"Alishas Lit-Talk"
Es muss nicht immer amerikanisch sein III
In meinem "Es muss nicht immer amerikanisch sein I"-Beitrag habe ich die ersten Vampirprojekte deutschsprachiger Autoren vorgestellt, die sich nicht hinter den US-Titeln verstecken müssen. Im zweiten Teil habe ich über die Serie LYKANDRAS KRIEGER von Kerstin Dirks gesprochen.
Nun ist es mal wieder an der Zeit, dass ich weitere „Perlen“ der Vampirliteratur in unterschiedlichster Form vorstelle.
Dieses Mal habe ich mir den Oldigor-Verlag herausgepickt, der etliche spannende „Nackenbeißer“ anbietet.
Beginnen möchte ich mit einem besonderen Projekt, nämlich den VENETIAN VAMPIRES, einer Vampir-Trilogie von Gabriele Ketterl.
Seit weit über zweitausend Jahren leben die „Kinder der Dunkelheit“ unerkannt unter den Menschen. Einst aus dem persischen Reich kommend, zerstreuten sie sich über die ganze Erde. Doch ihre Existenz muss verborgen bleiben, denn seit vielen hundert Jahren kennt die Menschenwelt sie nur noch unter einem Namen – Vampire.
Eine uralte Prophezeiung ihres Volkes besagt, dass in Zeiten der Bedrohung die sechs Hüter geboren werden, um das Geheimnis der „Kinder der Dunkelheit“ zu bewahren. In Venedig, der magischen Lagunenstadt, wartet der Älteste Raffaele della Porta seit langer Zeit ungeduldig auf das Erscheinen des legendären sechsten Hüters.
„Venetian Vampires“ erzählt eine fesselnde Geschichte jenseits dessen, was wir zu wissen glauben.
VENETIAN VAMPIRES : KINDER DER DUNKELHEIT
Gabriele Ketterl
Roman / Dark Romance
Oldigor Verlag
Venetian Vampires: Band 1
Broschiert, 562 Seiten
November 2013, 16.90 EUR
Sabine reist ins winterliche Venedig, um zu vergessen. Vor allem die schmerzhaften Blessuren auf ihrem Körper und ihrer Seele, die ihr eifersüchtiger Exfreund ihr zugefügt hat. In der magischen Stadt, in der aus jeder Ecke die Stimmen der Vergangenheit wispern, kann sie wieder frei atmen. Dort begegnet sie dem dunklen, geheimnisvollen Luca, der ihr bereits an ihrem ersten gemeinsamen Abend – auf seine Art - das Leben rettet. Doch Luca hütet ein faszinierendes und doch bedrohliches Geheimnis. Sabine wird in einen Strudel aus unfassbaren Geschehnissen verstrickt, aus dem sie sich nicht befreien kann und will. Viel zu schnell verfällt sie Lucas Reizen …
LESEPROBE
Noch nie war ihm in den Sinn gekommen, dass er sterben könnte. Es hatte keinen Grund gegeben, sich mit dem Tod auseinanderzusetzen. Gut, ab und zu hatte er sich in seinen jugendlich-heroischen Tagträumen vorgestellt, wie es wohl wäre, sich wegen einer schönen Frau zu duellieren. Doch in seinen Träumen war nicht er es gewesen, den der Tod ereilt hatte. Wie auch? – Es waren schließlich seine Fantasien, deren Ausgang nur er allein bestimmte.
Jetzt aber waren es die Träume eines Fremden, eines Menschen, dem das Leben anderer weder heilig noch in irgendeiner Art wertvoll war. Vor allem sein eigenes Leben! Wie abgrundtief musste der Hass dieses Mannes sein, um ihn so sehr zu quälen? Wann immer Schauergeschichten über Folter oder die Verbrennung von Ketzern in sein behütetes Leben eingedrungen waren, hatte er sie mit einem bedauernden Kopfschütteln kommentiert, doch damit war seine Anteilnahme auch schon erschöpft gewesen.
Seit letzter Nacht wusste er, was es bedeutete, gefoltert zu werden. Wusste, was es hieß, diese unbeschreiblichen Schmerzen zu ertragen, die glühende Speerspitzen, Peitschen mit Widerhaken, in Salz getauchte scharfe Dolche und langsam trocknende Lederriemen hervorrufen konnten.
Als der Don ihn vor einer Weile, die ihm wie eine Ewigkeit erschienen war, hier an seine letzte Marterstätte bringen ließ, hatte der Gepeinigte den Tod angefleht, endlich Erbarmen mit ihm zu haben. Dieser aber schien sich gern bitten zu lassen und war taub geblieben gegenüber seinem verzweifelten Flehen.
Seit sie ihn an dieses Kreuz gebunden hatten, fühlte er, wie er zunehmend schwächer wurde. Weshalb nur konnte er nicht einfach aufgeben, warum kämpfte er mit aller Kraft um dieses verfluchte Leben? Die Antwort war ebenso einfach wie grausam: Sein junger, einst kräftiger Körper, sein starkes Herz, ja selbst sein Verstand, den er kaum mehr zu kontrollieren vermochte – einfach alles in ihm wehrte sich dagegen zu sterben.
Albtraumhafte Visionen huschten durch seinen wunden Geist. Seine Eltern Hand in Hand, blutüberströmt und doch lächelnd, schritten langsam auf ihn zu. Seine Mutter trug die schlafende Asma auf den Armen, deren lockiges langes Haar verkrustet von geronnenem Blut in ihrem Engelsgesicht klebte.
„Hör auf! Hör auf zu denken, hör auf zu kämpfen! So lass mich doch endlich sterben, so wie die, deren Tod ich zu verantworten habe, ich allein!“ Doch niemand erhörte ihn.
Trotz der Seile, die ihn hielten, knickten seine Beine weg, und die eisernen Nägel, die man ihm unter bitterem Hohngelächter durch die Handflächen getrieben hatte, rissen ihm das Fleisch ein. Sein ganzer Körper war eine einzige, lichterloh brennende Wunde.
Endlich, kurz bevor die Schmerzen ihn in den Wahnsinn treiben konnten, begann sich in seinem Kopf eine dunkelblaue Samtdecke auszubreiten und schemenhaft erkannte er das helle Licht, das über sie hinwegleuchtete.
Die Stimmen der beiden Folterknechte zu seinen Füßen, die ihn bewachen sollten, wurden stetig leiser und verschmolzen zu einem fast nicht mehr wahrnehmbaren Murmeln. All sein Sehnen richtete sich auf das helle Schimmern und wäre es ihm noch möglich gewesen, so hätte er jetzt gelächelt. Dieses Licht – dorthin musste er gelangen, dann würde endlich alles vorbei sein!
Plötzlich drang aus der leisen Geräuschkulisse etwas heraus, das selbst seinen gequälten Geist noch zu erreichen vermochte. Der Todesschrei eines Menschen, ein wildes Gurgeln und dann noch etwas: ein lautes Knacken und Reißen, und über all dem lag ein tiefes dunkles Knurren. Er wollte aber nichts mehr hören, wollte, dass keine Schreie mehr an seine Ohren drangen und weg von allem Leid, also wandte er sich erneut dem Licht zu, das ihm jetzt heller erschien als zuvor.
Ein kühler Lufthauch strich über seinen gequälten Körper und er fühlte den Druck sanfter Hände. Seine Schmerzen wurden leichter, sein Körper löste sich von der Erde und flog dem Licht entgegen.
„Halte durch, mein Junge, halte durch! Du hast so lange gekämpft, gib jetzt nicht auf! Lebe, mein Junge, lebe!“
VENETIAN VAMPIRES : DIE RABEN KASTILIENS
Gabriele Ketterl
Roman / Dark Romance
Oldigor Verlag
Covergestaltung: Klaud Design
Venetian Vampires: Band 2
Broschiert, 562 Seiten
November 2014, 16.90 EUR
Toledo, Mai 1608
Angel Cruz Trujillo verdient den Lebensunterhalt für sich und seine kleine Familie, indem er und seine Söldnertruppe Handelsreisende beschützen. Als er im Frühjahr 1608 von einer seiner Reisen zurückkehrt, wütet in Toledo der schwarze Tod. Auf Befehl des Bischofs von Toledo war das Armenviertel abgeriegelt worden und die Menschen darin dem sicheren Tod preisgegeben. Machtlos muss Angel mit ansehen, wie Sarah, seine über alles geliebte junge Frau, vor seinen Augen stirbt. Voller Zorn und Hass richtet Angel ein Blutbad unter den Truppen des Bischofs an, doch die Übermacht ist zu groß. Sterbend wird er zu den Pesttoten vor die Tore der Stadt geworfen.
In der folgenden Nacht erwacht Angel als Unsterblicher. Vittorio, der Anführer der sagenhaften und gefürchteten „Raben Kastiliens“ der Geschöpfe der Nacht, rettete sein Leben. Angel will nur eines – Rache für seine tote Frau und seinen toten Sohn. In der folgenden Nacht stirbt der Bischof von Toledo samt seinen Handlangern und mit ihm der Schrecken, den er verbreitete. Angel beginnt mit Vittorio und den Raben Kastiliens sein Leben im Licht des Mondes.
LESEPROBE
Endlich! Er spürte einen Luftzug, zwar einen rauchigen und sehr leichten, doch immerhin: Luft! Er hatte das andere Ende des Fluchttunnels erreicht, gut verborgen zwischen der Stadtmauer und einem tiefen Wassergraben, überwuchert von wilden Rank¬gewächsen. Behutsam schob Angel die langen, leicht stacheligen Zweige zur Seite. Niemand war zu sehen, alles lag leer und ver¬lassen vor ihm. Er musste sich kurz orientieren, der Tunnel en¬dete nur etwa zweihundert Meter vor seinem Haus. Mit dem letzten brackigen Wasser des Grabens säuberte er sich so gut es ging. Sein vollkommen zerrissenes, einst weißes Hemd zog er aus. Es war nicht mehr zu gebrauchen, konnte ihn aber immer noch verraten. Mit nacktem Oberkörper, nur noch mit seiner Hose und den Stiefeln bekleidet, schlich sich Angel im Schatten der dunklen Häusermauern in seine Straße. Kein Licht wies ihm den Weg, keine menschlichen Stimmen – nur gespenstische Stille empfing ihn auch hier. Angel fror, aber nicht die Kälte der Nacht ließ ihn zittern. Seine aufsteigende Angst begann ihm die letzte noch verbliebene Kraft zu rauben. Als er das Geräusch von Pfer¬dehufen und das knarzende Lärmen eines Fuhrwerks vernahm, duckte er sich tief zwischen zwei Häuser. Entsetzt weiteten sich seine Augen, nur wenige Schritte vor ihm fuhr der Wagen mit den Pesttoten dieser Nacht vorbei. Wahllos übereinander gewor¬fen lagen darauf ausgezehrte Körper. Irgendwo am vorderen Teil des Fuhrwerks baumelte eine kleine Kinderhand aus dem Berg von Toten und Angel musste einen Schrei unterdrücken. Kaum war das Gefährt mit seiner grauenvollen Fracht vorüber, eilte er weiter. Seine anfängliche Vorsicht hatte er aufgegeben, so wie die Obersten offenbar diesen Teil Toledos. Niemand war hier, der ihn hätte sehen können. Wer noch lebte, hatte sich wohl verbarrikadiert.
Rasch erreichte er sein kleines Haus, hoffte tief in seinem Her¬zen, irgendwo einen Lichtschein zu erblicken, doch nur das fahle Mondlicht erleuchtete den winzigen Garten. Ein kleiner Stoff¬löwe, von Estella mühsam genäht, lag achtlos hingeworfen im Gras, auf einem zwischen zwei jungen Bäumchen gespannten Strick hing Kinderwäsche. Als Angel näher trat, sah er, dass sie schon lange dort hängen musste, Asche hatte sich darauf abgela¬gert. Ihm war übel, so schrecklich übel, viel mehr als zuvor in dem Tunnel. Es war eine andere Übelkeit, eine, die aus seinem Herzen kam und ihm langsam und unaufhaltsam die Kehle empor kroch.
Voll unendlicher Angst ging er auf die Holztüre zu, die Benito mit kunstvollen Scharnieren und Verzierungen wunderschön gearbeitet hatte. Seine Hand zitterte, als er gegen die Pforte drückte und sie unverschlossen fand – was würde ihn erwarten? Leise betrat er sein Heim und schloss kurz die Augen, um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Falls Sarah hier war und schlief, wollte er sie keinesfalls erschrecken, noch dazu, weil er aussah, als käme er gerade frisch vom Schlachtfeld.
Langsam schälten sich die Umrisse des Wohnraumes aus dem Dunkel. Niemand war hier, es sah alles ordentlich und aufge¬räumt aus. Ein Trinkbecher stand auf dem Tisch, daneben ein Kinderteller. So als habe jemand vor kurzem ein Kind gefüttert. Sollte doch noch alles gut werden? Zaghaft durchquerte er den Raum, stets bemüht, keine lauten Geräusche zu machen. Die Tür zu ihrem Schlafzimmer war nur angelehnt. Angel steckte den Kopf hinein und da das Licht des Mondes durch ein offenes Fensterchen fiel, erkannte er Sarahs Umrisse unter der dünnen Decke auf dem Bett. Sie schlief und in ihren Armen lag sein kleiner Junge. Freude überflutete ihn und er eilte auf das Bett zu, doch als er dort angelangte und sich niederkniete, um Sarah auf¬zuwecken, bemerkte er das weiße, wächserne Gesicht Juanitos. Er biss sich auf die Lippen, um still zu sein, um die Tränen zu¬rückzuhalten, während er sachte über das eiskalte Köpfchen seines Kindes streichelte. Sarah hielt den toten Jungen fest in den Armen. Panik überflutete ihn aber dann sah er, dass sie lebte. Müh¬sam hob und senkte sich ihre Brust – langsam, viel zu langsam. Liebevoll schob er ihr das wirre, lange Haar aus dem Gesicht. Als er ihre Züge sah und erkannte, wie eingefallen, grau und vom Tode gezeichnet sie war, wusste er, dass er zu spät gekommen war.
„Sarah, meine Liebe, mein Stern, hörst du mich?“ Nur schwer gelang es ihm, seine Stimme annähernd normal klingen zu lassen.
