zerfallende Gebäude, viele Scheiben sind zerbrochen, Hochhäuser stehen schief, die Straßen sind rissig und aufgebrochen. Trotzdem haftet der Szenerie etwas Friedliches an, die Sonne scheint, kleine weiße Wolken spiegeln sich in klarem Wasser. Blumen wachsen am Straßenrand. Alles wirkt grün und lebendig, sogar Vögel zwitschern in den Baumkronen. Doch die Menschen fehlen. Die Geschäfte sind verlassen, die Wohnhäuser still. Die Atmosphäre ist surreal und bedrückend und wird mit jedem Schritt, den die Mädchen Richtung Stadtzentrum gehen, bedrohlicher.

Die Zeichnungen beeindrucken mit ihrem Detailreichtum. Man sieht jeden Grashalm und jeden Riss im Beton. Das verstrahlte Tokyo wirkt unglaublich realistisch und in der ersten Episode verliert man sich als Zuschauer gänzlich in der bizarren Atmosphäre. Nur die Mädchen (und auch andere Figuren) passen nicht recht ins Bild. Sie sind einfacher gezeichnet als die aufwändigen Hintergründe und ihre Bewegungen wirken steif und ungelenk. Sobald sie leicht unscharf wirken, weil der Fokus auf den Hintergrund rückt, sind die Figuren von dicken schwarzen Linien umgeben, wodurch sie seltsam aus dem Bild herausstehen. Wahrscheinlich ist diese Diskrepanz zwischen Hintergründen und Charakteren gewollt, sie wirkt aber auf den Zuschauer erst einmal seltsam.  

Die Blu-ray-Ausgabe überzeugt mit einem gestochen scharfen Bild und sattem Klang, wobei der Soundtrack von „Coppelion“ bisher nicht besonders auffällt. Die Stimmen von Taeko und Aoi sind mädchentypisch sehr hoch und klingen teilweise quietschig, Ibara hingegen klingt tiefer und älter. Die Disk steckt in einer einfachen BD-Hülle, dazu gibt es ein Wendecover, ein Booklet mit Episodenguide und zusätzlichen Infos sowie eine oben und unten offene Kartonhülle mit dem gleichen Covermotiv. Die Ausstattung ist insgesamt gut, ein Sammelschuber wäre allerdings schön gewesen.


Fazit

Nach Fukushima ist das Thema von „Coppelion“ brandaktuell: Eine Katastrophe hat die japanische Hauptstadt zerstört und verstrahlt. Als drei strahlenresistente Mädchen, sogenannte Coppelion, Jahre danach in die Stadt kommen, finden sie dort eine gleichermaßen friedliche wie bedrohliche Atmosphäre vor. Bereits in den ersten Episoden deuten sich unfassbare Missstände an und viele ungeklärte Geheimnisse schüren Spannung für den weiteren Verlauf der Serie.


Pro & Contra

+ seltsam friedliche Atmosphäre im verstrahlten Tokyo
+ drei unterschiedliche Heldinnen
+ Ibara als ruhiger Kopf der Truppe
+ dramatische Entwicklungen
+ detailreiche, toll gezeichnete Hintergründe
+ gestochen scharfes Bild

o lange Sondierungsphase

- Aoi und Taeko nerven anfangs
- Bewegungen wirken oftmals steif
- bei Unschärfe dicke schwarze Linien um die Figuren
- kein Sammelschuber

Extras: Booklet mit Episodenguide und zusätzlichen Infos

Wertung: sterne3.5

Handlung: 3/5
Charaktere: 3,5/5
Animationen: 4/5
Preis/Leistung: 3,5/5