Mehrmals musste er sie ansprechen, ehe sie ihn wahrnahm. End¬lich aber hob sie träge die Lider und ihr Blick fand ihn. Sie erkannte ihn nicht sofort, war viel zu sehr gefangen in einer Welt, die weit weg von der seinen war. Erst als er ihr einen Kuss auf die Wange gab, leuchtete etwas in ihren Augen auf.
„Angel, ich habe gewusst, dass du kommst. Ich wusste, dass du unser Kind retten wirst. Er braucht Arznei, er braucht Hilfe. Jetzt bist du da, alles wird gut. Du bist bei uns.“ Sie versuchte, den Arm zu heben, um ihn zu berühren, aber sie hatte keine Kraft mehr.
Zärtlich nahm er ihre Hand auf und umschloss sie liebevoll mit seinen langen, schlanken Fingern. „Ja, ich bin da. Denkst du denn, ich lasse euch im Stich? Mein Liebling, du weißt doch: Für dich durch die Hölle und wieder zurück!“
Jetzt lächelte sie. „Ja, durch die Hölle und zurück. Mit dir kann ich alles erreichen. Ich habe dich so sehr vermisst. Sieh doch, wie groß dein Sohn schon ist. Er wird dir immer ähnlicher. Stark, schön und wagemutig.“
Alles in Angel krampfte sich zusammen und mit unglaublicher Willenskraft nahm er ihr behutsam das tote Kind aus dem Armen. „Juanito schläft tief und fest, ich lege ihn in sein Bett, damit er morgen bei Kräften ist, wenn wir von hier fortgehen.“
Sarah atmete tief ein, wobei ihr Atem sich heftig rasselnd aus dem Körper quälte. „Fortgehen, ja, das ist gut. Ich habe sie alle um Hilfe gebeten, keiner wollte sie uns gewähren, sie haben mich weggeschickt, Angel. Unsere Freunde haben mich weggeschickt. Ich möchte fort von hier, weit weg. Ich möchte die Sonne sehen.“
Alles in ihm fühlte sich taub an, alles Gefühl schien eingefroren zu sein. Ungelenk und blind vor Tränen legte Angel seinen toten Sohn in das Bettchen, das er vor zwei Jahren selbst gebaut hatte. Sorgsam wickelte er den kleinen Leichnam in eine Kinderdecke und stolperte zurück zu Sarah.
„Möchtest du etwas Wasser? Hast du Durst?“ Irgendetwas musste er doch tun können.
„Nein, ich bin so unendlich müde. Komm zu mir und halt mich fest. Es ist kalt hier, es ist so kalt.“
Angel schob seine Frau ein wenig beiseite und legte sich nah neben sie, bettet ihren Kopf in seinen Arm und streichelte sanft ihr Haar.
„Ich muss schlafen, wenn ich nicht schlafe, habe ich morgen sicher nicht die Kraft um fortzugehen. Jetzt kann ich schlafen. Nun, da ich weiß, dass du wieder bei mir bist.“
Angel zog Sarahs Arm hoch und legte ihn sich über die Brust. Er hielt seine Frau so fest er konnte und begann, ihr von seiner Reise zu erzählen. Er erzählte von weiten Ebenen, von in der Morgen-sonne glitzernden Seen, von wilden Pferden und bunten Vögeln, von blauem Himmel und von der Unendlichkeit der Sierra Ne¬vada. Als er ihr von den weißen Wogen des Meeres erzählte und von Scharen glänzender Fische, spürte er, wie Sarah noch einmal tief Luft holte. Er spürte, wie ihre Hand, leicht wie ein Wind¬hauch, seinen Arm drückte, um dann schwer und bewegungslos auf seine Brust zu sinken. Seine Frau hatte aufgehört zu atmen.
Mit ihrem toten Körper im Arm lag Angel, ohne einen klaren Gedanken fassen zu können, stundenlang da und starrte an die Zimmerdecke. Verloren! Er hatte alles verloren, was ihm lieb und teuer war. Warum? Was hatte er verbrochen, um so grausam bestraft zu werden? In der Ferne vernahm er das Rattern des Leichenkarrens. Sie holten die nächsten Toten. Nein, Sarah und Juanito würden sie nicht bekommen, niemals!
Er legte sich seinen Plan zurecht und wusste, dass er nur aushar¬ren musste. Als der Tag dämmerte, schloss er das Fenster, zog die Vorhänge zu, wusch seine Frau und sein Kind und zog Sarah ihr schönstes Kleid an. Er legte sie und Juanito nebeneinander auf das von ihm frisch bezogene Bett, ging in die kleine Kammer, in der sie ihre Vorräte aufbewahrten, holte sich eine Flasche Wein und betäubte seinen Schmerz ein klein wenig damit.
Niemand verirrte sich im Laufe des Tages auch nur in die Nähe des Hauses niemand störte seine Trauer und er wartete geduldig.
Sobald es dunkel wurde, schlich er aus dem Haus, holte seine Schaufel aus dem kleinen Schuppen, den er extra für sein Pferd und für Werkzeug gebaut hatte und lief zum Friedhof. Dort, unter einem großen Blumenstrauch, hob er das schmale Grab für seine Familie aus. Zuerst trug er Sarah zu ihrer letzten Ruhestätte, dann legte er ihr Juanito in die Arme. Sorgsam umwickelte er die bei¬den mit einer großen Decke, warf einige Hände voll bunter Blü¬tenblätter in das Grab und nachdem er so lange wie möglich von ihnen Abschied genommen hatte, schaufelte er die schwere, dunkle Erde auf die zwei Menschen, die sein Leben gewesen waren. Kein Kreuz würde ihr Grab zieren, nein, Blumen sollten es sein. Er grub einen kleinen Strauch mit duftenden, gelben Knospen aus und pflanzte ihn auf den Erdhügel. Ein letztes Mal legte er beide Hände auf die kühle, feuchte Erde, dann erhob er sich und rannte, ohne sich noch einmal umzusehen, zu seinem Haus.
Es war kurz nach Mitternacht, als er begann, seinen Plan umzu¬setzen. Sie sollten genauso sterben wie seine Familie. Sie sollten genauso leiden wie sie. Bastarde! Sie hatten sein Leben zerstört, nun würde er ihres zerstören. Angel öffnete die schmale Falltüre in der Kammer und fischte seine Waffen heraus. Sein Schwert war edel und scharf geschliffen. Rauls Geschenk würde ihm gute Dienste leisten. Sein Dolch, den er sich während einer der letzten Reisen von einem hervorragenden Waffenschmied gekauft hatte, lag gut in der Hand. Angel zog ein schwarzes Leinenhemd an und eine enge schwarze Reiterhose. Selbst seine Stiefel reinigte er noch. Sie sollten sehen, dass es kein verdreckter Bettler war, der ihre Leben beendete. Er schnallte sich sein Schwert um, steckte den Dolch in die lederne Scheide und trank einen allerletz¬ten Schluck Wein. Er hatte nichts mehr zu verlieren, nur sein Leben – und was war das nun noch wert?
VENETIAN VAMPIRES : GESCHENK DER NACHT
Gabriele Ketterl
Roman / Dark Romance
Oldigor Verlag
Venetian Vampires: Band 3
Broschiert, 530 Seiten
ISBN: 978-3943697629
Juli 2015, 16.90 EUR
11. August 1718
Der junge italienische Offizier Stefano Borello heuert auf einer britischen Fregatte an, um bei der Befreiung seiner Heimat Palermo von den Spaniern zu helfen. Die Allianz um George Byng geht siegreich aus der Seeschlacht vor Capo Passero an der Südspitze Siziliens hervor, doch über 2.500 Menschen sterben. Auch Stefano stürzt schwerst verwundet ins Meer und droht zu ertrinken. Zwei Männer in einem kleinen Fischerboot ziehen ihn aus dem blutroten Mittelmeer. Raffaele de la Porta und Luca de Marco schenken Stefano ein neues Leben – ein Leben als “Kind der Dunkelheit“.
Nur schwer kommt Stefano mit seinem neuen Leben zurecht. Seine Verlobte Giannina fürchtet ihn so sehr, dass er sich aus ihrem Leben zurückzieht und Raffaele und Luca nach Venedig folgt. Doch Stefano ist rast- und ruhelos. Er verlässt Venedig und seine Freunde um über zwei Jahrhunderte ziellos durch die Lande zu ziehen.
LESEPROBE
Neapel, März 1693
Noch niemals war ihr der Weg hinunter zum Strand so weit vorgekommen wie in dieser Nacht. Der Vollmond erleuchtete die Klippen vor Neapel, ließ die mattgrauen Steine in silbernem Licht erstrahlen. Die Flut hatte eingesetzt und die Brandung traf mit brachialer Gewalt auf die mächtigen Felsen, die ihr seit Jahrhunderten trotzten. Sie durfte nicht gesehen werden, musste sich abseits der Wege zum Ufer tasten. Der Nachtwind trug die Gischt bis zu ihr hinauf, überzog die glatten Steine mit einem Film aus Tausenden von Wassertröpfchen. Lucia schlang den wärmenden Umhang fester um ihren schmerzenden Leib, eng geschnürt mit festen Stoffwickeln Wolkenfetzen tanzten über den Himmel, ein Tanz, der sich in ihren wirren Gedanken wiederholte. Schmerz durchzuckte für Sekunden ihren Körper. Ihre Hand tastete nach der Wölbung unter ihrer weiten Kleidung. Das Kind begann sich zu regen, kräftig und unerbittlich.
„Ich bin hier, in dir! Kannst du mich fühlen? Ich habe ein Recht zu leben, hörst du mich?“
Sie hielt sich die Hände vor die Ohren, doch das half nichts. Die Stimme ihres ungeborenen Kindes ließ sich nicht einfach ausschalten. Seit sieben Monaten trug sie das Kind nun unter dem Herzen. Sieben Monate, in denen niemand ihre Schwangerschaft bemerkt hatte. Niemand! Selbst Domenico ahnte nichts. Es war schwer gewesen, es ihm zu verheimlichen, doch es war ihr gelungen. Sie sei krank, hatte sie ihm erzählt, wolle nicht berührt werden. Und dann, ein einziger unbedachter Moment und er hatte die sanfte Wölbung bemerkt, war schier verrückt geworden vor Freude. Ein Kind, sein Kind! Geliebter Domenico! Gerade ihm wollte sie niemals Schmerz zufügen und doch …
Ja, es war sein Kind, aber in seinen Adern würde auch sein Blut fließen. Durch ihre eigene Schuld! Wie hatte sie es nur geschehen lassen können? Seine Augen! Diese Augen, die in die Seele blicken konnten, die alles durchdrangen, die sie in Wärme gehüllt und ihr Sicherheit versprochen hatten. Nein, sie durfte nicht ungerecht sein. Er hielt sein Versprechen, war ihr seither fern geblieben – er war nicht fähig zu lügen. Je näher sie dem Ufer kam, desto kräftiger wehte der Wind. Ihr langes schwarzes Haar löste sich aus dem Knoten am Hinterkopf und fiel ihr in das blasse Gesicht. Nur noch wenige Schritte trennten sie vom Meer. Wieder regte sich das Kind in ihrem Leib. Spürte es, was sie tun wollte? Sie würde mit ihm sterben, würde ihr Kind nicht alleine in den Tod schicken. Wie sehr wünschte sie, dass all dies nicht sein müsste, aber was, wenn das Kind anders wäre, wenn es würde wie er?
Mühsam hielt Lucia sich aufrecht, atmete tief die salzige Luft ein. Noch ein paar Meter.
Sie spürte ihn, ehe sie seine Stimme vernahm, seine Präsenz, seine mächtige Aura. Ein Zittern lief durch ihren Körper, das Kind trat mit aller Kraft gegen ihre Bauchdecke.
„Bleib stehen!“
„Wozu? Ich habe mich von dir losgesagt, du hast keine Macht mehr über mich.“
Er stand neben ihr, ehe sie zu reagieren vermochte.
„Dummes Mädchen! All dies hat mit Macht nichts zu tun. Sieh mich an. Habe ich dir jemals wehgetan?“
Lucia schüttelte schweigend den Kopf.
„Habe ich deine Bitte, nicht mehr zu dir zu kommen, erfüllt?“
Sie konnte nur nicken.
„Wieso willst du dich und das Kind dann töten?“
„Weil ich um deine Kräfte weiß, weil ich dein Blut in meinen Adern hatte, als dieses Kind gezeugt wurde. Durch mich wird das kleine Geschöpf nun ebenfalls dieses Blut in sich tragen. Ich habe Angst! Angst davor, wie es sein könnte.“
Er streckte seine Hand aus und legte sie an ihre Wange. Sachte drehte er ihr Gesicht zu sich. Sein Blick aus diesen leuchtend blauen Augen versank in ihrem.
„Dieses Kind wird stark sein, einen eigenen und festen Willen haben. Es wird Domenicos Sanftheit, dein Temperament und, ja, es wird auch ein wenig von mir in sich tragen. Und es wird leben!“
Lucia riss sich mit aller ihr zur Verfügung stehenden Kraft von ihm los. „Das darfst du nicht von mir fordern. Wie soll ich ein Kind zur Welt bringen, das zu einem Teil ein …“
„Dieser Teil sei meine Sorge! Ich bedauere es wahrlich, denn selten war mir ein menschliches Wesen so lieb und teuer wie du es warst, nein, es immer noch bist. Doch du hast keine Wahl! Dieses Kind wird leben! Hörst du mich? Sieh mich an.“
Dieses Mal war seine Hand unerbittlich. Seine langen, schlanken Finger schlossen sich um ihr Kinn und sein Blick hielt den ihren fest.
„Lucia, du wirst weder dich noch dieses Kind töten. Hörst du mich?“
Sein Geist drang tief in Lucias Bewusstsein, schaltete ihr eigenes Denken aus, nahm ihr die Angst und hüllte sie in einen Kokon aus Wärme.
„Sprich, Weib! Was wird geschehen?“
„Das Kind wird leben, ich werde Domenicos Sohn zur Welt bringen.“
„Du wirst mich hier und heute das letzte Mal sehen. Ich werde nie wieder in dein Leben zurückkehren. Doch dieses Kind wird Erinnerungen in dir wachrufen, die ich nicht verhindern kann. Sei stark, Lucia. Ich weiß, wie stark du sein kannst!“
Sie sah in sein überirdisch schönes Gesicht, das so kühl und ernst war wie immer und wusste, dass alles so geschehen würde, wie er es von ihr forderte. Niemand konnte sich ihm widersetzen. Vielleicht würde die Natur ihren Weg gehen und das Schicksal über Leben und Tod entscheiden?
Er seufzte leise und runzelte verärgert die Stirn. „Lucia, Weib, ich bin das Schicksal, wann wirst du das verstehen?“ Sachte schob er sie ein wenig von sich, sein Blick wanderte hinunter zu ihrem Bauch, seine Hand strich sanft über die kaum sichtbare Wölbung unter ihrem Kleid. „Er wird stark werden, und du wirst Kraft brauchen, um die Geburt zu überstehen. Ein letztes Mal kann ich dir heute diese Kraft geben.“
Lucia spürte sein Handgelenk an ihren Lippen, ehe sie ihm hätte antworten können. Sie konnte und wollte sich nicht wehren, schluckte gierig, so wie sie es schon früher getan hatte. Als er sich nach einem allerletzten Kuss auf ihre Wange zurückzog, fühlte sie die Kälte, bedauerte, dass es vorüber war.
„Lebe wohl, meine Schöne! Du wirst einen wundervollen Sohn zur Welt bringen!“
Sie erhaschte einen letzten Blick auf seine blauschwarze Haarflut und seine beeindruckende Silhouette, bevor er für immer in der Nacht verschwand.
Zu der Vampir-Trilogie gibt es hier eine Prologstory: klick
Und hier finden die Leser einen Trailer zur Trilogie: klick
Als Nächstes möchte ich den Vampirroman NACHWANDERER von Norma Feye vorstellen:
NACHTWANDERER
Norma Feye
Roman / Dark Romance
Oldigor Verlag
Taschenbuch, 284 Seiten
Oktober 2014, 13.90 EUR
Eines Nachts werden die beiden Sanitäter Nuala Baron und Cedric Fagan mit ihrem Rettungswagen zu einem Leichenfund gerufen. Was zunächst wie ein Routineeinsatz aussieht, wird für die junge Nuala zum Beginn einer Reise in eine geheimnisvolle, dunkle Welt jenseits des Dubliner Alltags. Eine uralte Fehde zwischen Vampiren tobt dort, und sehr schnell findet Nuala heraus, dass nicht nur ihr charismatischer Partner und Freund Cedric tief in den Kampf zwischen Gut und Böse verstrickt ist, sondern auch ihre eigene Familie.
LESEPROBE
Dichter Nebel hängt in den Straßen, jener Nebel, für den London gleichermaßen berühmt wie berüchtigt ist.
Dorian Hershley lenkt das Auto mit größter Vorsicht, denn obwohl der Nebel, der das Licht der Scheinwerfer wie eine weiße Wand reflektiert, für seine feinen Sinne kein Hindernis ist, fühlt er sich unbehaglich.
Hätte sein Herr nicht von ihm gefordert, hinunter in die Hafengegend zu fahren, wäre Dorian niemals auf den Gedanken gekommen, ausgerechnet jetzt hierherzukommen. Aber wenn sein strahlender Herr ihm befiehlt, dann gehorcht Dorian, wie es seit jeher Brauch ist für einen Novizen, der noch nicht einmal einen richtigen Namen hat.
„Links herum.” Die Stimme seines Herrn schwingt irgendwo zwischen leichtem Ärger und Belustigung, und Dorian schämt sich, den Weg nicht allein gefunden zu haben. Schließlich will er seinem Herrn gefallen.
Groß und bedrohlich schält sich schließlich der Umriss eines alten Hauses aus dem weißen Dunst, und Dorian steuert darauf zu. Direkt vor der ausgetretenen Steintreppe, die zu einer großen, dunklen Tür hinaufführt, hält er den Wagen an. Er stellt den Motor ab und beeilt sich, um das Fahrzeug herum zu laufen, um seinem Herrn die Wagentür aufzuhalten.
In respektvollem Abstand steigt er hinter der hochgewachsenen Gestalt seines Meisters die Stufen empor, schafft es aber dennoch, vor diesem die Tür zu erreichen, um sie für ihn zu öffnen.
Ein dunkles Treppenhaus schließt sich gleich hinter der Eingangstür an, nur vom spärlichen Licht einiger trüber Straßenlaternen vor dem Haus beleuchtet. Das Holz der Stufen ist so alt, dass Dorian unweigerlich auf das Ächzen der Treppe wartet, als sein Herr den Fuß darauf setzt. Gleichzeitig weiß er, dass das Holz keinen Laut von sich geben wird, denn immer und überall bewegt sich sein Meister vollkommen geräuschlos. So, wie es alle tun, die wie er sind.
Bis hinauf unter das Dach folgt Dorian seinem Herrn, und dort einen langen Korridor entlang, der vor einer großen Flügeltür mit rötlich schimmernden Glasscheiben endet. Eifrig will er seinem Meister auch diese Tür aufhalten, doch eine schnelle Handbewegung seines Herrn lässt ihn zurückbleiben. Dieser öffnet die Tür eigenhändig und tritt ein. Das Murmeln zahlreicher Stimmen, das schon draußen auf dem Korridor zu hören gewesen ist, verstummt augenblicklich. Die Köpfe aller im Raum Anwesenden wenden sich dem Eingang zu.
Dorian kann das respektvolle, aber auch furchtsame Schweigen deutlich hören. Der Junge lächelt, denn er versteht diese Reaktion sehr wohl.
Es ist nicht nur die imposante Erscheinung seines Herren, mit dem kurzen Haar, das leuchtet wie pures Gold, der Haut, die sich kaum von der Farbe seines Haares unterscheidet und den Augen, die nicht nur die Farbe von Eis haben, sondern auch ebenso kalt wirken. Es ist in erster Linie seine Herrschaft über den mächtigsten und gefährlichsten Zirkel Englands und die kalte Kompromisslosigkeit, mit der er diese erreicht hat.
Schnell, und möglichst ohne aufzufallen, huscht Dorian an seinem Meister vorbei und sucht sich einen Platz abseits der Versammelten.
Viele, die über eine wichtige Position im Zirkel seines Herrn verfügen, sind hier. Ebenso zahlreich sind die Führer anderer mächtiger Zirkel erschienen. Dorian erkennt Herren aus Liverpool, Leeds und Birmingham. Weiter aus dem Norden die Herren aus Glasgow und Aberdeen, und noch einige andere, die er aber nicht genau zuordnen kann. Sie alle sind mit mehreren Vertrauten angereist, wie es sich für einen Zirkelherren gehört.
Fast erscheint es wie Spott und Hohn, dass ausgerechnet sein Herr, der der mächtigste unter ihnen ist, mit nur einem Begleiter, und dann auch noch einem noch namenlosen Schüler, erschienen ist. Dorian weiß, dass es auch genau das sein soll.
Unbehaglich zieht er sich noch ein wenig weiter in die Ecke zurück, die er sich als Platz ausgesucht hat.
„Guten Abend, meine Freunde”, grüßt sein Herr mit weicher Stimme, die in der herrschenden Stille trotz ihrer Sanftheit bedrohlich klingt.
„Beridumár.”
Dorian kann die Beklemmung spüren, mit der die anderen Zirkelherren den Namen seines Meisters aussprechen.
Beridumár lächelt zufrieden. Seine Bestätigung als uneingeschränkter Herr über alle Zirkel Englands kann er in der unterschwelligen Furcht der Anwesenden spüren, die wie ein dünner Nebel den Raum erfüllt.
Langsam nimmt Beridumár auf dem einzigen noch freien Stuhl am Kopfende des langen Tisches Platz, an dem die Zirkelherren sitzen. Im düsteren Licht einiger Kerzen sind ihre Gesichter noch gut zu sehen, während all ihre Begleiter, die schweigend entlang der Wände stehen, nur dunkle Schemen sind. Es würde ihm keine Mühe machen, auch sie deutlich zu sehen, doch dafür sind sie ihm zu uninteressant. Er richtet seine Aufmerksamkeit auf die Männer und wenigen Frauen, die am Tisch vor ihm sitzen und ihn in abwartendem Schweigen anschauen. Sie alle kennen den Grund ihrer Versammlung, somit kann er sich lange Vorreden sparen.
„In wenigen Tagen”, beginnt er unvermittelt, „ist es wieder einmal so weit, über den Status von Ancharfúlia zu verhandeln. Ich halte die Zeit für gekommen, die Bedeutung dieses Landes für die Assúralach’avúr vollkommen neu zu definieren.”
Das erstaunte Murmeln, das seinen Worten folgt, hat Beridumár bereits erwartet. Er macht eine angemessene Pause, dann fährt er fort: „Lange genug ist uns verboten gewesen, dort so zu leben, wie es unsere Art ist.”
Es ist schließlich der Zirkelherr aus Glasgow, der als Erster seine Überraschung überwindet. „Was schwebt dir vor?” Mehr wagt er nicht zu sagen.
„Ich werde Ancharfúlia für uns öffnen.“
Herrschte bis jetzt schon Stille, so wird aus ihr bei diesen Worten abgrundtiefes Schweigen. Erstaunen, Unglaube und Fassungslosigkeit ergreifen die Anwesenden wie eine Flutwelle.
„Wir werden bei den Verhandlungen lediglich den Grundstein für diese Entwicklung legen können“, räumt Beridumár lächelnd ein, amüsiert von den verschiedenen Emotionen, die auf ihn einströmen. „Danach muss sich alles andere über die Zeit entwickeln. Es ist nur noch eine Frage weniger Monate, maximal eines Jahres, bis der Pachái des großen Schutzhauses Linnassúr stirbt, denn er ist alt und schwach. Wer immer an seine Stelle tritt, hält das Schicksal aller anderen Häuser – und damit auch das des Landes selbst – in Händen. Gelingt es uns, die Nachfolge so zu manipulieren, dass der neue Pachái uns wohlgesonnen ist, ist in spätestens vierzig Jahren, bei den nächsten Verhandlungen, der Weg nach Ancharfúlia frei.”
„Die besten Aussichten auf die Nachfolge hat Fiona Finnaghan”, sagt der Zirkelherr aus Liverpool, „und es ist kein Geheimnis, dass sie uns verabscheut.”
„Auch, wenn sie die besten Aussichten hat”, meint Beridumár, „gibt es immer Wege, diese zu ändern.”
„Wie soll das geschehen?”, will der Zirkelherr aus Manchester wissen.
Als sei diese Frage ein Stichwort gewesen, öffnet sich die große Flügeltür und ein Mann tritt ein. Kaum, dass die Anwesenden ihn erkennen, senkt sich unbehagliches, furchtsames Schweigen über den Raum.
Auch Dorian in seiner Ecke kriecht unwillkürlich ein wenig in sich zusammen.
Wenn alle Versammelten Beridumár Respekt entgegenbringen, wenngleich dieser auf Furcht gegründet ist, so betrachten sie den Neuankömmling mit nackter Angst.
Tométonet.
Beridumárs finsterer Schatten.
Besser kann man die Konstellation zwischen den beiden Männern kaum beschreiben. So golden strahlend, wie Beridumár erscheint, so dunkel und schwarz ist Tométonet.
Die Zirkelherren beginnen zu ahnen, welchen Plan Beridumár verfolgt.
Tométonet ist sein Vertrauter, seine rechte Hand – und sein Henker. Wie viele er schon auf Geheiß Beridumárs getötet hat, weiß niemand zu sagen.
Lautlos, wie sein fafóil-Name es schon beschreibt, stellt sich Beridumárs finsterer Diener hinter dessen Stuhl.
„Ist deine Frage damit beantwortet?”, erkundigt sich Beridumár.
Der Zirkelherr nickt stumm.
„Nach Fiona Finnaghan ist es Chantal de Vry, die die besten Chancen auf die Position des Pachái hat”, erklärt Beridumár, amüsiert über die plötzliche Angst in den Gesichtern der Versammelten. „Sie lebt zwar unter den Assúralach’fénum, eigentlich gehört sie jedoch zu uns.”
Wieder ertönt erstauntes Murmeln.
„Und davon weiß niemand dort?”, wundert sich der Zirkelherr aus Aberdeen. „Unter unserer Art ist es schwer, solch ein Geheimnis zu hüten.”
„Wenn es gelungen ist”, fragt der Herr aus Leeds, „diese Frau zur Pachái des Hauses Linnassúr zu machen, wie geht dein Plan dann weiter?”
Beridumár lächelt hintergründig. „Linnassúr ist das Schutzhaus Ancharfúlias“, erinnert er die Anwesenden lächelnd, „und sein Pachái hat Einfluss auf die Wahl der Pachaél aller anderen Häuser. Wenn in vierzig Jahren die nächsten Verhandlungen über Ancharfúlia anstehen, wird Chantal de Vry dafür gesorgt haben, dass so viele Pachaél auf unserer Seite sind, dass das Tabu nicht länger bestehen kann.”
„Wie willst du solche Pachaél finden?“, erkundigt sich jemand. „Die Dunklen Häuser Ancharfúlias sind doch viel zu begierig darauf, das Tabu zu erhalten.“
„Oh, wir bringen sie mit den Jahren ins Land“, erklärt Beridumár geduldig. „Wenn das wachsame Auge des Schutzhauses immer mehr einschlummert, wird das kein Problem mehr sein.“
„Und auch dafür wird Chantal de Vry sorgen?“, erkundigt sich der Herr aus Leeds.
Beridumár nickt nur.
„Ein großer Plan“, räumt der Herr aus Leeds ein.
„Aber du zweifelst an seinem Gelingen?”, erkundigt sich Beridumár.
Der Zirkelherr von Leeds schweigt, doch sein Gesicht und seine Emotionen verraten ihn, so sehr er sich auch bemüht, seine Gedanken zu verbergen.
Beridumárs Geste ist leicht, fast spielerisch, als wolle er nur eine lästige Fliege verscheuchen, dennoch ist ihre Bedeutung folgenschwer.
Ein ersticktes Geräusch klingt dumpf durch den Raum, dann sinkt der Herr von Leeds stumm vornüber auf den Tisch. Ein kleines, dunkles Loch prangt in seiner Schläfe.
Mit Unbehagen schauen alle zu Tométonet, der gerade eine Pistole mit Schalldämpfer wieder unter seiner Jacke verschwinden lässt.
Einige Männer aus der Abordnung von Leeds lösen sich von ihren Plätzen entlang der Wände, doch ein einziger Blick von Tométonet reicht aus, sie schreckensbleich wieder zurückweichen zu lassen.
Beridumár erhebt sich unverhofft von seinem Stuhl.
„Ihr seid nun informiert, meine Freunde”, sagt er abschließend, „und könnt euch entsprechend vorbereiten. Übermorgen werde ich zu den Verhandlungen reisen.”
Dorian springt auf und beeilt sich, seinem Herrn die Tür zu öffnen. Als nach Beridumár auch Tométonet an ihm vorbei hinaus auf den Korridor geht, meint er, tatsächlich einen kalten Lufthauch zu spüren, der dem dunklen Mann folgt.
Eine Besonderheit unter den Vampirromanen bietet die IMMORTAL BLOOD-Dilogie von Sophie Oliver. Die Autorin bietet keinen klassischen „Nackenbeißer“ eine Bühne, sondern „Zeitjägern“, Vampiren, die durch die Lebenszeit ihrer Opfer unsterblich sind.
IMMORTAL BLOOD I
Sophie Oliver
Roman / Paranormale Romance
Oldigor Verlag
Covergestaltung: Klaud Design
Taschenbuch, 248 Seiten
ISBN: 978-3958150911
April 2015, 13.90 EUR
Was würdest du tun, um unsterblich zu werden?
Was würdest du geben, um frei zu sein?
Vor die Wahl gestellt, zögert Emmaline Grant nicht lange.
Sie opfert ihr Leben, ihre Freunde und ihre Prinzipien. Dafür wird sie Teil einer geheimen Bruderschaft, die seit Urzeiten Sündern den Tod bringt. Die Kinder Kains nähren sich von der Lebenszeit ihrer Opfer und auch Emmaline wird zu einer tödlichen Jägerin.
Und zu einer Kämpferin – für ihre Freiheit, ihre Zukunft und ihre Liebe.
LESEPROBE
1900, London, England
Es hatte angefangen, in dem Moment, als Jacob aus Indien heimgekehrt war. Ohne Vorwarnung. Ohne Anlass. Ohne Sinn. Schnell hatte Emmaline verstanden, was er von ihr erwartete. Unbedingten Gehorsam. Unterordnung. Die umgehende Erfüllung all seiner Wünsche – und keinerlei Fragen.
Bei gesellschaftlichen Ereignissen hatte sie die schöne Ehefrau an seiner Seite zu geben.
Ihr neues Zuhause, das edel renovierte Stadthaus in Mayfair, war für sie ein Albtraum.
Seit seinem Ausscheiden aus der Armee ging er keiner Beschäftigung mehr nach, das große Vermögen seiner Frau erlaubte ihm das. Er schlief bis in den Nachmittag hinein, die Abende verbrachte er in seinem Herrenclub, die Nächte in den Bordellen und Opiumhöhlen der Stadt.
Emmalines Geld, welches nun das seine war, rann ihm geradezu durch die Finger. Er verprasste es mit Pferdewetten, Kartenspielen, Drogen und Prostituierten. Die Wut nach einem verlorenen Spiel ließ er an seiner Frau aus. Wenn er morgens nach Hause kam, suchte er regelmäßig Emmalines Schlafzimmer auf und nahm sich, was er wollte. Am liebsten war es ihm, wenn sie sich wehrte.
Aber er schlug sie niemals ins Gesicht, schließlich konnte man eine gebrochene Rippe viel besser kaschieren, als eine gebrochene Nase. Eine Verbrennung durch eine auf der Innenseite der Oberschenkel ausgedrückte Zigarre war wesentlich unauffälliger, als eine geplatzte Lippe, ein Tritt in den Bauch mindestens genauso wirkungsvoll wie ein blaues Auge.
Mit der Zeit ließ Emmaline die Vergewaltigungen und Misshandlungen stumm über sich ergehen, um seinen Zorn nicht unnötig zu reizen. Sie stellte sich vor, dass sie tot wäre. Sie wusch die blutigen Laken heimlich, aus Scham vor ihren Dienstboten und aus demselben Grund bemühte sie sich nicht zu schreien, wenn er ihr wehtat. Der Ekel, den sie anfangs vor ihm empfunden hatte, erschien ihr geradezu kindisch im Vergleich zu dem Horror, der nun von ihr Besitz ergriff, wenn sie seine Schritte auf der Treppe hörte.
In den sechs Monaten seit seiner Rückkehr, hatte sich ihr Leben in eine Hölle verwandelt, aus der es kein Entrinnen gab, keine Hilfe und keine Hoffnung. Jacob war ein begnadeter Schauspieler, der es nach außen hin perfekt verstand, den liebevollen Ehemann zu heucheln. Bei den wenigen Gelegenheiten, die Emmaline alleine mit ihren Freunden gestattet waren, versuchte sie sich nichts anmerken zu lassen, aber sie wusste nicht, wie lange sie den Schein noch wahren konnte.
„Du wirst mich nicht bloßstellen, ist das klar?“ Jacobs Hand umklammerte schmerzhaft Emmalines Oberarm, als sie gerade dabei war, aus der Kutsche zu steigen. „Du wirst lächeln. Und du wirst mich ansehen, wie eine Frau den Mann ansieht, den sie liebt. Und du wirst so tun, als ob du dich amüsierst! Verstanden?“
Emmaline nickte. Sie waren bei einem von Jacobs Freunden aus dem Club eingeladen, einem ebenso reichen wie schwergewichtigen Bankier und Kunstsammler, bereits weit jenseits der siebzig, der seit dem frühen Tod seiner Frau oft und gerne Gäste bei sich hatte, um sich nicht einsam zu fühlen.
„Alastair!“ Jacobs Stimme klang etwas zu fröhlich. „Vielen Dank für die Einladung! Ich hoffe, du hast genügend von deinem schottischen Whiskey im Haus!“
„Natürlich, Jacob. Emmaline.“ Alastair beugte sich über Emmalines Hand, ohne diese mit den Lippen zu berühren. „Wie schön, dass Sie kommen konnten. Ich freue mich sehr, dass Sie hier sind.“ Seine warmen, freundlichen Augen zwinkerten ihr zu. „Keine Angst, ich habe nicht nur die langweiligen, alten Knaben aus dem Club eingeladen, sondern auch einen etwas weniger angestaubten Gesprächspartner für Sie.“ Er führte sie in den Salon seines Stadthauses. Die anderen Gäste waren bereits versammelt und standen in Grüppchen in dem weitläufigen Raum, dessen breite Flügeltüren den Blick auf den spätsommerlichen Garten freigaben.
Es war ein warmer Abend, die Türen standen offen und der Salon war erfüllt vom Duft der Rosen, die die Terrasse umsäumten und sich über schmiedeeiserne Bögen rankten. Emmaline atmete tief ein und genoss einen Augenblick lang den Blick auf den mit Rosen überwachsenen Pavillon. Die Blumen waren allesamt blutrot, aber im Dämmerlicht wirkten sie wie aus schwarzer Tinte.
Hinter sich hörte sie das leise Gemurmel der Gäste, auch Jacob war in ein Gespräch vertieft und so wagte sie es, auf die weitläufige Terrasse hinauszutreten. Sie folgte dem Geplätscher eines Brunnens, der an einer schattigen Ecke am Ende des Hauses untergebracht war, bis sie vor dem steinernen Bassin stand.
Wenn sie den Kopf etwas reckte, konnte sie zurück in das Innere des Salons sehen und Jacob, wie er am Kamin stand und auf sein Gegenüber einredete.
Er würde ihr Fehlen sicherlich nicht bemerken, nicht für die nächsten Minuten. So lange hatte sie beschlossen, würde sie es sich erlauben, von der Gesellschaft fernzubleiben.
Sie setzte sich auf den Rand des Brunnens und sah hinein. Das Becken war nicht tief und das Wasser, welches ohne großen Druck aus dem eisernen Drachenkopf an der Wand gespuckt wurde, fiel nicht weit.
Ich bin tot, dachte sie. Früher oder später wird er mich umbringen. Aber vielleicht könnte ich schneller sein und ihn zuerst töten? Was habe ich zu verlieren? Alles, was ich in meiner Ehe erfahre, sind Schmerzen und Demütigung und eigentlich ist es an der Zeit, mich zu wehren. Ich weiß, dass ich es tun kann. Ich war einmal eine starke Frau und das werde ich auch wieder sein. Er soll bluten. Und er soll die Schmerzen fühlen, die er mir zugefügt hat. Ich hasse ihn!
Nicht zum ersten Mal hatte sie derartige Gedanken, aber dieser stille Moment hatte ihr die bisher fehlende Entschlossenheit geschenkt. Sie würde Jacob töten.
Emmaline streckte eine Hand nach vorne, um den kühlen Wasserstrahl aufzufangen, als sie eine Stimme hinter sich hörte.
„Darf ich Ihnen eine Münze geben, damit Sie Ihrem Wunsch mehr Nachdruck verleihen können?“ Die Stimme klang warm und tief und Emmaline erschrak so sehr, dass ihre andere Hand vom Rand des Brunnens rutschte und sie den Halt verlor.
Bevor sie fallen konnte, spürte sie, wie sich zwei Arme um sie legten und sie ruckartig nach hinten zogen.
Als ihre Füße wieder festen Boden unter sich hatten, fuhr sie herum und fragte atemlos: „Habe ich etwa laut gesprochen?“
„Wäre das so fatal?“ Grüne Augen betrachteten sie amüsiert.
„Ja“, sagte Emmaline leise und sah erschrocken hinüber zum Fenster des Salons. Jacob unterhielt sich noch immer mit demselben Gentleman. Sie schauerte. „Das wäre mehr als schlimm.“
„Keine Sorge, Sie waren stumm wie ein Fisch. Ich hatte nur angenommen, als Sie da so auf dem Brunnenrand saßen, dass Sie fest an einen Wunsch denken. Ist es nicht gemeinhin das, was man an einem Wunschbrunnen macht?“ Der Fremde hielt sie immer noch um ihre Taille, während er sprach, und sie trat hastig einen Schritt zurück.
„Das ist aber kein Wunschbrunnen. Und ich habe auch keine Wünsche.“
Er lachte. „Was für ein Unsinn, jeder hat Wünsche! Wenn Sie wunschlos wären, wären Sie wahrscheinlich der glücklichste Mensch auf Erden!“
„Oder der unglücklichste.“
„Auch aus der schlimmsten Not gibt es immer einen Ausweg.“
Anstelle einer Antwort schenkte sie ihm ein trauriges Lächeln und machte einen weiteren Schritt auf die offene Verandatür zu.
„Warten Sie!“ Auch er trat etwas nach vorne, sodass sich der Abstand zwischen ihnen wieder verringerte.
„Was wäre, wenn ich Ihnen Ihren Wunsch erfüllen könnte?“ Seine Stimme klang leicht und unbeschwert. „Ich bin mir absolut sicher, dass Sie einen brennenden Wunsch in Ihrem Herzen tragen.“
Sie betrachtete ihn genauer. Er war groß und muskulös, wie ein Athlet, mit schwarzen Haaren, die nach hinten gekämmt waren, und den Blick auf sein Gesicht freigaben. Emmaline schüttelte verwundert den Kopf. Es war wohl das schönste Gesicht, das sie je an einem Menschen gesehen hatte. Trotz des spärlichen Lichts leuchteten seine Augen in einem intensiven Grün, durchzogen von goldenen Funken, die wie ein Feuer strahlten. Seine Haut war glatt und makellos, die Nase gerade und seine Wangenknochen markant. Sie konnte sich nicht entscheiden, ob ihr Blick auf seinen Augen oder seinem Mund verweilen sollte. Auch jetzt, obwohl er sie wartend ansah, waren seine Mundwinkel leicht zu einem ironischen Lächeln angehoben. Emmaline hörte, wie sich die Gäste im Haus langsam auf den Weg zu der gedeckten Tafel machten. Sie musste so schnell es ging hinein, um mit Jacob zu Tisch zu gehen. Wenn sie nicht an seiner Seite stand, wenn er sich umdrehte, würde er ihr wahrscheinlich zu Hause den Arm brechen. Sie war diese ständige Angst so leid. Es musste einfach ein Ende haben! Trotz und Kampfgeist stiegen in ihr auf, als sie den Kopf hob, um dem Fremden in die Augen sehen zu können.
„Sie haben vollkommen Recht. Ich habe einen Wunsch und für seine Erfüllung würde ich alles tun. Dafür würde ich sogar sterben!“
Er beugte sich zu ihr hinunter, sodass sie den Hauch seines Atems an ihrer Schläfe spürte. „Sterben? Würden Sie dieses Leben dafür aufgeben?“
„Da wir hier ein rein hypothetisches Gespräch fernab jeglicher Realität führen, kann ich Ihnen auch gerne diese seltsame Frage beantworten. Mein Leben scheint mir ein angemessener Preis dafür zu sein, meinen Wunsch wahr werden zu lassen und ich würde ihn mit Freuden bezahlen, denn in meinem Leben gibt es nichts, was dem Tod vorzuziehen wäre.“ Damit drehte sie sich um und lief rasch hinein.
Jacob hatte offenbar nichts von ihrem Verschwinden bemerkt. Emmaline war erleichtert, für den Moment.
Als er sie zu Tisch führte, kam ihnen Alastair entgegen. „Darf ich euch einen meiner engsten Freunde vorstellen? Ich kenne ihn schon eine halbe Ewigkeit und dachte mir, er wäre der perfekte Tischherr, um Emmaline zu unterhalten. Nachdem Sie letztes Mal stundenlang den ermüdenden Ausführungen des greisen Paul Wetherly geduldig gelauscht haben, hatte ich dieses Mal doch ein schlechtes Gewissen, ihn wieder auf den Platz neben Sie zu setzen, meine Liebe.“ Er lächelte und trat ein Stück beiseite, um den Blick auf den hinter ihm stehenden Gast freizugeben.
„Das wäre wirklich nicht nötig gewesen.“ Jacobs eisige Stimme ließ Emmaline vermuten, dass nicht Alastair, sondern sie dafür später zur Rechenschaft gezogen werden würde, denn neben dem Gastgeber stand der beinahe schmerzhaft schöne Unbekannte und lächelte sie freundlich an.
Flehend sah sie zu ihm auf, Jacob durfte nicht bemerken, dass sie sich bereits kennengelernt hatten, alleine und unbeaufsichtigt, fernab von der Gesellschaft.
„Jacob, Emmaline, das ist Nathaniel Turner. Nathaniel, Lord und Lady Grant“, stellte Alastair sie einander vor.
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IMMORTAL BLOOD II
Sophie Oliver
Roman / Paranormale Romance
Oldigor Verlag
Covergestaltung: Klaud Design
Taschenbuch, 280 Seiten
Juni 2015, 13.90 EUR
Angekommen in der Gegenwart kehrt Emmaline nach Edinburgh zurück.
Sie WILL kämpfen – um Nathaniels Liebe zurückzugewinnen.
Und sie MUSS kämpfen – gegen einen Verräter, der die Existenz der Bruderschaft bedroht.
Doch nichts ist, wie es scheint.
Obwohl Emmaline aus ihren Fehlern gelernt hat, erkennt sie erst spät, wem sie wirklich vertrauen kann. Vielleicht zu spät, um die zu retten, die sie liebt.
LESEPROBE
Die Räumlichkeiten, die Victor und Georgianna Emmaline zur Verfügung gestellt hatten, waren mehr als angenehm. Sie befanden sich in einem großen unterirdischen Komplex aus Apartments, modern möbliert und hell durch Tageslichtlampen. Es machte ihr nichts aus, dass alles fensterlos war, im Gegenteil, sie fühlte sich geborgen hier.
Sie ging in ihr Badezimmer und duschte kurz, schlüpfte in Jeans und ein schwarzes Top und band das Haar zu einem Pferdeschwanz. Im Hinausgehen griff sie nach ihrer Jacke.
Früher hätten Adam und Emmaline freiwillig nicht einen Fuß in die Hafengegend gesetzt, aber in den letzten Jahren hatte man dort alles saniert und nun waren aus den Spelunken und Bordellen von einst Restaurants und Bars geworden. Eine beliebte Gegend, um abends auszugehen, sauber und chic, anders als zu den Zeiten, als man hier um sein Leben oder zumindest um seine Geldbörse fürchten musste.
Sie betraten einen kleinen Pub neben dem Kanal und setzten sich an einen freien Tisch. Zwei Seiten des schmalen Raumes waren verspiegelt, sodass die Bar großzügiger wirkte, als sie eigentlich war.
»Was möchtest du trinken? Du bist eingeladen.«
»Das ist nicht nötig, Adam, ich kann für mich selbst bezahlen.«
»Das weiß ich. Aber ich bestehe darauf. Ich mag vielleicht modern aussehen, aber im Herzen bin ich noch immer ein alter Gentleman.«
»Wenn das so ist, nehme ich einen Gin Tonic, bitte.«
Sie sah zu, wie er sich den Weg zum Tresen bahnte und wenig später mit zwei Gläsern zurückkam. Auch er trug Jeans, dazu ein T-Shirt, das Jackett hatte er über die Lehne seines Stuhles gehängt. Sein Haar war noch immer etwas feucht, offensichtlich hatte auch er nach dem Training geduscht, und obwohl er versucht hatte, es aus dem Gesicht zu kämmen, fielen ihm einige widerspenstige Strähnen in die Stirn. Für die anderen Gäste sahen sie aus wie ein attraktives, junges Paar.
»Wie gefährlich ist er, was denkst du?«, fragte Emmaline, nachdem sie einen Schluck getrunken hatte.
»Ich weiß nicht. Die Situation ist auch für mich neu. Ehrlich gesagt habe ich noch nie davon gehört, dass ein Zeitjäger einen anderen töten will. Ist das überhaupt möglich?«
Sie dachte an Massimo und nur für den Bruchteil einer Sekunde trat ein grausames Glitzern in ihre Augen. »Natürlich, wieso nicht? Wir bezeichnen uns zwar gerne als unsterblich, aber das sind wir nicht einmal halbwegs.«
»Auf alle Fälle sind wir zäher als die Sterblichen. Was mir etwas Sorge bereitet, sind Victors neue Anweisungen. Erst heißt es, man spielt nicht mit dem Essen und nun sollen wir genau das tun.«
»Adam!« Emmaline schüttelte strafend den Kopf, musste aber dabei lachen. »Diese Ausdrucksweise! So spricht man nicht darüber! – Aber ich weiß, was du meinst. Mir ist nicht klar, wie wir vorgehen wollen. Wie sollen wir sie dazu bringen, sich zu wehren? Dadurch wird alles viel unberechenbarer. Wir müssen vorsichtig sein. Mit Ilaria hat es in Rom immer sehr gut geklappt, wir haben uns perfekt ergänzt. Diejenige, die jagte, gab die Anweisungen, die andere hielt ihr den Rücken frei und passte auf.«
»Dann werden wir es auch so machen. Es wird schon funktionieren. Noch einen?« Er sah fragend auf ihr leeres Glas.
Nach dem dritten Long Drink wagte Emmaline es, Adam endlich die Frage zu stellen, die sie am meisten interessierte. »Was ist zwischen dir und Nathaniel vorgefallen, dass du ihn so hasst?«
»Ich hasse ihn doch nicht!« Er schien ehrlich betroffen zu sein. »Hat er das behauptet?«
»Natürlich nicht! Das ist nur der Eindruck, den ich hatte.«
»Wahrscheinlich konnte man das annehmen, so wie ich mich verhielt. Die Wahrheit ist, Nathaniel war schon immer privilegierter als ich, obwohl wir aus den gleichen gesellschaftlichen Kreisen stammten. Wir kannten uns schon in unserem wirklichen Leben, vor vielen Jahren. Ihm fiel alles in den Schoß, er war überall beliebt, alles gelang ihm – es flog ihm einfach zu. Dann wurden wir beide zur selben Zeit Jäger. Von da an schien er noch besser, stärker und erfolgreicher zu werden und ich war zerfressen von Neid. Als er dich schließlich als seine Braut mit nach Hause brachte, war für mich das Maß voll. Er hatte alles und ich hatte nichts. Ich wollte sein Glück zerstören.« Er stand auf und holte zwei neue Getränke von der Bar.
»Und weiter?«
»Nichts weiter.« Er lächelte bitter. »Das ist die ganze Geschichte. Ein kleiner, verwöhnter Junge, der eifersüchtig ist auf einen noch verwöhnteren Jungen.«
»Und jetzt? Ist das noch immer so?«
»Nein. Irgendwann hat auch bei mir die Weisheit des Alters eingesetzt und mir wurde klar, dass es völlig unwichtig ist, was Nathaniel hat, kann oder tut. Was für mich zählt, ist mein eigener Weg, den ich alleine gehen muss. Ich habe meinen Frieden mit mir geschlossen, Emmaline. Und ich hoffe, dass auch du mir diese Gunst irgendwann erweisen kannst.«
»Mach dir keine Sorgen, Bruder, ich bin nicht böse auf dich. Wir haben alle Fehler gemacht, für die wir bezahlen mussten. Da bin ich weiß Gott keine Ausnahme. Ich freue mich mit dir, wenn du erkannt hast, was richtig und was falsch ist.«
»Scheint so, als hätte nicht nur ich mich verändert. Du bist auch nicht mehr dieselbe wie früher.«
»Natürlich nicht.«
»Wie war deine Zeit in Rom?«
Emmaline zögerte. Wie viel sollte sie preisgeben? Wahrscheinlich wusste er von Daniele, immerhin hatte Georgianna ihn damals kennengelernt.
»Es war wunderschön dort«, antwortete sie etwas wehmütig. »Ich war zum ersten Mal in meinem Leben richtig frei – und das in einer der beeindruckendsten Städte der Welt. In Ilaria hatte ich eine Freundin gefunden, das Jagen war einfach und es lohnte sich. Dann lernte ich meinen Mann kennen. Das …«
»Moment, bitte«, unterbrach er sie. »Hast du gerade gesagt, deinen Mann?«
»Ich dachte, du hättest davon gehört. Georgianna wusste es.« Emmaline biss sich auf die Zunge.
Er grinste, wohl wissend, gerade Dinge von Emmaline zu erfahren, die sie ihm sonst wahrscheinlich nicht erzählt hätte. »Victor und Georgianna sind sehr diskret, sobald es um Freunde oder Privates geht. Sie würden nie etwas ausplaudern, wenn es nicht absolut notwendig ist.«
»Oh.«
Er verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich zurück, »Also bitte, ich höre.«
»Sein Name war Daniele, wir heirateten während des letzten, großen Krieges. Ich verbrachte mit ihm glückliche Jahre. Jetzt ist er tot.«
»Er war ein Sterblicher? Erstaunlich«, sagte Adam, »ich dachte wirklich, du könntest niemand anderen lieben, als Nathaniel.«
»Findest du, das ist jetzt die richtige Bemerkung?«
Er hob eine Augenbraue. »Tut mir leid, das muss am Getränk liegen.«
»Oder daran, dass du ein Idiot bist!«
»Emmaline, ich habe mich doch entschuldigt. Würdest du es noch mal tun?«
»Was? Dich einen Idioten nennen? Jederzeit!«
»Einen Sterblichen heiraten, meine ich, obwohl du weißt, wie es enden wird?«
»Ich würde mich immer wieder für den Mann entscheiden, den ich liebe. Egal wer oder was er ist. Und auch wenn du es nicht verstehen kannst, ich hätte alles für Daniele getan. Er ist von mir gegangen und ich lebe weiter. Das ist das Schicksal der Zeitjäger, das wissen wir alle.«
»Und was ist mit Nathaniel?«
»Nathaniel – egal was passiert, mein Herz wird immer nur ihm gehören. Das Wichtigste für mich ist, zu wissen, dass es ihm gut geht. Deshalb muss ich ihn finden. Vielleicht will er mich nicht mehr, das könnte ich verstehen. Dann soll er es mir sagen und mich wegschicken. Aber ich werde erst dann zur Ruhe kommen, wenn ich weiß, dass er lebt.«
Adam verdrehte theatralisch die Augen. »Das ist ja geradezu selbstlos, Schwester! Kaum zu glauben!«
»Glaub, was du willst. Auch das habe ich gelernt – kümmere dich nicht darum, was andere über dich denken!«
»Na gut. Weise gesprochen, darauf trinke ich.« Er hob sein Glas und sie stießen an.
Als Emmaline aufsah, bemerkte sie plötzlich die farblose Gestalt, die die Bar betrat. Ihre Knöchel traten weiß hervor, während sie ihr Glas fest umklammert hielt. Der Mann war groß, muskulös und gut aussehend. Auf den ersten Blick. Auf den zweiten Blick dachte Emmaline, sie hätte noch nie etwas so Abstoßendes gesehen. Er war nur oberflächlich attraktiv. Sie konnte hinter seine Maske sehen und was sie dort fand, widerte sie an.
Adam hatte sofort verstanden und nahm Emmaline das Glas aus der Hand, bevor sie es zerbrach. Vorsichtig bog er ihre Finger auseinander und verschränkte seine Hand mit der ihren. »Emmaline, sieh mich an.«
Sie reagierte nicht und starrte weiterhin auf den Fremden.
»Ist es der Große an der Bar, der in dem schwarzen Hemd? Emmaline, hör auf, ihn anzustarren und sieh mich an!« Mit zwei Fingern drehte er ihr Gesicht zu sich.
»Adam«, flüsterte sie, »er ist ein Vergewaltiger!«
Seine Finger lagen immer noch an ihrer Wange, damit sie ihren Kopf nicht wieder wegdrehen konnte, während er versuchte, sie zu beruhigen. »Er ist ein Sünder, wie all die anderen. Sonst hätte er es nicht verdient zu sterben. Wir werden jetzt nach Hause gehen!«
»Nein! Ich muss doch …«
»Du musst heute gar nichts. Victors Anweisungen waren eindeutig, wir haben frei. Er wird morgen auch noch da sein. Du weißt doch, wenn du sie erst einmal gesehen hast, begegnen sie dir immer wieder, so lange, bis du sie erlegst. Wir haben getrunken, Emmaline, und jetzt werden wir gehen. Morgen kommen wir zurück, ich verspreche es.«
Sie wusste, dass er Recht hatte, auch wenn sie sich darüber wunderte, derartig überlegte Worte aus dem Mund des Hitzkopfs zu hören, der Adam einmal war. Anscheinend hatte er sich tatsächlich verändert.
»Entschuldige bitte. Natürlich ist das jetzt keine gute Idee. Es ist nur – dieser Kerl ist so schlecht, dass ich mich beinahe darauf freue, wenn er sich wehrt.«
Emmaline war der Appetit auf einen weiteren Drink vergangen, deshalb verließen sie den Pub. Die Nachtluft tat gut. Sie vertrieb den Unmut aus ihren Gedanken und machte sie wieder ruhig.
Adam winkte nach einem Taxi und sie fuhren gemeinsam zurück zur Royal Mile. In der Nähe der High Street, an einer kleinen Gasse, in der sich ein verborgener Eingang zur unterirdischen Stadt befand, stiegen sie aus. Adam bat den Fahrer zu warten und begleitete Emmaline zu der Tür, die wie eine gewöhnliche Wohnungstür aussah.
Sie schloss auf und drehte sich noch einmal zu ihm um. »Danke, Adam, für den Abend und dafür, dass du mich zurückgehalten hast.«
»Gern geschehen.« Unschlüssig blickte er sie an. »Ich muss dir noch etwas sagen.«
»Ja? Was denn?«
»Ich habe kein romantisches Interesse an dir, Emmaline.«
»Wie bitte?«
»Ich meine, ich wollte sagen, dass ich in dir wirklich nur eine Schwester sehe. Du weißt schon.« Er wirkte verlegen.
»Etwas anderes hätte ich auch nicht vermutet.«
»Gut. Ich wollte es nur ansprechen, damit klar ist, woran wir sind und damit nichts zwischen uns steht, wo wir ab jetzt zusammenarbeiten werden. Verstehst du?«
»Dann hätten wir das ja geklärt. Gute Nacht, Adam.«
Sie sah nicht mehr, wie er zurück zum Taxi ging und sich mit der Hand gegen die Stirn schlug. »Ich Idiot!«, flüsterte er ärgerlich vor sich hin.
Auch VALENTINE von Inka-Gabriela Schmidt bietet einen romantischen Vampirplot:
VALENTINE
Inka-Gabriela Schmidt
Roman / Paranormale Romance
Oldigor Verlag
Taschenbuch, 300 Seiten
ISBN: 978-3-9814764-3
April 2012, 12.90 EUR
An einer geheimnisvollen Kultstätte im Schatten des Kölner Doms haben Vampire ein Massaker an einer Gruppe junger Leute angerichtet. Als Maurice den Ort des Grauens aufsucht, begegnet er Valentine, einer sehr attraktiven jungen Frau. Die beiden verlieben sich, nicht ahnend, wie verfeindet ihre Familien miteinander sind. Valentine ist eine Vampirin, Maurice der Sohn eines berüchtigten Vampirjägers. Als Valentine davon erfährt, fühlt sie sich von Maurice verraten. Findet das Paar dennoch einen Weg, die Liebe zueinander zu retten? Eine spannende Liebesgeschichte vor der Kulisse des Kölner Doms.
In der SOMMERMOND-Dilogie von Tanya Carpenter verquickt die Autorin auf romantische Weise gekonnt Vampir- und Werwolfcharakter zu einer neuen Einheit.
SOMMERMOND 1: IM ZEICHEN DES SOMMERMONDES
Tanya Carpenter
Roman / Paranormale Romance
Oldigor Verlag
Covergrafik: Klaud Design
Covergestaltung: Klaud Design
Taschenbuch
Oktober 2014
Band 1 der SOMMERMOND-Dilogie
Livia – die Jägerin, und Asgard – der Sucher. Eine Werwölfin und ein Vampir, deren Wege sich durch Zufall kreuzen. Doch gemeinsam scheint es ihnen bestimmt, den jahrhundertelangen Zwist ihrer beider Arten zu beenden, indem sie zu den Ursprüngen zurückkehren und die Wahrheit ans Licht bringen. Dabei schwebt das ungleiche Paar in höchster Lebensgefahr, denn andere Jägerinnen der Lupus Garou sind ihnen auf den Fersen, und auch der Lord von Sacre Nuit hat seine Häscher bereits ausgesandt.
Eine einzigartige Liebe, die Raum und Zeit überwindet - ein Schicksal, das mehr als nur zwei Herzen wieder miteinander vereint.
LESEPROBE
Unverhofft, und ohne zu überlegen, machte er einen Schritt nach vorn und gab damit zum ersten Mal seine Deckung auf. Die Vampirkriegerin hielt in ihrem Training inne und blickte überrascht in seine Richtung, wo er – noch immer mit tropfnassem Fell – am Rande der Lichtung stand und sie anblickte.
So standen sie: Ein Werwolf und eine Vampirin, und sahen einander zum ersten Mal direkt in die Augen. Wie oft hatte er sie nun heimlich beobachtet und sich Träumen hingegeben, in denen er ihr den Hof machte und mit geistreichen Worten ein strahlendes Lächeln auf ihre Lippen zauberte. Heute zeigte er sich ihr und bangte, wie sie auf ihn reagieren würde.
Der Kampfstab in ihrer Hand konnte mit einem einzigen Schlag, geführt von ihrer geübten Hand, seinen Schädel zertrümmern oder ihm das Rückgrat brechen. Dessen war er sich bewusst, doch etwas sagte ihm, dass sie ihm ebenso wenig Schaden zufügen wollte, wie er ihr.
Als sie weder einen Schritt auf ihn zutrat, noch floh, wagte er es, sich ihr weiter zu nähern. Zu seiner Überraschung legte sie den Stab nieder, ließ sich auf die Knie sinken und streckte ihre Hand nach ihm aus. Eine Einladung, der er nicht zu widerstehen vermochte.
Mit gesenktem Haupt und halb geschlossenen Lidern trat er an sie heran. Als ihre Finger seinen schlanken Leib berührten, fuhr ein Beben durch seine Glieder und raubte ihm sekundenlang den Atem. Er ließ sich in diese Empfindung fallen, presste seinen Kopf an ihren Körper, schmiegte die Schnauze zwischen ihre Brüste und atmete ihren Duft, der ihn stärker berauschte, als jeder Wein. Unbedacht leckte er sich über die Lefzen, erhaschte dabei einen Tropfen salzigen Schweißes von ihrer Haut und fühlte, wie sie unter der Berührung seiner Zunge bebte.
Sie fürchtete sich nicht, obwohl er ihr nun leicht die Kehle hätte aufreißen oder sie verschlingen können. Stattdessen schmiegte sie ihre Wange an seinen Nacken, zog ihn noch fester an sich und ließ ihre Hände streichelnd durch sein nasses Fell gleiten.
„Ich wusste, dass du kommst“, hauchte sie. Ihre Stimme klang so viel weicher als zuvor. „Ich sah deinen Schatten. So viele Male. Mein schöner, dunkler Prinz.“
SOMMERMOND 2: IM SCHATTEN DES SOMMERMONDES
Tanya Carpenter
Roman / Paranormale Romance
Oldigor Verlag
Covergrafik: Klaud Design
Covergestaltung: Klaud Design
Taschenbuch
Oktober 2014
Band 2 der SOMMERMOND-Dilogie
Livia und Asgard sind durch das Zeittor gereist, um die Intrige gegen Roga und Santuin aufzuhalten.
Während sich Asgard der Häscher-Garde von Sacre Nuit anschließt, wird Livia in den Kreis des Lykaner-Clans MacFist auf Drumrig Castle aufgenommen. Beide müssen erkennen, dass Seelenbande oft stärker sind als Zeit und Raum und Intrigen an jeder Ecke lauern.
Freund und Feind sind kaum mehr voneinander zu unterscheiden. Dabei läuft ihnen allmählich die Zeit davon, denn die Hitze des Sommermondes ist nah und ihre Gegner haben längst noch nicht alle Trümpfe ausgespielt.
Kann ihre Liebe stärker sein als alle Widrigkeiten und am Ende selbst den Tod überwinden?
Zu dieser spannenden und romantischen Dilogie habe ich die Autorin natürlich befragt:
A.B.: Liebe Tanya, ich freue mich, mal wieder mit Dir über neue Projekte zu sprechen. Im Oldigor-Verlag ist jüngst der erste Band Deiner SOMMERMOND-Dilogie erschienen: IM ZEICHEN DES SOMMERMONDES. War das Projekt gleich als Zweiteiler geplant?
T.C.: Nein, ursprünglich war ein Einzelroman vorgesehen mit dem ich mich – zugegeben – anfangs auch sehr schwer getan habe. Ich wurde mit den Figuren nicht warm, die Handlung erschloss sich mir in ihrer Logik nicht, da fehlte einfach was, es war nicht rund. Irgendwann ist dann der Knoten geplatzt und von da an gab es kein Halten mehr. Als ich dann fertig war, habe ich gemerkt, dass ich das geplante Zeichenlimit weit überschritten hatte. Da der Story aber mit rigoroser Kürzung wenig gedient gewesen wäre, haben der Verlag und ich uns entschlossen, eine Dilogie daraus zu machen. Dafür bin ich Oldigor sehr dankbar.
A.B.: Was erwartet die Leser in den beiden Bänden?
T.C.: Es geht um die große, allesüberspannende Liebe und die Gefahren, denen sie sich manchmal stellen muss. Vor allem dann, wenn andere ihr nicht wohlgesonnen sind. Im Grunde sind es zwei separate Stränge – der von Livia uns Asgard und der von Roga und Santuin. Beides Mal ist es die ungewöhnliche Verbindung zwischen Werwolf und Vampir. Durch ein schreckliches Unglück wird Anfang des 18. Jahrhunderts ein Krieg zwischen den beiden Arten ausgelöst, der auch auf die Menschen Auswirkungen hat, weil sich die geplanten Bündnisse der Vampire und Werwölfe im Hinblick auf den Act of Union zerschlagen. In der entscheidenden Nacht herrscht ein glutroter Sommermond und dieser zeigt fortan in jedem Jahrhundert wiederum die Zeit an, in der eine Umkehr der Ereignisse möglich wäre. Livia uns Asgard begeben sich dreihundert Jahre später auf die Reise und versuchen, das Unglück zu verhindern, damit die Gerechtigkeit und die Liebe den Sieg davontragen. Band 1 spielt dabei noch überwiegend in der Gegenwart, während Band 2 nahezu ausschließlich im Schottland des 18. Jahrhunderts spielt.
A.B.: In der SOMMERMOND-Dilogie geht es sowohl um Vampire als auch um Werwölfe. Was hat ich an der Mixtur gereizt?
T.C.: Ich mag beide Arten sehr gern und die Vermischung dieser Spezies in einer Story ist ja inzwischen auch ein beliebtes Element. Fast immer besteht eine Feindschaft zwischen ihnen, aber selten gibt es eine befriedigende Erklärung dafür. Es ist ganz einfach so und diese Tatsache hat der Leser/Zuschauer hinzunehmen. Man steht auf unterschiedlichen Seiten oder die eine ist der anderen überlegen. Ich wollte gerne eine Konfrontation auf Augenhöhe haben und auch die Möglichkeiten einer Verbindung der beiden Arten aufzeigen. Also habe ich genau mit diesen Aspekten gespielt und ich hoffe, der Leser findet es ebenso reizvoll wie ich.
A.B.: Welche Charaktere liegen Dir besonders am Herzen – und warum?
T.C.: Ich liebe Santuin. Er ist eigentlich das Zentrum des Ganzen. Jedenfalls sehe ich ihn so. Stark und gleichzeitig verletzlich, einerseits Opfer, andererseits aber auch derjenige, der die Umkehr des Dramas überhaupt erst möglich macht. Das verleiht ihm eine starke Position und einen vielschichtigen Charakter. Außerdem mag ich Murdock und Cordova. Asgard hat sich am meisten weiterentwickelt wie ich finde, während Livia sich selbst von Anfang bis Ende treu bleibt. Auch Roga ist sehr stark und mutig, bereit den Widrigkeiten, die auf sie unweigerlich zukommen, die Stirn zu bieten. Es ist wirklich schwer, sich zwischen all diesen Chars zu entscheiden, aber wenn ich einen einzigen wählen müsste, würde ich wohl Santuin nehmen.
A.B.: Wie kamst Du auf die Idee zu diesem Stoff?
T.C.: Sie flog mich auf einer Zugfahrt von der Leipziger Buchmesse nach Hause praktisch an. Es war März, kalt, überall noch Schneereste. Auf dem letzten Stück der Bahnstrecke fiel mir auf, dass mich ein Typ beobachtete, auf den die Beschreibung passt, die Livia für den Sucher im Zugabteil gibt. Als ich Zuhause ankam und mit meinem damaligen Seelenhund Merlin noch schnell im Dunkeln eine Gassirunde durch den Wald drehte, spann ich den Faden weiter. Was, wenn das ein Vampir wäre und er mir gefolgt war? Und ich – in Begleitung meines Wolfes – in Wahrheit eine Werwölfin wäre. Wir begegnen uns mit Misstrauen – Sucher und Jägerin. Verfeindet aufgrund des Systems, das – wie uns beiden bewusst ist – seit langem krankt. Aber warum tut es das? Außerdem scheint uns etwas zu verbinden, ein Schicksal – eine Bestimmung. Von solchen Dingen weiß ein Sucher mehr als eine Jägerin. Ob er es mir erzählt? Und mich überzeugen kann? Ich führte einsam in der Stille der spätabendlichen Natur den Dialog zwischen den beiden Figuren, die mir freundlicherweise auch gleich ihre Namen mitteilten, und er prägte sich mir so tief ein, dass mir klar war, daraus musste ich einen Roman entwickeln. So fing alles an.
A.B.: Was ist für Dich das Besondere an der Dilogie?
T.C.: Wie ich schon erwähnte, greift es einen altbekannten Konflikt auf und bewertet ihn völlig neu. Hinzu kommen noch die Dolmenwächter, die ich erstmals ja in meiner „Ruf des Blutes“ – Serie eingeführt habe. Im Sommermond haben sie aber einen ganz anderen Status und Charakter. Auch das ist etwas, das ich gerne mache. Eine Spezies unterschiedlich darzustellen und nicht immer dieselben Klischees für sie zu verwenden. Natürlich verleiht auch der reale Bezug zur schottischen Geschichte und dem Act of Union dem Ganzen eine besondere Note, aber der Kern ist die Macht der Liebe und dass sie Zeit und Tod überwinden kann. Diese Botschaft und die Art, wie beide Paare ihre besondere Beziehung leben, ist für mich das eigentlich Besondere am Sommermond.
A.B.: Hast Du streng nach Expo geschrieben oder hat sich die Handlung recht frei entwickelt?
T.C.: Ich schreibe selten bis nie streng nach Expo. Das würde mich zu sehr einengen und den kreativen Fluss bremsen. Gerade bei Sommermond habe ich anfangs die Erfahrung ja gemacht, dass es nicht so recht ans Laufen kam. Da ist es dann besonders wichtig, ruhig zu bleiben, den Dingen ihren Lauf zu lassen und sich nicht selbst noch mehr Druck zu machen. Auch hier nochmal ein großes Dankeschön an den Verlag, der mich auch hierin unterstützt hat und da sehr flexibel mit umgegangen ist.
Natürlich behalte ich die geplante Handlung bei einem Projekt immer im Auge und orientiere mich grob an ihr, denn der Verlag soll ja das bekommen, was er eingekauft hat. Aber ich lasse den Charakteren und der Geschichte selbst auch ihren Willen sich natürlich zu entwickeln. Das ist sehr spannend und gibt – zumindest für mein Empfinden – der Handlung mehr Tiefe und Authentizität.
A.B.: Hattest Du irgendwelche Vorgaben vom Verlag oder völlig freie Hand?
T.C.: Ich habe in der Tat den Luxus genießen dürfen, völlig freie Hand zu haben. Das ist durchaus nicht selbstverständlich und ich weiß das sehr zu schätzen.
A.B.: Wie gestaltete sich die Zusammenarbeit mit dem Lektorat?
T.C.: Einfach perfekt. Die Schwächen, offenen Fragen und Logikbrüche wurden klar benannt bzw. aufgezeigt und mir freie Hand gelassen, wie ich diese Stellen bereinigen wollte. Da kam kein Dogma von oben herab, sondern eine Begründung, warum hier und da etwas beim Lesen fehlte oder nicht ganz nachvollziehbar war. Die Überarbeitung hat Spaß gemacht und ich hatte am Ende das Gefühl, dass die Story erst jetzt richtig rund ist.
A.B.: Da ich den Stoff schon kenne, sehe ich mich jetzt schon in der Lage die Frage zu stellen: Die SOMMERMOND-Dilogie hat ein Ende, das eine Fortsetzung möglich machen würde. Sollten die Leser nach weiteren Bänden verlangen, wärest Du offen dafür?
T.C.: Ja, ich könnte es mir vorstellen, wobei ich zugebe, dass ich mir erstmal Gedanken darüber machen müsste, in welche Richtung das gehen sollte. Welche Chars ich mit welchem Abenteuer in den Fokus rücken würde oder was ggf. noch schiefgehen könnte. Ich denke, da könnten auch die Dolmenwächter z.B. ein Zünglein an der Waage werden und den Zeitstrahl nochmal mächtig durcheinanderbringen.
A.B.: Sind weitere Titel von Dir bei Oldigor geplant?
T.C.: Ja durchaus und ich bereite auch gerade wieder neue Expos vor, die dort angeboten werden sollen. Ich finde die Zusammenarbeit sehr angenehm und der Verlag bemüht sich um seine Autoren und die erschienenen Titel. Ich will hier aber noch nicht zu viel verraten, weil da einiges derzeit hinter den Kulissen in Vorbereitung ist. *hehe*
A.B.: Wie gefallen Dir die Cover der Romane, die Kloud Design gezaubert hat?
T.C.: Ich finde sie sehr ansprechend. Es hat mich gefreut, dass ich ein kleines Mitspracherecht dabei hatte, also Vorschläge machen durfte, welche Elemente auf die Cover sollten. So kommen beide Protagonisten und ihre „übersinnliche Natur“ zum Zuge. Hammermäßig finde ich die Schrift. Die hat mich total begeistert. Und ein bisschen verliebt bin ich in den Kerl auf Cover 1 schon. *hehe*
A.B.: Die Bände erscheinen sowohl als Print, wie auch als eBook. Ist es für Dich als Autorin ein Unterschied (vom Empfinden her) ob Deine Texte in Print oder als eBook publizierst werden?
T.C.: Mir persönlich sind Prints immer lieber. Also als Leserin. Ich halte lieber ein Buch in Händen. Außerdem ist es für Lesungen natürlich von Vorteil, einen Print dabeizuhaben, den die Leute auch anfassen und ansehen können. Aber die Branche entwickelt sich und ebooks sind heute selbstverständlich. Ich denke, die künftigen Generationen von Lesern werden einfach immer mehr in die Digitalisierung reinwachsen, weil sie damit großwerden. Früher hat man Vinyl-Platten aufgelegt, heute läuft jeder nur noch mit MP3-Player durch die Gegend. Ähnlich ist es einfach auch mit den Büchern. Ich hoffe, dass die Prints nicht gänzlich verschwinden, aber es ist wohl zu erwarten, dass sich mit den künftigen Lesern das ebook mehr und mehr durchsetzen wird und ich denke, davor darf sich kein Autor verschließen. Es hat beides Vor- und Nachteile, man sollte beides nutzen, um seine Zielgruppen zu erreichen und es den Lesern überlassen, ob sie lieber digital lesen wollen oder Papier in der Hand halten.
Auch CODENAME NIKE von Annika Dick beschreitet neue Wege. Der Roman wartet mit einem Plot jenseits der Mainstream-Pfade auf.
CODENAME NIKE
Annika Dick
Roman / Vampirroman
Oldigor Verlag
Covergestaltung: Klaud Design
250 Seiten
ISBN: 978-3-945016-35
August 2014, 13.90 EUR
Ein missglücktes Genprojekt der Einrichtung OLYMPUS ließ Soldaten vor Jahrzehnten zu Vampiren werden. Vor etwa zwanzig Jahren wurde die kleine Nike als Erste in einem weiteren Genprojekt operiert, um gegen diese Vampire kämpfen zu können. Nun muss sie nicht nur feststellen, dass sie selbst sich in eines der Monster verwandelt, die sie jagt, sondern auch, dass Wahrheit und Lüge in ihrem Leben nicht eindeutig sind.
Thanos versteckt sich vor OLYMPUS, die ihn vor Jahrzehnten zu einem Elitesoldaten machen wollten – und dabei zu einem Vampir machten. Er hat genug damit zu tun, Morde aufzuklären, die von seinesgleichen begangen wurden und kein Interesse daran, Nike in irgendeiner Weise zu helfen, oder sie bei sich aufzunehmen. Er ist sich sicher, weder der gemeinsame Feind, noch der Duft ihres Blutes, könnten ihn umstimmen.
LESEPROBE
Kapitel 4
Sie hatte Geräusche gehört, ein Brummen, Schritte, ein Piepsen. Nike war still geworden, hatte gewartet, doch nichts geschah. Noch immer stand sie still und starr da.
Da. Schritte. Mehrere Personen, die sich näherten. Stimmen, sehr gedämpft. Sie konnte sie hören, aber keine Worte ausmachen. Sie mussten flüstern oder der Raum, in dem sie sich befand, war isoliert. Nike konnte es nicht ausschließen. Die Schritte kamen näher und sie machte sich bereit. Eine Chance. Wenn die Tür aufging, hatte sie nur eine Chance. Sie musste sie nutzen. Leben und Tod hingen davon ab. Sie würde nicht durch einen Vrykólakas sterben.
Die Tür öffnete sich, Licht strömte in den kleinen Raum, blendete sie, doch Nike brauchte ihre Augen nicht. Sie schloss sie, um das Brennen zu unterdrücken, während sie mit einem Satz nach vorn sprang. Sie schrie, als sie auf den Vrykólakas prallte, und grub ihre Nägel in seinen Schultern. Eine der ersten Lektionen, die sie gelernt hatte: Wenn man kein Messer mehr hatte, waren lange Fingernägel die nächsteffektive Waffe. Immerhin konnte sie einem Vrykólakas damit noch die Augen auskratzen, wenn sie sein Gesicht erreichte. Genau das hatte sie jetzt vor, doch ihr Angriff wurde abgefangen, als sei sie nicht mehr als ein kleines Kind. Es schien ihn überhaupt keine Kraft zu kosten, ihre Handgelenke zu packen und sie einmal um die eigene Achse zu drehen. Ihre Arme waren über vor ihrer Brust gekreuzt, ihr Rücken an seine Brust gepresst. Sie versuchte, ihn zu treten, doch er wich ihrem Stiefel gekonnt aus.
»Wenn du damit aufhörst, können wir reden«, knurrte er in ihr Ohr.
Nike öffnete vorsichtig die Augen und versuchte, ein Blinzeln zu unterdrücken. Es war so schrecklich hell. Ihre Augen hätten sich längst wieder an das Licht gewöhnen sollen. Verdammt, diese Erkältung ging ihr auf die Nerven. Seit Wochen brannten ihre Augen bei direktem Lichteinfall.
»Ich rede nicht mit Abschaum«, zischte sie und versuchte erneut, sich zu befreien. Sein Griff wurde nur fester, erbarmungsloser. Nun blinzelte sie doch, versuchte, ihre Umgebung sehen zu können. Was für ein Licht hatte der Vrykólakas nur in seinem Haus installiert? Ein Klick und es wurde stockfinster. Nikes Kopf fuhr in die Richtung herum, aus der das Geräusch des Lichtschalters gekommen war. Der Mensch stand da und sah sie aufmerksam an.
»Bitte, lass uns reden«, sagte er ruhig.
Nike verstand noch immer nicht, was er hier tat. Das alles war doch Wahnsinn. Vielleicht hatte sie Fieber und träumte?
»Worüber reden?«, fragte sie ihn und versuchte noch einmal, den Vrykólakas, der sie festhielt, gegen das Schienbein zu treten. Sie traf, aber er ließ sie nicht los. Stattdessen drückte er sie fester an sich und knurrte erneut neben ihrem Ohr.
»Süß«, lachte jemand hinter dem Menschen.
Nike wurde schlecht. Noch ein Vrykólakas. War das hier ein Nest? Die Panik, von der sie glaubte, sie habe sie in dem kleinen, engen Raum zurückgelassen, überkam sie mit erneuter Wucht.
»Beruhig dich endlich«, knurrte der Vrykólakas hinter ihr.
Beruhigen? Das Monster musste den Verstand verloren haben. Sie war in der Schlangengrube gelandet und sollte sich beruhigen? Sie wartete nur darauf, seine Zähne in ihrem Hals zu fühlen und zu sterben.
»Vielleicht tut sie das, wenn du sie loslässt?« Der Mensch zuckte mit den Schultern und Nike konnte sich den Blick, den der Vrykólakas ihm zuwarf, deutlich vorstellen. Sie selbst sah ihn fassungslos an. Er glaubte wirklich, der Kerl würde sie einfach so loslassen?
Mit einem Seufzen tat er allerdings genau das, nun, zumindest lockerte er seinen Griff ein wenig.
»Du kannst nirgendwo hin. Wenn du versuchst zu fliehen, kommst du sofort wieder in den Abstellraum, verstanden?« Damit ließ er sie tatsächlich los.
Nike stolperte einige Schritte von ihm weg, brachte den Küchentisch zwischen sie beide und blickte sich um.
»Du wirst hier keine Waffen finden, die du benutzen kannst«, erklärte der Vrykólakas beinahe ruhig. Er lehnte sich mit der Hüfte gegen eine Küchenzeile und verschränkte die Arme vor der Brust. »Du wolltest mit ihr reden. Bitte, rede«, sagte er an den Menschen gewandt.
Jetzt, Mensch neben Vrykólakas, waren die Unterschiede zwischen ihnen so klar zu erkennen, wie sie es für Nike noch nie zuvor gewesen waren – und wie sie es für keinen gewöhnlichen Menschen je sein würden. Alles, was ein Mensch erkannt hätte, wäre ein muskulöser, wütender Mann gewesen. Doch Nike sah mehr. Sie roch und hörte mehr. Seine Pupillen reagierten nicht menschlich auf das Licht, sie glichen denen einer Katze. Sein Puls ging langsam und zeugte von seinem unmenschlichen Wesen. Wie ein quälend ruhiger Rhythmus drang sein Herzschlag an ihr Ohr, bis das Rauschen ihres eigenen Blutes ihn verdrängte. Seine Haut war entsetzlich kalt. Nicht auf eine Art, als könne er sich wieder aufwärmen, sondern auf endgültige Weise.
Nike ließ den Vrykólakas nicht aus den Augen. Sie wollte gewappnet sein, wenn er sie angriff. Der Mensch kam in ihr Sichtfeld. Nike warf ihm nur einen kurzen Blick zu. Er war die kleinste Bedrohung hier. Er war nur wenig größer als sie, schlank und leicht auszumanövrieren, wenn es drauf ankam.
»Mein Name ist Adam Miller«, stellte er sich vor. »Bis vor zwei Monaten habe ich selbst bei OLYMPUS gearbeitet. Als Arzt. Ich weiß über beide Projekte Bescheid und ich kann dir alle Fragen beantworten, die du hast.«
Nike schnaubte und sah ihn ungläubig an. »Meine einzige Frage ist, weshalb sich ein Mensch bei diesen Bestien aufhält.«
Adam zögerte und überlegte sich seine Antwort offenbar genau. »Weil ich die Wahrheit über beide Projekte kenne. Ich weiß, was damals wirklich geschehen ist.«
»Die Soldaten haben den Verstand verloren und sind zu Monstern geworden, jeder weiß das«, konterte Nike.
»Sie sind keine Monster. Sie sind genau wie du, sie …«
»Ich. Bin. Nicht. Wie. Sie.«
Adam trat einen Schritt zurück, als habe Nikes Wut ihn getroffen. Er hob abwehrend die Hände. »Sie sind Menschen, sie haben ihren Verstand behalten, sie sind keine Tiere, nicht so, wie OLYMPUS es uns gerne glauben machen würde. Du jagst Menschen, weil OLYMPUS die Fehler vertuschen will, die sie bei ihren Experimenten begangen haben. Weil sie nicht wollen, dass herauskommt, was sie ihren eigenen Leuten angetan haben.«
Nike schüttelte nur den Kopf.
Adam atmete tief durch und sah hilfesuchend zu dem Vrykólakas. Dieser rollte mit den Augen, ließ sich dann aber doch dazu herab, Nike anzusprechen.
»Du weißt, weswegen wir erschaffen wurden?«
Sie nickte knapp. OLYMPUS war ein Projekt der Alliierten gewesen, mit dem sie nach dem Zweiten Weltkrieg hatten verhindern wollen, dass etwas Ähnliches je wieder geschehen konnte. Elitesoldaten hatten mögliche Tyrannen und Diktatoren ausschalten sollen, bevor sie zu mächtig werden konnten. Aber es war gewaltig schief gegangen.
»Und du weißt, dass wir anfingen, nicht wie gewünscht auf die Behandlungen zu reagieren? Dass wir allergisch gegen Sonnenlicht wurden, keine Lebensmittel mehr vertrugen und schließlich nur noch Blut trinken konnten?«
»Das ihr Monster wurdet? Ja, das weiß ich.«
Er ignorierte sie und fuhr fort. Er erzählte ihr, wie es gewesen war, als die Nebenwirkungen bei ihnen eingesetzt hatten, wie die ersten von ihnen noch bei OLYMPUS Hilfe gesucht hatten, nur um nie wieder zu ihren Kameraden zurückzukehren und wie sie schließlich von dem Befehl erfuhren, dass sie alle getötet werden sollten. Während er sprach, stellten sich Nikes Nackenhaare auf. Der zweite Vrykólakas näherte sich ihr kontinuierlich, schlich hinter ihr herum wie eine Katze, die einer Maus vor ihrem Loch auflauerte.
»Wir sind geflohen und haben uns versteckt. Wir lebten jahrelang wie Hunde. Wir haben als Obdachlose unter Brücken gelebt, in Abrisshäusern, überall da, wo wir uns für einen Tag vor OLYMPUS sicher fühlten.« Verachtung und Wut schwangen in der Stimme des größeren Vrykólakas mit.
Noch immer schlich der zweite Vrykólakas um ihren Rücken herum. Nikes Nacken spannte sich an. »Wenn du versuchst, mich nervös zu machen, muss ich dich enttäuschen, es wird nicht funktionieren«, fauchte sie ihn über ihre Schulter an. »Das Ganze ist zwar eine nette Geschichte«, sagte sie dann zu dem ersten Vrykólakas, »aber nichts was ich nicht schon gehört hätte. Es ändert nichts daran, was ihr seid, was ihr tut. Blut trinken. Menschen töten. … Ich habe gesagt, du sollst das lassen!« Sie wirbelte herum, um sich dem zweiten Vrykólakas zu stellen.
»Nicht nervös?« Er stand direkt vor ihr und grinste sie mit spitzen Zähnen an.
Nikes Herz setzte einen Moment aus, nur um gleich darauf schneller als zuvor zu schlagen. Sie machte einen Schritt rückwärts und prallte an die Brust des anderen Vrykólakas. Sein Knurren vibrierte durch ihren Rücken. Panik ließ sie erstarren. Eine kalte Hand schloss sich um ihren bloßen Arm und schob sie aus dem Weg.
»Geh.«
Sie blinzelte. Einmal, zweimal. Ein breiter Rücken versperrte ihr den Blick auf den Vrykólakas, der ihr eben noch seine Zähne gezeigt hatte.
»Ach komm schon, willst du ganz allein mit ihr spielen? Das ist nicht fair.«
»Ich sagte, du sollst gehen.«
Nike war wie erstarrt. Sie erwartete fast, die beiden würden aufeinander losgehen und sich gegenseitig zerfleischen. Stattdessen schnaubte der Kleinere von ihnen und ging tatsächlich. Als sich der Vrykólakas zu ihr umdrehte, reckte Nike das Kinn.
»Ich habe keine Angst.«
Er lachte leise und beugte sich näher zu ihr. »Das ist ein großer Fehler, kleine Göttin.«
Sie kämpfte gegen den Drang an, vor ihm zurückzuweichen. Um dennoch das Gefühl zu haben, etwas Abstand zwischen sich und ihn zu bringen, verschränkte sie die Arme vor der Brust.
»Nichts, von dem, was ihr mir erzählt habt, ändert irgendetwas. War es das also? Kann ich jetzt gehen?«
Er lachte humorlos und schüttelte den Kopf, ehe er ein paar Schritte nach hinten trat und Adam ansah. »Ich sagte doch, es hat keinen Sinn. Sie lebt in ihrer eigenen Welt, glaubt die Lügen, die OLYMPUS ihr auftischt mehr als bereitwillig.« Er wandte sich wieder an Nike und jeglicher Humor wich aus seinem Gesicht. »Sie benutzen euch, genauso wie sie damals uns benutzt haben. Früher oder später seid ihr nicht mehr von Interesse für sie und was glaubst du, wird dann aus euch?«
Sie reckte das Kinn ein Stück weiter, schwieg jedoch. Seine Lügen würden nicht zu ihr durchdringen.
Der Vrykólakas seufzte theatralisch und packte sie erneut, warf sie sich über die Schulter, als wäre sie ein Sack Kartoffeln. Nike schrie ihn an und schlug auf ihn ein, aber er reagierte nicht.
»Was hast du mit ihr vor?«
»Sie wieder einsperren. Ich gebe dir drei Tage, um sie zu überzeugen. Halt sie dabei aber von mir fern. Ihr Geruch macht mich verrückt.« Er warf sie in die Abstellkammer und verschloss die Tür, ehe sie sich aufrappeln konnte. Aus Wut trat Nike noch einmal fest gegen das Holz, auch wenn sie wusste, dass es keinen Sinn hatte. Sie musste einen Weg hier heraus finden.
Sie saß eine gefühlte Ewigkeit an der Tür und schlug mit dem Hinterkopf dagegen, als ihr endlich die rettende Idee kam. Um sich nicht zu verraten, fuhr sie damit fort, gegen das Holz zu schlagen. Langsam breitete sich ein kleines Grinsen auf ihren Lippen aus.
Ja, das konnte tatsächlich funktionieren. Sie musste nur noch etwas warten und versuchen, in der Zwischenzeit nicht ihrer Platzangst zu erliegen. Mit geschlossenen Augen stellte sie sich vor, auf einem offenen Platz zu sein und wartete auf den Sonnenaufgang.
Zu „Codename Nike“ ist bereits ein Fortsetzungsroman in Arbeit.
Ich habe mit Annika Dick über ihren ersten Vampirroman gesprochen:
A.B.: Was erwartet die Leser in CODENAME NIKE?
A.D.: In „Codename Nike“ sucht eine junge Frau den Mörder ihrer Mutter. Als kleines Kind hat sie mitangesehen, wie diese von einem Vrykólakas – durch Gentechnik erschaffene Vampire – ermordet wurde. Um gegen diese übermächtigen Gegner zu bestehen, hat sie sich selbst einer ähnlichen Behandlung unterzogen. Bei ihrer Suche nach dem Mörder landet sie im Haus von Thanos, einem weiteren Vrykólakas. Dass sie dort auch über Adam, einen normalen Menschen und ehemaligen Mitarbeiter von OLYMPUS, der Organisation, für die sie selbst auch arbeitet, stolpert, verwirrt sie zutiefst, denn ein Monster wie Thanos sollte einen Menschen ja nicht am Leben lassen – und erst recht nicht sie selbst, nachdem sie versucht hat, ihn zu töten. Als sie dann selbst von einem Mitarbeiter von OLYMPUS angegriffen wird, ist Thanos‘ Heim plötzlich der einzige Ort, an den sie gehen kann und ihr werden über einige Dinge, die sie ihr Leben lang für die unumstößliche Wahrheit hielt, die Augen geöffnet. Natürlich ist Thanos und die Gefühle, die er in ihr weckt, daran nicht ganz unschuldig.
A.B.: Welcher Charakter des Romans liegt Dir besonders am Herzen – und warum?
A.D.: Oh, das ist hier wirklich schwer. Mir liegen oft die Figuren besonders am Herzen, die ich am meisten leiden lasse (oder leiden lassen muss). Davon gibt es hier eine ganze Menge: Allen voran Nike, die so jung ihre Mutter und ihre Identität verliert und nur noch für ihre Rache lebt. Dann Thanos und die anderen Vrykólakas, die sich seit ihrer Verwandlung vor Jahrzehnten verstecken müssen, wenn sie überleben wollen. Hier hat es mir auch ganz besonders Richard angetan. Richard hat von Kindesbeinen an versucht, dazuzugehören, scheiterte damit schon bei seinem Vater und später auch bei den Vrykólakas. Er eckt an und provoziert, wo er nur kann und scheint sich in dieser Rolle sichtlich wohlzufühlen. Valeriu darf ich auch nicht vergessen. Warum er mir so am Herzen liegt, kann ich hier aber nicht sagen, ohne zu viel zu verraten.
A.B.: Wie kamst Du auf die Idee zu CODENAME NIKE?
A.D.: Mich hat ein Lied dazu inspiriert, oder besser gesagt, das Intro eines Albums („The Unforgiving“ von Within Temptation). Diese Zeilen verfolgten mich ein halbes Jahr, bis mir die Figur von Nike dazu in den Kopf kam, die mir zunächst nur sagte, dass sie gegen Monster kämpfe. Was genau das für Monster waren, kam dann erst nach und nach. Ich wollte schon lange einmal wieder einen Vampirroman schreiben, es sollte aber etwas Neues sein, das zumindest mir selbst so bisher noch nicht untergekommen war. So kam die Idee der genetisch veränderten Menschen auf, bei denen sich schwerwiegende Nebenwirkungen der Behandlung zeigten.
A.B.: Hast Du streng nach Expo geschrieben oder hat sich die Handlung recht frei entwickelt?
A.D.: Ich habe mich ziemlich dicht an das Exposé gehalten, dass ich vor dem Schreiben erstellt habe, aber einige Kleinigkeiten überraschten mich dann beim Schreiben, wie sie das meistens tun.
A.B.: Hattest Du irgendwelche Vorgaben vom Verlag oder völlig freie Hand?
A.D.: Nein, Vorgaben gab es vom Verlag keine.
A.B.: Wie gestaltete sich die Zusammenarbeit mit dem Lektorat?
A.D.: Ich glaube, wenn man sich beim Lesen der endgültigen Fassung eines Romans neu in ihn verliebt, kann man nur sagen, dass das Lektorat wirklich toll war.
A.B.: Wie gefällt Dir das Cover des Romans, das von Klaud Design gezaubert wurde?
A.D.: Ich glaub, bei dieser Frage wiederhole ich mich mittlerweile recht langweilig, aber ich liebe es! Wobei mich das bei Klaud Design nicht wirklich überrascht, ich bin von deren Covern jedes Mal hin und weg.
Als letztes Vampirprojekt möchte ich den Lesern die Serie NIGHT SOUL von Kajsa Arnold ans Herz legen.
CHANNING
Kajsa Arnold
Roman / Vampirroman
Oldigor Verlag
Covergestaltung: Klaud Design
NIGHT SOUL: Band 1
Taschenbuch, 280 Seiten
ISBN: 978-3945016770
Mai. 2014, 7.99 EUR
Channing McArthur erwacht in einem Krankenhaus ohne Gedächtnis. Nur langsam findet er heraus, dass er in Seattle ist und was er hier eigentlich zu suchen hat. Die plötzliche Veränderung seines Körpers und die Veränderung seines Ich's verwirren ihn. Als er auf Shia Keane trifft, werden seine Fragen beantworten und ihm sein neuer Platz im Leben zugeteilt. Denn Channing ist der neue Anführer der Krieger des Glaubens, die die Existenz der Vampire unter den Menschen geheim halten müssen, um deren Fortbestehen zu sichern, das "Geheime Buch" zu schützen und damit auch das Erbe der Vampire zu wahren. Channings Freundschaft mit Shia Keane wird durch seine Liebe zu Sara, Shias Zwillingsschwester, auf eine harte Probe gestellt. Channing und Sara verbindet etwas sehr Bedeutsames: Beide sind halb Mensch, halb Vampir und verfügen über außergewöhnliche Fähigkeiten, die den anderen Vampiren der Kriegerschaft nicht zugänglich sind. Hinzu kommt, dass Sara sich den jungen Philippe zum Feind gemacht hat: Er will Saras Zurückweisung nicht hinnehmen und lässt nichts unversucht, sich an ihr zu rächen. Auch Shias Geduld wird auf eine harte Probe gestellt. Er hat sich in eine Polizistin des Seattle Police Department verliebt, die dazu auch noch ein ganz normaler Mensch ist ... Gemeinsam mit Shia, Maroush, Jôrek, Aragón und Ruben, den Kriegern des Glaubens, setzt Channing alles daran, sowohl das " Geheime Buch " als auch Sara und seine Liebe zu ihr zu schützen …
ARAGÒN
Kajsa Arnold
Roman / Vampirroman
Oldigor Verlag
Covergestaltung: Klaud Design
NIGHT SOUL: Band 2
Taschenbuch, 220 Seiten
ISBN: 978-3945016831
Oktober 2014
Nachdem Channing und die Krieger des Glaubens das "Geheime Buch" entdeckt haben, lassen sie sich im Norden der Bretagne nieder. Von dort aus machen sie sich auf der Suche nach dem Schlüssel, um endlich das Diarium öffnen zu können. Eine Spur führt sie nach Schottland. Dort trifft Aragón auf Violett, eine Elementenwandlerin, die nicht nur die Gestalt der Elemente annehmen kann, sondern auch zu den Erzfeinden der Vampire zählt. Doch nur die Zusammenarbeit von Elementen und Vampiren kann es gelingen, den so wichtigen Schlüssel ausfindig zu machen. Dazu muss aber nicht nur Aragón über seinen eigenen Schatten springen. Auch die Jäger der Dunkelheit haben zu neuer Stärke zurückgefunden und mit Philippe an ihrer Spitze
den Wert des Buches erkannt …
RAYHAN
Kajsa Arnold
Roman / Vampirroman
Oldigor Verlag
NIGHT SOUL: Band 3
Taschenbuch, 220 Seiten
ISBN: 978-3945016855
Oktober 2014
Madison hat ein Geheimnis und eine besondere Gabe. Sie ist ein Engel und kann Gedanken lesen. Doch sie ist ein gefallener Engel dem man die Flügel genommen hat, weil sie ihr Blut einem Vampir gab. Dass dies nicht freiwillig geschah ist ohne Bedeutung. Seitdem ist sie auf der Hut vor attraktiven Männern. Doch als Madison in Paris auf Omar Rayhan ibn Ziyad trifft, der nicht nur besonders attraktiv, sondern auch mehr als dreizehnhundert Jahre alt ist, schlägt sie alle Vorsicht in den Wind. Denn Ray trägt das gleiche Tattoo, welches auch ihre verstorbene Schwester trug und Madison setzt alles daran, Antworten zu kommen. Ray hofft, mit ihrer Hilfe das Diarium zu finden, das die Jäger der Dunkelheit in ihren Besitz gebracht haben. Eine Spur führt nach Dubai. Wird er dort auf seinen Bruder Maroush und den Kriegern des Glaubens treffen?
SHIA
Kajsa Arnold
Roman / Vampirroman
Oldigor Verlag
Covergestaltung: Klaud Design
NIGHT SOUL: Band 4
Taschenbuch, 250 Seiten
ISBN: 978-3945016879
März 2015, 7.99 EUR
Die Krieger sind weiter auf der Suche nach dem geheimen Buch. Ihre Suche führt sie wieder in fremde Städte und Länder. Shia hat überlebt, doch er ist kein Krieger des Glaubens mehr, daher muss er als Vampir die Sonne meiden. Wird er sich für die richtige Seite entscheiden?
Damit beende ich meinen kleinen Reigen durch die Vampir-Literatur des Oldigor-Verlages, weitere „Nackenbeißer“ sind dort geplant, die sich alle nicht hinter den Romanen der US-Kollegen verstecken müssen.
Ich werde zu gegebener Zeit darüber berichten.
Alisha Bionda, September 2015